Irgendwann im Mai fing ich an mir eine grobe Route zusammenzubasteln,
die nach Möglichkeit wenig Überschneidungen mit der angedachten
Karwendelrunde zu Pfingsten hat. Terminlich war es leider nicht möglich,
dass Andi und Ralph auch bei der Pfingsttour mit Daniel dabei sind, aber
mit zwei Wochenend-Touren erst zu Pfingsten und dann noch mal zu Fronleichnam
konnte ich auch gut leben :-) So wurde in wenigen Tagen eine interessante Route auf Basis des Moser-Bike-Guides Nr. 2 erstellt, die zahlreiche Highlights im Karwendel enthielt und dazu noch die Wettersteinumrundung. Die Passage übers Stempeljoch wurde vom Moser in umgekehrter Richtung beschrieben, doch es erschien mir nicht gerade sinnvoll den Wilde-Bande-Steig bergab zu kraxeln. Bergauf würde es zwar sicherlich auch kein Zuckerschlecken werden, aber ich ging davon aus, dass wir dann vom Stempeljoch hinunter den Trail bis zur Pfeishütte und den weiteren Schotterweg komplett fahren könnten, was bergauf relativ sicher nur stellenweise drin gewesen wäre. Die Passage vom Hinterautal zur Halleranger Alm und dann zum Lafatscher Joch sollte zwar laut Moser auch diverse Schiebestücke, vor allem auf dem Teilstück zum Lafatscher Joch, enthalten, aber trotz allem schien mir die Runde in dieser Richtung fahrbarer zu sein als so wie sie im Moser stand. Voller Tatendrang, mit gerade instandgesetzten Bikes sowie mit einer Digitalkamera und zwei Spiegelreflexkameras bestückt ging es dann schließlich am Freitag, den 20.06., in Garmisch an der Jugendherberge los. Was uns genau bevorstand mit der Stempeljoch-Überquerung, wußten wir ehrlich gesagt noch nicht, denn im Internet fanden sich nur wenige Berichte, wo die Tour zu Fuß beschrieben war. Lediglich ein Bericht fand sich, doch dort wurde die Passage in umgekehrter Richtung gemacht und es war auch keine Rundtour wie ich es geplant hatte, sondern "lediglich" die Überquerung des Stempeljochs mit Abstieg/Abfahrt nach Hall i. Tirol. Ein bißchen Abenteuer-Feeling war also auf jeden Fall vorprogrammiert ... Da wir aber alle erfahren im Hochgebirge sind und auch als Bergsteiger schon zahlreiche Erfahrungen auf Klettersteigen und einigen kombinierten Touren gesammelt haben, machten wir uns guten Gewissens auf Tour. Es sollte eine anstrengende, aber unvergeßliche Tour werden mit allem, was sich das Bikerherz wünscht ... |
1. Tag: | Burgrain - Garmisch - Pflegersee - Kellerleitenweg - Kramer-Plateau-Weg - nähe Grainau - Olympia Skistadion - Graseck - Elmau - Kranzbach/Erholungsheim - Grieserweg - Wildensee - nähe Korbinianhütte - Mittenwald - Riedboden Naturschutzgebiet - Scharnitz - nähe Ghf. Wiesenhof - Gleirschhöhe - Hinterautal - nähe Kastenalm - Hallerangeralm |
Stats: |
63,83 km - 10,8 km/h AVS - 5:54 h (08.45 - 18.30) - 56,7 km/h MAX - +1880/-810 hm |
Die (für mich von Pfingsten) bekannte Passage von Elmau über
den Wildensee nach Mittenwald war ein idealer Einstieg in die Tour.
Der Trail am Ende hinunter nach Mittenwald machte richtig Spaß,
denn er bot hohen Fahrspaß und war nicht allzu schwierig.
Ein ausgiebiger Einkauf im Zentrum von Mittenwald sorgte für
genügend Nachschob an Getränken und Essen , und so konnten
wir gut gerüstet nach Scharnitz aufbrechen. Die lange Fahrt
durchs Hinterautal war wie vermutet zunächst sehr gemütlich
bis zur Kastenalm auf knapp 1225 m, dann kippte die Unternehmung
in eine sehr zähe Uphill-Prüfung. Mit großer Anstregung
fuhr ich bis auf 1500 m etwas mehr als die Hälfte des Weges,
der Rest mußte geschoben werden. Dann habe ich mich bis zur
Halleranger Alm weiter im Sattel den Berg raufgemüht, doch
kräftesparender war sicherlich die Schiebevariante, die Andi
und Ralph größtenteils gewählt haben. Es war stellenweise
wirklich sehr steil und vom Untergrund her oft alles andere als
angenehm zu fahren. Doch am ersten Tag war der "Akku"
ja noch voll :-) Die nicht allzu frühe Ankunft an der Halleranger Alm war kein Problem für uns. Wir hatten reserviert und uns entsprechend für den frühen Abend angekündigt. Das Lager war wenig gefüllt und jeder hatte ausreichend Platz für sich. Die Duschgelegenheit nahmen wir alle gerne an. Andi verfluchte mich zwar danach ein wenig, nachdem wir alle mit eiskaltem Wasser geduscht hatten und er dann als letzter unter der Dusche stehend feststellte, dass man auch mit einer Duschmünze hätte warm duschen können (was ich schon als erster bemerkt hatte ...), aber auch das war ja halb so schlimm. Einfach erfrischend eben :-) Der Hüttenwirt war super nett gewesen. Wir hatten einen sehr gemütlichen Hüttenabend und auch die auf Kosten des Hauses gehende Runde eines Begrüßungsschnaps trug dazu bei, dass wir uns richtig wohl gefühlt haben. Das Essen war gut und satt geworden sind wir auch alle. Günstig war es zudem. Außerdem konnten wir Andis Digitalkamera während des Abendessens beim Hüttenwirt wieder aufladen lassen. Toller Service. Tolle Hütte. Fazit: Sehr empfehlenswert! Zufrieden über das Erlebte und Erreichte ging es halbwegs zeitig in die Federn, denn der kommende Tag sollte ja deutlich höhere Anforderungen an uns stellen ... Wir waren auf jeden Fall alle schon sehr gespannt, was sich hinter dem Wilde-Bande-Steig verbergen würde. |
2. Tag: |
Zu Fuß: Halleranger Alm - Überschalljoch
- Halleranger Alm Per Bike: Hallerangeralm - Lafatscher Joch - Kohlstatt - Wilde-Bande-Steig - Stempeljoch - Pfeishütte - Samertal - Bodenwald - Möslalm - Abzw. Großkristental - Gleirschklamm - Nederweg - Scharnitz - Sattelsteig - Durch den Boden - Kreithalm - Wurzelsteig - Platzl - Klamm - Gaistal - Igelsee - Seebenalm - Seebensee - Coburger Hütte |
Stats: | Zu Fuß: 0:55 h (05.45 - 06.40) - +150
hm/-150 hm Per Bike: 55,99 km - 10,2 km/h AVS - 5:26 h (08.30 - 20.25) - 45,9 km/h MAX - +1840/-1710 hm |
Wie so oft war ich wieder sehr früh wach und beschloß
statt mich sinnlos von links nach rechts zu drehen einfach aufzustehen
und draußen eine kleine Wanderung zum Überschalljoch zu
machen. Gegen 5:30 waren alle Sachen gepackt und ich hatte meine Klamotten
an. Nchdem ich Ralph beruhigt hatte, dass wir nicht schon alle aufstehen
müßten und ich lediglich die Morgenstimmung draußen
genießen wolle, drehte er sich noch mal um, und ich ging raus
vor die Hütte und marschierte in der noch recht kühlen Morgenluft
Richtung Überschalljoch. In knapp 30 Minuten war ich da und genoß
die herrliche Aussicht in alle Richtungen. Als es mir durch den Wind
dann langsam zu kalt wurde, brach ich wieder auf und wanderte in der
immer wärmer werdenden Morgensonne wieder zurück zur Halleranger
Alm. Dort traf ich dann auch Andi, der inzwischen auch schon auf den
Beinen war, vor der Hütte und wenig später kam auch Ralph
dazu. Das Frühstück rief ... Das Frühstück war klasse gewesen und vor allem nicht so spärlich wie auf manch anderer Hütte. Wenig später hatten wir dann alles zusammengepackt und machten noch ein paar Bilder vor der Hütte. Schon während des Frühstücks und im Gespräch mit ein paar Wanderen vor der Hütte erfuhren wir, dass auf dem Wilde-Bande-Steig durchaus ein paar Schwierigkeiten auf uns zukommen konnten. Eine Wandererin meinte, dass es aktuell zu Fuß recht heikel sei ein Altschneefeld mit Randkluft zu überwinden sei. Hmmm, wir sparten es uns dann von unserem Vorhaben zu erzählen, dass wir mit den Bikes über den Wilde-Bande-Steig zum Stempeljoch wollten und meinten nur, wir wollten zum Lafatscher Joch und dann weiter ... Beunruhigt war ich ehrlich gesagt aber nicht, denn die Dame machte mir nicht den Eindruck, dass sie sonderlich hochgebirgserfahren wäre und sich auf schmalen Steigen wohlfühlen würde ... Irgendwie würden wir das schon packen! Und so machten wir uns dann also auf den Weg ... Bis zum Halleranger Haus konnte man mit etwas Anstrengung noch kurbeln. Dort nutzten wir die Chance erfrischendes Wasser aus dem Brunnen zu schöpfen und machten uns schließlich unter den neugierigen Augen der versammelten Wanderer auf zur Weiterfahrt. Nach wenigen Minuten war es dann aber auch schon vorbei mit dem Fahren, denn das steile Schotterfeld beim Aufstieg zum Lafatscher Joch lag vor uns. Die Kraxelei war insgesamt aber recht gut zu absolvieren. Wir waren fast genauso schnell wie die Wanderer, wenngleich wir öfter mal verschnaufen mußten durch das Bike, das wir auf dem Buckel hatten oder neben uns her schoben. Am Durchschlag, einer markanten Stelle auf dem Steig, angekommen, genossen wir dann den Blick hinab auf das hinter uns liegende Teilstück. Schon mal nicht schlecht! Nach kurzer Rast ging's weiter, wobei die größten Schwierigkeiten schon hinter uns lagen. Schiebenderweise ging es gut vorwärts bis zu einem kleinen Kreuz am Wegesrand. Bei tollstem Panorama gen Birkkarspitze ließen wir uns kurz nieder. Der restliche Wegverlauf war noch etwas besser, denn man konnte sogar einige Meter fahrend hinter sich bringen, auch wenn der Untergrund zum Teil ziemlich grobschottrig und stellenweise leicht verblockt war. Kurz vor 10.00 erreichten wir schließlich das Lafatscher Joch und machten ausgiebig Pause. Während wir dort saßen, schauten wir uns etwas ehrfürchtig das Stempeljoch an, dass sich mit den Nebengipfeln vor uns als steile in den blauen Himmel ragende Wand präsentierte. Verdammt steil sah es aus, und die Wegführung erschien uns recht abenteuerlich. Mit dem Fernglas, da sich extra mitgenommen hatte für die Tour, versuchte ich den genauen Wegverlauf zu verfolgen und die Schlüsselstellen auszumachen. Das von der Frau auf der Halleranger Alm erwähnte Altschnefeld machte ich ebenso ausfindig wie die extrem steilen und engen Serpentinen, die die letzten 150 hm zum Joch erschlossen. Ob wir das packen würden mit dem Bike?!? Wir beschlossen zunächst mal bis zum Abzweig zum Wilde-Bande-Steig abzufahren und dann zu entscheiden, was wir tun. Ich ging aber schon davon aus, dass wir den Wilde-Bande-Steig in Angriff nehmen und durchziehen würden, denn die Alternative wäre komplett ins Inntal abzufahren und dort weitestgehend auf Straße bis nach Scharnitz zu kurbeln ... Oder falls wir doch übers Stempeljoch wollten bis kurz vor die Herrenhäuser abzufahren und dann einen sehr schmalen Schotterpfad den Hang entlang bis zum Beginn der letzten Serpentinen zum Stempeljoch zu schieben. Vermutlich auch nicht sooo toll, wenngleich sicher einfach per Bike zu absolvieren als der Wilde-Bande-Steig... Der Trail bis zum Abzweig zum Wilde-Bande-Steig hatte es schon in sich, und nach ein paar steilen Stufen und verblockten Stellen, die man noch gerade so gefahren ist, siegte wenig später dann doch die Vernunft und man entschied sich kurzzeitig fürs Schieben. Ein Sturz wäre alles andere als günstig gewesen ... Nach 100 hm bergab am Abzweig angekommen, beschlossen wir kollektiv, dass wir es wagen würden über den Wilde-Bande-Steig aufs Stempeljoch zu gelangen, da uns die Alternativen nicht sonderlich brauchbar erschienen. Das Wetter war gut, die Stimmung auch, die Form paßte und Zeit hatten wir auch (noch). Also ging's los! Wir waren gespannt ... Der gesamte Steig war sehr abwechslungsreich. Der Untergrund wechselte zwischen Schotter, Fels, Geröll, Wurzeltrail, Wiese und etwas Schnee. Nach wenigen Metern kam die erst Kraxel-Passage mit Trittbügeln, die wir jedoch kollektiv gut meisterten. Neben Querung eines harmlosen Schneefelds und längeren Schotterpassagen am Steilhang kamen auch kurze, halbwegs ausgesetzte Drahtseilpassagen hinzu, die jedoch bei entsprechender Vorsicht kein Problem waren. Bike in die linke Hand, rechte Hand ans Seil und dann los! So kämpften wir uns also langsam aber sicher weiter bis zur Schlüsselstelle mit dem Altschneefeld, welches die Frau am Morgen als recht kritisch eingestuft hatte. Kurz vor der Stelle trafen wir erstaunlicherweise einen Biker! Ja, unglaublich aber wahr, wir waren nicht allein! Jedoch kam er alleine von oben herunter. Wie er berichtete, war er von der Pfeishütte zum Stempeljoch aufgestiegen und hatte dann den Abstieg über die Steil-Serpentinen gemacht. Insgesamt sei er beim Abstieg dreimal ins Straucheln gekommen und auf dem Hintern ein bißchen den Hang hinuntergerutscht, aber es sei nichts größeres passiert. Das Altschneefeld wäre wohl wirklich etwas heikel, aber zumindest hatte er es gepackt, also würden wir es auch packen! Voll Erwartung, wie die Schlüsselstelle denn nun wirklich sei, absolvierten wir die letzten Meter. In der Tat, ganz einfach schien die Passage nicht zu werden ... Das Bike ans Drahtseil gelehnt, schaute ich mir zu Fuß an, wie wir am besten dort rüber kommen würden. Eigentlich ging der Weg steil in eine Rinne hinunter und dann wieder auf der anderen Seite hinauf, wobei das Drahtseil durchgehend als Sicherung vorhanden war. Doch das Drahtseil verschwand nun direkt im Altschneefeld ... Somit war der einzig gangbare Weg klar vorgegeben, nämlich direkt über die Randkluft des Altschneefelds einsteigend und dann quer über das steile Schneefeld bis zum Beginn der letzten Steilserpentinen hinauf zum Joch ... Mit gutem Teamwork und geschickter Positionierung der Bikes auf dem schmalen Steig schafften wir es etwas mühsam zwar, aber dafür relativ sicher und ohne zu großes Risiko, dass Andi und Ralph das Schneefeld mit den Bikes auf der Schulter passieren konnten. Ich als letzter hatte dann leider keinen mehr, der mir das Bike aufs Schneefeld reichen konnte, aber es ging schon irgendwie. Ganz behutsam einen Fuß vor den anderen setzend, immer darauf achtend, dass ich einen sicheren Tritt im Schnee hatte und dass ich nicht ins Straucheln geriet, gelangte ich schließlich auch auf die andere Seite. Ufff, tief durchatmen! Wir hatten die Schlüsselstelle gepackt! Der restliche Aufstieg über die steilen Serpentinen war dann für uns alle etwas Neues: So einen steilen Steig waren wir noch nie per Bike hinaufgekraxelt! Das Schieben gaben wir schnell auf, denn es war einfach zu steil, als dass es Sinn gemacht hätte sein Bike neben sich durch den tiefen Schotter zu schieben ... So wurde das Bike quer über den Rucksack gelegt wie ein Joch und langsam aber sicher marschierten wir so zu selbigem hinauf. Das Gleichgewicht zu halten und sich bloß keinen Fehltritt zu erlauben, darauf richtete sich das Hauptaugenmerk. Ich kam recht gut voran und verzichtete auf größere Pausen, da ich einfach nur noch oben wollte und da dann ja immer noch relaxen konnte. Von der Hitze gezeichnet und stark am Schwitzen, aber wenigstens gut im "Trittrhythmus" ging es über die steilen Serpentinen immer weiter hinauf. Die Wanderer, die man traf, schauten alle ziemlich ungläubig, wobei die meisten einen jedoch aufmunterten anstatt einen dummen Kommentar abzugeben. Nach etwa 35 Minuten, etwa um 12.45, hatte ich dann endlich das Ziel direkt vor Augen und schleppte mich die letzten Meter den Steig hinauf! Geschafft! Und welch geniales Panorama, als ich langsam über die Kuppe stapfte! Ich stellte das Bike an einen Felsen und suchte mir einen netten windgeschützten Platz am Steilhang zum Ausruhen, Essen, Trinken und Aussicht genießen! Ein tolles Gefühl! Weiter unten sah ich Ralph und Andi, die noch in den Serpentinen steckten und mit dem Steilhang kämpften. Plötzlich hielt Ralph an und rief Andi weiter unten etwas zu. Als ich näher hinschaute, sah ich, dass sein Helm gerade dabei war den Steilhang hinunter zu holpern! Durch das Tragen des Bikes auf dem Rücken war er unten aus der Helmhalterung des Rucksacks herausgerutscht und flog nun den steilen Abhang hinunter ... Glücklicherweise kam der Helm nach vielleicht 50 hm von alleine zum Liegen und Andi konnte zu Fuß, ohne sein Bike, zu einer Rettungsaktion ein paar Meter abseits des Steigs starten. Tatsächlich schaffte er es den Helm zu bergen und brachte ihn dann wohlbehalten zu Ralph. Wenig später waren beide dann auch oben am Joch, mit dem offensichtlich unversehrten Helm. Wir waren alle sehr froh, es geschafft zu haben, denn alles weitere auf der Tour sollte nun keine ganz so große Herausforderung mehr werden. Zumindest keine in dieser Art ... Nach ausgiebiger Rast, bei der wir uns alle richtig über das Erreichte freuten, ging es dann auf der anderen Seite des Jochs hinunter Richtung Pfeishütte. Wie ich schon bei der Tourplanung vermutet hatte, war die Beschreibung im Moser Bike-Guide, dass man ab der Pfeishütte zum Stempeljoch den Trail hinauf fahren könne, fernab der Realität. Bergab war der Trail klasse, denn er beinhaltete alles, was man sich als trailbegeisterter Biker wünscht. Doch bergauf ist dieser Weg zu großen Teilen per pedes zu absolvieren, wie uns ein paar Biker, die wir trafen, deutlich demonstrierten. Nun ja, wir hatten bergab unseren Spaß, wenngleich Ralph manchmal leise über die Beschaffenheit des Pfads fluchte. Andi und ich waren jedoch richtig angetan von diesem Trail, der bis auf wenige Meter komplett fahrbar war und uns mit einem breiten Grinsen im Gesicht wenig später an der Pfeishütte eintrudeln ließ. Gerne wären ich den Trail nochmal gefahren. Wenn, ja, wenn ich dazu nicht nochmal den Hang hätte hinauf kraxeln müssen, wenn die anderen mitgekommen wären oder zumindest auf mich gewartet hätten und wenn es nicht schon so spät gewesen wäre ... :-) An der Hütte, an der man zahlreiche Biker traf, die von Scharnitz gekommen waren, entschieden wir uns gegen eine Einkehr und beschlossen unten in Scharnitz im Supermarkt einzukaufen. Das sollte genügen ... Ohne viel Zeit zu verlieren machten wir uns an die steile Schotterabfahrt, bei der man ohne gute Bremsen arge Probleme bekommen hätte, aber die halbwegs gut fahrbar war. Bergauf hätte das sicher wieder anders ausgesehen aufgrund des Untergrunds und der Steilheit des Weges, so dass ich doch sehr froh war, das wir die Runde in dieser Richtung absolvierten und nicht wie im Moser beschrieben. Die Höhenmeter waren schnell vernichtet und bald fuhren wir auch schon an der Möslalm vorbei. Den ersten Abzweig hinunter in die Gleirschklamm ließen wir wenig später links liegen, auch wenn ich ihn gerne ausprobiert hätte, doch die Zeit drängte inzwischen. Es war bereits gegen 14.30 und wir hatten ab Scharnitz noch gute 4 h vor uns bis zur Coburger Hütte, dem Etappenziel. Und die geplante Mittagsrast mit Einkäufen stand ja auch noch an ... Wir verließen dann aber bei der nächsten Abzweigung doch noch den Hauptweg und fuhren links hinab zur Klamm auf den Nederweg statt hinüber zur Gleirschhöhe und dann dem bekannten Schotterweg auf der rechten Seite der Isar bis Scharnitz zu folgen. Steil hinab rollten wir auf netter Piste bis an die Klamm, wobei sich schon während der Abfahrt zeigte, dass wir einen herrlichen Pfad entlang des Bachs und durch die Klamm verpaßt hatten, indem wir nicht den ersten Abzweig genommen hatte. Sehr idyllisch schlängelte sich der Weg dort entlang, so dass ich doch etwas traurig war, dass wir diesen Weg nicht genommen hatten. Aber naja, vielleicht bei einer anderen Tour mit etwas mehr Zeit ... Zügig kurbelten wir nun die unvermutet steile Piste vom tiefsten Punkt an der Klammbrücke hinauf. Weiter dem Nederweg folgend kamen wir schließlich oberhalb der Scharnitzer Alm vorbei und strampelten noch bis zur nächsten Bachbrücke weiter, die uns wieder auf die rechte Seite der Isar brachte. Nun der Anfahrtsroute vom Vortag folgend rollten wir in Scharnitz ein und fanden dann auch prompt einen noch geöffneten Supermarkt. Sehr gut! Ein ausgiebiger Einkauf mit anschließender halbwegs ausgedehnter Vesper im Schatten neben dem Supermarkt weckte dann wieder unsere Lebensgeister und ließ ein wenig Energie zurückkommen, die auch dringend erforderlich war aufgrund des uns noch bevorstehenden Programms bis zur Coburger Hütte. Gegen 15.45 machten wir uns endlich auf den Weg, zwar noch etwas gehandicaped durch das hastige Essen und Trinken, aber zumindest einigermassen satt. Soweit es die Kräfte noch zuließen, fuhren wir in zügigem Tempo den Sattelsteig entlang und dann bei Gießenbach vorbei bis zur Abzweigung der Landstraße, die durch die Böden gen Unterweidach führt. Die Straße zog sich ziemlich in die Länge, und die vorherrschende Hitze machte uns allen ziemlich zu schaffen, zu mal wir leichten Gegenwind hatten. Endlich die Straße hinter uns, machten wir noch mal eine längst überfällige Trinkpause im Schatten und folgten dann den Wanderwegen zum Wurzelsteig, der eine schöne Verbindung nach Platzl darstellte. Ab Platzl ging's dann ohne Zeit zu verlieren nach Klamm und dann ab ins Gaistal. Jedoch mußten wir auch kurz nach Klamm noch mal der Hitze Tribut zollen und eine Trink- und Erfrischungspause am Bach einlegen. Beim Häuschen kurz vor den Parkplätzen am Beginn des Gaistals gab es zu unserem Glück einen Brunnen mit schön kaltem Wasser und so konnten wir mit neuen Trinkreserven und wasserdurchtränkter Kopfbedeckung zur Erfrischung den langen Anstieg durchs Gaistal beginnen. Bei der Salzbachbrücke ging es dann links ab auf die beschilderte Radpiste, der wir immer weiter folgten. Die herrliche Aussicht auf die Hohe Munde zur Linken fand ich dabei besonders schön, ebenso die Tatsache, dass der Weg nicht sonderlich steil war und man somit ganz gut voran kam. Zwar war es dennoch etwas mühsam, aber nach der Stempeljoch-Aktion am Vormittag war es klar, dass die Kräfte langsam aber sicher schwanden zur fortgeschrittenen Zeit. Wir kamen aber insgesamt trotzdem noch gut voran. Nach Passieren des Abzweigs zur Tillfußalm und späterem Einschlagen des linken Weges war der Igelsee auch bald erreicht, doch da dieser nur mehr ein Tümpel war - entweder aufgrund der Hitze oder vielleicht auch immer schon - hielten wir gar nicht erst an und strampelten direkt weiter gen Seebenalm. Nach kurzer Abfahrt und ein paar zähen Höhenmetern über einen kleinen Hügel sowie aschließender erneuter kurzer Abfahrt war die Seebenalm bald erreicht. Von dort waren es noch knappe 100 hm bis zum Seebensee, an dem wir die Bikes lassen wollten und dann bis zur Coburger Hütte zu Fuß aufsteigen wollten. Ralph war inzwischen vorgefahren, während ich mit Andi zusammen hinterher strampelte. Ein paar Fotos wollte ich trotz allem schon noch knipsen und außerdem wollte ich sehen, dass auch Andi noch da ist. Die Hitze machte ihm doch immer mehr zu schaffen und die nicht ganz so intensive Vorbereitung auf die Tour zeigte sich nun auch. Nach den ersten paar Metern auf dem Weg von der Seebenalm weiter hinauf zum See meinte er dann, ich solle vorfahren bis zum See, er müsse kurz mal pausieren. Ich fuhr also doch alleine los und versuchte noch zu Ralph aufzuschließen, aber er war schon zu weit weg und sooo fit war ich nun auch nicht mehr, dass ich den steilen Berg in Rekordtempo hinaufjagen konnte ... Am Seebensee, der herrlich von den Bergen ringsherum umrandet war und in dem sich die Zugspitze, die hinter uns lag, vom Ende des Sees aus betrachtet wunderbar spiegelte, knipste ich dann noch ein paar Fotos, bevor ich Ralph am Fuße der Materialseilbahn zur Coburger Hütte traf. Wir machten wir es uns noch kurz bequem, bis Andi wenig später auch da war. Die Bikes wurden an dem kleinen Häuschen bei der Materialseilbahn an den Zaun gekettet und gegen 19.40 ging es dann zu Fuß an die letzten 250 hm des Tages ... Der Aufstieg zur Hütte zog sich in unserem Zustand ziemlich in die Länge. Ich kämpfte ziemlich mit meiner Konzentration auf den Weg und dem Flüssigkeitsmangel, den ich durch beständiges Trinken während des langsamen Marschierens auszugleichen versuchte. Ralph war vorneweg gelaufen, ich folgte und Andi ebenso. Um 20.20 etwa waren wir dann endlich alle oben und heilfroh, es geschafft zu haben. Das Beziehen des Lagers ging zügig über die Bühne, größere Waschaktionen wurden zunächst vertagt, und wir suchten uns einen freien Platz in der gut gefüllten Hütte, um noch etwas zu essen und trinken. Fündig wurden wir direkt an der Tür, wo der Wind reinpfiff und uns in unseren feuchten Sachen etwas frieren ließ, aber was soll's. Wir zogen uns noch was Trockenes über und ließen uns das wohlverdiente Radler bzw. die Apfelschorle schmecken. Leider gab es nichts Warmes mehr zu essen und trotz allen Bittens wollten die Hüttenwirte keine Ausnahme machen, obwohl auch zahlreiche andere Gäste noch etwas Warmes wollten. Nicht mal Nudeln wollten sie noch machen ... So mußten wir uns ziemlich enttäuscht jeweils mit einem Brotzeit-Teller zufrieden geben. Für Andi und Ralph war es aber sowieso egal, denn beide waren durch die Anstrengung des Tages so fertig, dass sie fast gar nichts mehr essen konnten und vor dem fertig bereiteten Jausenteller saßen und nach wenigen Bissen die Segel streichen mußten. Es ging einfach nichts rein. So sprang ich dann ein und futterte ihre Portionen noch mit, denn Hunger hatte ich durchaus nach der Etappe ... Als es dann draußen dunkel wurde, ging ich mit Andi noch raus auf die Terrasse, und wir beobachteten die Lichter oben auf der Zugspitze und die Fackelträger auf dem Weg zur Ehrwalder Sonnenspitze. In der Sonnwend-Nacht hatten wir dort oben schon einen super Platz und das Wetter paßte. Leider gab es außer auf diesen beiden Gipfeln sonst keine weiteren Leuchtfeuer, aber dennoch war es ganz nett anzusehen. Wir plauderten relaxed bei einem gemeinsamen Radler zum Tagesabschluß und gegen 22.45 ging es dann wieder rein zu Ralph. Eine kurze Wäsche und Zähneputzen standen noch auf dem Programm, und dann ging es nach diesem sehr harten, aber auf jeden Fall unvergeßlichen Tag in den Bergen ab in die Hüttenschlafsäcke. Es brauchte nicht lange, bis wir alle tief und fest schlummerten ... |
3. Tag: | Coburger Hütte - Seebensee - Seebenalm - Ehrwalder Alm - Ehrwald - Zugspitzbahn Ehrwald - bei Hochthörlehütte - Eibseeblick - nähe Seealm (Diensthütte) - Trail Z1/E3 - Eibsee - Badersee - Grainau - Garmisch - Burgrain |
Stats: | 36,94 km - 12,1 km/h AVS - 3:03 h (08.30 - 14.30) - 64,6 km/h MAX - +630/-1830 hm |
Zu 7.00 waren wir dann auch schon wieder beim Frühstück.
Mit etwas schweren Beinen war ich zuvor noch zum Drachensee marschiert,
der wenige Meter unterhalb der Hütte liegt und eingebettet von
den Gipfeln ringsherum ein sehr nettes Panorama bietet. Das Frühstück
war Durchschnitt, nicht sonderlich toll, aber auch nicht schlecht.
Das Packen der Rucksäcke und die Morgentoilette war eine Sache
von wenigen Minuten und dann ging es auch schon raus in die bereits
ziemlich wärmende Morgensonne. Die anderen Übernachtungsgäste
waren auch schon auf den Beinen, aber die Masse wollte wohl weiter
hinauf und nicht bergab wie wir. Zumindest machten wir uns gegen 8.30
nach ein paar Fotos alleine an den Abstieg. |
Bilanz: | etwa 156 km in 3 Tagen (20.06. - 22.06.2003) per Bike, dabei ca. +4350 hm absolviert |
Stats: | pro Tag durchschnittlich etwa 52,00 km und +1450 hm |
Wieder einmal hatten wir riesiges Glück mit dem Wetter. Die
Schön-Wetter-Phase im Juni hielt auch noch für unsere
Tour, so dass wir tatsächlich mit maximal drei Regentropfen
auskamen und kein einziges Mal die Regensachen rausholen mußten.
So könnte es immer sein! Ganz so heiß wie zu Pfingsten
war es nicht, aber das kam uns durchaus entgegen. Zu heiß
muß es ja auch nicht sein ... Landschaftlich war es auch wieder wunderschön gewesen. Jeder Tag bot uns immer wieder aufs Neue tolle Panoramen und Ausblicke. Einfach herrlich! Dazu kam, dass die Etappenleistungen recht gut gepaßt haben. Der zweite Tag mit der Überquerung des Stemepljochs war sicherlich ziemlich heftig, denn es wurde abends recht spät und der Wilde-Bande-Steig hat viel Energie gekostet. Auf den letzten Metern zu Fuß zur Coburger Hütte hat dann jeder von uns mit seinem inneren Schweinehund gekämpft und auf die Zähne beißen müssen, wenn nicht schon zu früherer Stunde an diesem Tag ... Aber gerade dieser Tag war mitunter das Abenteuerlichste, was ich je per Bike erlebt habe. Das Gefühl oben am Stempeljoch über den Kamm zu kraxeln nach dem langen und beschwerlichen Aufstieg von der Halleranger Alm war unbeschreiblich. Einfach gigantisch! Der letzte Tourentag war dann wieder etwas erholsamer, aber wir hatten danach ja auch noch eine längere Autofahrt vor uns und wollten nicht erst am Abend in Garmisch zurück sein. Logistisch lief auch alles nach Plan. Wir konnten sowohl Freitag als auch Samstag ausgiebig in Mittenwald bzw. Scharnitz einkaufen. Zu Trinken gab es unterwegs immer ausreichend, sei es aus einem Dorfbrunnen, dem Waschraum der Hütten oder aus einem plätschernden Gebirgsbach. Bei der Hitze war der Flüssigkeitsmangel bzw. -bedarf auch nicht zu unterschätzen. Unser Dreier-Team hat sich bestens verstanden und wir haben jede Menge Spaß gehabt, sowohl vor, während als auch nach der Tour. Schlechte Stimmung kam nie auf und so bin ich mir sicher, dass wir bei nächstbester Gelegenheit auch noch mal solch eine Wochenendtour zusammen absolvieren. Oder vielleicht auch Transalp 2004 zusammen?!? Mal sehen, was die Zukunft bringt ... Erwähnen sollte man aber dennoch, dass die Passage über den Wilde-Bande-Steig und das Stempeljoch keinsfalls für jeden Biker zu empfehlen ist. Man muß sich schon darüber im Klaren sein, dass es dort oben heftig zur Sache geht und es einiges an Zeit und Kraft kostet, bis man endlich am Stempeljoch steht. Wer nicht absolut trittsicher und weitestgehend schwindelfrei ist und Erfahrung hat mit Bike&Hike im Hochgebirge hat, dem kann ich diese Passage sicher nicht empfehlen. Dann wäre eine Stichtour zur Halleranger Alm und wieder zurück nach Scharnitz oder entsprechend eine Stichtour zur Pfeishütte und zurück sicher vorzuziehen. Aber wer sich solchen Herausforderungen gewachsen fühlt und ein wenig Abenteuer nicht scheut, der wird bei entsprechender Vorbereitung und gutem Wetter sicherlich genauso viel Spaß haben wie wir auf dieser Tour. |