1. Tag: | Mittenwald - Ghs. Gletscherschliff - Leutasch - nähe Weidach-See - Kirchplatzl - Gaistal - Ehrwalder Alm |
Stats: | 32,21 km - 11,6 km/h AVS - 2:46 h (14.55 - 18.15) - 36,8 km/h MAX - +770/-220 hm |
Schon auf der Zugfahrt gen Mittenwald
regnet es zum Teil recht ergiebig, doch solange wir noch im Zug sitzen,
ist uns das vorerst egal. Schließlich haben wir noch ein Dach
überm Kopf, und ändern kann man das Wetter ja eh nicht ...
Als wir nach einer insgesamt problemfreien Zugfahrt gegen 14.30 am Mittenwalder
Bahnhof ankommen, ist es von oben her zumindest trocken, was wir natürlich
begrüßen. Während wir die Bikes startklar machen, fängt
es aber leider auch schon wieder an zu regnen. Und zu allem Überfluß
auch noch ziemlich stark. Tja, da muß ich also schon gleich zu
Beginn schwere Geschütze auffahren,
um dem Wetter zu trotzen ... Kurz vor 15.00 fällt dann der Startschuß zu meiner fünften Alpenüberquerung. Ich bin gespannt, was die Woche alles bringen wird und ob alles so läuft, wie man sich das vorgestellt hat daheim beim Kartenstudium und bei der Recherche der einzelnen Teilstücke. Nicht zuletzt aufgrund des schlechten Wetters fahren Ralph und ich zunächst ganz gemütlich. Die Übernachtung an der Ehrwalder Alm ist bereits reserviert und somit haben wir keine Eile. Ob Daniel und Alex, die wir spätestens am Etappenziel treffen wollen, bereits auf dem Weg dorthin sind oder ob sie noch auf der Anreise gen Mittenwald sind, wissen wir nicht, doch wir beschließen einfach ohne Streß Richtung Ehrwalder Alm zu kurbeln. Entweder man trifft sie unterwegs oder eben an der Unterkunft. Die Strampelei zum Ghs. Gletscherschliff verläuft ohne Probleme, direkt danach erwarten uns aber gleich mal ein paar steile Schiebemeter auf einem verschlammten Trampelpfad in den nassen Wald hinein. Naja, kann ja eigentlich auch nicht sein, dass wir bei diesem Wetter sauber am Etappenziel ankommen :-) Auf dann wieder guten Schotterpisten bzw. auf Asphalt geht's weiter über Leutasch, in der Nähe des Weidach-Sees vorbei bis nach Kirchplatzl. Die Strecke ab dort kennen wir bereits von unserer Vorbereitungs-Tour im Juni. Damals hatten wir jedoch mit Wassermangel und nahezu tropischen Temperaturen zu kämpfen. Heute ist alles anders. Zwar schwitzt man auch ein wenig, aber das kommt hauptsächlich durch die Regenklamotten, weniger durch die Strampelei an sich. Tja, und von der herrlichen Bergwelt, die sich um einen herum befindet, sieht man dieses Mal leider so gut wie nichts. Das stand doch anders im Reiseprospekt :-) Nach kurzer Rast in einer Bushaltestelle, in der wir uns und unsere nassen Klamotten etwas "abdampfen" lassen und den ersten Müsliriegel der Tour einwerfen, geht es weiter zum Beginn des Gaistals. Der dort befindliche Brunnen, der im Juni noch unsere Rettung war, weil damals das Trinken rapide zur Neige gegangen war, wird jetzt auch wieder angezapft, aber ich muß mich schon beinahe zwingen, etwas zu trinken, denn bei dem schlechten Wetter und den kalten Temperaturen hält sich mein Durst stark in Grenzen. Wenig später geht es also weiter ins an sich idyllische Gaistal, welches heute jedoch leider so gut wie keine Berggipfel um uns herum zu bieten hat. Die Wolken hängen tief, es regnet immer noch und eine deutliche Wetterbesserung ist nicht in Sicht. Schade. Irgendwo auf halber Strecke treffen wir dann unverhofft auf Daniel und Alex, die gerade einen kleinen Zwischenstopp einlegen. Richtig trocken sehen die beiden aber auch nicht aus :-) Wir freuen uns, dass wir nun alle beisammen sind, filmen und plaudern noch ein bißchen, und dann machen wir uns kollektiv an die Weiterfahrt Richtung Ehrwalder Alm. Recht unspektakulär bei diesen Wetterbedingungen machen wir (Höhen-)Meter um (Höhen-)Meter gut, bis wir schließlich den höchsten Punkt für heute mit knapp 1600 m passieren. Von dort lassen wir uns auf der breiten Schotterpiste durch die Nebel-Wolken-Suppe hinab zur Ehrwalder Alm rollen. Erwartungsgemäß ist wenig los, so dass Ralph und ich das "Massenlager", ein schönes Mehrbettzimmer mit ausreichend Platz, ganz alleine beziehen können. Daniel und Alex bevorzugen ein Zimmer für sich, wobei sie bei der Wahl des Zimmers das "Massenlager" noch nicht kannten ... Die nassen Klamotten werden so gut es geht zum Trocknen im Zimmer verteilt, und dann geht's nacheinander zum Duschen. Schließlich machen wir uns wohlriechend und trocken dazu runter in die Wirtstube zum Abendessen. Bei gutem Essen und einem wohlschmeckenden Bier diskutieren wir die Etappe für den Folgetag, die rein von den Etappendaten her keinen abschrecken kann. Das Wetter scheint langsam auch besser zu werden, so dass wir doch zuversichtlich sind, einen schönen und vor allem trockenen zweiten Tourentag zu erleben. Um ausgeruht in die nächste Etappe starten zu können, begeben wir uns dann alle zeitig ins Bett. |
2. Tag: | Ehrwalder Alm - nähe Ehrwald - Panoramaweg - Mittersee - nähe Fernpaß - Tegestal - Dirstentrittkreuz - Tarrenz - Karres - Sautens |
Stats: | 59,68 km - 11,4 km/h AVS - 5:11 h (08.35 - 18.05) - 69,4 km/h MAX - +1660/-2340 hm |
Ein reichhaltiges Frühstück zum Tagesbeginn, so soll es
sein! Beim Inspizieren des Wetters albern wir noch ein bißchen
herum. Der Begriff "Mädchenetappe"
wird geboren als Umschreibung für die uns bevorstehende Etappe.
Die Überprüfung steht aber noch aus :-) Nach ein paar kleineren
Bike-Basteleien und einem Gruppenfoto
vor der Ehrwalder Sonnenspitze rollen wir zu 8.30 in der noch
etwas kühlen, aber zumindest vorhandenen Morgensonne los. Im
Vergleich zu unserer Juni-Exkursion
wählen wir dieses Mal den linken Schotterweg statt der Hauptpiste,
die eigentlich nur steil und wenig bremsenschonend größtenteils
auf Asphalt zur Talstation der Seilbahn führt. Der herrliche
Schotterweg macht dagegen deutlich mehr Spaß, und da es zu der
Zeit keinen einzigen Wanderer gibt, sind wir auch guten Gewissens
unterwegs. Nach rasanter Abfahrt wählen wir an der Talstation
der Seilbahn den Alten Mühlenweg, der sich als perfekte Alternative
zur Asphaltabfahrt nach Ehrwald hinein herausstellt. Ein super Wegelein
leitet uns direkt an den Abzweig zum Panoramaweg nach Biberwier auf
etwa 1000 m. Besser geht's nicht. |
3. Tag: | Sautens - Längenfeld - Sölden - nähe Hochsölden - Gaislachalm |
Stats: | 49,81 km - 10,7 km/h AVS - 4:38 h (08.45 - 17.05) - 46,4 km/h MAX - +1670/-500 hm |
Der dritte Etappentag beginnt mit einem klasse Frühstücksbuffet:
Auswahl ohne Ende und hoher Sättigungsfaktor. So zieht sich die
morgendliche Nahrungsaufnahme deutlich länger hin als angenommen,
bevor es zurück auf die Zimmer geht um die Rucksäcke fertig
zu packen und schließlich die Abrechnung mit den Gastwirten zu
machen. Beim gemütlichen Relaxen in der Morgensonne vor dem Ötztaler
Hof, bis alle versammelt sind, hält Ralph noch eine originelle
Wetterstation für die Nachwelt fest. Kurz darauf interviewt
er Alex beim allmorgendlichen Briefing für unseren Film, wie er
denn die gestrige "Mädchenetappe" gefunden hätte.
Die Antwort fällt klar aus: "Für mich hat's gereicht,
sagen wir mal so ...". Widersprochen hat daraufhin keiner :-) Gegen 8.30 sind wir schließlich alle abfahrbereit, doch Kathrins Bike braucht dringendst neue Bremsklötze, wie sie selbst auch schon richtig festgestellt hatte am Vorabend ... Naja, also fangen wir Jungs kollektiv an ein bißchen an ihrem Bike zu schrauben und Feintuning an Bremse und auch Schaltung zu betreiben. Soll ja keiner sagen, wir wären nicht hilfsbereit :-) Einige Minuten später ist dann das Bike wieder einsatzbereit und wir gehen noch mal kurz in die Unterkunft, wo uns die freundlichen Gastleute in die Küche lassen um mit einer ordentlichen Handwaschpaste unsere Finger zu reinigen. Ein wirklich erstklassiger Service in dieser rundum zufriedenstellenden Unterkunft! Schließlich schaffen wir es dann kollektiv loszuradeln. Kurz zurück in den Ortskern von Sautens, geht es bald auf den ausgewiesenen Ötztal-Trail, dem wir dem heutigen Tag fast durchgängig folgen werden. Anja und Kathrin fahren bald ihr eigenes Tempo, denn sie wollen heute voraussichtlich nur bis Sölden oder maximal bis Vent, was locker zu schaffen ist. Da steht uns doch ein bißchen mehr bevor ... Unser Vorhaben, dass man sich gegebenenfalls am Folgetag abends auf der Similaunhütte wieder trifft, steht nach wie vor, und so strampeln wir nach kurzer Verabschiedung in unserem Tempo weiter. Ohne große Anstrengung erreichen wir inklusive einer kleinen, netten Passage im Wald das Dorf Umhausen. Dort finden wir einen Brunnen zum Wasser auffüllen und erfrischen, was aufgrund der stetig steigenden Temperaturen eine wahre Wohltat ist. Weiter geht es bis wenige Kilometer vor Längenfeld, doch statt der Hauptstraße dorthin zu folgen, entscheiden wir uns für den etwas anstrengenderen, aber vor allem ruhigeren und abgasfreien Weg oben über den Berghang. Gut 400 hm schweißtreibende Kurbelei später sind wir am höchsten Punkt mit etwa 1450 m angekommen und rollen nach kurzer Pause auf einem netten Wegelein bis zur ersten Gemeinde Längenfelds. Da wir noch einkaufen wollen, suchen wir einen Supermarkt, den wir schließlich direkt in Längenfeld an der Hauptstraße entdecken. Wie sich nach dem Einkaufen dann herausstellt, bevorzugen Daniel und Alex zum Mittagessen etwas "Handfestes", während Ralph und ich mit unseren Einkäufen und den Reserven im Rucksack über die Runden kommen wollen. So machen wir auf der Karte einen nahegelegenen Treffpunkt für nach der Mittagspause aus und trennen uns entsprechend. Ralph und ich fahren ein Stückchen weiter zum Bach, wo wir bald eine schön gelegene Bank finden, auf der wir uns breit machen und es uns gut gehen lassen. Mit frischen, saftigen Wassermelonen-Stücken beginnen wir unserem Hunger Herr zu werden, was letztlich mit zusätzlichen Brötchen, Äpfeln und Müsliriegeln vollends gelingt. Mjamjam! Zur vereinbarten Zeit treffen wir die beiden anderen dann wieder, die wohl auch eine nette Mittagspause hatten. Wir gönnen uns noch mal eine Viertelstunde kollektives Nichtstun auf einer schattigen Bank, dann beginnen wir uns in aller Ruhe gen Sölden in Bewegung zu setzen. Der Ötztal-Trail ist bestens zu fahren, so dass wir gut voran kommen und gegen 14.30 die ersten Ausläufer von Sölden erreichen. Die schöne Aussicht auf die umliegenden Berggipfel veranlaßt zumindest Daniel und mich kurz innezuhalten. Nachdem wir dann wieder alle beisammen sind, suchen wir uns den Weg durch den im Sommer alles andere als schön wirkenden Winter-Skiort Sölden und beginnen bald darauf die finale Auffahrt zur bereits reservierten Gaislachalm. Zu Beginn erwarten uns einige steile Stücke, danach, bei Mündung an eine Fahrstraße, beginnt wenig später eine recht zähe Schotterauffahrt über gut 500 hm, die noch mal ordentlich an unseren Kräften zehrt. Was bei der Auffahrt definitiv nervt, ist die Tatsache, dass große Transporter als "Linienbusse" bis in die Nähe der Alm fahren. Außerdem fahren etliche landwirtschaftliche Fahrzeuge die Schotterpiste rauf und runter, wodurch man oft von einer dichten Staubwolke eingeschlossen wird, die das Atmen beim anstrengenden Strampeln bergauf nicht gerade einfacher bzw. angenehmer macht ... Naja, mit einigen Pausen und individuellem Tempo sind wir alle gegen 17.00 am Etappenziel und können uns über frische Almluft freuen. Außerdem haben wir schöne Zimmer inklusive Badewanne (!) und einen Balkon mit traumhafter Aussicht. Die Entscheidung, hier oben Station zu machen, erweist sich somit als goldrichtig. Nach ausgiebiger Körperpflege, Waschen der verschwitzten Klamotten und Relaxen auf dem Balkon machen wir uns irgendwann auch auf den Weg zum Abendessen. Wir bestellen, doch bevor das Essen serviert wird, geht es kurz noch raus um die idyllische Stimmung an der Alm festzuhalten. Mit Entsetzen muß ich draußen feststellen, dass die Batterien meiner Kamera plötzlich leer sind, und ich kein einziges Bild mehr machen kann. So ein Mist! Ich verfluche die Teile, dass sie mich gerade am Samstag Abend im Hochgebirge im Stich lassen, vor allem, da die nächsten zwei Etappen die landschaftlich schönsten Abschnitte der Tour sein dürften ... Daheim hatte ich sie noch geprüft und alles war in Ordnung gewesen, auch die Kamera hatte die ganze Zeit bis Sölden "voll" angezeigt. Tja, und dann, von jetzt auf gleich, macht die Kamera keine Bilder mehr und zeigt "leer" an ... So richtig akzeptieren will ich das alles nicht, doch ich kann eh nichts dagegen machen. Das Abendessen schmeckt mir nun irgendwie auch nicht mehr, obwohl es an sich wohl gut ist. Auch das Bier hebt meine Laune nicht. So klingt dieser Tag für mich etwas gefrustet aus, obwohl wir solch eine nette Unterkunft und auch einen angenehmen Biketag hatten, der konditionell nicht zu hart war. Nun ja, halbwegs zeitig geht es dann schlummern, denn der Folgetag dürfte eine harte Prüfung für uns werden mit dem Aufstieg zur über 3000 m hoch gelegenen Similaunhütte inklusive kurzer Gletscherpassage ... |
4. Tag: | Gaislachalm - Mittelstation nähe Hochsölden - E5 - Gletscherstraße gen Tiefenbachferner - Tunnel - ab Parkplatz Trail bis Vent - Martin-Busch-Hütte - Similaunhütte |
Stats: | 36,29 km - 5,6 km/h AVS - 6:23 h (08.45 - 19.00) - 53,9 km/h MAX - +2200/-1200 hm |
Nach einigermaßen erholsamer Nacht beginnen wir relativ zeitig
am Morgen uns über das Frühstücksbuffet herzumachen.
Zum Start in eine der anspruchsvollsten Etappen der Tour kommt uns so
ein Buffet genau gelegen, und so futtern wir was das Zeug hält.
Gut gesättigt begleichen wir wenig später die Rechnung, wobei
ich auf Nachfrage beim Gastwirt erfahre, dass ich wohl in Vent Ersatzbatterien
für meine Kamera bekommen könne. Auch am Sonntag wäre
das kein Problem. Das stimmt mich schon wieder etwas zuversichtlicher,
wenngleich ich natürlich schon traurig bin, dass ich so vom Gletschertrail
bis nach Vent nichts knipsen kann ... Naja, nicht zu ändern. Zu 8.45 radeln wir schließlich los und schrauben uns langsam aber sicher die steile Schotterpiste hinauf. Der Tag beginnt, wie der letzte aufgehört hat, nämlich ganz schön schweißtreibend ... Bei etwas angenehmerer Steigung folgen wir der Piste bei wunderbarem Panorama weiter bis zur Mittelstation der Seilbahn, wobei Alex zwischenzeitlich noch einen kleinen Kampf mit den Kühen austragen muß. Alle anderen haben sie brav durchgelassen, bei Alex stellen sie sich quer und machen nur widerwillig Platz. Tja, so kann's gehen :-) Kurz nach der Mittelstation der Seilbahn beschließen wir statt der Schotterpiste bis zur Gletscherstraße bergab zu folgen lieber den Wanderweg E5 zu testen, der hier ein Stück weit am Hang entlang läuft und über den man einige Höhenmeter einsparen kann, da er weiter oben auf die Gletscherstraße mündet und weniger Höhe verliert als die Schotterpiste. Ohne zu wissen, wie fahrbar der Weg wirklich ist, begeben wir uns also auf den Trail. Zur Freude aller ist der Weg fast durchgängig fahrbar und bietet neben einer schönen Hangquerung auch noch eine steile Wurzelpassage, die mit entsprechender Vorsicht aber auch machbar ist. Zwar müssen wir am Ende noch ein paar Meter über leicht verblocktes Gelände schieben und über einen kleinen Zaun kraxeln, aber dann sind wir auch schon auf der Gletscherstraße, auf der wir fortan stetig bergauf kurbeln. Zwischenzeitlich treffen wir auf eine Ziegenherde, die am Straßenrand ziemlich faul ihr Dasein fristet. Wir halten nur kurz inne zum Landschaft genießen und um durchzuschnaufen, dann geht es weiter. Bei der nächsten größeren Pause haben wir dann einen tollen Blick auf die vor uns liegende Gletscherlandschaft, die nun doch schon beträchtlich näher gerückt ist. Wie meint Daniel so schön: "Sieht ziemlich kalt aus da oben." Dem ist nicht viel hinzu zu fügen ... Seine Worte klingen mir noch gut im Ohr, als ich langsam aber sicher weiter der Gletscherstraße folge und auf das Ende der Kurbelei warte. Ich bin froh, dass ich wenige Meter nach Mündung auf die Gletscherstraße noch mal frisches Bachwasser von der Bergwiese "getankt" habe, denn der Gletscherwind erzeugt sehr schnell eine trockene Kehle, da man meistens den Mund offen hat beim Atmen. Regelmäßig ein erfrischender Schluck aus meiner Trinkflasche hilft zumindest immer kurzzeitig. Jeder für sich erreichen wir schließlich den Abzweig zu Rettenbachferner bzw. Tiefenbachferner. Hier wird noch mal Rast gemacht, denn die Auffahrt hat doch einiges an Kraft gekostet. Von hier oben auf gut 2700 m Höhe hat man einen schönen Blick auf die kurvenreiche Gletscherstraße, den wir uns hart erarbeitet haben. Warm eingepackt, um dem ungemütlich kühlen Gletscherwind zu trotzen, mümmeln wir alle eine Kleinigkeit und lassen die karge Bergwelt um uns herum auf uns wirken. Irgendwann geht es dann weiter. Nach kurzer Kurbelei durch eine Senke legen wir noch mal eine kleine Pause ein um den imposanten Gletscher zu bestaunen und um noch ein Gruppenfoto mit der Kamera von Alex zu knipsen (meine ist ja immer noch batteriebedingt im Streik ...). Dann bleibt keine Wahl mehr, wir müssen den kalten, gut einen Kilometer langen Tiefenbachferner-Tunnel in Angriff nehmen. Leicht bibbernd sehen wir zu, dass wir zügig voran kommen, den Blick meist starr auf das schwache Licht ganz am Ende des Tunnels fixiert. Es sieht gar nicht so weit aus ... Kurbelumdrehung für Kurbelumdrehung rückt das Ende des Tunnels näher, wobei mir die Zeit wie eine halbe Ewigkeit vorkommt. Ständig unseren Atem im diffusen Dämmerlicht des Tunnels vor Augen bewegen wir uns stetig voran, bis es irgendwann dann doch geschafft ist und wir aus dem Dunkel ins gleißende Sonnenlicht stoßen. Endlich! Teils fasziniert, teils abgeschreckt, betrachten wir einige Augenblicke den Sommer-Skizirkus hier oben, der vor herrlicher 3000er-Kulisse stattfindet. Selbst einen Fun-Park zum Inliner und Skateboard fahren haben sie dort oben errichtet, aus Lautsprechern tönt Szene-Musik. Mir persönlich gefällt das bunte Treiben in der ansonsten verhältnismäßig ruhigen Bergwelt weniger, aber naja, wir machen uns ja auch bald schon auf zum Highlight des heutigen Tages, zum Gletschertrail gen Vent, der am großen Parkplatz einige Meter weiter abzweigt. Was uns genau erwartet auf dem Trail, wissen wir bis dato nicht. Anspruchsvoll soll er sein, fast komplett fahrbar für technisch versierte Biker. Hmmm, wir sind gespannt. Also noch mal einen Schluck aus der Trinkflasche nehmen, den Helm auf festen, korrekten Sitz prüfen, den Rucksack noch mal festziehen, dass er nicht verrutschen kann, den Sattel versenken, tief durchatmen und dann geht's auch schon los. Schon auf den ersten Metern zeigt uns der Trail seine Zähne, steil geht es auf schwierigem Untergrund den Hang hinab. Ein erster Vorgeschmack auf das, was da noch kommen mag?!? Teilweise schieben wir ein paar Meter, dann wagen sich manche wieder auf die Bikes. Ralph beginnt ein wenig zu filmen und erwischt mich bei einer spektakulären Trailpassage am Abgrund. Der Trail ist direkt an der Wand in etwa so breit wie mein Lenker. Im kleinsten Gang, ganz behutsam tretend, ja fast wie in Trance, bin ich auch diesen Abschnitt gefahren. Vermutlich hatte ich noch im Hinterkopf, dass der Trail ja beinahe vollständig fahrbar sein soll?!? Erst im Nachhinein realisiere ich, dass es auf der linken Seite ja einige Meter runter geht, so dass jeder Fahrfehler ziemlich unangenehme Folgen gehabt hätte ... Danach wird der Trail etwas freundlicher, wir kommen alle fahrend voran, auch wenn klar ist, dass die Schwierigkeiten sicher noch nicht ausgestanden sind, sondern einfach mal ein paar Meter etwas leichter ausfallen als sonst. Kurz darauf wartet eine tolle Hangquerung auf uns. Wow, so macht Biken Spaß! Über eine holprigere, anspruchsvollere Passage geht es mitten durch eine Felswüste an ein paar verdutzt guckenden Wanderern vorbei. Schließlich wartet eine schmale Bachbrücke darauf von uns passiert zu werden, was glücklicherweise ohne Sturz in den Gebirgsbach gelingt. Im Anschluß folgt wieder eine unterhaltsame Pfadpassage, die stellenweise steil und leicht verblockt daher kommt, insgesamt aber einen guten Flow bietet und die Laune hebt. Allzu lange können wir aber dennoch nicht im Sattel bleiben, denn ein rauschender Gebirgsbach geht mitten über den Pfad. Folglich heißt es nun den geeigneten Übergang finden, ohne in den Bach zu stürzen, denn eine Brücke gibt es nicht. Mein Versuch führt mich einige Meter weiter den Hang rauf, wo ich mit einem mehr oder minder gewagten Ausfallschritt auf den glitschigen Felsen und dem Bike irgendwie neben mir tatsächlich unbeschadet auf die andere Seite gelange. Daniel und Alex machen sich da weniger Mühe, sie marschieren einfach durch den Bach, was de facto einer Kneippkur auf 2700 m entspricht ... Auch Ralph läßt sich nicht davon abhalten mitten durchs kalte Naß zu wandern, wobei er sein Bike geschickt auf den Schultern transportiert. So sind wir also letztlich alle auf der anderen Seite des Bachs angekommen und können nach wenigen Augenblicken die Weiterfahrt beginnen. Sagte ich Weiterfahrt?!? Naja, nur kurzzeitig, denn schon bald ist das Gelände alles andere als bikerfreundlich, so dass wir nur noch schiebend bzw. stellenweise tragend voran kommen. Die Aussicht ist nach wie vor wunderbar, doch entscheidend ist, dass uns langsam aber sicher die Zeit davon rinnt ... Ein paar Meter kann man schließlich wieder trailen, doch die nächste Schiebepassage, die an unseren Kräften zehrt, ist nicht weit. Es ist bereits gegen 13.15 als wir an einem kleinen See angelangen, wobei wir aber immer noch über 2500 m hoch sind. Es wird Zeit, dass wir nach Vent gelangen, also halten wir uns nicht lange auf und folgen dem Pfad weiter bergab. Je nach Fahrkönnen und Motivation absolvieren wir unterschiedlich viel des Weges fahrend, bestimmte Abschnitte müssen aber alle schieben, da das Gelände einfach nichts hergibt zum biken. Landschaftlich ist es nach wie vor ein Traum hier oben unterwegs zu sein, das läßt sich gar nicht anders ausdrücken. Auch treffen wir nur sehr wenige Wanderer, so dass es auf dem schmalen Pfad nie zu Problemen kommt. Nach einiger Zeit haben wir schließlich das Gröbste hinter uns, denn der Pfad schlängelt sich nun zunächst traumhaft entlang steiler Wiesenhänge. bevor er uns etwas flacher werdend in schöner Landschaft relativ zielstrebig Richtung Vent leitet. Gegen 14.30 rollen wir schließlich in Vent ein, müde und geschafft vom harten Trail. Ich suche zunächst den Laden auf, den mir der Gastwirt von der Gaislachalm genannt hat, in der Hoffnung, dass ich dort die Batterien für meine Kamera bekomme. Tatsächlich hat das Geschäft geöffnet. Da es der einzige Laden in dem Ort ist, gibt es dort allerlei zu kaufen, und dementsprechend viele Touristen tummeln sich dort. Beim Blick auf den Ständer mit den Batterien stelle ich erfreut fest, dass es auch eine passende für meine Kamera gibt. Aber Moment. Eine?!? Ich benötige doch zwei Batterien! Sollte es tatsächlich so sein, dass ausgerechnet von meinem Batterietyp nur noch ein Exemplar da ist, während es von allen anderen Typen immer eine ganze Hand voll gibt?!? Es sollte so sein ... Meine hektische Suche am Batterien-Ständer ergibt, dass es nur eine Batterie für meine Kamera gibt! Das kann ja wohl nicht wahr sein ... Auf Rückfrage beim hilfsbereiten Verkäufer wird dies jedoch bestätigt. Er bekommt die neue Lieferung für diesen Typ erst in ein paar Tagen rein ... Leise fluchend überlege ich kurz, bitte ihn dann um die eine Batterie. Gleichzeitig soll er mir meine alten Batterien testen um festzustellen, welche die vollere von beiden ist. Wir stellen fest, dass ich mit der alten, volleren Batterie und der neuen dazu tatsächlich wieder in der Lage bin Fotos zu knipsen, wenngleich natürlich keiner sagen kann, wie lange das ungleiche Pärchen seinen Dienst verrichtet, bis die schwächere Batterie total leer ist. Naja, ich lasse mich darauf ein, auch wenn 11 € nicht gerade billig sind für eine Batterie, vertraue darauf, dass ich wenigstens bis zum nächsten Tag Bilder knipsen kann. Ab dem Vernagt-Stausee gibt es ja noch ein paar Dörfer, in denen ich dann noch mal auf Batteriesuche gehen kann. Nach diesem Intermezzo decken wir uns noch mit ein paar Getränken ein und überlegen dann, wie es weitergeht. Wir sind alle ziemlich müde, doch es sind noch gute 1100 hm bis zur Similaunhütte. Auf den Wegweisern sind 5 h veranschlagt für Wanderer. Wenig motivierend, wenn man weiß, dass man nach der Martin-Busch-Hütte bis auf wenige Meter ununterbrochen schieben und tragen muß und dass es bis zur Martin-Busch-Hütte oft rampenartig bergauf geht ... Nach kurzem Disput beschließen wir, dass die anderen noch mal eine richtige Mittagspause machen in einem Restaurant, während ich bereits alleine den Weg zu Similaunhütte antrete. Nach meiner Rechnung müßte ich es in knapp 4 h bis oben schaffen, was bei sofortigem Aufbruch hieße auch erst gegen 19.00 an der Hütte einzutrudeln. Schon ziemlich spät ... Mit ausgiebiger Pause in Vent wäre es gut 20.00 bis zur Ankunft, was mir einfach zu spät ist. Reserviert haben wir alle, doch in Bezug auf das Abendessen will ich keine Kompromisse eingehen. Manche Hütten schließen die Küche recht zeitig, so dass man zu späterer Stunden nur noch kalte Sachen bekommt. Darauf habe ich keine Lust. Ich will einfach nur noch oben an der Hütte sein, dort kann ich mich dann immer noch erholen ... Zwar bin ich prinzipiell auch reif für eine längere Pause, doch nach zwei Müsliriegeln und ordentlich viel trinken sieht die Welt schon wieder etwas anders aus. Ich mache mich also alleine an die steile Auffahrt Richtung Martin-Busch-Hütte, während die anderen sich gemütlich auf der Sonnenterrasse eines Restaurants niederlassen. Die Kurbelei beginnt auf einer steilen Schotterpiste, von der man nach wenigen Metern noch mal einen schönen Blick zurück auf Vent hat. Fortan heißt es nun aber strampeln, was die Beine noch hergeben. Nach der ersten erklommenen Rampe folgt zur Erholung eine etwas flachere Passage mit schönem Panorama. Die paar Wanderer, die ich treffe, feuern mich einstimmig an, muntern mich auf. Zugegeben, das schadet nichts, denn die Piste wird nach und nach wieder steiler. Da Schieben für mich auch heute die letzte Alternative darstellt, quäle ich mich auch noch die himmelwärts geneigten Steilstücke kurz vor der Martin-Busch-Hütte fahrend rauf. Direkt im Anschluß ist dann eine kurze Pause fällig, da der Puls bei solchen Rampen in astronomische Regionen angestiegen ist ... Die kurze Rast nutze ich direkt zum Knipsen der um mich aufragenden 3000er und um mich an einem eiskalten Rinnsal, welches am Wegesrand über die Wiese und die Felsen runterplätschert, zu laben. Das tut gut! Schließlich hüpfe ich wieder aufs Bike und erklimme die letzten Höhenmeter bis zur Martin-Busch-Hütte. 90 Minuten für 8 km und 630 hm ... Ufff. Auch wenn die Martin-Busch-Hütte durchaus zu einer Rast einlädt, so verzichte ich aufgrund der fortgeschrittenen Zeit auf eine größere Pause und begnüge mich mit einem Apfel, den ich noch unverhofft in meinem Rucksack entdecke. Noch ein paar kräftige Schlücke aus der Trinkflasche und dann geht es auch schon weiter gen Niederjoch. Die ersten paar Meter nach der Hütte sind noch fahrbar, dann wird das Gelände zunehmend steiler und verblockter. Tja, fortan geht's also schiebend weiter ... Ich nutze den Wechsel von der fahrenden zur schiebenden Fortbewegung zu einem Fotostopp um das tolle Panorama mit der Martin-Busch-Hütte und mir festzuhalten. Die paar Minuten zum Durchatmen tun gut, denn allzu fit bin ich nach dem heutigen Programm auch nicht mehr ... Das vor mir liegende Hochtal, welches einen letztlich zum Niederjoch führt, ist beeindruckend. Der Weg schlängelt sich unbarmherzig immer weiter in Richtung der 3000er-Marke den Hang hinauf, wobei das Ziel der Etappe noch knappe 2 h entfernt liegt ... Von ein paar Wanderern, die mir entgegen kommen, erfahre ich, dass ich nicht der erste bin, der heute per Bike hinauf zur Similaunhütte will. Auf Nachfrage erzählen sie, dass sie am frühen Nachmittag weiter oben schon zwei Mädels getroffen hätten. Aha! Anja und Kathrin sind also auch hier lang, wenn gleich sie wohl direkt von Vent gestartet sind und nicht noch den Gletschertrail absolviert haben. Ich freue mich schon aufs Wiedersehen auf der Hütte und kämpfe mich weiter den einsamen Weg durchs Hochtal hinauf. Eine Bachüberquerung in der imposanten Landschaft bietet ein wenig Abwechslung und beschert mir nasse Füße, denn trotz einiger schmaler Holzstege zur Überquerung kommt man aufgrund des hohen Wasserstandes nicht trocken rüber ... Egal, das kann mich heute nicht mehr stören. Irgendwann wird das Wasser schon wieder aus den Schuhen rausquellen beim stetigen Bergauf-Wandern ... Motiviert durch die zum Greifen nahe liegenden Gletscher und die Tatsache, dass mich jeder erklommene Höhenmeter dem Etappenziel ein kleines Stück näherbringt, mühe ich mich weiter den Bergpfad hinauf. Eine gute halbe Stunde ununterbrochenes Schieben später schreit mein Körper wieder nach Pause und Erholung. Der Aufstieg in dieser Höhe und bei dem Gelände geht doch ziemlich an die Substanz. Da mir inzwischen auch ein kühler Wind entgegenpfeift, als ob er mich um jeden Preis davon abhalten wolle, zum Niederjoch zu gelangen, halte ich schließlich erschöpft inne, werfe gierig eine halbe Tafel Schokolade ein, um der drohenden Unterzuckerung entgegen zu wirken und packe mich mit allem, was mein Rucksack an Klamotten zu bieten hat, ein. Ich setze mich erst mal hin und lasse den Blick über die karge Hochgebirgslandschaft um mich herum schweifen. Es dauert ein paar Minuten, bis ich mich wieder aufraffen kann und die Energie zum Weitermarschieren wieder da ist. Allzu weit ist es wohl auch nicht mehr, eigentlich geht's nur noch über den kleinen Gletscher und den letzten Aufschwung zur Hütte hinauf. Tatsächlich erreiche ich nach wenigen Minuten den Beginn des Gletschers oder vielmehr gesagt das, was noch davon übrig ist. Das verbliebene Eis kämpft hier einen hoffnungslosen Kampf gegen die globale Erwärmung und den stetigen Rückgang der Gletscherlandschaften ... Die Wegführung ist klar, ein paar Eisenstangen weisen zusätzlich auf die korrekte Spur hin. Außer, dass es stellenweise etwas rutschig ist, ist die Passage aber keinesfalls vergleichbar mit einem richtigen Gletscher, denn der Hang ist weder sonderlich steil noch gibt es Gletscherspalten oder ausgesetzte Passagen. Schritt für Schritt geht es also langsam aber stetig über die kleine Gletscherpassage. Kurz vor Erreichen des letzten Aufschwungs auf felsigem Untergrund schaffe ich es dann noch knöcheltief im Gletscherschlamm zu versinken, was hauptsächlich auf die Tatsache zurückzuführen ist, dass ich ziemlich entkräftet und in einem tranceartigen Zustand vor mich hin trotte. Eigentlich hätte man sehen können, dass man gleich im Morast steckt ... Nun ja, auch egal, ist der eine Schuh halt dreckig und stinkt ein wenig mehr ... Schließlich wieder auf festem Untergrund, heißt es dann die allerletzten Reserven zu mobilisieren, denn die finalen Höhenmeter zur Similaunhütte kosten noch mal einige Körner. Durch verblocktes Gelände schiebe, zerre und trage ich mein Bike, wobei ich zwischenzeitlich die Markierung ein wenig aus den Augen verliere und einfach der Nase nach durch die Felslandschaft kraxel. Das dürfte aber weder Vor- noch Nachteile gebracht haben. Beim hoffnungsvollen Blick auf meinen Höhenmesser stelle ich fest, dass das Ende der Strapazen und das wohlverdiente Abendessen nah sein müssen. Zwar zeigt mir das Gerät, wie schon an der Martin-Busch-Hütte bemerkt, etwas zu wenig Höhe an, doch bei einem Blick nach vorne stelle ich erfreut fest, dass ich nur noch einen Steinwurf von der Terrasse der Hütte entfernt bin. Juhu! Den Endspurt spare ich mir für andere Tage, ich bin einfach nur froh, als ich zu 19:00 endlich am Etappenziel bin. Erschöpft wanke ich über die kleine Terrasse, wobei ich langsam realisiere, dass ich es geschafft habe. Glücksgefühle stellen sich ein und mir läuft ein kalter Schauer den Rücken hinunter, während ich einen Blick zum Similaungipfel werfe und den Blick dann nach Süden schweifen lasse, wo es morgen früh hinab gen Vernagt gehen soll. Was uns da wohl erwarten wird? Naja, für den Augenblick nicht so wichtig, jetzt erst mal rein in die warme Stube! Die nicht gerade geruchsneutralen Schuhe stelle ich irgendwo in den großen Vorraum, meinen Rucksack ebenso, dann geht's in die Gaststube, die gut gefüllt ist. Nach ein wenig Suchen entdecke ich an einem der hinteren Tische auch Anja und Kathrin, denen ich erst mal ein fröhliches "Hallo" entgegenrufe. Schön, dass sie auch wie in Sautens unverbindlich ausgemacht hier gelandet sind. Mir plaudern kurz, doch um sich länger auszutauschen ist später am Abend ja auch noch Zeit. Ich brauche jetzt erst mal dringend etwas Gescheites zu essen! Folglich gehe ich zur Theke und melde mich an, außerdem kündige ich die drei anderen an, die ja ebenfalls reserviert haben. Die nette Dame am Tresen sagt, dass es kein Problem ist mit Essen, auch später zu 20:30 oder so würde das noch passen. Wunderbar, das wollte ich hören! Ich stapfe also zurück in den Vorraum und ins Obergeschoß um das Matratzenlager zu beziehen. Eine gescheite Waschaktion verschiebe ich auf wann anders, essen ist mir wichtiger für den Moment. Frische Socken, Hose, T-Shirt und Fleece-Weste an, im Waschraum einmal kurz durchs Gesicht gewaschen und etwas Deo: Das muß langen für heute :-) Zurück in der Gaststube setze ich mich zu den beiden Mädels und bestelle ein Radler sowie eine Portion Spaghetti. Das Radler tut richtig gut! Beim Plaudern mit den Mädels erfahre ich, dass sie am Vortag ganz gemütlich von Sautens über die Straße nach Vent gestrampelt sind und dann dort Nachtquartier gemacht haben. Von dort sind sie dann heute direkt zum Niederjoch, wobei sie ohne Zeitdruck natürlich wesentlich mehr Zeit hatten für die schönen Dinge am Wegesrand als ich. Wenig später kommt dann auch das Essen, doch allzu schnell bekomme ich die Nudeln nicht in mich rein. Die Erschöpfung ist doch ziemlich groß nach der harten Etappe, so dass ich zwar auf der einen Seite ordentlich Appetit habe, auf der anderen Seite aber nur schwer einen Bissen herunter bekomme. So mümmel ich also eine halbe Ewigkeiten an meinem Teller Nudeln, um nach und nach ein paar der verbrauchten Kalorien wieder in mich rein zu kriegen ... Während wir noch gemütlich plaudern und ich weiter mit meinen Nudeln kämpfe, kommen gehen 19.45 auch endlich Alex, Daniel und Ralph. Ehrlich gesagt sehen sie auch nicht gerade topfit aus, aber wen wundert das schon nach dem langen Tag?!? Hauptsache ist, dass wir nun alle beisammen sind und nun noch kollektiv den Abend ausklingen lassen können. Nachdem sie sich bei der Wirtin angemeldet haben und dann auch kurz zum Bezug des Massenlagers rauf sind und zur mehr oder minder intensiven Körperpflege im Waschraum waren, sitzen wir dann schließlich alle zusammen am Tisch. Sie berichten, dass sie gegen 15.45 unten in Vent los sind und sich dann auch ähnlich wie ich Stück für Stück bis zum Niederjoch hinaufgekämpft haben: An der Martin-Busch-Hütte haben sie sogar etwas länger gerastet als ich, dann ging es über die große Hochebene, über bzw. durch den rauschenden Bach, bei dem sie natürlich genauso nasse Füße bekommen haben wie ich, stetig weiter hinauf, über den steilen Pfadaufstieg in der mond-ähnlichen Landschaft kurz vorm Gletscher, über den Gletscher drüber, wobei ich wohl nicht der einzige war, der am Ende in den Gletscherschlamm getappt ist, und über den letzten steilen Aufschwung in verblockter Felslandschaft wie in Trance bis zur Similaunhütte. Eine Abkürzung zur Similaunhütte haben sie also auch nicht entdeckt :-) Nun ja, so verbringen wir den restlichen Abend mit Anja und Kathrin mit Essen, Trinken, Plaudern, Beratschlagen über die kommenden Etappen, Austauschen unserer Adressen und Handy-Nummern und vor allem mit Relaxen, bis wir uns irgendwann mehr als müde hoch ins Lager zurückziehen, wo auch schon einige andere die Nachtruhe suchen. Ich habe einen komfortablen Einzelschlafplatz, was ich durchaus begrüße, denn so habe ich auch ein bißchen mehr Platz um mein ganzes Zeug auszubreiten. Ralph hat ebenfalls einen netten Schlafplatz ergattert, er schlummert bei den Mädels auf dem Matratzenlager. Alex und Daniel sind in einem anderen Lager untergebracht, aber entscheidend ist, dass wir alle ein Plätzchen zum Schlummern haben und unsere müden Knochen für die kommende Etappe ausruhen können. Mit dem Eisjöchl wartet erneut ein harter Paß auf uns, bei dem wir immerhin gut 1600 hm Uphill am Stück absolvieren müssen. Bevor ich mir jedoch noch allzu lange Gedanken machen kann über die anstehende Etappe, fallen mir aber auch schon die Augen zu: Die Müdigkeit hat gesiegt ... |
5. Tag: | Similaunhütte - Vernagt Stausee - Karthaus - Abzweig Pfossental - Jägerrast - Eishöfe - Eisjöchl - Lazinser Alm - Pfelders |
Stats: | 42,33 km - 6,7 km/h AVS - 6:15 h (07.40 - 20.00) - 71,9 km/h MAX - +1790/-3140 hm |
Zu 5.30 bin ich bereits im Lager wach, Anja und Kathrin ebenso. Ich
beschließe, aufzustehen und schon mal meinen Rucksack zu packen
sowie mich mal so gut es geht zu waschen. Kann ja nicht schaden ...
Das Wasser im Waschraum ist erwartungsgemäß
eiskalt, doch dadurch wird das Wachwerden ungemein
beschleunigt :-) Wenig später gehe ich dann vor die Hütte
um den Sonnenaufgang vor der Hütte
zu genießen. Ich laufe ein paar Schritte und filme das Panorama
in Richtung Fineilspitze und Hauslabjoch, ebenso die tolle
Aussicht zu den Ortleralpen bzw. auf den gestrigen Aufstiegsweg.
Die Mädels und auch Ralph sind inzwischen ebenfalls draußen
und sitzen auf der Terrasse. Da wir lediglich die Übernachtung
bestellt haben, futtern wir dann kollektiv, was der Rucksack noch zu
bieten hat. Für mich sind das zumindest zwei alte Semmeln mit Salami
und noch ein Stück Schwarzbrot von den Mädels,
dazu ein bißchen Wasser mit Brausetabletten. Naja, viel mehr hätte
man für 8 € in der Hütte auch nicht bekommen ... So verbringen
wir den Tagesbeginn ganz gemütlich auf der Terrasse in
der Morgensonne chillend, resümieren den letzten Tag und beratschlagen
über unsere jeweils anstehende Etappe. Wunderbar! Gegen 7.00 lassen sich auch Daniel und Alex blicken, die in ihrem Lager etwas länger geschlummert haben als wir. Tja, so haben sie die schöne Morgenstimmung zum großen Teil verpaßt ... Eine knappe halbe Stunde später sind dann schließlich alle mit fertig gepackten Rucksäcken und halbwegs satt auf der Terasse versammelt und wir beginnen zu sechst den Abstieg Richtung Vernagt-Stausee. Im oberen Teil führt der Pfad sehr steil und häufig auch verblockt den Hang hinunter, auch danach, wo das Gelände etwas übersichtlicher ist, müssen wir komplett schieben. Das Gefälle und die Wegbeschaffenheit machen das kontrollierte Absteigen mit Bike an der Seite stellenweise gar nicht so leicht, doch jeder kommt mit individueller Technik und eigenem Tempo gut voran. Landschaftlich gefällt es mir trotz des wenig bikerfreundlichen Abstiegs zu Beginn aber bestens. Besonders schön ist, dass man den Vernagt-Stausee seit kurz nach der Similaunhütte vor Augen hat und sich nun langsam aber sicher hinab zum türkis-grünen Gewässer bewegt, das friedlich tief unten im Tal in der Sonne glänzt. Ab 2750 m wagen sich Daniel und ich das erste mal aufs Bike, wobei schnell klar wird, dass der Hang hier immer noch verdammt steil abfällt. Irgendwie fährt bzw. rutscht man Kehre für Kehre bergab und wartet darauf, dass das Gelände einfacher wird, doch bald schon folgen wieder einige Schiebemeter ... Der weitere Verlauf des Trails ist dann schließlich doch recht brauchbar. Zwar sind zahlreiche Stellen etwas verblockt und nur mit entsprechender Fahrtechnik und der nötigen Vorsicht zu absolvieren, und ab und zu muß man auch wieder absteigen und per pedes weiter, doch insgesamt finde ich den Pfad durchaus spaßig. Die fahrbaren Teilstücke bieten eine ordentliche Herausforderung am Morgen. Im mittleren Teil führt der Pfad relativ leicht durch ein schönes Wiesengelände, ebenso plätschert direkt am Wegesrand ein idyllischer Bach, der zu einer kleinen Erfrischung einlädt. Weiter unten biegt man schließlich von der Wiese auf einen wunderbaren Waldpfad ein, der einen komplett fahrbar, stellenweise auch über saftig grüne Almwiesen, bis ein Stückchen oberhalb vom Stausee bringt. Spätestens auf diesem letzten Trailstück kommen wir alle auf unsere Kosten und keiner muß mehr schieben. Nach kurzem Stopp zum Aussicht genießen und Regenerieren nach der harten Abfahrt düsen wir dann noch das letzte Stück auf Schotter zum Vernagt-Stausee hinab, wobei wir als kleines Handicap mitten durch eine Horde italienischer Bambini durch müssen, die sich gerade auf Schulausflug befinden ... In der Hoffnung, einen Bäcker im Ort zu finden für ein zweites Frühstück, strampeln wir quer durch Vernagt, doch leider werden wir nicht fündig. Es gibt anscheinend nur Pensionen und Hotels, aber keinen Bäcker oder Supermarkt. Also rollen wir wieder zurück und halten auf der Staumauer des Sees "Krisensitzung". Während wir noch rumstehen und das nette Panorama auf den Stausee genießen, rollen auch die Mädels ein. Alex und Daniel wollen etwas Handfestes frühstücken und kehren nach kurzer Abfahrt in ein gerade öffnendes Café am Straßenrand ein, Ralph und mir genügt ein Spar-Markt, den wir in einer der nächsten Ortschaften vermuten. Die Mädels wollen statt der Straße der Wegbeschreibung des Roadbooks der Transalp-CD folgen und über die Staumauer bis zum Beginn einer Pfadpassage, die weiter unten wieder auf die Straße mündet. Nun ja, so trennen wir uns und verabreden mit Daniel und Alex, dass wir uns spätestens am Abzweig zum Pfossental wieder treffen, nachdem wir uns alle satt gefuttert haben. In Unsere Frau Madonna finden Ralph und ich dann auch einen Supermarkt, in dem wir uns ordentlich mit Essen und Trinken eindecken. Zu meiner großen Freude haben sie dort sogar zahlreiche Batterien, die für meine Kamera passen. Das beste daran ist, dass sie genau die Hälfte kosten wie in Vent, so dass ich für 11 € zwei neue Batterien kaufe. Mit der so gut wie neuen Batterie aus Vent bin ich dann auf der sicheren Seite ... Wenig später, als wir uns vorm Supermarkt über unsere Einkäufe her machen und ein wenig relaxen, kommen Anja und Kathrin unverhofft dazu, jedoch über die Straße, über die wir auch angerollt kamen. Sie berichten, dass die Wegbeschaffenheit des geplanten Schlenkers nicht so prickelnd war und sie, nachdem Kathrin irgendwo in ein Rinnsal getappt war, keine Lust mehr auf den Weg hatten und wieder umgekehrt sind. Nun ja, so hängen wir also kollektiv vor dem Supermarkt in der Sonne rum und futtern uns ordentlich satt. Als wir kurz vorm Aufbruch sind, sehen wir Daniel und Alex auf der Straße gen Tal düsen, wovon sie sich auch trotz unseres lautstarken Rufens nicht abhalten lassen. Naja, wir haben ja den Treffpunkt beim Abzweig zum Pfossental, also nicht so schlimm. Ralph und ich verabreden uns dann mit den Mädels für den Gardasee, wo wir zusammen Eis futtern wollen und kollektiv das Ende unserer Transalp-Touren feiern wollen. Da wir ja unsere Handy-Nummern getauscht haben, sollte es kein Thema sein, sich irgendwie in Riva wiederzutreffen. Sie werden die restlichen Tage auf etwas direkterer Route gen Gardasee fahren als wir, mit jeweils etwas kürzeren Tagesetappen und ohne große Eile. Schließlich machen sich Ralph und ich an die Verfolgung von Daniel und Alex, damit sie nicht allzu lange am vereinbarten Treffpunkt warten müssen. Die Asphaltabfahrt macht richtig Spaß, man kann es einfach mal rollen lassen. Und da auch keine Autos als Hindernis vor uns her rollen, geht es im Highspeed-Rausch bergab. Ich düse vorneweg und irgendwie, wie soll ich sagen, bin ich wohl zu sehr dem Tempo-Rausch erlegen: Nur so läßt es sich wohl erklären, dass ich irgendwann beim Blick auf den Höhenmesser feststelle, dass ich schon ziemlich tief bin. Außerdem bin ich wenige hundert Meter zuvor über eine große Brücke gefahren, die über den Schnalser Bach geht. Als ich dann zur Linken ein Schild gen St. Katharinaberg entdecke, erkenne ich, dass dies der Abzweig ist, dem wir 1999 bei unserer ersten Transalp-Tour schon mal gefolgt sind, in der Hoffnung, in diesem Ort eine Unterkunft für die Nacht zu finden. Ergo: Ich habe den Abzweig zum Pfossental verpaßt ... Ein Blick auf die Karte bestätigt mein Malheur und so bleibt nicht viel übrig als wieder der Straße zurück bergauf zu folgen. Die anderen müssen mich ja auch für doof halten, dass ich am Abzweig vorbeidüse, wo sie sicher gewartet haben und ich sie wohl einfach nicht gesehen habe ... Gut 100 unnötige Höhenmeter später sehe ich die drei anderen tatsächlich am Abzweig zum Pfossental, mit einem leichten Grinsen im Gesicht warten sie dort auf mich. Ralph war schlau genug, den Abzweig nicht zu verpassen, er hat wohl rechtzeitig das Schild gesehen bzw. die anderen erspäht. Von unten kommend ist der Abzweig nicht zu verpassen, von oben, wenn man zu sehr den Tunnelblick drauf hat, wohl schon, wie von mir bewiesen ... Ohne Umschweife strampele ich direkt weiter, der Rest schließt sich an. Ich bekomme von allen noch mal bestätigt, dass sie lautstark gerufen hatten, dass ich anhalten solle, aber ohne Erfolg ... Naja, so habe ich den anderen eben unfreiwillig eine etwas längere Pause zum Kräfte regenerieren verschafft und mir eine kleine Trainingseinheit extra :-) Ab nun heißt es in der sengenden Hitze stetig bergauf kurbeln Richtung Eisjöchl, gute 1600 hm am Stück ... Die Auffahrt gestaltet sich relativ zäh bei den Temperaturen, so dass wir einige kleine Zwischenstopps zum Trinken und Verschnaufen einlegen. Knapp nach der Jägerrast, mit etwa 500 hm bergauf in den Beinen, müssen wir der Hitze Tribut zollen und mit unkonventionellen Methoden den Flüssigkeitsverlust wieder ausgleichen: Ein Rinnsal aus der Bergwiese wird direkt angezapft und füllt unsere Trinkflaschen. Übermäßig toll schmeckt das Wasser zwar nicht, aber mit Brausetablette geht es schon. Und bevor wir total austrocknen ... Weiter geht die Kurbelei, immer stetig bergauf. Dabei weicht die Sonne relativ zügig immer dichter werdenden Wolken, so dass es nur noch eine Frage der Zeit scheint, bis wohl auch der erste Regenguß auf uns niederprasselt. In der Tat erreichen wir gegen 13:45 im leichten Nieselregen die Eishöfe auf knapp 2070 m, wo wir beschließen zunächst mal zu rasten und auf Wetterbesserung zu warten. So setzen wir uns erst mal an den letzten freien Tisch draußen unter dem Dachgiebel und bestellen uns was zu trinken. Allzu lange können wir dort aber nicht bleiben, denn kurz darauf bricht ein ordentliches Sommergewitter los, woraufhin nur noch die Flucht ins Haus bleibt. Dementsprechend voll geht es drinnen zu, doch wir finden mit Mühe und Not auch noch ein paar Sitzplätze. Insgesamt verbringen wir knapp 2 h an den Eishöfen, wobei wir die diversen Varianten für den restlichen Tag durchspielen. Angefangen von der Abfahrt zurück bis zum Abzweig Pfossental/Schnalstal und dann weiter gen Naturns oder eben rauf zum Eisjöchl, wo man entweder in der Stettiner Hütte bleiben könnte oder auch noch hinten runter gen Pfelders abfahren könnte. Einzig die Frage, wann es sicher ist aufzubrechen, ohne gleich in den nächsten gewittrigen Schauer zu geraten, ist nur schwer zu beantworten ... Gegen 15.45 beschließen wir es weiter bergauf zu versuchen und von den Eishöfen gen Eisjöchl aufzubrechen, wenngleich noch viele dunkle Wolken um uns herum an den Berggipfeln hängen. Auf die Abfahrt zurück ins Tal hat keiner Lust ... So folgen wir also dem anfangs noch einigermaßen gut fahrbaren Trail, der zwar durch das Unwetter ein wenig gelitten hat, aber ansonsten okay ist. Über einen rauschenden Bach, in dem sich noch ein riesiger Klumpen Altschnee befindet, geht es immer weiter hinauf. Bei einer kleinen Verschnaufpause kommen wir unverhofft in den Genuß ein niedliches Murmeltier am Wegesrand zu filmen, welches dort ohne sich von uns stören zu lassen hockt und interessiert in die Gegend blinzelt. Nach diesem Intermezzo heißt es wieder kräftig in die Pedale treten und weiter auf dem immer anspruchsvoller werdenden Trail bergauf kurbeln. Das Panorama entschädigt zumindest teilweise für die Strapazen, und erfreulicherweise ist es sogar von oben her trocken. Wenig später ist es jedoch vorbei mit fahren, das Gelände erlaubt vielfach nur noch schieben bzw. das fahren ist ab einem gewissen Punkt einfach zu anstrengend im Vergleich zur schiebenden Fortbewegung. So kämpfen wir uns also ab gut der Hälfte des Uphills hauptsächlich per pedes immer weiter gen Eisjöchl hinauf. Ich bilde das Schlußlicht und knipse ein paar Fotos vom netten Texelgruppen-Panorama. Trotz der Wolken gefällt es mir immer noch sehr gut hier oben, und ein wenig sentimental erinnere ich mich an die traumhafte Abfahrt über diesen Trail im Jahr 1999 bei unserer ersten Transalp-Tour. Der letzte Aufschwung zum Eisjöchl hält zum krönenden Abschluß des langen Uphills noch eine Altschnee-Passage und eine kleine Felskraxelei für uns bereit, doch letztlich überwinden wir auch diese Hürde und erreichen kurz vor 18.00 das Eisjöchl. Juhu! Während Ralph und Alex direkt auf der anderen Seite die ersten Meter runterkraxeln und dann bis zur nahen Stettiner Hütte rollen, warte ich oben auf Daniel, mit dem ich dann das Panorama genieße und ein wenig Dokumentararbeit für den Film leiste. Das Wetter in Richtung der Abfahrt gen Pfelders sieht recht brauchbar aus, hinter uns, Richtung Pfossental, türmen sich jedoch einige dunkle Wolken auf, denen wir bisher erfolgreich entkommen sind. Allzu lange trödeln sollten wir also nicht mehr ... So machen wir uns zügig auf den Weg zur Stettiner Hütte, wo Ralph und Alex auf uns warten. Nach kurzer Beratung ist klar, dass wir heute noch die Trail-Abfahrt ins Tal in Angriff nehmen. Auch wenn das Wetter einen kleinen Unsicherheitsfaktor darstellt, so erachten wir es als sinnvoller heute noch weiter zu kommen in Anbetracht der ansonsten übermäßig langen Etappe am nächsten Tag, wenn wir ab der Stettiner Hütte starten würden. Also gut, los geht's. Der Trail, den ich ja bereits von 1999 bergauf kenne, macht durchaus Spaß. Die alte Militärpiste schlängelt sich unterhaltsam bergab, und nach dem langen Uphill ist der Trail genau das Richtige für mich. Man muß jedoch recht vorsichtig fahren, da einiges an losem Geröll rumliegt und im weiteren Verlauf alle paar Meter immer wieder senkrecht aufragende Schieferplatten quer über den Weg führen. An sich sollen sie wohl der Erosion vorbeugen und Schmelz- bzw. Regenwasser entsprechend ableiten, doch bikerfreundlich sind sie nicht. Wenn man nicht aufpaßt, setzt man entweder mit dem großen Kettenblatt auf oder man beschädigt sich seinen Mantel und holt sich unter Umständen einen Durchschlag. Tja, unglücklicherweise erwischt es Alex' Mantel tatsächlich noch im oberen Drittel der Abfahrt und er muß beginnen seinen Schlauch zu flicken. Trotz aller Eile bei der Reparatur läßt es sich nicht vermeiden, dass wir die ersten Regentropfen der inzwischen bedrohlich nahe gekommenen Unwetterfront abbekommen. Als wir schließlich weiter der nun wieder etwas besser zu fahrenden alten Militärpiste mit ihren zahlreichen Serpentinen bergab folgen, regnet es bereits recht ordentlich, so dass uns bemühen so schnell wie möglich bergab zu kommen. Allzu weit kommen wir jedoch nicht, denn wenig später erwischt es auch noch Daniels Schlauch ... Unser zweiter Platten, wobei der Zeitpunkt erneut alles andere als günstig ist! Im Dauerregen wird der Schlauch zügig gewechselt und leicht frierend geht es bald weiter bergab. Als es um uns herum wenig später beginnt zu donnern und die ersten Blitze am Himmel zucken, nehmen wir alle nur noch die Beine in die Hand und sehen zu, dass wir Land gewinnen. Die nicht ganz ungefährliche Lage realisierend fahren, schieben, stolpern wir hektisch, Hals über Kopf, irgendwie bergab - Hauptsache runter! Die Bremskraft an unseren Bikes hat bei diesen Bedingungen ziemlich nachgelassen, so dass Fahren für einige von uns kaum noch möglich ist, da die Bremsen nur knirschende Geräusche von sich geben und man kaum langsamer wird beim Bremsversuch. Ungeachtet dessen fahre ich einige nicht allzu leichte Trailpassagen bergab, wobei ich erst später realisiere, dass man auf den glitschigen Felsen auch ganz schnell mit wenig angenehmen Folgen hätte wegrutschen können ... Doch auch ich denke nur noch daran, so schnell wie möglich bergab zu kommen und dem Unwetter zu entrinnen. Im unteren Teil hat sich der Trail in eine ziemlich schlammige Piste verwandelt, auf der nur noch Daniel versucht so weit es geht zu fahren. Der Rest schiebt im schnellen Laufschritt bergab, wobei natürlich die Füße in Kürze naß sind und man sich von oben bis unten besudelt durch den aufgeweichten Untergrund. Doch an so was darf man sich jetzt nicht stören, jetzt gilt es nur noch rasch zu einer Unterkunft zu kommen und sich wieder aufzuwärmen ... Unweit von der Lazinser Alm kommen uns unverhofft drei Jogger entgegen, die in kurzer Hose und Shirt den Berg rauf rennen! Unglaublich: Während wir nur noch runter wollen, um dem Unwetter zu entrinnen, rennen die Jungs zügig bergauf. So was habe ich auch noch nicht erlebt ... Ein paar Minuten später erreichen wir endlich die Lazinser Alm nach knapp 1000 hm Downhill. Die Zeit seit Beginn des Unwetters ist mir wie eine halbe Ewigkeit vorgekommen, doch das Ende dieser katastrophalen Abfahrt ist näher gerückt, es sind nur noch knapp 200 hm bis Pfelders. Ohne Umschweife rollen wir auf der Schotterpiste weiterhin im konstanten Regen bergab. Wehmütig erinnere ich mich an 1999, als wir bei brauchbarem Wetter ohne Zeitdruck hier rauf sind, gemütlich die Lazinser Alm passiert haben und dann in aller Seelenruhe der alten Militärpiste zum Eisjöchl hinauf gefolgt sind. Der Kontrast könnte kaum größer sein ... Heute, durchgefroren, bibbernd, triefend vor Nässe und von oben bis unten verschwitzt und dreckig, muß jeder für sich einen Weg finden, durchzuhalten. Ehrlich gesagt fällt das nicht immer leicht, denn von der nassen Piste wird ständig der feine Schotter hochgewirbelt und Regen und Wind blasen einem zum Teil recht unangenehm ins Gesicht. Doch wir wissen alle, dass man beim Alpencross auch mal Wetterpech haben kann, und halten alle tapfer durch. Es ist 20.10, als wir in Pfelders einrollen. Allen ist klar, dass wir hier eine Unterkunft finden müssen, ganz egal was. Weiter bis Moos oder St. Martin im Passeier, wie mal auf der Similaunhütte angedacht, ist utopisch bei den Bedingungen und zur fortgeschrittenen Stunde. Daniel, der noch am vertrauenserweckendsten und nicht ganz so siffig wie alle anderen ausschaut, wird die Ehre zuteil, eine Unterkunft für uns zu finden. Der erste Versuch, bei einer kleinen Pension, ist zur Erleichterung aller auch gleich von Erfolg gekrönt. Juhu! Ich glaube, uns allen fällt ein riesiger Stein vom Herzen, ich zumindest bin mehr als froh, nach mehr als 12 h endlich die Etappe zu beenden ... Die Gastwirtin ist sehr nett und kümmert sich nach vollen Kräften um uns. Wir können alle Sachen im Vorraum zum Trocknen aufhängen und die Schuhe mit Zeitungen ausstopfen, dann geht's rauf auf die Zimmer zum Aufwärmen und Duschen. Zuvor klären wir noch die Essensfrage. Auch hier haben wir wieder Glück, denn die Schwester unserer Gastwirtin betreibt im Ort ein Hotel, wo wir zum Essen ab 21:00 angemeldet werden. Wunderbar. Nach wohltuender warmer Dusche und Ausbreiten der restlichen Ausrüstung zum Trocknen geht es müde, aber vor allem hungrig, kollektiv zum Essen ins etwa 200 m entfernt liegende Hotel. Da die Schuhe total naß sind, gehen Ralph und ich einfach barfuß über die nassen Straßen, ganz egal. Im 3-Sterne-Hotel erwartet man uns bereits. Unser Anblick ist sicherlich ein wenig gewöhnungsbedürftig und kaum alltäglich, aber was soll man machen?!? Ich bin froh wenigstens eine trockene kurze Hose und ein halbwegs frisches T-Shirt anzuhaben, während ich barfuß über den guten Teppich des Speisesaals schlurfe ... Das Essen fällt gut aus, die Portionen sind okay und entgegen meiner anfänglichen Befürchtung ist es sogar recht preiswert. Wir hocken bis 22.30 dort, lassen den Tag Revue passieren, während wir noch ein bißchen was trinken. Übereinstimmend stellen wir fest, dass es sicherlich geschickter gewesen wäre, in der Stettiner Hütte unser Quartier aufzuschlagen, aber nun ja, nicht mehr zu ändern ... Schließlich treten wir den Rückweg zu unserer Pension an, bedanken uns noch mal für die späte Bewirtung und die Gastfreundschaft. Wir verabreden uns noch fürs Frühstück, dann ziehen wir uns in die molligen Betten zurück und beginnen nach dem erneut recht harten Tag wieder Kräfte zu sammeln für den morgigen Tag ... |
6. Tag: | Pfelders - Platt - St. Leonhard im Passeier - St. Martin im Passeier - Meran - Töll - Naturns - Latsch - Tarscher Alm |
Stats: | 87,67 km - 14,0 km/h AVS - 6:15 h (10.00 - 19.00) - 68,9 km/h MAX - +1810/-1520 hm |
Nach dem harten Vortag geht es morgens etwas mühsam aus den Betten,
mit elanvollem Aufstehen hat das Ganze wohl wenig gemein. Naja, hätte
mich auch gewundert, wenn die letzten Tage ganz spurlos an uns vorüber
gegangen wären ... Nach dem Gang ins Bad und dem Packen des Rucksacks
geht's runter in die Gaststube, wo wir positiv überrascht werden,
denn uns erwartet ein reichhaltiges Frühstücksbuffet, das
eine gute Grundlage für den Tag darstellt. Für den Augenblick
gut gesättigt machen wir uns dann schließlich daran, unsere
Klamotten aus dem Vorraum zu holen und uns abfahrbereit zu machen. Die
meisten Sachen sind fast vollständig trocken geworden über
Nacht, wenngleich die Schuhe nach wie vor etwas von einem feuchten Schwamm
haben ... Bevor wir starten, ist jedoch erst mal ausgiebige Bike-Pflege
angesagt, da die Räder von der gestrigen Abfahrt doch arg in Mitleidenschaft
gezogen worden sind. Nach Bearbeitung mit dem Gartenschlauch sieht die
Lage schon etwas besser aus. Der nicht mehr vorhandene Schlamm offenbart
aber auch, dass die Bremsklötze bei den V-Brakes zu mindestens
90% weg sind ... Für die Abfahrt bis Meran müßte es
aber noch reichen, also wird zu Ende geputzt und wo nötig Feintuning
betrieben. Während unserer Bastelei profitieren wir vom inzwischen
wieder wunderschönen Wetter und lassen Schuhe und sonstige noch
feuchte Sachen vor der Pension in der Sonne trocknen. bis wir dann zu
10.00 endlich los rollen können. Am Ortsausgang halte ich noch mal an und genieße den Panoramablick zurück zum Gurgler Kamm mit seinen zahlreichen 3000ern, an dessen südlichem Ende das Eisjöchl zu Füßen der beeindruckenden Hochwilde liegt. Ein Traum wäre es gewesen, bei diesem schönen Wetter den Trail hinab gen Pfelders unter die Stollen zu nehmen, doch wir können die Zeit nicht zurück drehen ... Also geht es kurzzeitig etwas deprimiert zügig auf Asphalt bergab, über das Dorf Breiteben und eine ziemlich kurvenreiche Straße rollen wir bis St. Leonhard. An einem Verkehrskreisel müssen wir noch mal die Bremsen prüfen und Alex bastelt zum wiederholten Male an seinem Hinterrad rum, das anscheinend nicht richtig im Rahmen sitzt bzw. hält. Bald geht es aber doch weiter, teils auf der Hauptstraße, teils über den gut zu fahrenden Passeierdammweg düsen wir meistens im Windschatten von Daniel zügig bis nach Meran hinein. Dort suchen wir einen Bike-Laden auf, um uns neue Bremsklötze zu leisten. Zwar erwischen wir nur ein paar NoName-Teile, aber egal, besser als die kaum noch vorhandenen Klötze an unseren Bikes ... Nach diesem Einkaufsstopp trennen sich dann, wie schon im Vorfeld der Tour feststand, unsere Wege bis zum Gardasee: Daniel und Alex wollen in zwei Etappen weiter über St. Pankraz, das Brezner Joch und die Spitzneralm nach Cles, von dort über Madonna di Campiglio und den Passo Bregn de l'Ors zum Lago. Ralph und ich haben eine andere Route im Visier, wir haben die Strecke über die Tarscher Alm, den Tarscher Paß, das Rabbijoch mit der Haselgruber Hütte, runter nach Male, hinauf zum Rif. Graffer und zum Schluß dann auch über den Passo Bregn de l'Ors nach Riva ins Auge gefaßt. Aufgrund des Zeitverlusts vom Vortag müssen wir nach der Verabschiedung und Verabredung für den Gardasee den direkten Weg gen Tarscher Alm einschlagen. Die geplante Variante über diverse Waalwege und den Abstecher zum Schloß Juval oberhalb des Schnalstals müssen wir streichen. Nach meiner Hochrechnung haben wir auch so gut 90 km mit etwa 1500 hm vor uns. Also heißt es in die Pedale treten und sich Kilometer für Kilometer gen Tarscher Alm zu kämpfen. Zum Glück finden wir ohne lange Suche den Weg aus Meran raus und mit nur wenigen kurzen Verfahrern landen wir auf dem richtigen Radweg, der uns noch mal einen netten Blick auf das Meraner Becken beschert. Ab Töll, das wir wenig später in der brütenden Mittagshitze erreichen, geht es über den Etschdammweg weiter nach Naturns. Leider haben hier alle Supermärkte ab 12.30 geschlossen. Da es dummerweise bereits 13.00 ist, haben wir Pech und aus der erhofften Stärkung im Supermarkt wird vorerst nichts. Sehr ärgerlich, aber nicht zu ändern. Mit dem, was Rucksack und Trinkflaschen noch hergeben, machen wir wenig später dann eine schattige Rast am Ufer der Etsch. Richtig fit fühle ich mich aber immer noch nicht, denn ohne ausreichend Essen und Trinken ist es bei den Temperaturen alles andere als angenehm ... Nach kurzer Beratschlagung beschließen wir zügig bis Latsch zu strampeln. Dort wollen wir dann zu 15.00 einen Supermarkt stürmen und dann gut gestärkt die lange Auffahrt zur Tarscher Alm in Angriff zu nehmen. Nun denn ... Die zähe, lange Fahrt gen Latsch scheint gar kein Ende nehmen zu wollen, aber schließlich erreichen wir den Ort um 14.30 etwa doch, ziemlich durstig und mit leichtem Magenknurren. Die halbe Stunde Zwangspause bis zum Öffnen des Spar-Markts verbringen wir mit Rumlungern auf dem zum Glück schattigen Parkplatz vor dem Supermarkt. Kaum dass dann zu 15.00 die Türen öffnen, geht's rein und wir decken uns ordentlich mit Essen und Trinken ein. Wieder draußen futtern und trinken wir erst mal ausgiebig und füllen uns die Trinkflaschen wieder auf, bevor wir uns zu 15.30 an die Auffahrt zur Tarscher Alm machen. Die Strecke ab hier bis nach Rabbi am Folgetag kenne ich bereits von der Ronda Extrema im September 2002, doch da mir die Strecke damals so gut gefallen hat, war im Vorfeld der Tour die Entscheidung erneut für diese Teilstücke gefallen, da Ralph dort ja noch nicht unterwegs war. Die Kurbelei geht erstaunlich gut voran, ich bin selbst überrascht, denn die Auffahrt hatte ich etwas anstrengender im Gedächtnis gehabt. Naja, uns soll's recht sein, dass die Piste dieses Mal so angenehm zu fahren ist und dass wir nach der reichhaltigen Stärkung vorm Supermarkt in Latsch nun bei der Auffahrt kaum noch Pausen brauchen. Selbst die steile Skipiste kurz vorm Ende meistern wir beide fahrend und die letzten Meter bis zur Tarscher Alm in der langsam beginnenden Abenddämmerung sind dann auch keine große Herausforderung mehr. Zu 19.00 sind wir am Etappenziel und freuen uns nach dem obligatorischen Bezug des Lagers, welches wir mit insgesamt 7 anderen Bikern teilen, und den nötigen Waschaktionen über ein tolles 4-Gänge-Menü. Nun wirklich gesättigt bummeln wir noch ein wenig über die Almwiese, ziehen Fazit des Tages, plaudern über die restlichen Etappen und relaxen beim schönen Sonnenuntergang. Als es dann langsam kühl wird, treten wir den Rückzug an und fallen wenig später müde, aber zufrieden in unsere Betten. |
7. Tag: | Tarscher Alm - Zirmraunhütte - Tarscher Paß - Fahrstraße Arzkersee - Kuppelwieser Alm - Waldschenke - St. Moritz - St. Nikolaus - St. Gertraud - Kirchbergtal - Bärhap Alm - Pso. di Rabbi - Haselgruber Hütte |
Stats: | 31,12 km - 6,2 km/h AVS - 4:56 h (09.15 - 17.30) - 68,3 km/h MAX - +1840/-1350 hm |
Nachts bin ich mehrfach wach, denn es hat zu regnen begonnen und
das ständige Geprassel läßt mich öfter mal hochschrecken.
Auch am Morgen, als es ziemlich verpennt aus den Federn geht, regnet
es noch. Naja, erst mal stärken wir uns am leckeren und dazu
reichhaltigen Frühstücksbuffet. Da es danach immer noch
regnet, beschließen wir unter dem Dachgiebel zunächst Bike-Pflege
zu betreiben und endlich die Bremsklötze zu wechseln. Und tatsächlich
geht der Plan auf, denn während wir schrauben wird es zunehmend
besser und nach und nach ziehen alle Regenwolken durch. Ich bin froh,
dass wir uns so entschieden haben und nicht wie alle anderen Biker
mitten im Regen los sind ... |
8. Tag: | Haselgruber Hütte - Rabbi - Male - Cles - Tuenno - Flavon - Denno - Spormaggiore - Cavedago - Andalo - Molveno - S. Lorenzo in Banale - Comano Terme - alte Straße unterhalb Passo della Morte - Sarche - nähe Pietramurata - Sent. delle Marocche - Arco - Torbole - Riva |
Stats: | 127,26 km - 17,7 km/h AVS - 7:30 h (08.30 - 19.00) - 56,3 km/h MAX - +1060/-3330 hm |
Wie befürchtet erwache ich am nächsten Morgen nach kaum
erholsamer Nacht mit stärker gewordenen Schmerzen im lädierten
Knie. Das Kniegelenk ist über Nacht ziemlich unbeweglich geworden,
da der starke Bluterguß unter bzw. neben der tiefen Wunde
entsprechend auf die Kniescheibe drückt. Dementsprechend gestaltet
sich das Aufstehen und Anziehen verhältnismäßig
schmerzhaft. Es ist gegen 6.45, als ich schließlich fertig
bin für meinen angestrebten Morgenspaziergang zum nahegelegenen
Haselgrubersee. Ich gebe Ralph noch Bescheid, der mir etwas müde
entgegenblinzelt, dass ich kurz rausgehe, dann schnapp ich mir meine
Kamera und humpele langsam raus auf den Gang und über die Treppe
ins Erdgeschoß. Wie schon aus unserem Zimmer gesehen, erwartet mich ein schöner Tagesbeginn mit weitestgehend blauem Himmel und Sonnenschein. Leider wird dies durch die Tatsache getrübt, dass ich nur mühsam einen Fuß vor den anderen setzen kann, da sich mein linkes Knie kaum belasten läßt und ich somit bei fast jedem Schritt entsprechende Schmerzen verspüre. So ein Mist! In Zeitlupentempo und mit zusammengebissenen Zähnen schleppe ich mich bis zum wunderbar in der Morgensonne glänzenden Haselgrubersee. Hier läßt sich's aushalten, die Morgenidylle läßt mich kurzzeitig mein Knie vergessen, als ich auf einem Felsen am Rand des Sees sitze und ein wenig relaxe. Wenige Minuten später beim Aufstehen wird mir die Verletzung jedoch wieder um so unangenehmer mit einem stechenden Schmerz ins Gedächtnis zurück gerufen. Der holprige Trampelpfad zurück zur Hütte, der von wärmenden Sonnenstrahlen überflutet wird, gestaltet sich mindestens genauso zeitintensiv und schmerzhaft wie der Hinweg, so dass ich froh bin, als ich endlich zurück an der Hütte bin ... Dort sind nach und nach auch die anderen Gäste erwacht und Ralph ist ebenfalls auf den Beinen, so dass wir uns direkt zum Frühstück begeben. Dieses ist im Vergleich zu manch anderer Hütte durchaus okay, denn wir bekommen auch etwas Wurst und Käse ohne Aufpreis sowie auch noch etwas zusätzliches Brot. Wir packen daraufhin unsere Rucksäcke fertig, begleichen die Rechnung und machen uns raus zu den Bikes. Vor der Hütte bastele ich mir noch mehr oder minder geschickt einen neuen Verband fürs Knie, damit nicht allzu viel Dreck reinkommen kann während der heutigen Etappe. Als wir dann schließlich abfahrbereit sind, stellen wir jedoch ernüchtert fest, dass das anfangs so schöne Wetter ziemlich plötzlich verschwunden ist und die so gut wie lückenlos aufgezogenen grauen Wolken gerade anfangen ihre Schleusen zu öffnen ... Naja, auch nicht zu ändern. So machen wir uns also im Nieselregen an den tollen Trail, der anfangs leicht abfallend am Hang entlang zieht und nur wenige etwas knifflige Meter aufweist. Dann geht es über einen teils sehr steilen und stark mitgenommenen Wiesentrail weiter hinab. Der weitere Verlauf des Trails ist in regelmäßigen Abständen mit Holzbalken durchzogen, die den Weg vor Erosion schützen sollen. Aufgrund der zunehmenden Nässe sind diese Balken zeitweilig ziemlich glitschig, so dass es für uns heißt dementsprechend vorsichtig über diese Hindernisse zu fahren, um nicht noch einen Sturz hinzulegen. Mit gutem Flow geht es immer weiter hinab, jedoch muß ich die letzten paar Minuten auf dem nunmehr teilweise mit Felsen durchsetzten Wiesentrail per pedes zurücklegen. Mein Knie schmerzt dabei zwar mehr als mir lieb ist, doch der holprige Pfad läßt sich in meinem Zustand nicht kontrolliert befahren. Eine Unachtsamkeit mit unfreiwilligem Abgang vom Gefährt könnte mich komplett lahm legen, was ich natürlich keinesfalls anstrebe. So humpele ich also mit schmerzverzerrtem Gesicht den generell fahrbaren unteren Teil des Trails bis zur Mündung an eine Schotterpiste hinab, wo Ralph bereits auf mich wartet. Nach kurzer Rast schwingen wir uns wieder auf den Sattel, doch selbst die leichte Schotterpiste bereitet mir mit dem angeschlagenen Knie einige Probleme. Mit ein paar kurzen Stopps schaffen wir es zuletzt auf Asphalt bis auf knapp 1100 m nach S. Bernardo runter. Bei ein paar Einkäufen im Supermarkt können wir dem nach wie vor anhaltenden Regen zumindest kurzzeitig entgehen, doch wenig später sind wir auch schon wieder dem ungemütlichen Wetter ausgesetzt, als wir gen Male steuern. Zunächst versuchen wir die Piste abseits der Straße zu finden, die im Roadbook beschrieben ist, doch da ich irgendwie nicht mehr allzu konzentriert bin beim Karten- bzw. Roadbook-Studium finden wir sie nicht auf Anhieb und entscheiden uns schließlich einfach die Straße hinunter nach Male zu rollen. Der noch stärker gewordene Regen macht es nun auch erforderlich die Regenhose anzuziehen, denn langsam aber sicher weicht die kurze Radhose komplett durch und mein Verband am Knie saugt sich immer mehr mit Wasser voll. Leider ist das Fahren mit der langen Regenhose für mich alles andere als angenehm, denn dadurch ist die Bewegungsfreiheit für mein verletztes Knie noch mehr eingeschränkt. Mehr schlecht als recht rolle ich also nur mit den nötigsten Kurbelumdrehungen, um mein Knie zu schonen, über die regennasse Asphaltpiste bis zur Mündung der Straße kurz vor Male. Ralph erwartet mich dort bereits, da er nicht sicher ist, wo es lang gehen soll. Wir halten an der Kreuzung und werfen einen Blick auf die Karte. Dabei fange ich an laut darüber nachzudenken, ob es überhaupt noch Sinn macht bei dem miesen Wetter und mit dem lädierten Knie Richtung Rifugio Graffer aufzubrechen. Immerhin wären das auch noch gute 1600 hm bergauf und wann das Wetter sich besser würde, ließ sich für den Augenblick nicht vorhersagen, denn es war einfach alles grau und grau ... Ein wenig unschlüssig stehen wir im Regen, während ich auf der Karte überfliege, wie ein weitestgehend direkter Weg am heutigen Tag bis zum Gardasee aussehen könnte. Nach grober Hochrechnung kämen wir auf gute 120 km und etwa 1000 hm Tagesleistung bei Fahrt über Andalo und den Molveno-See zum Lago, was sicherlich auch nicht sonderlich erholsam für mein Knie sein dürfte. Zudem würden wir erst recht spät am Gardasee ankommen und hätten kein Quartier reserviert, wobei Antonio uns in der Jugendherberge aber sicher noch irgendwo zwei Betten anbieten könnte. Was tun?!? Nun ja, nach einigem Grübeln sehe ich die Sache doch realistisch und lasse die Vernunft siegen: Ich offenbare Ralph, dass es für mich mit meinem Knie keinen Sinn mehr macht sich noch durch die Brenta zu quälen, da die Schmerzen beim bergauf fahren vermutlich noch schlimmer sein würden. Die zum Ende hin steile Piste zum Rifugio Graffer, der serpentinenreiche Singletrail am kommenden Tag bis zur Malga Vallesinella sowie die gut 300 hm zu Fuß vom Lago d'Agola zum Passo Bregn de l'Ors, wo ich ja bereits 1999 war, all das wäre sicher schön gewesen. Sehr schön sogar, nicht umsonst hatte ich dieses Finale für die diesjährige Transalp so gewählt, doch unter den jetzigen Bedingungen mußte die Entscheidung dagegen ausfallen, so schwer es mir auch fiel. Ralph zeigt Verständnis für die Entscheidung, worüber ich froh bin. Er weiß genau, dass ich, wenn es nicht wirklich nötig wäre, auch nicht für die kürzere Variante zum Gardasee plädieren würde ... Etwas geknickt steigen wir nach diesem Beschluß wieder auf die Bikes und machen uns an den langen Weg Richtung Gardasee. Fast nur bergab rollend erreichen wir nach etwa 14 km Cles, welches ich bei meiner ersten Transalp ebenfalls im Regen passiert hatte ... Weiter der Straße folgend gelangen wir bald nach Tuenno, wo ich etwas wehmütig den Abzweig Richtung Lago di Tovel entdecke. Ich erinnere mich zurück an die Kurbelei vor fünf Jahren im Regen bis zur Albergo Lago Rosso, wo wir triefend vor Nässe dann auch ohne Voranmeldung noch ein Zimmer bekommen haben, und ich lasse im Geiste auch den landschaftlich sehr beeindruckenden Folgetag bei wieder schönstem Wetter Revue passieren, an dem Tim und ich uns damals stundenlang quer durch die Brenta geschleppt haben mit jeweils einer Tafel Schokolade als Marschverpflegung und rasch zur Neige gehenden Flüssigkeitsreserven ... Als wir den Grostepaß erreicht hatten, waren wir überglücklich, denn von dort ging es quasi nur noch bergab am Rifugio Graffer vorbei nach Madonna di Campiglio. Tja, dieses Mal war es alles etwas anders ... Weiter geistig etwas abwesend und in Erinnerungen an schönere Transalp-Erlebnisse schwelgend geht es währenddessen halbwegs zügig über Flavon und Denno bis zum tiefsten Punkt auf knapp 300 m weiter, wobei das Wetter es unterwegs erlaubt die Regenhose wieder auszuziehen. Ich bin froh, dass ich die am Verband scheuernde und drückende Hose los bin und mein Knie wieder etwas besser bewegen kann, wenngleich es unverändert bei jeder Kurbelumdrehung weh tut ... Prinzipiell besteht auch die Möglichkeit über Trento zu fahren und somit einige Höhenmeter einzusparen, doch auf der Karte ist diese Alternative nicht komplett drauf, so dass ich befürchte, dass die Wegfindung sich am Ende etwas mühsam gestalten könnte. Auf der Strecke ab Andalo kenne ich mich auch ohne Karte aus, denn erst im Frühjahr am Gardasee bin ich dort unterwegs gewesen bei einer großen Rundtour im Gebiet am Monte Gazza. Somit strampeln wir also in einem kleinen Berggang langsam nach Spormaggiore hinauf zur ausgiebigen Mittagsrast und mühen uns daraufhin weiter die zähe Auffahrt bis nach Cavedago zur nächsten Rast hinauf. Während der eintönigen Asphalt-Kurbelei frage ich mich, was wohl Anja und Kathrin aktuell machen und wie es Daniel und Alex ergangen sein mag bei ihrer Variante zum Gardasee?!? Irgendwie versuche ich mich gedanklich ein wenig zu beschäftigen, um nicht immerzu an die Schmerzen im Knie erinnert zu werden und an die Tatsache, dass wir heute noch knapp 60km bis zum Ziel vor uns haben ... Inzwischen meldet sich auch mein Hintern zu Wort, denn die bis dato schon recht lange Etappe in der immer noch vom Regen feuchten Radlerhose geht ein wenig ans Sitzfleisch. Doch aufgeben ist nicht drin. Wenn wir schon das Rifugio Graffer und die Highlights am Rande der Brenta sausen lassen, dann wollen wir wenigstens als kleine Entschädigung einen Tag früher am Ziel ankommen und nicht noch irgendwo auf halber Strecke mehr oder minder sinnlos eine weitere Nacht verbringen. Also raffen wir uns noch mal auf und kurbeln die restlichen Höhenmeter bis Andalo hinauf. Gegen 15.45 haben wir somit den letzten "Paß" vor dem Gardasee erreicht und damit das Gröbste hinter uns. Mein Trittrhythmus ist zwar seit Beginn der gut 750 hm langen Auffahrt alles andere als rund, denn ich übe mit dem rechten Bein deutlich mehr Kraft aus als mit dem lädierten linken, welches nach wie vor beim Treten schmerzt, doch Hauptsache, ich komme voran und irgendwie dem Gardasee näher ... Auf mir nun bekannter Strecke sehen wir zu, dass wir zügig weiter bis zum Molveno-See kommen. Die Strecke entlang des linken Seeufers zieht sich ganz schön in die Länge, doch irgendwann passieren wir endlich Nembia. Von dort vernichten wir nun wieder ein paar Höhenmeter, düsen weiter auf der Staatsstraße 421 bergab, wenig später durch ein paar nette Felsgallerien und gelangen über San Lorenzo in Banale und Tavodo letztlich nach Comano Terme. Zielstrebig folgen wir kurz nach der großen Bachbrücke der Straße nach links, wobei es hier noch mal ein paar Meter bergauf geht. Vor dem ersten Autotunnel biegen wir planmäßig nach links auf die alte Straße ab, die eine sehr nette Bike-Route hoch oberhalb der Sarca-Schlucht darstellt und am Ende bei einer der Straßenkehren nach bzw. kurz vor Sarche wieder auf die SS 237 mündet. Bei inzwischen erfreulicherweise relativ stabilem Wetter und nach und nach trocknendem Bike-Terrain erreichen wir gegen 17.15 Sarche. Etwas experimentierfreudig versuchen wir unser Glück mit einem anscheinend noch im Bau befindlichen Radweg Richtung Pietramurata, der anfangs direkt dem Ufer der Sarca folgt, doch bis auf ziemlich viel Rollsplitt, hier und da ein Baustellenschild und zwischenzeitlich ein paar Baufahrzeuge am Wegesrand deutet nichts darauf hin, dass der Radweg noch im Bau ist. So kommen wir gut voran und biegen bald auch schon auf die Piste in die Marocche ab. Landschaftlich ist der Weg für mich durchaus den Abstecher wert und auf jeden Fall der ununterbrochenen Kurbelei auf der Hauptstraße vorzuziehen, doch müssen wir noch mal ein paar wenige Meter bergauf auf den Marocche-Trails hinter uns bringen. Als wir schließlich sogar kurzzeitig noch mal schieben müssen, da der Weg etwas verblockt und rutschig nach den Regenfällen am Tag ist, flucht Ralph leise vor sich hin, weshalb wir denn diesen Weg gewählt haben ... Ich versuche ihn so gut es geht zu beruhigen, doch da wir beide ziemlich fertig sind nach dem langen Tag bringt eine Diskussion über die Sinnhaftigkeit dieses letzten Trails auch nichts (mehr). Wenig später erübrigt sich das Thema dann sowieso, da wir an die Straße münden und das sichere Gefühl haben können, keinen nennenswerten Anstieg mehr bis zum Gardasee vor uns zu haben. Irgendwie beruhigend ... Unterhalb vom Colodri und dem Castello d'Arco folgen wir gemütlich dem Radweg bis Arco, von dort geht es voller Vorfreude auf den Gardasee immer an der Sarca entlang bis an den Strand von Torbole, wo wir überglücklich die Ankunft feiern und uns über das Erreichen des Gardasees freuen. Die paar verbleibenden Kilometer bis nach Riva sind dann reine Formsache. An der dortigen Strandpromenade läßt es Ralph sich dann auch nicht nehmen, seiner immensen Freude freien Lauf zu lassen und mit entsprechendem Anlauf samt Klamotten in den See zu springen. Gerne wäre ich auch gefolgt, doch mit der offenen Wunde an meinem Knie und dem Verband bleibt mir nur die Zuschauerrolle ... Wenig später sind wir dann an der Jugendherberge. Antonio freut sich, als er uns sieht, ebenso wie wir uns umgekehrt, und stellt auf meine Anfrage gleich klar, dass er schon noch zwei Betten für uns hat. Kein Problem. Er bietet uns im Neubau ein Doppelzimmer zu 16 € inklusive Frühstück an, was für den Standard mehr als in Ordnung geht. Dort haben wir unsere Ruhe, ausreichend Platz und sogar ein eigenes Bad. Perfekt! Bis wir uns beide durchs Bad begeben haben und dann abmarschbereit fürs Abendessen sind, vergehen noch ein paar Minuten, doch schließlich pilgern wir in den Ort und suchen uns eine Pizzeria. Da ich mich noch daran erinnere, wo Daniel standardmäßig Pizza futtern geht, suchen wir die Pizzeria Centrale am Glockenturm auf und - siehe da - können dort unser Wiedersehen mit Daniel und Alex feiern. Wir gesellen uns an ihren Tisch und bestellen uns was Handfestes zu futtern, während Alex sich wenig später schon über einen riesigen Eisbecher her macht. Es gibt allerlei zu erzählen, nicht nur von Ralph und mir, sondern auch von den beiden anderen, und so verbringen wir noch einen sehr netten Abend, bis wir uns dann irgendwann zu später Stunde in unsere Unterkünfte zurückziehen. Dabei weiß zumindest ich ganz sicher, dass ich die nächsten drei Tage bis zur Abreise mein Bike in der Ecke stehen lasen werde ... Der Samstag steht ganz im Zeichen von Urlaub genießen. Nach dem Frühstück treffen wir uns zunächst mit den beiden anderen zum Relaxen am Strand. Dabei schauen wir uns auch schon mal das unterwegs gedrehte Videomaterial an, das viele tolle Szenen der Tour dokumentiert. Zur Mittagszeit pilgern wir nach und nach zum Zielbereich der Transalp-Challenge, um ein paar der Finisher live zu erleben. Ich gehe an sich davon aus, dass ich auch Robert wie im Jahr zuvor wiedertreffe, doch ich stelle auf der aushängenden Etappenwertung fest, dass ich seine Zielankunft um wenige Minuten verpaßt habe. Schade. Zum Abend treffen wir dann Anja und Kathrin wieder, mit denen wir uns zwischenzeitlich per SMS verabredet haben, und wir gehen alle zusammen lecker Abendessen. Sie haben ihre Tour ohne Zwischenfälle gut beendet und freuen sich nun auch über ein paar faule Tage am Gardasee. Nach dem Futtern geht es dann kollektiv zur Siegerehrung bei der Transalp Challenge-Finisher-Party. Dort treffe ich nach einigem Suchen dann doch noch Robert und wir plaudern ein bißchen, wie es ihm ergangen ist während der Challenge und wie wir uns geschlagen haben bei unserer Transalp. Das obligatorische Video, das die Highlights jedes Tages der Transalp Challenge zeigt, lassen wir uns natürlich nicht entgehen. Erst danach gehen wir noch mal kurz vor an die Uferpromenade für ein Gruppenfoto, im Anschluß suchen wir noch das eine oder andere Straßencafé in Riva auf für einen leckeren Vino Rosso oder Ähnliches. Auch der Sonntag verläuft sehr ruhig mit Zeitung lesen, in der Sonne dösen und etwas bummeln, wobei mein Knie langsam die ersten ganz leichten Besserungserscheinungen zeigt. Für Daniel und Alex steht bereits die Heimreise an, Ralph und ich haben noch einen Tag vor uns und verbringen die meiste Zeit mit Anja und Kathrin, die sich auf unserem Vorschlag hin dann ebenfalls für die Heimreise am Montag früh um 07.05 ab Rovereto entscheiden. Nach einem sehr gemütlichem Tag schlendern wir abends alle zusammen zu meiner Stammpizzeria Bellavista, und machen dort noch ein nettes Gruppenbild am Hafen, bevor wir uns zum letzten Mal für diesen Urlaub ausgiebig Pasta und Pizza widmen. Im Anschluß gönnen wir uns noch ordentliche Eisportionen und bummeln ein bißchen durch die Gegend. Zum Ende des Tages kommt ein heftiges Sommergewitter runter, das in wenigen Minuten dafür sorgt, dass das Wasser auf allen Straßen steht. Als es dann etwas nachläßt, ziehen wir uns alle in die Jugendherberge zurück, in die Anja und Kathrin zwischenzeitlich auch übergesiedelt sind nach einer Nacht in einem Bed&Bike-Hotel. Gegen 4.30 werden Ralph und ich dann von den Mädels geweckt, denn wir haben es tatsächlich geschafft den Wecker zu überhören ... Mit etwas weniger Zeitreserve als geplant fahren wir dann zügig Richtung Rovereto. Meinem Knie haben die paar Tage ohne sportliche Betätigung relativ gut getan, auch wenn ich immer noch Schmerzen beim Treten verspüre. Beim Aussichtspunkt oberhalb von Torbole knipse ich im Morgengrauen noch mal die schöne Aussicht Richtung Riva mit der Cima SAT im Hintergrund bzw. über die Dächer hinweg gen Süden, dann folge ich den anderen die steile Straße gen Nago hinauf. 30 Minuten vor Abfahrt kommen wir schließlich alle in Rovereto am Bahnhof an und warten dort dann noch auf dem Bahnsteig, bis es schließlich zu 7.05 mit dem Zug gen Heimat geht. Somit hat auch diese Transalp ein Ende gefunden, doch ich bin mir sicher, dass es nicht der letzte Alpencross für mich war! |
Bilanz: | etwa 465 km in 8 Tagen (17.07. - 24.07.2003), dabei ca. +12800 hm/-13600 hm absolviert |
Stats: | pro Tag durchschnittlich etwa 58,00 km - 5:29 h - +1600/-1700 hm |
Klasse war's wieder gewesen. Schöne Landschaften, tolle Trails,
nette Bekanntschaften unterwegs und unzählige leckere Kugeln
Eis in Riva! Die Etappenlängen haben wieder besser gepaßt
im Vergleich zu 2002, so dass abends in der Regel ausreichend Zeit
zur Erholung blieb. Schade war, dass es etwas mehr Regen gab als im
Vorjahr und wir den Fehler begangen haben, noch die Abfahrt vom Eisjöchl
am Abend anzugehen. Die wenig später folgende Wanderung durchs
Gewitter bergab zur Lazinser Alm (der Weg war quasi unfahrbar geworden
bzw. die Bremswirkung einiger Bikes ließ bei den Bedingungen
sehr zu wünschen übrig ...) sowie die zwei Platten auf dieser
Passage hätten wir uns sicher gerne alle erspart, vor allem,
da am kommenden Morgen wieder schönes Wetter war und wir zunächst
mal mühsam die Bikes wieder instandsetzen mußten. Dumm
gelaufen ... Sonst hatten wir aber auf jeden Fall unseren Spaß gehabt, denn durch die Tatsache, dass Ralph und ich die ersten 5 Etappen von Daniel und Alex begleitet wurden, hatten wir fast durchgängig beste Stimmung. Wir haben einfach gut zusammengepaßt, da jeder wußte, was Transalp bedeutet und wir auch alle in etwa auf gleichem Fahr- und Konditionslevel waren. Die Fotos und Videos, die wir unterwegs aufgenommen haben, dokumentieren das bestimmt gut. Zeit für die Dokumentation der Tour hatten wir ausreichend, jedoch wurde es an manchen Tagen etwas vernachlässigt und es wurde sich mehr aufs Vorwärtskommen konzentriert. Sehr nett fand ich, dass wir Anja und Kathrin aus München, die wir in Sautens in unserer Pension kennengelernt haben und die auch auf Alpencross waren, unterwegs öfter mal getroffen haben (Similaunhütte z.B.) und dann auch am Gardasee noch drei unterhaltsame Tage mit den beiden hatten sowie eine nette Zugfahrt nach Hause. Etwas ungünstig war, dass es mich am Tarscher Paß bei der Abfahrt im oberen Bereich "geschmissen" hat, so dass ich mir eine starke Prellung und eine tiefe Schürfwunde unterhalb der linken Kniescheibe zugezogen habe. Dazu kam eine mittelgroße Prellung an der Innenseite des linken Fußes, eine Prellung am Steißbein sowie kleine Schrammen am rechten Ellenbogen. War sicher unnötig ... Durch diese Verletzung bedingt waren die letzten beiden Tage ziemlich mühsam für mich und ich habe öfter auf die Zähne beißen müssen aufgrund der Schmerzen am Knie. Letztlich haben wir den Abstecher durch die Brenta über Madonna di Campiglio deshalb gestrichen und sind auf direktem Weg zum Lago gestrampelt. Gesundheit geht vor ... So hatte ich in Riva noch einen Tag mehr zum Knie schonen, was bestimmt kein Fehler war. Nun ja, aber so was passiert halt mal. Hätte schlimmer kommen können ... Unabhängig von meinem Sturz bleibt ein sehr positiver Gesamteindruck von Transalp 2003, so dass ich sicher bin auch 2004 wieder auf Tour zu gehen. Eine Idee ist durch die Dolomiten zu strampeln und dort ein paar Highlights "mitzunehmen", die ich noch nicht kenne. Freue mich auf jeden Fall jetzt schon drauf! |