Nachdem ich beim Aufenthalt am Gardasee im Mai auf den Geschmack gekommen war und einige sehr nette Klettersteige absolviert hatte, stand schon wenig später fest, dass ich auf jeden Fall noch für mindestens eine Woche in die Dolomiten fahren wollte, um in dieser einzigartigen Landschaft sowohl ein paar schöne Klettersteige "mitzunehmen" als auch um ein paar schöne Dolomitengipfel zu besteigen. Die Planung der Tour erfolgte relativ kurzfristig, doch es war kein Problem für 8-9 Tage schöne Touren zu finden, die sowohl abwechslungsreich an landschaftlichen Eindrücken als auch von den Anforderungen her mal leichter und mal schwerer waren. Durch die Tatsache, dass ich mit dem Auto anreisen würde, war ein Höchstmaß an Flexibilität gegeben, denn so konnte ich in verschiedenen Gebirgsgruppen innerhalb der Dolomiten zusammenhängende Mehrtagestouren mit Hüttenübernachtungen machen und danach weiterfahren zum nächsten "Spot". Dass auch die eine oder andere Nacht im Auto dabei sein würde, hatte ich durchaus eingeplant, denn manchmal würde es wenig Sinn machen an einem Tag vom Berg zum Auto abzusteigen, dann "umzusiedeln" und dann nochmal aufzusteigen zur nächstgelegenen Hütte.

Im Vorfeld hatte ich mich mit Andi aus Heidenheim, mit dem ich seit Frühjahr des Jahres regelmäßig am Mailen war und mit dem ich offensichtlich auf einer Wellenlänge lag, verständigt, dass er für eine Wochenendtour mit seinem Kumpel Chris nachkommen würde. Wir hatten uns vorgenommen den höchsten Dolomitengipfel, die 3343 m hohe Marmolada, über den Westgrat-Klettersteig zu erklimmen und dann dem Normalweg über den Gletscher hinab zurück zum Rif. Pian dei Fiacconi zu folgen. Unsere erste richtige Gletschertour, aber wir waren optimistisch ...

Nun ja, so hatte ich also eine einigermaßen schlüssige Etappenplanung als Leitfaden im Gepäck, bei der aber letztlich auch ausreichend Spielraum blieb um spontan auf das Wetter vor Ort zu reagieren und um die eine oder andere Etappe je nach Lust und Laune zu kürzen bzw. zu verlängern. Da Andi leider nicht länger Zeit hatte als das eine Wochenende, war schon im Vorfeld klar, dass ich etwa eine Woche lang alleine durch die Berge ziehen würde, aber ich spekulierte darauf unterwegs ein paar nette Leute zu treffen, wie das auf Berghütten recht häufig der Fall war, mit denen man ins Gespräch kommen würde und mit denen man vielleicht auch den einen oder anderen Tourabschnitt gemeinsam absolvieren würde.

So machte ich mich also voller Vorfreude am späten Nachmittag des 31.08. auf den Weg gen Süden. Wenig erholsam, dafür aber kostengünstig übernachtete ich im Auto in der Nähe von Bruneck, da mir die Augenlider nach der langen Fahrt doch schon recht schwer geworden waren, und es auch nicht sonderlich viel gebracht hätte um 3 Uhr morgens bereits am Startpunkt zu sein ... So schlummerte ich also mehr schlecht als recht noch wenige Stunden im kalten Auto, bevor ich dann gegen 6 Uhr weiterfuhr Richtung Lago di Misurina. Etwa 2 km vor dem See gab es am Wegesrand eine kleine Parkmöglichkeit, so dass auch dieses Problem gelöst war und es gegen 8 Uhr endlich losgehen konnte zur langersehnten Tour durch die Dolomiten.

1. Tag: Lago di Misurina - Sent. Bonacossa - Forc. di Neve - Sent. Durissini - Rif. Fonda Savio - Via Ferrata Merlone auf Cima Cadin - Rif. Fonda Savio
Stats: 9:40 h (08.10 - 17.50) - +1690/-1090 hm
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Sentiero Bonacossa mit der Forcella Misurina
Forcella di Neve
Kraxeln über den Sent. Durissini

Schöne Passage am Sent. Durissini
Sehr luftiger Abstieg von der Cima Cadin über die Via Ferrata Merlone


2. Tag: Rif. Fonda Savio - Via Ferrata Bonacossa - Rif. Auronzo - Forc. di Mezzo - Paternsattel - Drei-Zinnen-Hütte - Leiternsteig auf Toblinger Knoten - Feldkurat-Hosp-Steig - Drei-Zinnen-Hütte - Luca-Innerkofler-Steig zur Gamsscharte - Steig Ri. Forc. dei Laghi + Büllelejoch - Gamsscharte - Paternkofel - Gamsscharte - Forc. Passaporto - Paternsattel - Drei-Zinnen-Hütte
Stats: 10:50 h (08.00 - 18.50) - +1360/-1310 hm
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Panorama bei der Forcella di Rimbianco   Via Ferrata Bonacossa auf dem Weg zum Rif. Auronzo   Blick Richtung Sextener Dolomiten

Toblinger Knoten
Leiternsteig auf den Toblinger Knoten
Gipfel Toblinger Knoten

Bödenseen nähe Drei-Zinnen-Hütte
Grat zum Paternkofel
Gipfel Paternkofel

Die Drei Zinnen und ich vom Paternkofel   An der Forcella Passaporto   Die Drei Zinnen am Abend


3. Tag: Drei-Zinnen-Hütte - Val di Rimbon - Valle della Rienza - Pioniersteig - Mt. Piano - Mt. Piana - Rif. Angelo Bosi - Lago di Misurina
Stats: 8:20 h (08.10 - 16.30) - +1010/-1680 hm


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Ehemaliges Kriegsgebiet an Monte Piano und Monte Piana
Toller Weg 6a zum Rif. Bosi


4. Tag: Pt. di Ru Bianco - Rif. Dibona - Via Ferrata Giovanni Lipella zur Tofana di Rozes (über Tre Dita) - Rif. Giussani
Stats: 9:50 h (06.40 - 16.30) - +1710/-860 hm


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Südwand Tofana di Rozes beim Aufstieg zum Rif. Dibona   Südwand Tofana di Rozes in voller Pracht   Blick Richtung Fanisspitzen von der Via Ferrata G. Lipelli

Ausgesetztes Band auf der Via Ferrata G. Lipelli Tre Dita vor Tofana di Mezzo

Gipfel Tofana di Rozes Rutschiger Abstieg vom Tofana di Rozes-Gipfel


5. Tag: Rif. Giussani - Sent. Astaldi - Rif. Pomedes - Via Ferrata Olivieri/Via Ferrata Gianni Aglio zur Tofana di Mezzo (über Punta Anna und Bus de Tofana) - Tofanascharte - Forc. Valon - Rif. Giussani
Stats: 9:00 h (08.00 - 17.00) - +1240/-1240 hm


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Panorama vorm Rif. Giussani
Blick vom Rif. Giussani zum Tofana di Rozes-Gipfel Blick vom Rif. Giussani zur Forcella Valon

Abstieg vom Rif. Giussani mit Blick entlang der Tofana di Rozes-Südwand bis zur Marmolada Via Astaldi
Kraxeln über die Via Ferrata bis zur Punta Anna

Nähe Punta Anna I Nähe Punta Anna II
Mario auf den letzten Metern der Schlüsselstelle der Via Ferrata Gianni Aglio

Wacklige Knie an der Schlüsselstelle ...
Leitern im letzten Viertel zum Tofana di Mezzo-Gipfel Überglücklich am Tofana di Mezzo-Gipfel

Ich genieße die Aussicht bei einer Steilhangquerung kurz vor der Forcella Valon   Mario und Thomas als kleine Punkte an der Forcella Valon ...   Plötzlich reißt es auf, nachdem es oben auf dem Gipfel gar nichts zu sehen gab ...

Wenige Meter oberhalb der Forcella Valon - richtig schön wurde es plötzlich ... Mario, Thomas und ich glücklich zurück nach der Tour zur Tofana di Mezzo

Abendstimmung vorm Rif. Giussani mit Blick Richtung Monte Averau I Abendstimmung vorm Rif. Giussani mit Blick Richtung Monte Averau II


6. Tag:
Teil 1
Rif. Giussani - Pt. di Ru Bianco
Stats: 1:20 h (08.00 - 09.20) - +0/-850 hm

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Blick zurück beim Abstieg vom Rif. Giussani

6. Tag:
Teil 2
Pso. di Valparola - Sasso di Stria - Pso. di Valparola - Cima Sief - Col di Lana - nähe Castello - Pso. di Valparola
Stats: 7:10 h (10.05 - 17.20) - +1360 hm/-1360 hm


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Aufstieg zum Sasso di Stria   Blick Richtung Monte Castello von einem alten Beobachtungsposten   Blick Richtung Monte Averau und Cinque Torri

Tolles Panorama vom Sasso di Stria
Gipfel Sasso di Stria
Cima Sief mit zahlreichen Kriegsrelikten

Cima Sief - von dort geht's über einen alten Klettersteig weiter zum Col di Lana Gedenk-Kapelle am Col di Lana

Kreuz am Col di Lana Lago di Valparola mit dem Rifugio an der Paßstraße

6. Tag:
Teil 3
Lago di Fedaia - Rif. Pian dei Fiacconi
Stats: 1:20 h (19.00 - 20.20) - +550/-0 hm

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Andi und ich auf der Staumauer mit der Marmolada hinter uns


7. Tag:
Teil 1
Rif. Pian dei Fiacconi - Forc. Marmolada - Hans-Seyffert-Weg über den Westgrat zur Marmolada (Punta Penia) - Normalweg über Marmoladagletscher - Rif. Pian dei Fiacconi
Stats: 9:10 h (08.55 - 18.05) - +870/-870 hm


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Padon-Kamm vom Rif. Fiacconi   Padon-Kamm mit Sellastock dahinter vom Rif. Fiacconi   Tolle Sicht auf den Marmolada-Gletscher

Noch ein weiter Weg bis zum Gipfel ... Chris mit der Forcella Marmolada im Hintergrund
Andi beim Gletscherspalten-Erkunden ...

Der rutschige Vernelgletscher ...
Chris und Andi bei kurzer Rast unterhalb der Forcella Marmolada
Andi beim Einsteig in den Westgrat-Klettersteig

Immer weiter geht es den Gart hinauf ...
Andi und ich auf dem Klettersteig
Faszinierende Aussicht Richtung Piccolo Vernel

Andi auf dem Klettersteig weiter nach oben ...
Chris bei einer Steilstufe
Blick zurück Richtung Forcella Marmolada

Rasend schnell ziehen Nebelschwaden am Gipfelgrat auf
Chris, Andi und ich am Punta Penia-Gipfel
Knapp 80 hm Steilabstieg in rutschigem, ungesichertem Felsgelände bis zum Gletscherabstieg liegen vor uns ...

Beginn des Gletscherabenteuers ... Ob's hier Spalten hat?!? :-)
Unsere 3er-Seilschaft beim Abstieg über den "Normalweg"

Super Blick vom Gletscher über den Lago di Fedaia und den Padon-Kamm
Tolles Langkofel-Panorama vom Gletscher aus Blick zurück auf den Marmolada-Gletscher und den wieder sichtbar gewordenen Gipfel

7. Tag:
Teil 2
Rif. Pian dei Fiacconi - Lago di Fedaia
Stats: 1:10 h (18.:30 - 19.40) - +0/-550 hm
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8. Tag: Lago di Fedaia - Portavescovo - Via Ferrata delle Trincee - Pso. Padon - Sent. Geologico di Arabba zur Portavescovo - Bindelweg - Rif. Fredarola
Stats: 10:20 h (06.50 - 17.10) - +1320/-1010 hm



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Marmolada-Gletscher bei toller Morgenstimmung   Tolles Panorama von der Porta Vescoco I   Tolles Panorama von der Porta Vescoco II

Marmolada-Gletscher mit Punta Serauta Piz Boe aus der Sellagruppe
Luftige Hängebrücke auf der Via Ferrata della Trincee

Schöner Tiefblick von der Via Ferrata della Trincee über den Stausee zum Gletscher
Der Klettersteig verflacht kurz vorm Rif. Padon  

Über die linke Steilwand hinauf führt die Via Ferrata della Trincee sehr luftig weiter über den Grat Auf dem legendären Bindelweg mit Blick auf den Lago di Fedaia und den Marmolada-Gletscher


9. Tag: Rif. Fredarola - Bindelweg - Lago di Fedaia
Stats: 1:05 h (08.40 - 09.45) - +130/-460 hm
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Aufbruch vom Rif. Fredarola am frühen Morgen


Bilanz: etwa +11250 hm in 9 Tagen (01.09. - 09.09.2002) absolviert
Stats: pro Tag durchschnittlich etwa +1250 hm
Eine Klettersteig-Tour in den Dolomiten hatte sich nicht zuletzt deshalb für mich angeboten, da ich mir im Sommer endlich ein Klettersteig-Set gekauft hatte, nachdem ich alle Touren zuvor ohne Sicherung absolviert hatte ... Mit dem dazu gekauften Rother Klettersteig-Führer war die Planung im Vorfeld kein Problem, denn in diesem Buch sind alle relevanten Infos enthalten. Blieb eben nur die schwierige Frage, welche der zahlreichen netten Touren man in den Dolomiten angeht :-) Dass ich die Tour alleine gegangen bin (bis auf zwei Tage), hat sich erneut nicht als Nachteil herausgestellt. Unterwegs habe ich immer nette Leute getroffen, mit denen man super plaudern konnte. Ich kann im Nachhinein auf jeden Fall festhalten, dass die Dolomiten die Reise voll und ganz wert waren! Die Landschaft dort ist einzigartig und außerdem hat man beinahe unzählige Möglichkeiten zur Tourenvariation. Ein wahrer Traum! Alleine die beiden sehr anspruchsvollen Touren zu den Tofana-Spitzen waren schon richtig klasse, aber auch alle anderen Tagesetappen ließen keine Langeweile aufkommen. Mit meinen mehrfachen Quartier-Wechseln während des Urlaubs per Auto konnte ich verschiedene Gebirgszüge "erwandern", was auf jeden Fall positiv war. Wenn gleich die Marmolada-Tour klettertechnisch sicher nicht das Anspruchsvollste während meiner Dolomiten-Tour war, so wird mir diese Runde dennoch in bester Erinnerung bleiben, da es die erste "richtige" Gletscherüberquerung für mich war. Ein echt rutschiges Vergnügen bergab ... Nach diesem "Test" können Andi, Chris und ich uns auch gut vorstellen, im kommenden Jahr den Ortler anzugehen. Das wäre dann noch eine kleine Steigerung ... Ich bin mal sehr gespannt!