Am Donnerstag Abend nahm ich mir spontan vor übers Wochenende noch mal in die Berge zu fahren. Irgendwie zog's mich noch mal auf ein paar Berggipfel :-) Obwohl schon fast Mitte November war, sollte es recht gute Bedingungen geben. Da die Hütten bereits fast alle geschlossen hatten und die Tage auch schon ziemlich kurz waren, grübelte ich also am Freitag, was sich noch Nettes anstellen liesse. Da ich auch nicht die ganze Zeit alleine unterwegs sein wollte, suchte ich auch noch nette Begleitung, die ich schliesslich in Monika, einer Freundin von Anja, die ich bei Transalp 2003 getroffen hatte, fand. Mit ihr hatte ich bis dato nur kurzen Kontakt per Email gehabt, aber wir hatten uns schon mal vorgenommen, dass wir 2006 eine Tour zusammen machen würden. Tja, und nun ergab es sich eben kurzfristig sich mal persönlich kennenzulernen - wunderbar. Also verabredeten wir uns für Sonntag in Krün, um von dort gen Schöttelkarspitze und Soiernspitze loszuziehen, teils mit dem Bike, teils zu Fuß. Sie konnte zwar nur am Sonntag, aber das war auf jeden Fall besser als die ganze Zeit alleine unterwegs zu sein. Als Tour für den Samstag kramte ich mal wieder die Ehrwalder Sonnenspitze aus der Schublade hervor, deren Besteigung ich im Sommer 2004 abgebrochen hatte, da mir das Terrain damals zu schwierig schien. Nun wollte ich es also erneut versuchen, mit einigen kleinen Klettertouren als zusätzlicher Erfahrung im Gepäck und vor allem hoch motiviert das gute Wetter zu nutzen. Ich war gespannt, wie es dieses Mal laufen würde, war aber auf jeden Fall zuversichtlich. Geplant war der der Aufstieg über den Seebener Klettersteig, den ich im Vorjahr wetterbedingt ebenfalls abbrechen musste, dann der Aufstieg zur Ehrwalder Sonnenspitze über den Südanstieg und über den Nordostrücken wieder hinab Richtung Seebensee, von dem ich über den Hohen Gang zurück zum Auto gelangen wollte. Ob ich Montag auch noch etwas unternehmen würde, liess ich offen, das wollte ich spontan vor Ort entscheiden, je nach Lust und Laune.

So ging es dann wieder mal nach ziemlich kurzer Nachtruhe von knapp 2 h gegen 01:45 auf den Weg gen Ehrwald. Die Vorfreude war auf jeden Fall groß!

1. Tag: Zu Fuß: Parkplatz Ehrwalder Alm Bahn - Rundweg Wasserfall - Seebener Klettersteig - Seebener Alm - Seebensee - Coburger Hütte - Ehrwalder Sonnenspitze über Südseite - Seebensee über Nordseite - Klettersteig Hoher Gang - Parkplatz Ehrwalder Alm Bahn
Stats: 11:00 h (07.15 - 18.15) - +1480/-1480 hm



So zog ich schliesslich um 07:15 von der Talstation der Ehrwalder Alm Seilbahn bei frostigen Temperaturen über den leicht vereisten Weg Richtung Seebener Klettersteig los. Der Himmel präsentierte sich jedoch wolkenlos, so dass ich zuversichtlich war, dass es irgendwann auch wärmer und vor allem nicht mehr vereist sein würde ... Der Seebener Klettersteig war schnell erreicht und dieses Mal zeigte er sich relativ gut begehbar, mal vom ziemlich kalten Fels abgesehen. Am Einstieg traf ich noch zwei andere Kletterer. Ich war also nicht der einzige, der meinte, dass man noch Mitte November solche Touren machen könnte :-) Es war im Nachinein auf jeden Fall die richtige Entscheidung im Vorjahr gewesen, noch in der Einstiegswand wieder umzukehren, da es nicht nur diese Wand in sich hatte, sondern besonders auch der lange, sehr steile und trittarme Ausstieg. Die Trittstifte beim finalen Anstieg waren zwar recht gut platziert, aber es hat auch einiges an Armkraft gefordert, so dass es bei Nässe wie 2004 noch schwieriger geworden wäre. Naja, nicht umsonst wird der Steig als Sportklettersteig mit schwierig eingestuft, auch wenn er recht kurz ist, sollte man ihn nicht unterschätzen. Die Seebener Alm war wenige Minuten nach dem Ausstieg erreicht und es gab die erste kleine Rast, am Seebensee wenig später dann auch noch mal, hauptsächlich jedoch zum Foto schiessen.

Bis zur Coburger Hütte ging es recht gut voran, durch die immer noch kühlen Temperaturen kam ich wenigstens nicht so ins Schwitzen wie bei meinen letzten beiden Besuchen an der Coburger Hütte. Die Ehrwalder Sonnenspitze machte an dem Tag ihrem Namen alle Ehre, denn etwas oberhalb der Coburger Hütte war ich dann endlich in der Sonne und es war so warm, dass ich zwischenzeitlich kurzärmlig unterwegs war. Und das Mitte November! Vor dem Einstieg über ein steiles Schotterfeld zum Wandfuß genoß ich noch ausgiebig die Sonne und gönnte mir auch endlich das überfällige Frühstück. Lecker war's! Der Einstieg zur kaum markierten Route verlief dann leider ähnlich wie im Vorjahr, eigentlich hätte ich es doch besser wissen müssen ... So landete ich zunächst in der falschen Rinne, zu der ebenfalls einige Fußspuren geführt hatten, doch die, je höher man kommt, für seilfreie Kletteraktionen nicht mehr sonderlich geeignet ist ... Der Rückzug war alles andere als einfach, in bröseligem Felse musste ich einige IIer-Stellen abklettern, worauf ich sehr gerne verzichtet hätte, doch noch weiter rauf und dann in die richtige Rinne weiter links zu klettern erschien mir in dem Gelände noch riskanter. Mit größter Vorsicht kam ich die falsche Rinne schliesslich wieder heil runter und hatte somit schon unplanmässig mehr geleistet, als die Schlüsselstelle der eigentlichen Route einem abverlangen sollte ...

Die richtige Rinne war auch bald gefunden (ich hätte mich einfach weiter links halten müssen vor der Wand) und so ging es nach diesem unnötigen Umweg, der den Adrenalinausstoss erheblich gefördert hatte, endlich Richtung Gipfel. An der Stelle, an der ich im Vorjahr umgekehrt war, hielt ich kurz inne, doch dieses Mal ging es weiter, die Bedingungen waren gut und inzwischen hatte ich mich auch gut ans Klettern gewöhnt und mir war richtig warm geworden. Die Schlüsselstelle verlief nach der Erfahrung in der falschen Rinne ziemlich gut, eine II mit recht guten Griffen und längst nicht so bröselig wie weiter unten. Die Drahtseilpassage von gut 20 m, aufgrund derer dieser Aufstieg im Rother Klettersteigführer von 2002 Erwähnung findet (in der Auflage 2004 dann nicht mehr ...), war nicht der Rede wert, wer bis dahin souverän geklettert ist, wird dort sicherlich kein Klettersteigset brauchen. Die restlichen Höhenmeter zum Gipfel waren nicht mehr allzu schwierig, das meiste war Gehgelände mit ein paar Ier Stellen "gewürzt". Somit stand ich schliesslich gegen 13:45 überglücklich auf dem leicht schneebedeckten Südgipfel der Ehrwalder Sonnenspitze und genoß das faszinierende Panorama! Ein tolles Gefühl! Die Zugspitze unter stahlblauem Himmel war zum Greifen nah! Zum Hauptgipfel mit dem Kreuz ging es nun noch über eine etwas exponierte Passage im oberen Ier Bereich, die aber gut zu klettern war.

Am Hauptgipfel war dann erst mal eine Rast angesagt, unterwegs hatte ich recht wenig gegessen und getrunken. Der Abstieg über den Nordostrücken ist bei normalen Verhältnissen im Vergleich zur Südroute kein großes Problem mehr, doch leider lag einiges an Schnee in der Wand und es war auch vielfach vereist ... Aufgrund der fortgeschrittenen Zeit und der Zeitersparnis über den nordseitigen Abstieg entschied ich mich dennoch für diesen Abstieg, da er nur eine IIer Stelle enthalten sollte und sonst vielfach Gehgelände mit ein paar Ier Stellen sein sollte. Äußerst behutsam kraxelte ich also über die verschneiten und vereisten Felsen hinab, wobei wenigstens der Pfad noch halbwegs gut zu erkennen war. Vereinzelte Haken der Bergwacht halfen ebenso bei der Orientierung wie die bunte Farbkleckse, die bei der Route im Gegensatz zur Südvariante vor kurzem neu gemacht und durchgängig vorhanden waren. Ich kam zwar nur sehr langsam voran aufgrund er Verhältnisse, aber egal, trotz allem schneller als über die Südroute. Und lieber etwas langsamer und gesund wieder runter als zu hetzen und dann abzustürzen ... Ohne Zwischenfall bei zwei etwas heiklen Stellen war ich gegen 16:45 endlich am Seebensee. Beim Einstieg in den Hohen Gang, einen leichten Klettersteig, der mich wieder ins Tal bringen sollte, war es dann schliesslich ganz dunkel, so dass die Stirnlampe zum Einsatz kommen musste. Etwas abenteuerlich, aber dennoch sicher, kraxelte ich also den Hohen Gang hinab, bis ich im ganz dunklen Wald landete. Dort fing dann das Spielchen "Such die nächste Markierung mit der Stirnlampe" an :-) Irgendwo habe ich wohl eine Markierung übersehen, denn ich kam letztlich nicht direkt an der Talstation der Seilbahn zur Ehrwalder Alm heraus, sondern etwas weiter unten am Altmühlenweg. Leider tat mir seit dem Hohen Gang auch mein linkes Knie ein wenig weh, vermutlich hatte ich es irgendwie falsch belastet, aber nach einem finalen Gegenanstieg von gut 50 hm war ich schliesslich nach erfolgreicher und sehr erlebnisreicher Tour wieder am Auto war. Geschafft!

Ich zog mich um, fuhr noch Tanken, dann siedelte ich nach Krün über. In Mittenwald gab es auch noch eine Pizza, nachdem ich in Krün zuvor feststellen musste, dass dort nichts und niemand mehr auf Touristen wartete. Klarer Fall von tote Hose in der Zwischensaison ... Das mit dem Nachtquartier klappte dann irgendwie auch nicht so wie gedacht, in Krün war eh nichts los und in Mittenwald fuhr ich zwar länger im Kreis und hielt die Augen offen, aber irgendwie ohne Erfolg. So wurde es später und später, und irgendwann war ich auch zu müde zum Suchen und fuhr wieder zurück nach Krün. Da ich mich mit Monika um 07:00 treffen wollte, nahm ich also eine Nacht im Auto in Kauf. Dass es nicht gerade warm werden würde, war mir klar, aber es würde schon irgendwie gehen ... Bei sternenklarer Nacht schlummerte ich schliesslich irgendwann ein, doch allzu erholsam sollte die Nacht nicht werden ...

Fotos zum 1. Tag in höherer Qualität

Aufbruch vom Parkplatz der Ehrwalder Alm Seilbahn gegen 07:15
Zwei weitere Kletterer an der anspruchsvollen Einstiegswand zum Seebener Klettersteig, die häufig auch feucht ist vom nahen Wasserfall
Luftige Aussicht vom Seebener Klettersteig im unteren Drittel

Herrlicher Blick zum Zugspitzmassiv vom Seebener Klettersteig
Das sehr steile Finale des Seebener Klettersteigs, für das man noch einiges an Kraftreserven übrig haben sollte ... Kleiner Felssims zum Veschnaufen in der sehr steilen Ausstiegswand des Seebener Klettersteigs

Netter Talblick Richtung Bieberwier Erster Blick auf die Ehrwalder Sonnenspitze von Norden
Der teilweise vereiste Seebensee mit dem Vorderen Drachenkopf und dem Grünstein als Spiegelbild

Die Ehrwalder Sonnenspitze als Spiegelbild im Seebensee   Seebensee und Zugspitzmassiv - im November ungestörte Idylle ohne Menschenmassen   Blick zurück über den Seebensee zum Zugspitzmassiv

Die formschöne Ehrwalder Sonnenspitze von kurz nach der Coburger Hütte aus betrachtet

Der letzte namentliche Hinweis auf die Sonnenspitze, ab dort ist ein wachsames Auge und etwas Spürsinn für die Wegfindung gefragt   Mein Frühstücksplatz kurz vorm Einstieg zur Südroute zur Ehrwalder Sonnenspitze mit den Tajaköpfen im Hintergrund   Am Schotterfeld zum Wandfuß der Ehrwalder Sonnenspitze mit toller Aussicht zum Zugspitzmassiv, dem Gatterl und vorne dem Seebensee

Nicht über den Felssporn, sondern rechts vorbei durch die Rinne :-) Blick über den Drachensee zu den Mitterspitzen
Die Schlüsselstelle von unten: Der Fels ist schön griffig und bei dem herrlichen Wetter machte das Klettern richtig Laune!

Die Schlüsselstelle von oben: IIer Gelände mit wenigen Tritthilfen am Ausstieg
Tiefblick ins Tal nach der Schlüsselstelle und der letzten langen Rinne Nach der Schlüsselstelle gab es einiges Gehgelände bis zum Südgipfel, wobei man nun umso mehr die Aussicht geniessen konnte

Am Südgipfel der Ehrwalder Sonnenspitze mit dem Hauptgipfel zum Greifen nah Südgipfel der Ehrwalder Sonnenspitze und Grünstein
Die Tajaköpfe und unten im Schatten der Seebensee

Der exponierte Verbindungsgrat vom Südgipfel zum Hauptgipfel der Ehrwalder Sonnenspitze Blick zurück zum leicht angezuckerten Südgipfel der Ehrwalder Sonnenspitze sowie Grünstein und Marienbergspitzen im Hintergrund Zugspitzmassiv und Gatterl mit mir von der Ehrwalder Sonnenspitze

Ich überglücklich am Hauptgipfel der Ehrwalder Sonnenspitze   Ich an der Ehrwalder Sonnenspitze mit Hochwanner links, Karwendel hinter mir und Vorderem Tajakopf rechts   Gipfelkreuz der Ehrwalder Sonnenspitze

Irgendwie sah die Nordostflanke der Ehrwalder Sonnenspitze etwas abweisend aus, aber aus Zeitgründen bin ich dennoch eingestiegen ... Blick gen Süden über die Marienbergspitzen zum Alpenhauptkamm
Schöner Tiefblick ins Tal beim Abstieg von der Ehrwalder Sonnenspitze

Die ersten gut 100 hm von der Ehrwalder Sonnenspitze durch die teilweise vereiste Nordflanke sind erfolgreich absolviert Blick zurück zu den Tajaköpfen beim etwas kniffligen nordseitigen Abstieg von der Ehrwalder Sonnenspitze

Zugspitzmassiv mit dem markanten Einschnitt des Gatterls und dem Hochwanner von der Ehrwalder Sonnenspitze aus betrachtet

Seebensee von oben mit den Tajaköpfen als Spiegelung Das Zugspitzmassiv in den letzten Sonnenstrahlen



2. Tag:
Teil 1
Per Bike: Parkplatz Krün - Isar - Nähe Vorderriss - Materialseilbahn Soiernhaus
Stats: 28,44 km - 10,26 km/h AVS - 2:45 h (07.30 - 11.50) - 32,4 km/h MAX - +880/-390 hm

Irgendwie war es nachts doch noch ziemlich kalt geworden, so dass die Schlafphasen immer nur kurz waren. Egal, gegen 06:00 ging's dann raus aus den Federn (denen des Schlafsacks ...) und es ging los mit Warmmachübungen. Hauptsache, etwas bewegen. Umziehen, Sachen packen, Musik hören und etwas futtern waren angesagt, bis pünktlich um 07:00 dann Monika kam. Während ich noch mein Joghurt löffelte, beschlossen wir eine etwas andere Auffahrt zu wählen als über die Fischbachalm. So ging es um 07:30 schliesslich bei sehr frischen Temperaturen zunächst an der Isar entlang. Man konnte sehr gut sehen, welche Schäden das Hochwasser im Sommer angerichtet hatte. Der Fluß hatte sich stellenweise seinen ganz eigenen Flußlauf gesucht und lag nun plötzlich locker 30 m versetzt ,,, So kamen wir zwischenzeitlich noch in den Genuß eines kleinen Trails, der zickzack zwischen kleinen Bäumen am Isarufer entlang führte. Früher war dort wohl auch mal ein richtiger Wander-/Radweg, nun konnte man fast beliebig Slalom fahren auf dem leicht gefrorenen Waldboden. Irgendwie war es alles eine ziemlich unwirklich anmutende Landschaft, teils so winterlich, teils so gezeichnet vom Hochwasser, und generell einfach total ausgestorben, weil wir die einzigen waren, die dort unterwegs waren. Irgendwie beeindruckend. Als wir nach mehr als 2 h endlich in die Sonne kamen, gönnten wir uns eine nette Pause zum Plaudern und Futtern, dann ging's den letzten Anstieg hinauf bis zum Materiallift gen Soiernhaus.


2. Tag:
Teil 2
Zu Fuß: Materialseilbahn Soiernhaus - Soiernhaus - Schöttelkarspitze - Soiernhaus - Materialseilbahn Soiernhaus
Stats: 3:50 h (11.55 - 15.45) - +680/-680 hm

Das Soiernhaus war schnell erreicht, entgegen der anfänglichen Befürchtung schien auch dort oben die Sonne, wobei es von unten betrachtet zunächst so schien, als würde die Soiernspitze zuviel Schatten werfen. In angenehmem Tempo, so dass wir noch schön ratschen konnten, ging es quasi ohne Pause hinauf zur Schöttelkarspitze, wo wir dann auch einige andere Wanderer trafen. Die Aussicht war zwar nicht mehr so schön wie am Vortag, aber beklagen konnte man sich auch nicht. Wir machten also erst mal Vesper und freuten uns über den schönen Novembertag dort oben. Dabei wäre meine Salami beinahe die dauerhafte Beute einer diebischen Bergdohle geworden. Sie hatte sich unbemerkt angenähert, die neben mir liegende 100g-Packung Salami mit dem Schnabel gepackt und war damit geflüchtet. Anscheinend hatte sie sich aber übernommen, sie musste die Packung nach einem kurzen Stück fallen lassen. Erst dann merkte ich, dass meine Brotauflage abhanden gekommen war, konnte sie dann aber am Hang wieder einsammeln und behielt sie dann besonders gut im Auge.

Aufgrund der längeren Anfahrt entlang der Isar und der nun fortgeschrittenen Zeit beschlossen wir einstimmig nicht mehr bis zur Soiernspitze zu queren. Zwar hatten wir das ursprünglich geplant, aber damit wären wir sicher in die Dunkelheit gekommen, was wir vermeiden wollten. Der Abstieg über das Schotterfeld bei der Soiernspitze zum Soiernhaus schien auch nicht ganz so leicht wie im Sommer zu werden, da es nordseitig steil bergab ging und etwas Schnee zu sehen war. Ich hatte ja meinen nordseitigen Abstieg schon am Vortag ... Da die Soiernspitze wohl noch ein paar Jährchen dort stehen dürfte, könnte man auch noch zu einer anderen Gelegenheit den Gipfel in Angriff nehmen, also alles halb so schlimm. So ging es also auf identischem Weg wieder zurück zu den Bikes, leider nur noch im Schatten, aber wir hatten ja wenigstens beim Aufstieg und am Gipfel Sonne gehabt.

Fotos zum 2. Tag in höherer Qualität

Blick hinab zu den Soiernseen und zur Krapfenkarspitze Herrliche Aussicht zum Walchensee von der Schöttelkarspitze Die markante pyramidenförmige Soiernspitze mit dem steilen Abstiegsweg über die verschneite Schotterrinne in der Bildmitte

Gipfelkreuz der Schöttelkarspitze Ich beim Mümmeln meines Knäckebrots mit Salami, die glücklicherweise nur temporär von einer Bergdohle stibitzt worden war ...

Der Barmsee mit Krün von der Schöttelkarspitze
Monika beim Abstieg von der Schöttelkarspitze

2. Tag:
Teil 3
Per Bike: Materialseilbahn Soiernhaus - Fischbachalm - Parkplatz Krün
Stats: 9,45 km - 15,0 km/h AVS - 0:37 h (16.00 - 17.00) - 37,8 km/h MAX - +150/-640 hm

Die Abfahrt ging soweit gut, der Gegenanstieg gen Fischbachalm zog sich dann etwas in die Länge, aber war kein ernsthaftes Problem, so wurde einem noch mal etwas wärmer. Von dort ging es dann nur noch bergab bis zum Parkplatz in Krün, wobei wir noch zwei kleine Stopps einlegten. Mit der Dunkelheit waren wir an den Autos zurück, teilten uns noch Monikas Tee aus der Thermoskanne, plauderten ein wenig und dann ging's für sie wieder heimwärts.

Mir hatte leider schon beim Aufstieg mein Knie wieder etwas weh getan, beim Abstieg ging es dann so einigermassen, aber gut war es definitiv nicht. Somit war ich am überlegen, ob ich bereits die Heimreise antreten sollte oder doch noch den Montag eine nette Tour machen sollte. Das Wetter sollte auf jeden Fall noch mal gut werden und ehrlich gesagt hatte ich auch keine Lust am Tag darauf wieder arbeiten zu gehen. Falls das Knie nicht gut sein sollte, würde ich halt einen ruhigen Tag einlegen müssen, solange es sonnig wäre, wäre das ja auch in Ordnung. Somit suchte ich in Garmisch länger ein Zimmer, fand jedoch nichts in der angestrebtem Preisklasse. So fuhr ich über die Dörfer weiter und fand schliesslich in Oberau nach mehr als einstündiger Suche, zahlreichen Telefonaten und mehrfachem Pilgern zur Touristen-Infotafel eine sehr nette Ferienwohnung für 25 € ÜF. Auf noch eine Nacht im Auto hatte ich wirklich keine Lust mehr. Somit ging der Tag nach einer warmen Dusche langsam zu Ende. Zwar ohne richtiges Abendessen (ich war echt zu faul danach noch mal rauszugehen und irgendwo etwas essen zu suchen), aber ich lag in einem warmen Bett und hatte einen Fernseher, das war ja auch schon mal was :-) Wenig später schlummerte ich dann auch schon ein, nachdem ich noch einen Apfel und etwas Schokolade gemümmelt hatte, so dass ich bis zum Frühstück nicht vom Fleisch fallen würde.

Fotos zum 2. Tag in höherer Qualität

Sonnenuntergang auf den letzten Metern der Abfahrt zurück nach Krün Gerade aufgehender Vollmond oberhalb von Krün zum Tourabschluss



3. Tag:
Teil 1
Per Bike: Oberau - Bei den Sieben Quellen - Eschenlohe - Weg 15 - Nähe Kesselköpfe - Jagdhütte
Stats: 22,49 km - 8,9 km/h AVS - 2:31 h (07.25 - 10.55) - 34,2 km/h MAX - +1190/-90 hm

Als Tour hatte ich auf Empfehlung von Monika die Hohe Kisten ausgeguckt. Mit der Kompasskarte bewaffnet radelte ich also los. Im Tal war nur Nebel und es war kalt, also nicht sonderlich angenehm. Je höher man kam, desto besser wurde es jedoch, und ab 1200 m etwas war ich dann endlich über den Wolken. Genial! Ein paar Kehren weiter kam ich dann auch noch in die Sonne und von da ab wurde es sogar recht warm, bis ich endlich die Jagdhütte am Ende der beschilderten Bikepiste erreichte. Ich fuhr dann noch ein kurzes steiles Stück weiter bis zur oberen Jagdhütte, wo ich mein Bike deponierte und dann zu Fuß zur Rundtour startete.

Fotos zum 3. Tag in höherer Qualität

Frühmorgendliches, leicht frostiges Einheitsgrau im Tal bei Oberau
Spannende Stimmung an der Nebelgrenze auf dem Weg gen Hohe Kisten
Langsam aber sicher komme ich aus dem Nebelmeer im Tal heraus

Nach langer nebliger und kalter Auffahrt nun endlich über den Wolken
Endlich Sonne bei der Auffahrt gen Hohe Kisten

Tolle Aussicht nach Süden im oberen Teil der Auffahrt gen Hohe Kisten Kurz vor der Jagdhütte mit Blick zur Hohen Kisten

3. Tag:
Teil 2
Zu Fuß: Jagdhütte - Hohe Kisten - Krottenkopfhütte - Krottenkopf - Krottenkopfhütte - Jagdhütte
Stats: 3:50 h (11.00 - 14.50) - +540/-540 hm

Die Hohe Kisten war schnell erreicht, über einen schönen, sonnigen Pfad und eine kleinere Kraxeleinlage erreichte ich den herrlichen Aussichtsgipfel. Egal, wohin man schaute, überall ragten die Berggipfel aus dem Wolkenmeer hervor, und ich genoß mein Dasein dort oben bei prallem Sonnenschein und blauem Himmel. Nach längerer Rast beschloss ich auch noch zum Krottenkopf weiter zu marschieren. Wenn man schon mal da ist :-) Der Weg zog sich etwas in die Länge, aber es ging stetig voran und bald war die Krottenkopfhütte erreicht, von der es nur noch knapp 15 Minuten zum Gipfel sind. Oben erwartete mich erneut ein wunderbares 360°-Panorama und eine tolle Fernsicht. Ich ließ mich also noch mal zur Rast nieder, machte ausgiebig Fotos und raffte mich nur langsam wieder auf. Irgendwann musste ich aber auch wieder runter, so schön es dort oben auch war ...

Mit noch ein paar Fotostopps als Unterbrechung erreichte ich schliesslich nach herrlichem Schlendern über den Pfad am Hang entlang gegen 14:45 wieder mein Bike und machte mich fertig für die Abfahrt.


Fotos zum 3. Tag in höherer Qualität

Blick ins Rund mit Krottenkopf, der Hütte und Oberem Rißkopf
Der herrliche Pfad von der oberen Jagdhütte zur Hohen Kisten Nordseitige Abstiegsmöglichkeit über den Weg 15 gen Eschenlohe

Etwas unterhalb der Hohen Kisten mit Blick zurück zur Jagdhütte Herrlicher Blick zum Herzogstand und Heimgarten über dem Wolkenmeer, der Walchensee liegt irgendwo daraunter

Fantastisches Gipfelpanorama von der Hohen Kisten

Bergkamm hinter Bergkamm: Tolle Aussicht gen Süden von der Hohen Kisten
Der steile Felsabbruch der Hohen Kisten Tolle Aussicht über das Wolkenmeer im Tal beim Bummeln gen Krottenkopfhütte

Ich vor der Kulisse der Hohen Kisten und des Simetsbergs   Blick zur nahen Krottenkopfhütte und dem Aufstieg zum Krottenkopf   Die letzten Meter zum Krottenkopfgipfel

Verdiente Gipfelrast am Krottenkopf bei traumhafter Aussicht Gipfelkreuz am Krottenkopf

Tolle Fernsicht gen Osten zum Karwendel kurz unterhalb des Krottenkopfgipfels Sonne und blauer Himmel satt am Krottenkopf

Herrlicher Panoramablick nahe der Krottenkopfhütte Richtung Schindlerskopf, Hohe Kisten und Simetsberg

Blick Richtung Südwesten am Kareck vorbei   Kleiner Zwischenstopp beim Rückweg zur oberen Jagdhütte   Auf dem letzten Stück des Pfads zurück zur oberen Jagdhütte

3. Tag:
Teil 3
Per Bike: Jagdhütte - Wildsee - Großer Wasserfall - Obernach - Gachen-Tod-Klamm - Eschenlohe - Bei den Sieben Quellen - Oberau
Stats: 29,77 km - 16,8 km/h AVS - 1:46 h (14.55 - 17.25) - 41,4 km/h MAX - +280 hm/-1380 hm

Als Abfahrt hatte ich mir überlegt zum Wildsee runterzufahren und Richtung Walchensee zu fahren, von dort an der Gachen-Tod-Klamm vorbei zurück nach Eschenlohe und Oberau. Doch ich war noch keine 300 m gefahren, da machte es "Zisch" und der Hinterreifen war platt. Na super, ging ja gut los ... Ich war doch eh schon spät dran. Zügig wie selten machte ich mich also an den Schlauchwechsel, wobei ich erfahren musste, dass meine Hinterfelge ein kleines Ventilloch hatte, mein Ersatzschlauch jedoch breite Autoventile ... Daheim hatte ich noch wenige Tage zuvor die Felge getauscht, da meine gute Felge kaputt gegangen war. Diese Ersatzfelge hatte nun also nur kleine Löcher ... Tja, und der Schlauch hatte einen ordentlichen Snakebite, also zwei Löcher. Flicken war also mühsam und dauerte vor allem auch. Hmmm, kurzerhand nahm ich also den Schlauch vom Vorderrad, montierte ihn nach hinten und den Ersatzschlauch nach vorne, denn dort hatte ich ein breites Ventilloch. Alles nicht so leicht ... Aber schliesslich war es dann doch bald geschafft und ich konnte endlich Richtung Tal fahren und bald den Abzweig gen Wildsee nehmen. Auch wenn es schon gegen 15:20 war, schien mir die Alternative interessanter als die direkte Abfahrt. Die Freude währte aber nicht sonderlich lange, denn irgendwie schien es mir als hätte ich ein etwas schwammiges Fahrgefühl. Nach kurzem Bikecheck stellte ich fest, dass beide Schläuche auf dem kurzen Stück irgendwie Luft verloren hatten .... Es schien, als wäre der Ersatzschlauch ebenso wenig dicht wie der von vorne nach hinten gewechselte Schlauch. Na bravo, das ging ja gut weiter ... Während ich noch vor mich hinfluchte, hatte ich schon die Luftpumpe rausgeholt und kräftig nachgepumpt, dann ging es schnell weiter.

Schon kurz vorm Wildsee war ich komplett in den Schatten gekommen, dort unten war sogar Eis auf dem Weg. Brrr! Also ab auf den Trail, der ins Tal führen sollte. Doch dieser entpuppte sich bald als übler Wanderweg durchs Bachbett oder an dessen Seite. An fahren war trotz aller Bemühungen fast gar nicht zu denken. Somit wuchtete ich das Bike mühsam den Hang hinunter und ärgerte mich darüber, dass ich nicht den direkten Abfahrtdsweg genommen hatte. Dann wäre ich schon in Eschenlohe gewesen und würde nicht irgendwo durchs Unterholz straucheln mit dem Bike unterm Arm, wobei sich dann auch wieder mein Knie zu Wort meldete, das fand es nämlich nicht so gut, dass es nun auch noch solche Wege absolvieren sollte ... Irgendwie ging es kaum voran, erst nach einer kleinen Ewigkeit erreichte ich endlich eine Forstpiste, die sich zwar nicht eindeutig auf der Kompasskarte ausmachen liess, aber die grobe Richtung "nach links unten" wusste ich ja ... Schliesslich ging es mehr schlecht als recht über weitere "Trails" (vielfach schiebenderweise) zum Großen Wasserfall, auf den ich aber ehrlich gesagt gar keine Lust mehr hatte. Einen Blick riskierte ich dennoch, aber viel zu sehen gab's eh nicht, im Wald war's schon stark am Dämmern. Zeit um noch mal Luft nach zu pumpen ...

Zu 16:15 erreichte ich endlich einen Forstweg, den ich zuordnen konnte und bald darauf war ich an einem Parkplatz, von dem es Richtung Obernach gehen sollte. Geschenkt wurde mir jedoch nichts, es gab noch mal einen giftigen Gegenanstieg, aber ich hatte mich eh schon mit dem Schicksal abgefunden, dass ich nicht mehr im Hellen ankommen würde. Mit dem rechten Bein mehr strampelnd, da sich das linke Knie wieder mal beschwerte, mühte ich mich diesen Anstieg hinauf, um nach kurzer Abfahrt vor dem nächsten Gegenanstieg zu stehen ... Zwar stand nun endlich auch Eschenlohe auf einem Schild, aber auf Gegenanstiege hatte ich nun wirklich keine Lust mehr. Mit etwas Wut im Bauch drückte ich die gut 100 hm zügigst hinauf, dann düste ich endlich auch mal wieder etwas länger bergab. Bis ich dann endlich in Eschenlohe war, verging aber trotzdem noch eine geraume Zeit, wobei mich der Weg auch noch ein weiteres Mal Nerven kostete. Eigentlich ist der Weg an der Gachen-Tod-Klamm entlang wohl ein normaler Schotterweg, doch unterwegs traf ich auf einen Bagger, der mit Festbeleuchtung kräftig am buddeln war, während ich mit meiner Stirnlampe als Notbeleuchtung durch die von ihm zuvor gepflügten Furchten eierte ... Nach zwei tiefen Bachquerungen, die leicht nasse Füsse zur Folge hatten, ging es noch mal über ein entsprechend verunstaltetes Wegstück, dann kam ich endlich auf eine bessere Piste und zum Schluss auf eine Strasse, die mich nach Eschenlohe führte. Dort war es dann richtig dunkel. Wie war das noch mal mit der Luftpumpe? Also gut, ncoh mal das Spielchen und dann weiter. In nicht mal 20 Minuten brachte ich die gut 7 km bis nach Oberau zur Ferienwohnung und zum Auto zurück. Kurz vorm Ziel durfte ich dann noch mal am geschlossenen Bahnübergang warten, wobei dies so einer war, an dem die Schranken 5 Minuten vor Zugdurchfahrt runtergehen ... Dann war es aber endlich geschafft!

Somit ging dieser tolle Tourentag zwar nicht sonderlich ideal und unnötig mühsamer zu Ende, aber es überwog definitiv das tolle Erlebnis an der Hohen Kisten und dem Krottenkopf, so dass ich wenig später auf der Heimfahrt im Auto auch schon wieder gute Laune hatte und mich nicht mehr über diese kleine Odyssee über den Wildsee und die Gachen-Tod-Klamm ärgerte. Gut 2 1/2 h später war ich dann bei Andi, wo noch mal Zwischenstopp angesagt war, bevor es am nächsten Morgen heimwärts und wieder zum Arbeiten gehen sollte.


Fotos zum 3. Tag in höherer Qualität

Beginn der Schotterabfahrt von der unteren Jagdhütte mit Blick Richtung Soiernspitze und Schöttelkarspitze Blick hinüber zur markanten Pyramide der Soiernspitze und zur Schöttelkarspitze, an der ich am Vortag mit Monika war
Ein kurzes fahrbares Stück des Trails vom Wildsee ins Tal, wenig später war wieder mal schieben angesagt ...



Bilanz: per Bike etwa 90 km, dabei ca. +2500 hm absolviert in bei 2 Touren (13.11. - 14.11.2005)
zu Fuß ca. +2700 hm absolviert bei 3 Touren (12.11. - 14.11.2005)
Stats: per Bike durchschnittlich etwa 45,00 km und +1250 hm
zu Fuß durchschnittlich etwa +900 hm
Und wieder einmal zeigte sich, dass spontane Touren vielfach die besten sind. Dafür, dass die Tour so kurzfristig zustande kam, lief es insgesamt echt super. Mal von der Abfahrt am letzten Tag abgesehen war es ein rundum gelungenes Wochenende mit dem Gipfelglück an der Ehrwalder Sonnenspitze im zweiten Anlauf, der sehr netten Tour mit Monika zur Schöttelkarspitze und der herrlichen Rundtour hoch über den Wolken zum Krottenkopf. Für Mitte November herrschten erstaunlich gute Bedingungen, was Schneelage, Sonnenscheindauer und Temperaturen angingen. Ganz alleine war ich auch am Samstag und Montag nicht, einzelne Bergsteiger/Wanderer habe ich auch getroffen, doch trotz allem war man die meiste Zeit ungestört und ich konnte das Gipfelglück in Ruhe und ohne Trubel geniessen. Auf jeden Fall war diese Tour noch mal ein echtes Highlight in diesem Jahr. Man muss einfach zur rechten Zeit am rechten Fleck sein - und das ist mir mit dieser Tour wohl ganz gut gelungen :-)