Spontane Aktionen sind häufig die besten. Getreu diesem Motto entschied ich mich am 03.05. zwei Tage später für das lange Wochenende über Himmelfahrt mit Kati, ihrem Freund und noch einigen Freunden der beiden an den Gardasee zu fahren. An sich wollte ich zunächst irgendwo in die nördlichen Alpen, doch die Wetterprognosen waren für ganz Deutschland und die nördlichen Alpen ziemlich mies, um es vorsichtig auszudrücken. Für den Gardasee hingegen waren die Aussichten mit 20-25 °C und viel Sonne nur allzu verlockend. Die anderen hatten ihren Aufenthalt schon länger geplant und ein nettes Quartier in Torbole reserviert, aber in der Jugendherberge in Riva bekam ich wie schon so oft in der Vergangenheit auch ganz kurzfristig noch ein Bett. Somit wurde alles Notwendige in einer Nacht- und Nebelaktion in die Wege geleitet, der Montag wurde auch noch als freier Tag herangezogen, um noch einen Tag mehr zu haben und der zu befürchtenden Rückreisewelle aus dem Weg zu gehen, und schon konnte es am Mittwoch nachmittag los gehen gen München, wo noch mal ein Zwischenstopp bei meinem Bruder angesagt war. Nach sehr kurzem Schlaf war die Nacht um 02:00 dann auch schon wieder vorbei, und ich begann zwar etwas müde, aber dafür auf wie leergefegten Straßen, gemütlich Richtung Gardasee zu fahren. Gegen 07:30 war ich bei Rovereto und entschied mich als Auftakt spontan zu einer Klettersteig-Tour an der Ostseite des Monte Baldos, die ich schon länger mal ins Auge gefaßt hatte. Auf der Durchreise war dies nun lediglich ein kleiner Abstecher, und so konnte es nach einem kleinen Frühstück schließlich kurz nach halb zehn los gehen in der wärmenden Frühlingssonne.

1. Tag:
Teil 1
Zu Fuß: Nähe Avio - Cascata Preafessa - Via Ferrata Gerardo Sega - Madonna delle Neve - Nähe Cascata Preafessa - Nähe Avio
Stats: Zu Fuß: 5:45 h (09.40 - 15.25) - +1060 hm/-1060 hm



Landschaftlich war dies eine sehr nette Runde, besonders den riesigen Wasserfall und die gigantische Felsapis vergißt man nicht mehr so schnell. Der Klettersteig an sich ist nicht sonderlich schwer, die Felsbänder machten stellenweise richtig Laune, ohne, dass sie zu anspruchsvoll wurden. Für den Auftakt war das genau richtig. Dass man oben dann auf einem Forstweg mündet, hat in meinen Augen nicht gestört. Auf dem Rückweg von Madonna delle Neve konnte ich noch ein paar Bergkameraden bei der Wegsuche zum Klettersteig helfen, da sie irgendwie den Einstieg nicht gefunden hatten. Wie sich zeigte, hätten sie lediglich den Weg noch ein paar Kehren weiter absteigen müssen, dann wären sie am beschilderten Abzweig zum Cascata Preafessa und zum Klettersteig angekommen ... Nach kurzer Verabschiedung ging es dann wieder zügig talwärts zum Auto.

Ich denke, man könnte die Runde auch super als Bike & Hike-Tour durchziehen, mit Start per Bike im Tal Nähe Avio (Parkplatz an der Bachbrücke), Auffahrt über die Straße bis Madonna delle Neve, ab dort per pedes die gut 350 hm runter zum Wasserfall, dann die Klettersteig-Runde gehen und am Ende nach Rückkehr nach Madonna delle Neve per Bike den Weg 652 runter zurück zum Auto. Der Trail macht mit Bike sicher noch viel mehr Spaß als zu Fuß, denn er schlängelt sich recht abwechslungsvoll und fahrtechnisch stellenweise anspruchsvoll die gut 700 hm ins Tal. Hätte ich das vorher gewußt, wie nett dieser Weg ist, wäre ich Runde gleich mit Bike angegangen ... Naja, vielleicht ein anderes Mal noch mal :-)

Fotos zum 1. Tag in höherer Qualität

Weg 652 Richtung Cascata Preafessa Blick in die Ostseite des Monte Baldo-Massivs
Cascata Preafessa am Zustieg zur Via Ferrata Gerardo Sega

Einstieg zur Via Ferrata Gerardo Sega mit gigantischer Felsapis
Die erste Leiter an der Via Ferrata Gerardo Sega
Das erste recht luftige, aber gut begehbare Felsband

Blick zurück vom ersten Felsband auf den bisher zurückgelegten Weg
Tiefblick vom ersten Felsband
Schöner Blick vom ersten Felsband auf das zweite, das auf Höhe des kleinen grünen Busches in der Felswand verläuft

Aussicht nach oben in die gigantische Felsapis
Kraxeln am Drahtseil im gut gestuften Fels

Ausstieg aus der Via Ferrata Gerardo Sega mit wunderbarem Talblick Idyllische Wiesenlandschaft beim Abstieg gen Madonna delle Neve

1. Tag:
Teil 2
Riva - alte Ponale-Strasse - Pregasina - Punta Larici - Pregasina - alte Ponale-Strasse - Riva
Stats: 20,56 km - 12,5 km/h AVS - 1:38 h (17.30 - 19.15) - 36,0 km/h MAX - +830 hm



Nach spät nachmittäglicher Ankunft in Riva und Einchecken in der Jugendherberge überlegte ich mir, was ich noch anstellen könnte, da noch etwas Zeit war bis zum Abendessen und ich noch nichts von den anderen gehört hatte, die den Tag über eine Tour im Pasubio-Gebiet gemacht hatten. Spontan kam mir die alte Ponale-Straße in den Sinn und so begann ich bis auf Jacke, Digicam und Handy die alte Ponale-Straße ohne Gepäck in Angriff zu nehmen. Unterwegs merkte ich schon bald, dass ich richtig gut im Tritt war, und so beschloß ich bis zum Aussichtspunkt Punta Larici auf gut 890 m zu kurbeln - auf Tempo. Ich wollte mal sehen, was zeitlich so drin war für mich und so drückte ich die steile Straße ab Pregasina ebenso zügig hinauf wie den Rest der Strecke. Bis auf die kurzen Fotostopps ging es ohne zu Verschnaufen nonstop bis oben hin, wobei ich dieses Mal selbst den letzten steilen Schotterweg bis zum Aussichtspunkt fahrend erklimmen konnte. Nach 1:10 h und gut 820 hm bin ich schießlich oben angekommen und konnte die Aussicht genießen und den Puls mal wieder etwas runterkommen lassen. Nebenher verriet mir ein Blick auf mein Handy, dass man sich gut 45 Minuten später zum Abendessen treffen wollte. Ooops, na dann aber mal ab an die Abfahrt ...

Da ich nichts zu trinken oder essen dabei hatte, blieben sowieso gar keine großen Optionen für eine stärkende Rast, also düste ich so schnell es ging wieder talwärts gen Riva. Zu der Zeit hatte ich die ganze Piste für mich, kein anderer Biker weit und breit, auch keine Fußgänger. Perfekt. So war ich nach rasanter Abfahrt in etwas weniger als 30 Minuten wieder an der Jugendherberge, wo es dann direkt ab unter die Dusche ging und dann wenig später auch schon wieder aufs Rad zum Abendessen. Zu meinem Unmut war die Bedienung im Restaurant "Al Rustico" in Torbole nicht in der Lage noch einen Stuhl für mich zu organisieren, so dass ich mich zu den anderen sieben an den Tisch setzen konnte. Trotz mehrfachen Nachfragens meinte sie nur, das ginge nicht, sie hätten keinen Stuhl, also blieb nicht viel als den anderen einen guten Appetit zu wünschen und nach kurzer Terminabsprache für den kommenden Morgen wieder zu fahren. Wenig später beim Pizza-Essen am Strand war die zeitweise etwas schlechte Laune dann wieder verflogen, doch nichtsdestotrotz stand fest, wo ich in Zukunft sicherlich nie zum Essen hingehen würde ...

Fotos zum 1. Tag in höherer Qualität
Alte Ponale-Straße mit Blick Richtung Monte Baldo-Massiv   Durchatmen an der Punta Larici mit tollem Panorama zum Monte Stivo   Es werde Licht!



2. Tag: Basierend auf Bd. 12 Tour 22 (Passo Rocchetta) + Tour 31 (Tremalzo III):
Riva - alte Ponale-Strasse - Pregasina - Nähe Punta Larici - Malga Palaer - Passo Rochetta - Baita Segala - Passo Nota - Tremalzo-Tunnel - Garage Tremalzo - Malga Caset - Cima Vai - Tiarno di Sotto - Bezzecca - Ledrosee - Pur - Molina di Ledro - Pre - Via del Ponale - alte Ponale-Strasse - Riva
Stats: 66,41 km - 11,1 km/h AVS - 6:00 h (09.50 - 19.45) - 57,6 km/h MAX - +2140 hm


Beim morgendlichen Treffen mit allen anderen erfuhr ich ,dass es Richtung Tremalzo gehen sollte. In diesem Mal gemässigterem Tempo bei recht warmen Temperaturen, vor allem jedoch mit unzähligen anderen Bikern, kurbelten wir gemütlich hinauf gen Punta Larici, nach längerer Rast weiter an der Malga Palaer vorbei und über den Trail 422 mit meist nur kurzen Schiebestücken gen Passo Rocchetta und in mehrfachem Auf und Ab bis zum Passo Nota, an dem wir uns gerade noch rechtzeitig vor einem Regenschauer ins Trockene flüchten konnten. An sich brauche ich diese Menschenmassen ja nicht um mich herum, aber realistisch betrachtet war es absehbar, dass sich Massen an Bikern diese Route hinauf bis zumindest zum Passo Rocchetta hinaufbewegen würden an solch einem langen Wochenende bei solche einem guten Wetter. Was soll's.

Lustig daran war, dass man doch einige Kuriositäten erleben konnte, wie z.B. den recht peinlichen Auftritt eines Downhillers mit full-face Integralhelm und kompletter Protektoren-Ausstattung, der sein Downhill-Gefährt vom Passo Rochetta sagenhafte 5 m weit fahrend über den 422 bis Richtung Malga Palaer steuern konnte, bevor er absteigen mußte. Am Bike kann's eigentlich nicht gelegen haben, aber wie auch immer ... Dann ging es unter den Augen der vielen oben stehenden Biker einige Meter schiebenderweise zu Tal, bis er dann realisierte, dass das wohl auch zu anspruchsvoll sei für ihn. Ergo kehrte er nach gut 50 m wieder um und schob den Trail wieder hinauf, um dann oben angekommen schwer atmend den normalen 422, den wir zuvor raufgekommen waren, zu versuchen - gegen den Strom von mindestens 50 Bikern, die diesen Trail meist schiebenderweise raufkamen. Ohne Worte. Ein echtes Spektakel. Ich brauchte lange, bis das Grinsen aufgrund dieser Vorstellung aus meinem Gesicht wich ...

Am Passo Nota trennten wir uns dann, Kati, ihr Freund Franz, Rainer und ich fuhren noch weiter hinauf gen Tremalzo, während Robert, Jon, Helga und Anja wieder die Rückfahrt antraten mit Abfahrt über den Ledrosee. Bei der Auffahrt zum Tremalzo waren wir quasi alleine unterwegs, lediglich eine Hand voll Biker kamen uns entgegen, und da ich die Piste in der Richtung bisher noch nicht gefahren war, genoß ich es umso mehr. Bei nun wieder recht brauchbarem Wetter kurbelten wir also Kehre um Kehre bis zum letzten Tunnel hinauf, gönnten uns oben dann eine nette Pause mit schönem Panorama in die Adamello-Gruppe und dann ging's auch schon an die Abfahrt. Zunächst auf Asphalt hinab zur Garage Tremalzo, folgten wir wenig später einem netten Wegelein zur Malga Caset, und über einen richtig spassigen Trail über die Cima Vai ging es vielfach ordentlich steil hinab ins Tal, bis wir schließlich nach finaler anspruchsvoller Schotterabfahrt bei Tiarno di Sotto mündeten. Der Zubringer zum Ledrosee war schnell geschafft, die kurze Straßenabfahrt bis zum Autotunnel gen Pregasina ebenfalls, und dann wartete noch mal eine echte Herausforderung auf der Via del Ponale, die schließlich auf die alte Ponale-Straße mündet.

Zunächst harmlos, zeigte dieser Trail einem bald seine Zähne. Es wurde immer technischer und verblockter, und wir überholten diverse Biker, die ihr Bike über die Felsstufen trugen. Franz mit seinem Rocky Mountain Switch hatte natürlich beste Voraussetzungen alles zu fahren, zumal er auch über eine sehr gute Fahrtechnik verfügt. Ich hatte die ganze Zeit versucht an seinem Hinterrad zu kleben, aber mit meinem Bike und dem geringen Federweg mußte ich irgendwann doch das Tempo drosseln, keine Chance. Die letzten 30 m waren dann ziemlich extrem, doch da ich kurz zuvor gerade wieder an einer größeren Gruppe von schiebenden Bikern vorbeigefahren bin, wollte ich nicht für die letzten Meter absteigen und schieben. Wie sieht das denn aus?!? :-) Also ging es mit voller Konzentration und weit nach hinten verlagertem Schwerpunkt an die letzten brutal steilen Felspassagen. Mitten in der Passage kamen mir ganz kurz Zweifel, ob ich das wirklich fahren könnte, eine Auslaufzone zum Bremsen gab es jedoch nur unten auf der Ponale-Straße, zum kontrolliert anhalten war es realistisch betrachtet eigentlich zu spät und ein Abgang über den Lenker in dieser Fels-Trümmer-Landschaft wäre garantiert ziemlich schmerzhaft geworden. Also ging es getreu dem Motto "speed is your friend" mit dem nötigen Schwung über die letzte große Stufe ... Adrenalin pur. Irgendwie konnte ich gerade noch rechtzeitig das Vorderrad hochziehen, bevor ich vorne zu steil abgetaucht wäre, dann flog ich auch schon und droppte wenig später alles andere als komfortabel abgefedert etwas tiefer in die steile Rinne, konnte gerade noch mit dem Vorderrad einem großen Felsklotz ausweichen und holperte dann die allerletzten steilen Meter runter zur alten Ponale-Straße, auf der Franz schon wartete und mich zum erfolgreich gemeisterten Trail beglückwünschte. Ufff. Bike und Fahrer alle wohlauf ...

Als Kati und Rainer wenig später auch bei uns waren, setzten wir zum finalen Downhill nach Riva an. Entspannend, technisch nicht sonderlich schwer, aber mit gutem Flow und super Aussicht düsten wir die alte Uferstraße ins Tal. Ein grandioser Abschluß einer der abwechslungsreichsten Touren am Lago, die man in dieser Form oder abgewandelt auf jeden Fall mal gefahren sein sollte. Einfach top!


Fotos zum 2. Tag in höherer Qualität

Früh morgendlicher Ausblick aus den Gassen von Riva gen Monte Baldo Ich am Hafen von Riva mit dem Monte Baldo-Massiv im Hintergrund
Schöne Wasserreflektion am Hafen von Riva

Netter Aussichtspunkt an der alten Ponale-Straße   Top Panorama knapp unterhalb der Punta Larici   Von links nach rechts: Anja, Franz, Rainer, Kati, Robert und Jon vor der imposanten Kulisse des Monte Baldo-Massivs

Rückblick auf die Tremalzo-Piste bei der Auffahrt   Kati und Rainer am Tremalzo-Tunnel vor der Adamello-Gruppe   Kati, Franz und Rainer bei der Abfahrt Richtung Rifugio Garda

Panorama am Rifugio Garda ins Hinterland

Am Rifugio Garda
Nette Stimmung am Ledrosee Wunderbare Aussicht über den Ledrosee

Die alte Ponale-Strasse am frühen Abend Schöner Blick hinüber nach Riva mit der erleuchteten Bastione und der Kapelle St. Barbara unter den funkelnden Sternen Nächtlicher Blick gen Süden über den Gardasee hinweg



3. Tag:
Basierend auf Bd. 11 Tour 42 (Monte Altissimo) + Tour 34 (Dosso dei Roveri):
Riva - Torbole - Malga Zures - Malga Casina - Nähe Prati di Nago - Monte Altissimo - Weg 622 - Malga Campo - Weg 650 - Mündung Strada Brentegana - Mündung Strada del Monte Baldo - Nähe Prati di Nago - Dosso dei Roveri-Trail - Navene
Stats: 50,43 km - 8,8 km/h AVS - 5:45 h (08.55 - 18.45) - 34,2 km/h MAX - +2500 hm



An sich sollte es Richtung Monte Stivo gehen an dem Tag, morgens hieß es dann aber "Forza Altissimo". Sollte mir recht sein. Bereits vorher stand fest, dass wohl alle nur die halbe Auffahrt machen würden, um dann den Dosso dei Roveri-Trail hinab gen Navene zu nehmen. Für den Nachmittag war dann noch mal für manche aus der Gruppe die Tour zur Capanna Grassi angepeilt. Ich hatte hingegen geplant die Tour bis zum Altissimo-Gipfel zu erweitern und dann über diverse Trails abzufahren. An der Weggabelung, an der die anderen dann abbogen, fand ich in Rainer noch einen Mitstreiter für mein Vorhaben, so dass ich den Rest des Tages doch noch in netter Begleitung war und nicht solo fahren mußte.

Bei richtig schönem Wetter kurbelten wir zwei dann recht zügig immer weiter hinauf, bald war die Schranke auf gut 1550 m erreicht, die gut 200 hm auf Schotter kamen wir auch recht gut, wenn gleich auch anstrengend, den Berg hinauf - und dann war nach kleiner Rast fast durchgängig schieben angesagt bis zum Gipfel. Einige sehr steile Pfadabschnitte und nicht zuletzt auch die Schneereste im oberen Teil kosteten ordentlich Körner, so dass wir beide froh waren, oben ein geöffnetes Rifugio vorzufinden und dort gemütlich rasten zu können. Die Aussicht auf den Lago war phantastisch, er lag einem in seiner ganzen Länge zu Füßen und funkelte in der Mittagssonne. Wunderbar.

Als Abfahrt hatte ich mir die Trails 622 und 650 ausgeguckt, die recht abwechslungsreich und technisch nicht allzu schwer sein sollten. Bis auf wenige kurze Schiebestücke ging es recht gut hinunter bis zur Malga Campo, ab dort schlängelte sich der Weg 650 sehr anregend am Hang entlang und bot tolle Aus- und Tiefblicke. Auch hier gab es einige kurze Schiebestücke, aber aufgrund der super Landschaft nahmen wir dies gerne in Kauf. Nach dieser tollen Passage ging es schließlich auf einen Waldtrail und nach kurzer Abfahrt über eine Wiese erreichten wir wieder "normales" Terrain in Form einer kleinen Beton-Straße bzw. später Schotterpiste. Nach kurzen Orientierungsschwierigkeiten fanden wir schließlich den korrekten Weg und folgten der Strada Brentegana mit einigen Rampen und kurzem Trail zum Schluß, bis wir auf 1085 m wieder an unseren Auffahrtsweg, die Strada del Monte Baldo, mündeten. Wir gönnten uns eine längst überfällige Rast und diskutierten, wie wir weiterfahren sollten. Ich hatte mir während der Abfahrt überlegt, dass ich ja noch die Dosso dei Roveri-Runde anhängen könnte, dazu müsste ich "nur" noch mal knappe 250 hm extra den Berg hinauf. Rainer entschied sich zur direkten Abfahrt nach Torbole, ich machte mich dann wenig später daran die Asphaltpiste bis Nähe Prati di Nago zum zweiten Mal an diesem Tag hinter mich zu bringen. Ich weiß nicht genau, aus welchem Grund, aber irgendwie mußte ich mir auch noch ein Wettrennen mit einem anderen Biker liefern, der wohl gerade bei seiner nachmittäglichen Halbtagestour gestartet war. Nachdem ich ihn überholt hatte, hängte er sich an mein Hinterrad und ließ nicht locker. Ich jedoch ebenso wenig :-) In 17 Minuten drückte ich die Straße mit aller Power, die die müden Beine nun noch hergaben, hinauf und verteidigte einen hauchdünnen Vorsprung über die knapp 220 hm bis zum Abzweig Nähe Prati di Nago. Wenn schon Muskelkater am nächsten Tag, dann richtig :-)

Nach diesem Intermezzo ließ ich es dann wieder etwas ruhiger angehen und spielte den Guide für drei Freerider, die den Abzweig zum Trail nach Navene suchten. Da ich ja ebenfalls dort runter wollte, erklärte ich ihnen genau, wo es lang geht, ließ sie vorfahren und so kamen wir wenig später am Einstieg zum Trail an. Die zwei Jungs hatten recht brauchbare Downhill-Bikes inklusive kompletter Schutzausrüstung für sich, ihre Freundin hatte ein Hardtail mit Protektoren und Integralhelm, wobei sie nicht ganz so sicher zu fahren schien. Naja, wie auch immer, zumindest stürzten sich die Jungs als gäbe es kein Morgen in den Trail, ich ließ das Mädel hinterher fahren und folgte dann in meinem Tempo, wobei ich gut mit ihr mithalten konnte. An der zweiten Schlüsselstelle des Trails stieg sie dann ab und ich konnte an ihr vorbeifahren, wobei ich noch eine Gruppe an Bikern, die gerade durch diese Passage marschierte, überholte. Dass ich oben Nähe Prati di Nago den Sattel komplett versenkt hatte, war eine sehr weise Entscheidung gewesen, denn der Trail war stellenweise ziemlich knackig. Aus recht gemütlichem Trailen wurde dann mehrfach plötzlich eine enge Serpentinen-Passage mit grobem Geröll und Felsstufen, bei der wohldosiertes Bremsen und gute Fahrtechnik unabdingbar waren, um heil hinunterfahren zu können. Ich war auf jeden Fall in meinem Element und freute mich sehr, das ich diesen Trail noch mitgenommen hatte, obwohl mir meine Beine fast ununterbrochen etwas anderes erzählen wollten ...

Beim Warten mit den Jungs auf ihr Mädel kam schließlich ein anderer Biker, der eine offizielle Tour führte, den Trail runter (seine Kunden folgten mit einigem Abstand ...) und meinte, dass das Mädel weiter oben gestürzt sei. Oh je! Er bestätigte aber auch gleich, dass es nichts Ernsthaftes sei, sie nun aber schieben würde und gleich da sein würde. In der Tat kam sie wenig später zu uns, wurde dann erst mal kurz von ihrem Freund gecheckt, ob noch alles dran ist, dann ging es weiter. Ich fuhr nun etwas langsamer und anfangs immer mit etwas Abstand hinter ihr, um bei Bedarf zur Stelle zu sein, falls sie noch mal stürzen sollte. Später fuhr ich dann immer vor, drosselte aber das Tempo, so dass ich sah, ob sie nachkam oder nicht. Die Jungs fuhren immer ihr Tempo runter, warteten aber auch regelmässig. Naja, an sich wäre ich ohne Begleitung der drei schon längst unten in Navene gewesen, aber irgendwie fühlte ich mich nun auch ein Stück weit verantwortlich dafür, dass wir alle gut ins Tal kommen. Also ging es mit diversen Zwischenstopps über den tollen Trail weiter hinab gen Navene, wobei sich das Mädel ziemlich zusammennahm und trotz ihres Sturzes und den daraus resultierenden kleinen Abschürfungen und Prellungen im Schulterbereich recht gut fuhr. Zwischenzeitlich kamen noch mal einige sehr steile und verblockte Passagen, ebenso eine brutal steile Felsrinne mit losem Schotter, die mir alles abverlangte, um nicht zu stürzen. Doch schließlich nahm auch dieser Trail ein Ende und wurde zu einer recht gut fahrbaren Schotterpiste, und kurz danach mündeten wir etwas oberhalb von Navene.

Bei einem kleinen Plausch mit dem Mädel bot sie mir dann an, dass ich mit ihnen zurück gen Torbole fahren könne, da sie ihr Auto unten an der Straße stehen hätten und ich noch Platz finden könnte. Das Angebot nahm ich gerne an, denn die Straße am Ufer entlang bis Torbole ist alles andere als bikerfreundlich, da es durch einige unbeleuchtete Tunnel geht und man sich per Bike nicht wirklich sicher fühlt in diesen Tunneln. So hatte ich einen wunderbaren Shuttle-Service zurück nach Torbole, zusammen mit den vier Bikes im Innenraum des Transporters, halbwegs bequem auf einem Schlafsack sitzend und die Aussicht aus der getönten Heckscheibe auf einen Italiener genießend, der kurz davor war, uns den Auspuff abzufahren ... Man muß alles mal ausprobiert haben :-) In rasanter Fahrt ging es also zurück bis Torbole, von wo ich dann wieder mein Bike zur Fortbewegung nutzte und bis Riva strampelte. So endete dieser lange Biketag und rundum happy aufgrund des Erlebten genoß ich wenig später eine erfrischende Dusche, bevor es danach wieder zum Abendessen mit den anderen ging. Dieses Mal klappte es auch mit einem Sitzplatz am gleichen Tisch :-)

Fotos zum 3. Tag in höherer Qualität

Riva, Torbole und der Monte Brione sowie Cima Capi und Cima SAT Jon, Franz und Kati bei der Auffahrt auf der Strada del Monte Baldo
Toller Blick über den Gardasee an der Strada del Monte Baldo kurz oberhalb des Schotter-Abzweigs Richtung Dosso dei Roveri

Franz beim Abstieg vom Aussichtsfelsen, hinten das Val di Ledro   Super Aussicht in die Brenta nähe Malga Casina   Monte Stivo und rechts davon leicht vorgelagert der Monte Biaena

Phantastischer Blick über den Ledrosee hinweg zu den schneebedeckten Gipfeln mit Monte Telegrapho und Cima di Bondolo   Die Schotterpiste Richtung Monte Altissimo auf gut 1650 m   Traumaussicht über den nördlichen Gardasee bis zu Adamello und Presanella sowie rechts davon der Brentagruppe

Rainer auf einem kurzen Fahrstück im oberen Teil des Weges zum Monte Altissimo   Blick zurück auf den bisher zurückgelegten Weg am Monte Altissimo   Rutschige Altschnee-Querung am Monte Altissimo

Mühsam kämpft sich jeder für sich die steile Geröllpiste hinauf Am Monte Altissimo auf über 2000 m mit Blick hinüber zur Kapelle und einem Biker im Schneefeld, der sicher schon nasse Füße hat

Tolles Gardasee-Panorama vom Monte Altissimo

Rainer und ich am Gipfel des Monte Altissimo   Rainer auf der Abfahrt über den Trail 622 Richtung Malga Campo   An der Malga Campo mit dem kleinen Monte Campo im Hintergrund

Schöne, insgesamt fast durchgängig fahrbare Hangquerung am Weg 650
Tolle Passage am Weg 650

Blick über den Gardasee am Dosso dei Roveri-Trail
Eine der anspruchsvolleren Stellen am Dosso dei Roveri-Trail

Gardasee-Panorama am frühen Abend



4. Tag: Basierend auf Bd. 11 Tour 31 (Monte Velo) + Tour 41 (Monte Stivo) + Tour 29 (Pianaura-Trails):
Riva - Torbole - Arco - Carobbi - PAsso Due Sassi - Agritur Torboli - Santa Barbara - La Prese - Malga Stivo - Monte Stivo - Mandrie Alte - Malga Vallestre - Pianaura-Trails - Kalkgrotten - Arco - Riva
Stats: 59,26 km - 9,9 km/h AVS - 5:59 h (09.20 - 20.15) - 39,6 km/h MAX - +2330 hm



Für den Sonntag hieß es wieder einmal ab zur Villa Gloria, dort die anderen treffen und dann schauen, welche Tour man angeht. Da der Rest bereits am Nachmittag die Heimreise antreten musste, wurde schließlich beschlossen, dass Anja, Rainer, ein befreundetes Pärchen der beiden und ich noch die Monte Velo Tour in Angriff nehmen und der Rest eine Runde am Lago di Cavedine dreht, danach wollte man sich noch in Arco zum finalen Eis essen treffen. Ich für meinen Teil plante hingegen noch die Verlängerung zum Monte Stivo mit Abfahrt über die Pianaura-Trails, da ich ja noch nicht heim musste und das Wetter gut zu bleiben schien.

Nach nettem Zwischenstopp mit Anja und Rainer bei Mecki's, wo wir wenig später die beiden anderen trafen, kurbelten wir also zu fünft nach Arco und von dort die Piste nach Carobbi hinauf, von der man vielfach schon nette Ausblicke ins Umland und auf den See hatte. Mit ein paar kleinen Verschnaufpausen kamen wir schließlich auf die gut zu fahrende Schotterpiste am Hang des Monte Velo, die uns schließlich zum Passo Due Sassi führte. Von schönen Lago-Blicken begleitet ging es hinab zum Gasthaus Agritur Torboli, das jedoch leider geschlossen war. Sehr schade, denn eigentlich hatten wir, im speziellen Rainer, darauf spekuliert dort lecker zu speisen. Leider Pech gehabt ... So fuhren wir also in aller Ruhe ohne Essen die Straße hinauf bis Santa Barbara, wo wir uns dann am Dorfbrunnen schließlich trennten. Die anderen fuhren talwärts gen Arco, ich füllte die Flaschen noch mal auf und begann die zähe Auffahrt Richtung Monte Stivo, der steil in den wolkenlosen, blauen Himmel aufragte.

Bis zum Wegpunkt La Prese konnte man noch halbwegs gut fahren, dann wurde die Piste ziemlich schlecht und gut 20 hm später war dann Schieben angesagt. Zwar hätte man vermutlich noch ein paar Meter hier und da fahrend absolvieren können, aber schiebenderweise war es deutlich angenehmer, also marschierte ich bis gut 1700 m mit dem Bike an meiner Seite, bevor ich mich noch mal für die letzten, relativ gut fahrbaren Meter bis zur Malga Stivo auf den Sattel schwang. Die Aussicht war überragend und das tolle Wetter stimmte mich so euphorisch, dass ich ohne große Rast gleich den Weiterweg zum Gipfel des Monte Stivo in Angriff nahm. Prinzipiell hätte man sein Bike auch an der Malga stehen lassen können und den Gipfelabstecher komplett zu Fuß absolvieren können, doch ich hatte die Hoffnung, dass man von oben auf direktem Weg gen Mandrie Alte abfahren könnte und von der dortigen Kreuzung gen Malga Vallestre trailen könnte.

Nach gut 30 Minuten war ich dann am Rifugio angekommen und - welch Überraschung - ich war der einzige Biker. Ich stellte mein Bike dort ab und hüpfte geschwind die paar Meter zum Gipfel hinauf, wo ich mich bei einmaligem 360°-Panorama zu einer langen Rast niederließ und mir - längst überfällig - meine drei Salami-Semmeln schmecken ließ. Die Fernsicht war wirklich phantastisch an diesem Tag, ich konnte von der Adamello-Gruppe über die Brenta und das Ortlermassiv bis in die Dolomiten schauen, ebenso zeigten sich die Ötztaler Alpen am Horizont sowie in weiter Ferne die Zillertaler Alpen. Gigantisch!

Irgendwann raffte ich mich dann doch wieder auf und marschierte zurück zu meinem Bike, um die Abfahrt in Angriff zu nehmen. Naja, obwohl der Begriff "Abfahrt" dann doch nicht ganz der Wahrheit entsprach ... Es wurde eine einzige Wanderung gen Mandrie Alte über einen engen, häufig mit Latschenkiefern zugewachsenen Pfad mit einigen kleinen Felspassagen, an denen man auch ohne Bike schon etwas mit dem Gleichgewicht zu kämpfen hatte. So oft es ging schob ich das Bike, vielfach war es aber einfach zu eng und unwegsam zum schieben, so dass ich das Bike schultern durfte und dann durchs Gesträuch und die Felsen kraxeln durfte. Ein gewisser Expeditions-Charakter war nicht mehr zu leugnen ... In ein paar Altschnee-Feldern holte ich mir noch nasse Füße, doch das war mir dann auch ziemlich egal, ich wollte nur noch diesen Weg hinter mich bringen, denn danach sollte der Trail-Spass dann endlich beginnen. Irgendwann erreichte ich schließlich doch noch die lange herbeigesehnte Kreuzung, an der der Weg von der Malga Stivo mündet, und ab dort hieß es dann Sattel runter, Helm auf, Sonnenbrille auf, Rucksack festzurren und Bremsen auf. Letzteres jedoch nur für wenige Meter, denn schon bald wurde der Wiesentrail recht steil und führte auf felsiges Terrain im Wald, so dass das Bremsen keine ganz schlechte Idee war. Mit einem ganz kleinen Schiebestück erreichte ich eine Schotterpiste, die mich zur Malga Vallestre führte.

Dort sah ich dann ein Hinweisschild, dass darauf aufmerksam machte, dass man den vor einem liegenden Pfad durchs Pianaura-Gebiet nicht befahren und nur zu Fuß gehen solle. Um mir die Entscheidung abzunehmen, stand vor der noch gut 100 m entfernten Malga der Besitzer (oder wer auch immer) auf der Terrasse und äugte in meine Richtung, ich in seine. So wartete ich zwei, drei Minuten, ob er irgendwann wegging, er schaute, was ich dort am Einstieg zu diesem Wiesentrail machte ... Naja, als klar war, dass ich zwangsläufig an der Malga vorbei muß und keine Alternativ-Route in der Richtung existierte, stieg ich also vom Bike ab und schob gemütlich vor mich hinpfeifend über die Wiese an ihm vorbei, wobei ich ihn freundlich grüßte und er mich ebenso freundlich zurück. Auch als ich dann außer Sichtweite war, schob ich noch ein paar Meter über die Wiese, bevor es dann endgültig in den Wald und auf steiniges, mit altem Laub übersähtes Terrain ging. Dort war dann wieder Biken angesagt, ich war ja schließlich nicht zum Wandern unterwegs. Und auf dem Untergrund bzw. in der Landschaft konnte man meines Erachtens nur schwer Schaden anrichten mit seinem Bike (auf der Almwiese sah das bestimmt anders aus ...).

Mit ein paar Schiebepassagen im oberen Teil erreichte ich bald etwas leichter zu fahrendes Gelände, wenngleich leicht für diesen Trail als relativ zu sehen ist. Ich war stellenweise schon ganz gut gefordert, die Kontrolle über mein Bike zu bewahren und nicht auf glitschigen Slickrock-Passagen, rutschigem Laub, verblockten Felsrinnen oder engen Serpentinen ungewollt vom Gerät abzugehen. Bis auf die oberen kurzen Schiebestücke war ich aber gut in meinem Element, auch wenn ich meine Oberschenkel und Waden gut merkte, da ganzer Körpereinsatz beim Pilotieren zwischen den diversen Hindernissen gefragt war. Mehrfach passierte ich ein paar Querwege, die man vom Tal heraus ebenfalls als Auffahrt zur Malga Vallestre verwenden könnte. Nach einigen schönen Trailpassagen, bei denen ich mir stellenweise wie in der Achterbahn vorkam, mündete ich schließlich auf gut 350 m wieder auf Asphalt, wo wir am Morgen bereits hinaufgestrampelt waren. Der schnellste Weg wäre dann einfach links runter gen Arco gegangen, aber ich kurbelte noch mal gut 50 hm rechts die Straße hinauf bis zu einem kleinen Picknickplatz, an dem der Trail in den Wald abzweigte. Cool! Zwar gab es dort noch mal ein paar kleine Schiebepassagen, doch auch vermeintlich schwere Stellen konnte ich nach der langen Abfahrt, auf der man sich an die Wegbeschaffenheit gewöhnen konnte, erfolgreich meistern. Zum Abschluß der Trail-Orgie landete ich noch mal in ein paar Kalkgrotten, wobei ich dem Weg zuliebe an den kritischen Stellen geschoben habe. Letztendlich mündete ich wieder an ein paar Kletterfelsen, an denen wir bereits am Vormittag vorbeigekurbelt waren und nach kurzer Asphaltabfahrt fand ich mich in Arco wieder. Die paar Kilomter nach Riva waren reine Formsache und somit ging ein sehr unterhaltsamer Bike-Ausflug zu Ende, der mir noch lange in Erinnerung bleiben wird.

Der verbleibende Abend wurde relaxed und bei einer Pizza und einem leckeren Forst-Bier an der Uferpromenade ließ ich den letzten Tourentag am Gardasee in aller Ruhe ausklingen.


Fotos zum 4. Tag in höherer Qualität

Gardasee-Panorama am frühen Morgen

Blick zur Burg von Arco und zum Colodri bei der Auffahrt gen Carobbi

Panorama im hinteren Teil der Monte Velo-Runde

Am Höhenweg des Monte Velo   Ich vor dem Monte Stivo etwas oberhalb von Santa Barbara   Verschnaufpause am Wegpunkt La Prese unterhalb des Monte Stivo

Toller Blick zu den Gletscherriesen der Adamellogruppe, unten erkennt man noch die Forstpiste am Hang des Monte Velo   Endlich an der Malga Stivo mit nach wie vor richtig guter Aussicht   Auf dem Weg zwischen Malga Stivo und Rifugio Monte Stivo

Das Rifugio Monte Stivo rückt langsam aber sicher näher Wem wohl das Bike vor dem Rifugio Monte Stivo gehört?!? :-)

Traumhaftes Panorama vom Monte Stivo mit Adamello und Care Alto, Cevedale, Brentagruppe und ganz hinten rechts den Ötztaler Alpen

Gipfelfoto am Monte Stivo mit Adamello- und Brentagruppe, unten im Tal der Lago di Cavedine und dazwischen der Casale-Höhenzug Am Monte Stivo mit dem Gardasee in seiner ganzen Größe



5. Tag: Zu Fuß: Baita Montesel - Nähe Monte Vason - Via Ferrata Pero Degasperi - Cima Palon - Baita Montesel
Stats: Zu Fuß: 6:25 h (05.35 - 12.00) - +840 hm/-840 hm



Nach kurzer Nachtruhe ging es bereits um 04:00 von Riva los, um noch die Via Ferrata Pero Degasperi am Monte Bondone bei Trento zu absolvieren. Gegen 05:30 war ich dann schließlich abmarschbereit, um von der Baita Montesel den langen Zugang zum Klettersteig zu beginnen. Bei 3° C war dies zunächst nicht gerade angenehm, da ich keine langen Handschuhe hatte, also machte ich fleissig Fingergymnastik und wanderte etwas schneller, damit mir ein wenig wärmer wird ... Als nach einigen Minuten der Morgen graute, bibberte ich immer noch leicht, doch machte nun der Zustieg auch etwas mehr Spaß. Auf abwechslungsreichem Steig mit kurzer, abdrängender Felsband-Passage gelangte ich rasch zum eigentlichen Einstieg zum Klettersteig.

Kurz vor dem Einstieg hörte ich plötzlich ein Geräusch aus der Wand und merkte, dass es sich um Steinschlag handelte, der sich unverhofft aus der Wand gelöst hatte, so dass die Steine nur so durch die Luft zischten! Aus dem Augenwinkel sah ich einen Stein auf mich zufliegen und drehte instinktiv den Oberkörper und den Kopf mit einer ruckartigen Bewegung zur Seite - keinen Augenblick zu früh. Der Stein raste recht knapp auf Kopfhöhe an mir vorbei und ich realisierte mit einem Schlag, dass ich in einer ziemlich brenzligen Situation steckte. Viel Zeit zum Handeln blieb nicht, also rannte ich geduckt, mit dem Körper so weit es ging vom Berg wegzeigend, den Weg weiter und machte dabei schnellstmöglich den Steinschlaghelm vom Rucksack, um ihn auf meinen Kopf zu setzen. Der Steinhagel ließ nur temporär nach, so dass ich mich nach wie vor wie ein zum Abschuß freigegebenes Tier fühlte, dass auf der Flucht war. Kein schönes Gefühl ... Ich wußte, dass ich die Gefahrenzone so schnell es ging verlassen musste und spurtete weiter, bis ich wenige Meter unterhalb des Einstiegs einen kleinen Überhang entdeckte, der mir Schutz bieten konnte. Zum Glück war ich unversehrt geblieben ... Ich kauerte mich in die kleine Kuhle unter dem Überhang und begann die restliche Klettersteigausrüstung anzulegen. Nachdem das geschafft war, kehrte nach diesem kleinen Schock auch langsam der Appetit wieder zurück, und ich brachte bei netter Aussicht ins Tal mein kleines Frühstück hinter mich.

Die ersten Meter des Klettersteigs absolvierte ich ziemlich zügig, um bald etwas weiter weg von der Steinschlagzone zu sein. Nach ein paar Minuten kletterte ich dann wieder in normalem Tempo und konnte die Kraxelei genießen, wenngleich inzwischen Nebel aufgezogen war und die Atmosphäre etwas gespentisch anmutete. Bis auf den hier und da etwas anspruchsvolleren zweiten Teil konnte ich auch vieles abseits vom Drahtseil klettern, da es nach etwas Suchen fast immer ein paar passende Griffe und Tritte gab, ohne dass man sich in ständigem Kontakt zum Seil befand. Sehr nett. Nach der Schlüsselstelle wurde es merklich leichter und die letzten Meter kletterte ich dann frei bis zum Ausstieg im Latschengelände.

Mit einem kleinen Abstecher über die Cima Palon, die mit allerlei hässlichen Bauten zugepflastert ist, aber von der ich durch eine Wolkenlücke zumindest mal einen Talblick erhaschen konnte, machte ich mich dann über die noch viel hässlichere Nordseite des Berges wieder an den Abstieg. Das Skigebiet mit den zahlreichen Liftanlagen ist mit den Worten "trostlos" und "trist" an sich nur unzulänglich beschrieben, es war wirklich kein schöner Anblick ... Nach kurzer Rast an den Resten einer Stellung aus dem Ersten Weltkrieg rutschte ich den matschigen, teilweise noch mit Altschnee bedeckten Hang talwärts, bis ich nach etlichen Minuten die Straße erreichte und wenig später nach kurzem Schlendern über einen Wiesenweg auch wieder die Baita Montesel mit meinem Auto.

Als Fazit blieb festzuhalten, dass der Klettersteig an sich samt Zustieg durchaus lohnenswert und dennoch aufgrund seiner Lage selten begangen ist (bis dato waren in 2005 gerade mal knapp zehn Leute diesen Steig gegangen), doch dass der Abstieg durch das Skigebiet alles andere als nett ist, jedoch keine sinnvollen Alternativen existieren. Vom Wetter her hatte ich ein gutes Timing, denn auf den letzten Metern zum Auto fing es unverhofft zu schneien an und wenig später tanzten die Flocken schon recht zahlreich vor meiner Nase herum ... Nach Klamottenwechsel und kurzem Imbiß im Auto ging es dann mit wenig Talblick auf der etwas rutschig gewordenen Serpentinenstraße ins Tal nach Trento und von dort Richtung Heimat. Bei einem Blick zurück auf das Tal Richtung Gardasee wurde mir noch mal bewußt, welch geniales Wetter wir das lange Wochenende gehabt hatten und dass es nun scheinbar vorbei war mit dem guten Wetter - mit dem guten Gefühl, die besten Tage erwischt zu haben und mit vielen schönen Erinnerungen rollte ich dann entspannt über die Landstraßen heimwärts.


Fotos zum 5. Tag in höherer Qualität

Beginn des Zustiegs zur Via Ferrata Pero Degasperi Schöne Tagesbeginn beim Zustieg zur Via Ferrata Pero Degasperi
Nette Wegführung beim Klettersteig-Zustieg hoch über dem Val di Gola

Blick in die etwas abweisend wirkende Ostwand der Cima Palon
Im unteren Teil der Via Ferrata Pero Degasperi: Durch den aufkommenden Nebel entstand eine leicht gespenstische Atmosphäre
Das Drahtseil verschwindet irgendwo im Nebel, doch die Route ist nicht allzu schwer und gut zu klettern

Tiefblick auf die zurückgelegte Kletterstrecke, die in diesem Bereich schon etwas anspruchsvoller war
Der zugebaute Gipfel der Cima Palon lädt nicht wirklich zum längeren Verweilen ein, also machte ich mich ohne Rast an den Abstieg Kleiner Zwischenstopp an einer alten Stellung aus dem Ersten Weltkrieg auf dem Rückweg durchs Skigebiet Richtung Baita Montesel



Bilanz: etwa 196 km per Bike, dabei ca. +7800 hm absolviert bei 4 Touren (05.05. - 09.05.2005)
zu Fuß ca. +1900 hm absolviert bei 2 Touren (05.05. - 09.05.2005)
Stats: per Bike pro Tour durchschnittlich etwa 49,00 km und +1950 hm
zu Fuß pro Tour durchschnittlich etwa +950 hm
Spontane Aktionen sind häufig die besten. Dieser Spruch bewahrheitete sich erneut, denn die paar Tage am Gardasee waren wirklich klasse gewesen. Da war einfach von allem ein bißchen dabei und ich habe ein Highlight nach dem anderen erleben dürfen. Dass es in der Zeit daheim fast nonstop mieses Wetter gab und ich dort draußen wohl kaum etwas Sinnvolles hätte unternehmen können, bestätigte mich nur noch mal in meiner Meinung, dass es die richtige Entscheidung gewesen war die lange Fahrt zum Gardasee in Angriff zu nehmen - auch für de facto nur 4 Tage. Wenn das gute Wetter halt nicht zu einem kommt, muß man eben zum guten Wetter gehen :-) In diesem Sinne hoffe ich, dass es den anderen genauso viel Spaß gemacht hat wie mir. Ich fand's auf jeden Fall super, das das alles so kurzfristig hingehauen hat und dass wir dann zusammen drei wunderbare Bike-Touren unternehmen konnten. Gerne jederzeit wieder!