1. Tag: | Volders - Weer - Kolsassberg - Weidener Hütte |
Stats: | 20,50 km - 7,76 km/h AVS - 2:38 h (16.05 - 19.35) - 25,8 km/h MAX - +1300/-50 hm |
Kurz nach 16.00 Uhr ist es dann endlich soweit - es geht los zu meiner
vierten Alpenüberquerung. Nervös bin ich dennoch ein wenig,
auch wenn ich ja bestens weiß, was mich erwarten wird ... Während
wir am Auto die Bikes zusammenbauen und die Rucksäcke komplett
packen, scheint noch die Sonne, aber es liegt bereits Regen in der Luft.
Dummerweise zieht diese Schlechtwetterfront nicht an uns vorbei, sondern
entlädt sich direkt über uns, kaum, dass wir die ersten Meter
auf den Bikes absolviert haben ... Ich glaube trotz stärker werdenden
Regens zunächst nur an einen kurzen Schauer, aber nach wenigen
Minuten bleibt doch nichts anderes übrig als anzuhalten und die
Regensachen überzuziehen sowie den Rucksack mit
der Regenhülle zu verpacken. Der Regen verstärkt sich leider
mehr und mehr, während es den anfangs noch geteerten Weg Richtung
Weidener Hütte hinauf geht. Das Panorama
Richtung Karwendel stimmt für die nächsten Kilometer Auffahrt
nicht gerade optimistischer, aber nun ja, Augen zu und durch. Weiterhin
vom Regen begleitet, strampeln wir also immer weiter den Berg rauf,
wobei ich zu keinem Zeitpunkt einen entspannenden Trittrhythmus finde.
Leider ... Zugegeben, es gibt einige knackige Anstiege bis zur Weidener
Hütte und durch den aufgeweichten, inzwischen schlammigen Untergrund
im Wald, den wir schon bald erreicht haben, wird die Auffahrt noch anstrengender,
aber dennoch bin ich überrascht, dass mir die erste Etappe so schwer
fällt. Ich halte öfter an, um die Beine etwas auszuschütteln
und den schweren Rucksack kurz abzunehmen ... Der Weg bis zur Weidener Hütte zieht sich ganz schön in die Länge, und da es keinerlei Panorama gibt und auch das Wetter nicht gerade Anlaß zur Freude gibt, bin ich mehr als froh, als wir endlich nach zähen 3 1/2 h an der Weidener Hütte ankommen. Erst mal tief durchatmen ... Wir sind beide ziemlich durchgefroren, da die Temperaturen bei der Auffahrt alles andere als sommerlich waren ... Schnell beziehen wir unsere Lagerschlafplätze und entledigen uns den nassen Klamotten, aber aus irgendwelchen Gründen gibt es weder Heizung noch normale Beleuchtung - lediglich das Notstromaggregat läuft. Zudem riecht es auf der Treppe nach oben stark nach Gas ... Mir ist schon am Abend klar, dass die Sachen am kommenden Morgen genauso naß sein würden, aber das ist zunächst mal egal. Daniel und ich machen uns einen gemütlichen Hüttenabend und lassen uns das erste Weizenbier der Tour richtig schmecken. Das Essen ist okay und hilft gegen den gröbsten Hunger, aber sonderlich viel ist es dennoch nicht. Wir plaudern noch sehr nett mit einem Pärchen aus Stuttgart, bevor wir uns rechtzeitig ins Lager zurückziehen. Aufgrund des plötzlichen Wetterumschwungs habe ich über den Abend langsam Kopfschmerzen bekommen, so dass ich froh bin endlich auf meiner Matratze zu liegen und mich ausruhen zu können. Während ich so da liege und noch ein wenig friere, kreisen meine Gedanken nach dem ersten Tag von Transalp 2002 um die kommenden Etappen. Ich bin gespannt, was uns noch alles erwarten wird ... |
2. Tag: | Weidener Hütte - Geiseljoch - Gde. Tux - Finkenberg - Schlegeisspeicher - Pfitscher Joch - St. Jakob |
Stats: | 65,87 km - 11,86 km/h AVS - 5:33 h (08.55 - 19.10) - 60,6 km/h MAX - +2000/-2350 hm |
Die Nacht bringt leider nicht die gewünschte Erholung. Ich bin
mehrfach wach und auch die Kopfschmerzen sind nicht wirklich besser:
Ich frage mich ernsthaft, wie ich die Strapazen des kommenden Tages
überhaupt schaffen will, als ich gegen 04.00 Uhr mal wieder wach
werde. So mies habe ich mich auf einer Transalp-Tour bisher noch nie
gefühlt ... Mir geht es alles andere als gut, so dass ich eine
weitere Kopfschmerztablette nehme und mich noch mal für knapp drei
Stunden rumdrehe. Kaum, dass ich dann aufgestanden bin, geht's runter
in den eiskalten "Trockenraum", und ich schaue nach den Klamotten,
doch wie erwartet bzw. befürchtet sind sie über Nacht fast
gar nicht getrocknet, so dass ich in ein feuchtes Trikot schlüpfe.
So naß wie sie ist, entscheide ich mich gegen meine Radlerhose
und ziehe statt dessen meine kurze Hose (Badeshort) an, die eigentlich
für die Hüttenabende gedacht ist ... Man muß auch mal
improvisieren können :-) Nach einem ordentlichen Frühstück
geht's raus vor die Hütte zum Wettercheck, der ergibt, dass es
immer noch recht unfreundlich ist, aber schon besser als am Vorabend.
Das Waschen fällt (bei mir zumindest) recht kurz
aus, da das Wasser richtig schön kalt ist und die Beleuchtung im
Waschraum recht spärlich ist. Schon wenig später sind wir
gut eingepackt zum Aufbruch bereit und nach einem letzten Foto
vor der Hütte heißt es Kette links und raufkurbeln Richtung
Geiseljoch. Auf einem mühsamen, aber komplett fahrbaren Weg geht es langsam bergauf, wobei es leider beständig feucht bleibt von oben. "Highlight" bei der Auffahrt ist eine schmale Stelle, an der ich versuche fahrend voran zu kommen. Es geht steil bergauf und dann in einer Art Spitzkehre durch ein kleines Bachbett. Irgendwie lenke ich zu stark ein, mein Bike bäumt sich auf, und ich verliere mit dem Vorderrad kurzzeitig den Bodenkontakt. Dabei zieht es mich samt Bike vom Pfad runter und mein Vorderrad ist bei der Landung bereits ein Stück weit den seitlichen Abgrund runtergerutscht! Das einzige was neben dem Blockieren beider Bremsen nun noch hilft ist der kontrollierte Abgang vom Bike, um nicht mit samt diesem den Abhang runterzurutschen ... Ich lasse mich also auf die Seite fallen und verhindere damit Schlimmeres. So kann's gehen, wenn man mal kurz nicht aufpaßt :-) Daniel ist bereits voraus gefahren und hat nichts von meiner etwas ungeschickten Aktion mitbekommen, aber als ich ihm oben am Joch davon erzähle, kann er ein Grinsen auch nicht ganz verbergen. Naja, sonst ist die Auffahrt aber okay gewesen. Die Aussicht am Geiseljoch ist aufgrund des Wetters nicht so schön, wie ich sie von einigen Bildern aus dem Internet kenne, aber ich bin zuversichtlich, dass es noch aufreißen wird an dem Tag. Nach kurzer Rast geht es auf einer schönen, aber unspektakulären Abfahrt bis Finkenberg, wo wir einen Zwischenstopp zum Lebensmittelkauf machen. Daraufhin folgt eine lange und kraftraubende Auffahrt zum Schlegeisspeicher auf Asphalt. Leider finde ich dabei kaum zu meinem Tritt-Rhythmus, und somit empfinde ich die Auffahrt als recht zäh. Da das Wetter auch nach wie vor sehr wechselhaft ist, hält sich meine Stimmung auf diesem Wegabschnitt ziemlich in Grenzen ... Was mich kurz vor dem Stausee jedoch ein wenig aufheitert, ist eine kameraliebende Ziegen-Familie - süß! Ich bin froh, als wir endlich oben am Stausee sind und ich dort bei schöner Aussicht wieder ein bißchen zu Kräften kommen kann. Die sind nun auch wieder gefragt, denn die erste Schiebe-/Tragepassage der Tour bis zum Pfitscher Joch steht uns bevor. Zu Beginn sind zwar noch wenige Trail-Meter fahrbar, aber spätestens ab einer kleinen Holzbrücke geht es nur noch per pedes weiter. Ich entscheide mich bald fürs Tragen des Bikes quer über den Rucksack, da das einseitige Schultern bzw. das Schieben und stellenweise Zerren des Bikes über Steilstufen etc. nicht gerade angenehm ist. Mit dem Bike quer über dem Rucksack ist zumindest der Körperschwerpunkt weitestgehend unverändert, und man kann vom Gewicht auf den Schultern abgesehen ganz gut marschieren. Mit der Zeit wird's trotz allem ziemlich anstrengend, doch da mir mein Hintern schon ein wenig weh tut aufgrund der Badeshort, die ich trage, geht die Wanderpassage schon in Ordnung für mich ... Außerdem ist die Landschaft richtig schön! Nach einigen kurzen Regenschauern wird das Wetter zum Joch hin auch immer besser, wobei die Wolken rasend schnell über die umliegenden Bergkuppen ziehen. Ein tolles Schauspiel. Kurz vorm Joch treffen wir zwei andere Alpencrosser, die sich beim Schieben/Tagen doch etwas schwerer tun. Sie wollen auch nach Riva, haben jedoch eine kürzere Route geplant, da sie von dort noch weiter nach Rom wollen. Als wir vier endlich alle am Joch und damit an der Grenze zu Südtirol sind, wird endlich meine Vorahnung vom Morgen bestätigt: Schönes Wetter voraus! Bella Italia! Nach kurzer Rast geht es für uns dann entlang eines kleinen, idyllischen Sees zum finalen Downhill weiter, während die beiden Jungs ihr Quartier im Pfitscherjoch-Haus aufschlagen. Die Abfahrt ins Tal ist bei dem traumhaften Wetter ein wahrer Genuß. Daniel macht die softe Schotterpiste ebenso viel Spaß wie mir, und so rollen wir lediglich von dem einen oder anderen Fotostopp unterbrochen runter bis St. Jakob. Nach ein wenig Suchen und Preisvergleich entscheiden wir uns für den Gasthof Hofer. Zu einem guten Preis haben wir eine tolle Unterkunft und genießen nach dem langen Bike-Tag ein 4-Gänge-Menü. Spitze! Satt und zufrieden geht es irgendwann dann auch ins Bett und ich freue mich bereits auf den kommenden Tag mit dem Pfunderer Joch. Ich bin gespannt, wie weit ich dieses Mal fahrend komme und ob uns noch Schnee erwartet bei der Abfahrt ... |
3. Tag: | St. Jakob - Fußendraß - Pfunderer Joch - Weitenbergalm - Dun - Pfunders - Weitental - St. Lorenzen - St. Vigil - Rif. Pederu |
Stats: | 82,39 km - 12,59 km/h AVS - 6:32 h (09.00 - 20.00) - 63,7 km/h MAX - +2150/-2050 hm |
Mit einem richtig üppigen Frühstück im Magen machen
wir uns gegen 09.00 auf den Weg zu einer der längsten Etappen der
Tour. Gleich zu Beginn, als der Abzweig in den Wald Richtung Pfunderer
Joch kommt, fühle ich mich wie bereits ein Jahr zuvor, als ich
ja schon mal an dieser Stelle stand. Ein wenig sehnsüchtig blicke
ich rechts den Hang hinauf, wo man deutlich die Serpentinen erkennt,
die vom Schlüsseljoch runterkommen. Die Abfahrt von dort war einfach
spitze gewesen ... Für uns heißt es nun jedoch Kette links
und alles geben, denn die Auffahrt zum Pfunderer Joch ist alles andere
als ein Kinderspiel. Wie gewohnt schraubt sich die Piste steil und zäh
durch den Wald langsam hinauf, wobei die Kurbelei ganz schön an
die Substanz geht. Im kleinsten Gang übernehme ich die "Pace"
und strampele mit stetigen 4-5 km/h langsam weiter bergauf. Das Entscheidende
bei solch langen und zähen Anstiegen ist einfach, dass jeder seinen
Rhythmus findet und man kein zu hohes Tempo geht. Daniel sieht das genauso
und so fährt er sein Tempo mit seinem etwas kleineren Berggang.
Nachdem wir den Wald verlassen haben und die ersten
knapp 500 hm in unseren Waden stecken, ändert sich die Landschaft
schlagartig und man hat ein großartiges Panorama um sich herum.
Der Blick zurück Richtung Schlüsseljoch
ist wieder mal klasse! Wir machen ein kurze Rast und "saugen"
die tolle Atmosphäre in uns auf, bevor es weiter über die
steile Piste bergauf geht. Kurz vor der für mich altbekannten Überquerung der Großberg-Bach-Brücke wird der Pfad deutlich ruppiger, aber das Panorama wird immer besser. An der verfallenen Brücke angekommen, heißt es zunächst mal zu rasten und ein wenig zu relaxen. Auch lassen wir es uns beide nicht nehmen, ein überaus erfrischendes Fußbad im eiskalten Bach zu nehmen. Herrlich, genau wie im Vorjahr! Wir füllen unsere Flaschen auf und lassen noch insgesamt vier andere Biker an uns vorbeiziehen, von denen zwei anscheinend keinerlei Sinn für die Natur haben. Außer einem etwas mürrisch klingenden Gruß ist mit ihnen nicht viel los, und sie schieben dann weiter die Piste rauf. Selbst dran schuld, wer hier nicht mal kurz anhält und sich an der Landschaft erfreut bei einer angenehmen Rast! Die beiden anderen, ein Mann und eine Frau, sind dagegen deutlich gesprächiger und wir plaudern ein bißchen mit ihnen, bevor wir dann auch aufbrechen. Ich habe mir vorgenommen soviel wie möglich der Piste bis zum Joch fahrend zu absolvieren, und so habe ich in Kürze die vier anderen Biker hinter mir gelassen, die zum Teil schieben oder noch langsamer als ich den rampenartigen Pfad raufkeuchen. Ich fahre nur wenige hundert Meter, bis ich anhalte um kurz zu verschnaufen und Daniel bei der Auffahrt zu knipsen. Die beiden wortkargen Biker ziehen schließlich an mir vorbei, als ich noch faul auf der Wiese sitze und etwas Sonne tanke. Mir egal. Ich lasse es mir gut gehen und habe keine Eile! Ein paar Meter weiter folgt eine nette Bachdurchquerung und spätestens ab dort fängt ein richtiger Kampf mit dem Berg an. Ich sehe, wie die zwei Biker weiter oben nur noch schieben, doch ich gebe noch nicht auf. Mit einem ruhigen Tritt-Rhythmus und etwas Gleichgewichtssinn kurbele ich äußerst langsam die nach und nach zum Trail werdende Piste weiter rauf. Bei den allerletzten Steilserpentinen muß ich dann aber auch die Segel streichen - es geht nichts mehr. Schwer atmend beuge ich mich über meinen Lenker, um wieder etwas zu Kräften zu kommen. Puh, ein hartes Stück Arbeit dieses Pfunderer Joch! Mit etwas mehr Schieben wäre es gewiß leichter ... Nach wenigen Metern Schieben, das Joch bereits in greifbarer Nähe, schwinge ich mich noch mal auf den Sattel und strampele die letzten Meter bis zum höchsten Punkt. Ein grandioses Gefühl hier raufzustrampeln mit Ausblick auf den Hochfeiler! Statt nun gleich zu rasten, hole ich zunächst geschwind die Kamera aus dem Rucksack und halte die letzten Höhenmeter von Daniel sowie seine "Zielankunft" fest. Wir sind beide froh, dass wir den höchsten Punkt unserer Alpenüberquerung erreicht haben, und - ganz klar - hier oben folgt nun kollektiv die wohlverdiente Rast. Nachdem wir uns ausreichend erholt haben und das tolle Panorama in alle Richtungen genossen haben, geht es an den Trail bergab. Vom Vorjahr kenne ich die Abfahrt ja eher als "Ski-Piste", doch dieses Jahr ist lediglich ein hartes Schneebrett direkt oben am Joch, ansonsten ist der Weg frei zum Biken. Das erste Steilstück ist erst nach ein paar Metern Schieben fahrbar, aber dennoch muß ich mich voll konzentrieren, um beim Bremsen nicht wegzurutschen bzw. über den Lenker zu segeln. Der schwere Rucksack tut sein Übriges, so dass ich froh bin, als es etwas flacher wird. Je weiter man kommt, desto besser wird der Trail. Dieser Downhill macht einfach riesig Spaß - nicht zuletzt durch das spitzenmäßige Bergpanorama vor einem! Weiter über herrliche Passagen schlängelt sich der Pfad immer weiter runter gen Tal. Leider schaffe ich es nach einem kurzen Stopp, um die Landschaft zu bewundern, an einer verhältnismäßig leichten, wenn auch abschüssigen Passage, mit dem Vorderrad im sandigen Untergrund wegzurutschen ... Ich falle nach links um und lande unangenehm auf meinem seitlichen Oberschenkel, der sofort leicht zu bluten anfängt. Ich diagnostiziere einen ordentlichen Bluterguß und eine Schürfwunde, doch ich kann das Bein noch bewegen und die Blutung wird von der Radlerhose gestoppt. Also schwinge ich mich, wenngleich auch ein wenig gehandicaped, wieder aufs Bike und fahre Daniel hinterher, der von meiner ungeschickten Aktion nichts mitbekommen hat, weil er schon um die nächste Ecke rum war. Als ich ihn wieder treffe, offenbare ich ihm meinen Sturz, aber ich gehe davon aus, dass sich der Bluterguß langsam wieder bessern wird. Die Wunde will ich mir am Abend beim Duschen genauer ansehen und ggf. noch etwas verarzten, doch für den Augenblick geht es auch so. Auf den letzten, zum Teil recht steilen und engen Pfadserpentinen runter zur Weitenbergalm müssen wir uns beide noch mal ordentlich anstrengen, denn ohne entsprechend vorsichtige Fahrweise und etwas Geschick auf dem Bike hat's einen dort schnell hingelegt. Bis auf wenige Kehren kommen wir fahrend runter und genießen in der Nähe der Alm eine kurze Rast nach dem nicht ganz leichten Downhill. In Pfunders treffen wir schließlich die beiden Biker auf der Terrasse eines Gasthauses wieder, und wir setzen uns dazu, da Daniel eine Kleinigkeit futtern will. Im Gespräch stellt sich heraus, dass die beiden auch einen Alpencross machen, jedoch haben sie nach eigener Aussage einen "Daypack"-Rucksack dabei, der kaum Ausrüstung enthält. Außerdem haben sie recht lange Tagesetappen geplant mit durchschnittlich mehr als 2000 hm am Tag. Komische Leute, aber na gut, jeder, wie er meint. Bis St. Lorenzen geht es weiter über die Straße bzw. den Radweg abseits davon, jedoch kosten diverse kurze Gegenanstiege immer wieder einiges an Kraft und Überwindung. In der Hoffnung, in Pfarre Enneberg eine brauchbare Unterkunft zu finden, kurbeln wir die wenig befahrene Straße ab St. Lorenzen über etwa 500 hm bergauf, doch oben angekommen müssen wir feststellen, dass es keine Übernachtungsmöglichkeit gibt. Die wenigen Häuser, die von außen den Anschein erwecken, als könne man dort übernachten, haben entweder geschlossen oder wir werden abgewiesen mit dem Hinweis, in St. Vigil zu schauen. Also geht's zähneknirschend weiter nach St. Vigil, was ich noch aus dem Jahr zuvor als recht teuer in Erinnerung habe. So kommt es dann auch wie es kommen mußte: Selbst die einfachen Hotels oder Garnis kosten um die 35 € nur mit Frühstück, was uns zu teuer erscheint. Was tun?!? Inzwischen ist es schon nach 18.30 und so langsam macht sich zum einen die Ermüdung bemerkbar und zum anderen wollen wir eigentlich auch nicht zu spät ankommen, um noch ausreichend Zeit zum Regenerieren zu haben. Wir beschließen nach kurzem Hin und Her ohne vorherigen Anruf auf gut Glück zur Pederu-Hütte im Fanes-Nationalpark zu strampeln. Im Tal dorthin vermuten wir noch eine andere Hütte mit Übernachtungsmöglichkeit, doch wir merken schnell, dass dies ein Trugschluß ist ... Mist! Nun heißt es also Zähne zusammen beißen und die gut und gerne 12 km inkl. knapp 300 hm zum Rif. Pederu zu absolvieren. Und dann müssen wir einfach darauf vertrauen, dass die noch zwei Schlafplätze für uns haben ... Die Strecke zieht sich gewaltig in die Länge, und wir fahren beide im roten Bereich, da wir zu wenig zu trinken haben und auch der Hunger immer stärker wird. Ich bin richtig froh, als ich nach einer halben Ewigkeit endlich die Hütte am Straßenende erblicke und noch froher, als wir dort angekommen drinnen erfahren, dass sie noch zwei Schlafplätz haben und dass es auch noch etwas Warmes zu Essen gibt. Wunderbar! Ein Teller Spaghetti und etwas Rotwein bzw. Bier sorgen dafür, dass ich wieder langsam zu Kräften komme. Während Daniel schon die wohltuende Dusche genießt, gehe ich noch ein paar Schritte raus vor die Hütte und genieße die schöne Abendstimmung. Das sind die Momente, in denen man ganz schnell die Strapazen des Tages vergißt und sich einfach an der Natur erfreuen kann! Schließlich gehe ich auch wieder rein und hüpfe unter die Dusche, wobei ich dann auch das ganze Ausmaß des Sturzes vom Vormittag sehe. Rein von den Farben her sieht mein Oberschenkel nicht sonderlich gut aus - aber es gibt Schlimmeres. Und ich vertraue darauf, dass der blaue Fleck in Kürze besser ist ... Ziemlich geschafft nach diesem langen Etappentag fallen wir bald schon in unsere Betten und schlummern friedlich. |
4. Tag: | Rif. Pederu - Rif. Fanes - Limojoch - Cortina d'Ampezzo - Rif. Croda da Lago - Forc. Ambrizzola - Rif. Citta di Fiume - Forc. Staulanza |
Stats: | 47,74 km - 8,54 km/h AVS - 5:35 h (08.45 - 18.45) - 44,1 km/h MAX - +1900/-1650 hm |
Die Nacht findet zu früh ein jähes Ende, als mich der Wecker
aus dem Schlaf reißt. Gerne hätte ich noch ein bißchen
länger geschlafen ... Mit einem recht ordentlichen Frühstück
im Magen machen wir uns gegen 08.45 auf den Weg, und gleich zu Beginn
geht es die stellenweise sehr steile Schotterpiste zur Fanes-Hütte
hinauf. Dabei merke ich schnell, dass meine Beine heute schwer sind.
Zu allem Überfluß schmerzt auch noch mein Hintern, aber bevor
ich deshalb schiebe, reiße ich mich lieber etwas zusammen und
trete feste in die Pedale - Schiebepassagen werden im restlichen Verlauf
der Tour noch früh genug kommen ... Ziemlich störend empfinde
ich es, dass die Touristen auf Wunsch ab der Pederu-Hütte mit einem
Shuttle-Jeep bis zum Rif. Fanes hinauf transportiert werden. Alles,
was recht ist, aber das finde ich eindeutig am Ziel vorbei, wenn man
auch noch bis vor die Hüttentür gefahren wird. Während
der Auffahrt kommen mindestens vier Jeeps an mir vorbei und wirbeln
den Staub auf, außerdem auch noch ein Traktor, der was-auch-immer
vor hat in den höheren Bergregionen. Im Vorjahr
hatte ich so was hier noch nicht erlebt ... Daniel ist mal wieder vorgefahren, da ich nur schwer in meinen Tritt finde, und so teile ich mir meine Pausen ganz gemütlich ein. Auf halber Strecke mache ich eine Rast am neben dem Weg verlaufenden Bach. Ich möchte unbedingt auf die andere Bachseite und von dort dann ein Foto über den Bachverlauf hinweg auf die Berge hinten dran knipsen. Ich überlege mehrfach, an welcher Stelle man am besten über den Bach kommen könnte, ohne in selben zu fallen bzw. mitten durch wandern zu müssen. Schließlich entscheide ich mich für eine Stelle, setze meinen Fuß auf den "Absprungstein", stoße mich ab - und Sekundenbruchteile später liege ich auch schon halb im Bach ... Beim Absprung rutscht mein Fuß auf dem glitschigen Stein weg, so dass ich unfreiwillig das Gleichgewicht verliere. Mit beiden Beinen bzw. Füßen zugleich lande ich direkt im kalten Bach, während ich die meiste Energie mit dem rechten Unterarm abfange, als ich auf den "Zielstein", einen großen Brocken, vor mir hinstürze ... In der rechten Hand halte ich auch meine Kamera, doch instinktiv lasse ich sie bei der ganzen Aktion nicht los und halte sie noch so hoch, dass sie weder gegen den Felsen kracht noch dass das Spritzwasser sie richtig erwischt. Dafür ist sowohl ein Teil meiner Hose als auch ein bißchen von meinem Trikot naß geworden. Habe ich es wieder mal geschafft :-) Nun habe ich also auch noch eine Schürfwunde am Arm ... Das Foto knipse ich zwar noch, aber irgendwie bin ich ein wenig bedient und fluche noch leise vor mich hin, während ich dann komplett durch den Bach zurück wate (jetzt ist's mir auch egal!). Die Kamera getrocknet und wieder auf dem Bike geht es zunächst eine kurze steile Passage hinauf, bei der ich wieder ein wenig ins Keuchen komme, dann wird es etwas flacher, und ich mache nach ein paar Kurven unweit vom Rif. Fanes eine kleine Rast am Bach. Hier ist es einfacher ein schönes Motiv zum Knipsen zu finden, denn ich kann nun ja auch mitten in den Bach hinein mit meinen nach wie vor quietschnassen Füßen :-) Kaum dass ich den Blick in Richtung Kreuzkofel-Gruppe festgehalten habe, geht es auch schon weiter, und wenig später treffe ich Daniel am Abzweig zum Rif. Lavarella. Er erzählt mir, dass er gerade ein Murmeltier in Aktion erlebt und geknipst hat, während ich ihm von meiner schusseligen Bachüberquerung berichte ... Die letzten steilen Meter zur Fanes-Hütte schaffen wir recht gut, und bis auf ein Foto von der Fanes-Hütte mit Bergpanorama gönnen wir uns auch keine unnötige Rast, sondern machen uns gleich an den nun noch steileren Schotterweg zum Limojoch. Bis zum Joch hinauf sind es knappe 10 Minuten zu strampeln, aber diese am Stück und mit dem schweren Gepäck auf dem Rücken zu absolvieren ist sicherlich nicht ganz leicht. Wieder einmal sehe ich mich mit meinem inneren Schweinehund konfrontiert, doch ich gebe nicht auf und trete mit allem, was die Beine heute hergeben, in die Pedale. Mein Puls ist hierbei sicherlich mal wieder im roten Bereich, aber das Ende ist nicht weit, und so kurbele ich bis zum höchsten Punkt hinauf. Geschafft! Ufff, erst mal durchschnaufen ... Schließlich machen wir uns beide an die landschaftlich wunderschöne Abfahrt in Richtung Cortina. Auf halber Strecke treffen wir einen Rennradfahrer, der uns auf Englisch anspricht und uns berichtet, dass er bis zum Limojoch hinauf will. Respekt! Ich frage mich zwar leise, wo da der nähere Sinn liegt, denn mit dem Rennrad kommt er sicherlich nur wenig auf seine Kosten, aber nun ja. Wir machen noch Erinnerungsfoto für ihn mit seiner Kamera, verabschieden uns und holpern weiter ins Tal über die tolle Schotterpiste. Mit kurzer Rast an der Ponte Alto-Schlucht erreichen wir bald die Straße und rollen nach Cortina rein, wo wir in der Pizzeria, die ich noch aus dem Vorjahr kenne, Mittag machen. Was bin ich wenig später froh, dass wir ausgiebig gefuttert haben, denn die folgende Auffahrt zum Rif. Croda da Lago verdient wie keine Auffahrt zuvor das Prädikat "steil". An manchen Stellen saugt es mir nur so die Energie aus den Waden, doch ich will nicht schieben und keuche Meter für Meter weiter hinauf. Daniel ist stellenweise zum Laufen übergegangen und - wie könnte es anders sein - ist dabei nicht mal langsamer als ich ... Allein das Teilstück bis zur Malga Fedara über knapp 550 hm ist richtig heftig, doch mit kurzen Pausen, die ich meinem Puls zwischenzeitlich gönne, schaffe ich es tatsächlich bis zur Alm zu strampeln. Ab da taugt der "Weg" nur noch zum Kraxeln. Selbst schiebend tun wir uns ganz schön schwer, manche Rampen zu erklimmen, zu mal der Untergrund alles andere als gut fahrbar ist. Nur bei ganz kurzen Abschnitten schwingen wir uns noch mal aufs Bike, doch letztlich erreichen wir per pedes den herrlich gelegenen See mit dem kleinen Rifugio nebendran. Herrlich! Auch wenn die kräftezehrende Passage bis dort oben ganz schön an die Substanz ging, so genießen wir es beide in vollen Zügen hier zu sein. An einer Wasserstelle vor dem Rifugio laben wir uns ausgiebig, und dann lassen wir uns am See nieder und genießen einfach nur die wunderschöne Aussicht. Was will man mehr?!? Da wir jedoch noch einige Kilometer vor uns haben, können wir nicht allzu lange am Ufer dösen, sondern machen uns auch bald schon weiter zur Forcella Ambrizzola. Der Pfad dorthin ist insgesamt relativ mühsam zu bewältigen und einige kurze Abschnitte müssen wir auch schieben, aber landschaftlich ist es ein wahrer Traum. Kaum, dass Daniel auch die letzten Meter zur Scharte hinaufgestrampelt ist, genießen wir beim kollektiven Verschnaufen die Umgebung um uns herum. Die ganze Gegend ist ein herrliches Foto-Revier, und Daniel muß mich mehrfach zur Weiterfahrt drängen, da ich dort am liebsten ausgiebig Bilder geknipst hätte. Auf dem folgenden kurzen Schiebestück hat man noch mal eine tolle Aussicht zurück zur Forcella Ambrizzola, und wenig später können wir auch wieder im Sattel den nun vor uns liegenden Trail in Angriff nehmen. Einfach klasse! Beim Downhill stoppen wir kurz und halten den netten Panorama-Blick zum Monte Pelmo fest, bevor wir weiter über tolle Bergpfade zum Rif. Citta di Fiume gelangen. Über Schotterpisten und letztlich noch ein paar Höhenmeter hinauf auf Asphalt erreichen wir wieder mal recht spät unser Etappenziel, das Rif. Staulanza. Obwohl wir ohne Reservierung da sind und eine größere Gruppe an Gästen da ist, haben wir Glück und bekommen noch ein Zimmer. Weiter hätte ich auch ungern fahren wollen ... Während des sehr guten und üppigen Abendessens gehe ich zwischenzeitlich noch mal kurz vor die Tür und erfreue mich an der Abendstimmung am Monte Pelmo, dann sitzen wir drinne noch ein bißchen bei unseren Bieren, plaudern nett mit dem Gastwirt und ziehen uns nach dieser herrlichen Bike-Etappe nicht allzu spät auf unser Zimmer zurück, wo wir bald schon erschöpft einschlafen. |
5. Tag: | Forc. Staulanza - Pra della Costa - Fernazza - Alleghe - Cencenighe Agordino - Pte. di Mulan - Canale d'Agordo - Falcade - Pso. di Valles - Val Venegia - Baita Segantini - Pso. di Rolle - S. Martino - nähe Malga Crel (Weg 350) - Forc. di Calaita - Lago di Calaita - nähe Zortea - Caoria - Rif. Revavaie |
Stats: | 100,81 km - 13,27 km/h AVS - 7:35 h (08.45 - 19.45) - 80,9 km/h MAX - +2500/-3150 hm |
Am Morgen sind wir wieder recht zeitig auf den Beinen, trödeln
auch nicht allzu lange beim Frühstück und sind nach einem
Abschiedsfoto in der Morgensonne mit
Monte Civetta gegen 08.45 abfahrbereit. Direkt geht es ordentlich
zur Sache mit einer schweißtreibenden Auffahrt mit kurzem Schiebestück
bis zu einem Skilift. Dort oben finden wir noch die
Beschilderung von der Adidas BIKE Transalp Challenge 2001 - für
mich ein tolles Gefühl auf den Spuren der TC unterwegs zu sein.
Der noch leicht feuchte Wiesentrail
mit toller Aussicht macht gleich zu Beginn richtig Laune und signalisiert
den Anfang einer kaum enden wollenden Trail-Orgie bis runter nach Alleghe.
Da auch ein paar schwierig zu fahrende Passagen dabei sind, werde ich
schneller als gedacht meine Restmüdigkeit los, während ich
über den nun mehr mit Wurzeln und Steinen gespickten Waldweg holpere
... Wir genießen beide die abwechslungsreiche Piste, die sich
nach der schönen Passage durch den Wald weiter den Hang entlang
schlängelt und im letzten Drittel herrliche
Ausblicke auf den See von Alleghe bietet. Die Piste mündet
am Ende in einem kleinen Bergdorf, das man auf zum Teil recht steilen
und verwinkelten Weglein durchfährt. Spitze! In Alleghe machen wir einen kurzen Einkaufsstopp und fahren daraufhin bis kurz vor Falcade zunächst weiter auf Asphalt, dann einen schönen Radweg den Bach entlang bis zu einer Parkanlage mit Grillplatz, wo reges Treiben herrscht. Es ist eine echt harte Probe für uns den Geruch von Gegrilltem in unsere Nasen zu bekommen! Und dass, wo wir zum einen langsam wieder Hunger bekommen nach dem Frühstück und ansonsten natürlich durch unsere Biker-Nahrung in den vergangenen Tage nicht sonderlich abwechslungsreich gegessen haben ... Wir machen dennoch eine Rast, um unsere Flaschen an einem Zapfhahn im Park zu füllen und einen Happen von unserem Proviant zu essen. Mir läuft zwar immer noch das Wasser im Munde zusammen bei den saftigen Steaks auf dem Grill, der ja quasi vor meiner Nase steht, aber was nicht ist, ist halt nicht ... *Seufz* Schließlich brechen wir auf zur langen, sehr zähen Asphaltauffahrt zum Passo di Valles. Sie ist nicht sonderlich steil, aber es ist richtig heiß und ich versuche zumindest immer 10 Minuten am Stück zu fahren, bevor ich meinem ausgelaugten Körper die fällige Verschnaufpause gönne und die müden Beine ausschüttele. Von meinem Hintern ganz zu schweigen, der sich auch wieder mal meldet ... Endlich nach schier ewiger Auffahrt sind wir oben am Paß, aber es ist alles so touristisch, dass wir gleich weiterfahren und uns keine einzige Minute dort aufhalten. Eine kurze Abfahrt läßt ein wenig Erholung zu, dann geht es hinein ins Val Venegia. Dieses Tal bietet normalerweise imposante Bergpanoramen, die schon für manchen Spielfilm als Kulisse dienten, doch wir haben nun leider Pech mit dem Wetter, da es leicht zu tröpfeln beginnt und bedrohlich dunkle Wolken aufziehen. Bis zum Erreichen der Malga Venegiota geht es zudem recht lebhaft zu, da zahlreiche Italiener auf den Beinen sind. Kurz nach der Alm ereilt mich relativ unerwartet ein plötzlicher Durchhänger. Ich merke, wie mein Körper einfach schlapp macht, so dass ich mich erschöpft auf einer Bachbrücke niederlasse und erst mal eine Banane mümmele. Kann ja nicht schaden ... Außerdem trinke ich einiges, da ich bei der brütenden Hitze zuvor sehr viel Flüssigkeit verloren habe. Dennoch fühle ich mich zunächst alles andere als gut, sitze einfach nur da und starre recht lustlos in die Gegend. Langsam beginne ich auch zu frieren in meinen kurzen Sachen, doch die Motivation zum Kramen nach wärmeren Klamotten in meinem Rucksack ist noch zu gering ... Daniel überredet mich schließlich zur Weiterfahrt, denn das Wetter wird nicht gerade besser und wir haben noch einiges vor uns für diesen Etappentag. So schwinge ich mich also wieder auf mein Bike und kurbele ganz langsam los, bis mich nach wenigen Metern der etwas abschüssige Schotteruntergrund kurzzeitig zum Absteigen zwingt. Irgendwie fehlt nun auch die Kraft, fester zu treten, so dass ich dann eben einfach ein wenig Fußmarsch hinter mich bringe ... Inzwischen ist aus dem leichten Tröpfeln ein richtiger Regenschauer geworden, auch wenn er noch nicht in voller Stärke auf uns herunterprasselt. Beinahe in Trance lege ich nun Höhenmeter für Höhenmeter auf der Schotterpiste durch das sonst so idyllische Tal zurück, bis ich ziemlich fix und alle trotz etlicher kurzer Verschnaufpausen endlich die Baita Segantini erreiche. Daniel ist schon etwas vor mir da und aufgrund der Tatsache, dass der Wolkenbruch nun immer heftiger wird, packen wir eilig erst unsere Ausrüstung und dann uns so wasserfest wie möglich ein und begeben uns nach einem Foto der Baita Segantini mit schöner Bergkulisse auf die Abfahrt zum Passo Rolle. Die leicht zu fahrende Abfahrt ist schnell hinter uns gebracht, und vom Paß geht es bis San Martino di Castrozza auf Asphalt bergab. Die alternative Trail-Piste abseits der Straße macht bei diesem Wetter wenig Sinn und außerdem würde es dann auch noch knapper mit der Zeit werden ... Die ganze Straße steht unter Wasser, so dass ich zunächst auf einem Parkplatz anhalte und meine Sonnenbrille auspacke, die mir schon in den vergangenen Jahren bei solchem Wetter mehrfach treue Dienste geleistet hat. So bekommt man wenigstens nicht direkt das Spritzwasser in die Augen, auch wenn das Sichtfeld ein wenig eingeschränkt wird ... Während Daniel schon die ersten paar Kurven hinter sich gebracht hat, lasse ich es mir nicht nehmen noch die wolkenverhangene und durchaus interessante Bergatmosphäre für die Nachwelt festzuhalten, bevor ich mich an die Aufholjagd mache. Klare Sache, dass ich mich nach wenigen hundert Metern wieder mal am angenehmen Gefühl erfreuen kann, dass das Wasser in meinen Schuhen steht :-) Unten in San Martino angekommen, erwartet uns dann zum einen ein recht belebter Ort (trotz Sonntag) und zum anderen auch Sonnenschein. Juhu! Wir entledigen uns der nun mehr als überflüssigen Regenkleidung und dampfen erst mal ein wenig vor uns hin, bevor wir dann in kurzen Sachen weiter in Richtung Lago di Calaita strampeln. Bald auf Schotter geht es zunächst relativ gemütlich vorwärts, doch mitten im Wald müssen wir noch eine harte Schiebepassage auf steilen und vor allem rutschigen Pfaden absolvieren, die noch mal so richtig an den Kräften zehrt. Nachdem auch das geschafft ist, geht es wieder im Sattel weiter, und über einen holprigen, aber gut fahrbaren Trail erreichen wir schließlich den Lago di Calaita. Bei der mehr als überfälligen Rast am See stellen wir fest, dass Daniels Höhenmesser aufgrund der Witterung mal wieder Wasser geschluckt hat, so dass die Übertragung per Funk nicht mehr funktioniert ... Da kauft man sich schon so ein teures Gerät, gerade, um bei Unternehmungen wie einem Alpencross gut gerüstet zu sein, und dann versagt die Technik. Wir verfluchen beide mal wieder die Firma Ciclo! Da mein eigener Höhenmesser vor der Tour als Reklamation zurück zu Ciclo mußte, genau aufgrund der gleichen Probleme, und Ciclo es innerhalb von 6 Wochen nicht geschafft hatte das Gerät zu reparieren bzw. mir ein neues Gerät zu geben, hatte ich dann notgedrungenermaßen einen alten Sigma BC 800 für den Alpencross montiert. Auf dieses Gerät ist wenigstens Verlaß! Nun also ohne Höhenmessung unterwegs und immer noch innerlich ein wenig aufgebracht, brechen wir auf zum Asphalt-Downhill ins Tal. Die Stimmung wird bei mir jedoch schon wenig später deutlich besser, denn die Straßenabfahrt ist einfach nur genial. Ich stelle einen neuen Highspeed-Rekord auf dem Bike auf: Nachdem ich mit knapp 70 km/h durch eine langgezogene Linkskurve gedriftet bin, ganz im Stil eines Motorradfahrers von innen her angefahren und dann von der Fliehkraft langsam nach außen getragen, hält mich nichts mehr. Im Speedrausch geht es auf der nun noch steileren Straße bergab und immer mit einem Auge auf den Tacho schielend schaffe ich es tatsächlich und knacke die 80 km/h. Adrenalin pur! Nach diesem unvergeßlichen Abfahrtsrausch halte ich bei einem flacheren Stück kurz an, um meinen Puls wieder etwas zur Ruhe kommen zu lassen und nachdem Daniel da ist, geht's zusammen weiter an Zortea vorbei bis nach Caoria. Als Übernachtung haben wir uns das Rif. Revavaie ausgesucht, doch bis dahin sind es noch knapp 300 hm bergauf ... Inzwischen ist es schon recht spät geworden und die Kräfte schwinden langsam, doch ich bin trotz schwerer Beine gut im Tritt und fahre mit niedriger Trittfrequenz im relativ hohen Gang weiter. Jeder fährt nun seinen eigenen Rhythmus, da wir beide kämpfen müssen, doch wir halten durch ... Schließlich erreichen wir ziemlich erschöpft gegen 19.45 das Rif. Revavaie, wo wir problemlos ein Zimmer bekommen. Wir haben's mal wieder geschafft! Wie sich herausstellt, ist die Etagendusche leider alles andere als warm, da wir nicht die ersten sind, die an dem Tag duschen wollen, aber das ist mir weitestgehend egal. Wir haben ein Dach überm Kopf - und das ist für mich das Entscheidende. Die Unterkunft an sich ist recht urig, die Wirtsleute sind sehr nett und preiswert ist es zudem auch. Also kann ich auch mit dem kalten Wasser leben ... Leicht bibbernd genieße ich also die Dusche und nachdem Daniel dann auch die erfrischende Duschprozedur hinter sich gebracht hat, geht's zum Abendessen. Wir lassen uns ein reichhaltiges Drei-Gänge-Menü auftischen und essen uns erst mal richtig satt, denn der lange Tourentag hat viel Energie gekostet. Mit einer größeren Gruppe von Bikern am Nachbartisch, die Tagestouren in der Region fährt, verläuft der Abend recht unterhaltsam, und wir müssen oft herzhaft lachen über die Stories, die am Nebentisch erzählt werden. Glücklich und zufrieden nach der bisher härtesten und längsten Transalp-Etappe für mich überhaupt ziehen wir uns gegen 22:15 auf unser Zimmer zurück und schlummern in kürzester Zeit ein. |
6. Tag: | Rif. Revavaie - Pso. Cinque Croci - Forc. Magna - Malga Sorgazza - Strigno - Grigno - Rif. alla Barricata - Rif. Alpino Marcesino |
Stats: | 70,64 km - 9,36 km/h AVS - 7:33 h (09.30 - 20.30) - 60,2 km/h MAX - +2250/-2050 hm |
Beim Frühstück mit Sonne
beratschlagen wir zunächst über die anstehende Etappe, denn
es gibt mehrere Optionen, um letztlich ins Val Sugana zu gelangen,
aus dem wir dann zum Rif. Alpino Marcesino strampeln wollen. Der nette
Gastwirt schenkt uns beiden noch einen isotonischen Durstlöscher
in einer praktischen Trinkflasche. Das ist mal ein Service! Erfreut
über diese Gastfreundschaft brechen wir schließlich gegen
09.30 auf Richtung Passo Cinque Croci. Daniel hat seinen Höhenmesser
nun noch mal genauer untersucht und er scheint wieder zu funktionieren
- bis zum nächsten Regen vermutlich ... Die verhältnismäßig
leichte Schotterpiste zieht sich ganz schön
in die Länge, so dass wir einige Extra-Pausen einlegen auf den
900 hm bis zum Paß. Wir merken beide, wie der Vortag uns noch
in den Knochen steckt ... Oben genießen wir das schöne
Panorama und rasten ein wenig, bevor wir uns nach kurzer Beratschlagung
entscheiden, nicht die direkte Schotterabfahrt ins Tal zu nehmen,
sondern den Alternativweg über die Forcella Magna zu wählen.
Da es noch verhältnismäßig früh ist, glauben
wir, dass der kleine Abstecher über die Scharte zeitlich noch
locker drin ist ... |
7. Tag: | Rif. Alpino Marcesino - Malga Buson - Malga Moline - Rif. Cecchin (Weg 840) - Monte Lozze - Monte Ortigara - Font. Cuvolin (Weg 839) - Bivio Italia - nähe Font. Portule - Rif. Larici - Forte Verle - Pso. Vezzana - Alb. Monterovere |
Stats: | 54,96 km - 9,94 km/h AVS - 5:32 h (09.40 - 19.00) - 53,5 km/h MAX - +1400/-1500 hm |
Beim Frühstück futter ich alles, was ich nur bekommen kann,
denn ich habe schon über Nacht wieder leichten Hunger bekommen
... Nach erfolgter Stärkung und Verpacken unserer Ausrüstung
brechen wir verhältnismäßig spät auf, aber aufgrund
der harten Etappe am Vortag geht das schon in Ordnung. Ich hätte
auch problemlos noch länger im Bett liegen können :-) Nun
ja, so strampeln wir also ganz gemütlich auf Schotter an der Malga
Buson vorbei bis zur Malga Moline. Dort hatten wir uns eigentlich einen
Imbiß und vor allem frisches Wasser versprochen, doch die Hütte
ist - warum auch immer - geschlossen. Mist ... Also brechen wir nach
kurzem Sonnenbad wieder auf und folgen der ausgeschilderter Bikepiste
weiter bergauf bis zu einem Parkplatz. Der Abzweig zum Rif. Cecchin
ist nach etwas Suchen schließlich auch gefunden, und so schieben
wir unsere Bikes langsam den Berg hinauf. Fahren ist zum einen aufgrund
des geschichtlichen Hintergrunds der Region nicht so sehr angebracht,
und außerdem ist der Pfad anfangs auch ziemlich wüst. Als
wir dann endlich dort ankommen, wo laut Karte das Rif. Cecchin sein
soll, stellen wir fest, dass diese Hütte nicht mehr existiert.
Wir finden zwar noch das Gebäude, aber so wie ich die
italienischen Schilder deute wurde es durch die Finanzpolizei geschlossen.
Wie auch immer, es gibt wieder nichts zu Essen oder Trinken für
uns ... Bevor es weiter geht, schaue ich mir zunächst mal das Ossarium,
das direkt am Wegesrand steht, ausgiebig an. Irgendwie unheimlich, wenn
man sich diesen riesigen Haufen menschlicher Knochen anschaut ... Es
ist heute nur schwer vorzustellen, wie es damals während des Krieges
in dieser Region zugegangen sein muß. Als ich nach geraumer Zeit
aus dem dunklen Ossarium wieder ans Sonnenlicht trete, muß ich
erst mal kräftig blinzeln. Es ist wie ein Schritt zurück in
eine andere Welt nach der bedrückenden Stimmung innendrin ... Nur wenige Meter weiter steht eine große Säule als Denkmal auf einem kleinen Hügel, die ich mir ebenfalls genauer ansehe. Wir beratschlagen daraufhin, ob wir nun zu Fuß mit den Bikes zum Ortigara-Gipfel weitermarschieren oder ggf. die Bikes hier lassen, sie nach dem Gipfel-Besuch wieder einsammeln und dann zurück zum Hauptweg radeln. Von dort ginge es an Monte Forno und Malga Pozze vorbei zum Bivio Italia. Rein vom Auge her scheint es schon noch ein gutes Stück bis zum Gipfel-Bereich zu sein, doch nach einigem hin und her einigen wir uns schließlich darauf die Bikes mitzunehmen und uns dann hinten runter direkt zum Bivio Italia zu schlagen. Was uns aber genau auf diesem Weg erwartet und wie lange die Passage dauern wird, weiß keiner von uns. Wir wagen es dennoch ... Die Wanderung bis zum Ortigara-Gipfel geht erstaunlich gut voran und erinnert mich dabei landschaftlich unheimlich an das Pasubio-Gebiet um die Cima Palon. Es ist eine ziemlich karge Gegend, stellenweise eine Art Mondlandschaft, doch die Weite und die Ruhe hier draußen faszinieren mich irgendwie. Aufgrund der Tatsache, dass das Wasser, das wir morgens am Rif. Alpino Marcesino in unsere Flaschen gefüllt haben, sehr chlorhaltig riecht und auch schmeckt, habe ich seit unserem Aufbruch nur ganz wenig getrunken. Zwar hätte ich sicherlich schon zwei Trinkflaschen getrunken haben sollen, aber ich versuche nicht an meinen Durst zu denken, während ich weiter den Berg hinauf keuche. Daniel geht es ja auch nicht besser, er hat auch nur dieses chlorhaltige Wasser ... Leider bieten uns unsere Rucksäcke seit dem Vorabend keinerlei Proviant mehr, aber noch hält sich der Hunger dank des ausgiebigen Frühstücks einigermaßen in Grenzen. Dass bei beiden Rifugios Fehlanzeige in Sachen Essen und Trinken sein würde, hätten wir uns morgens auch nicht träumen lassen ... Kurz vorm Gipfelbereich des Monte Ortigara besichtigen wir noch einen alten Schützengraben und ein paar kleine Stollen. Sehr nett. Schließlich oben am Gipfel stelle ich dann als erster mein Bike und meinen Rucksack ab, schnappe mir meine Kamera und jogge "entdeckungshungrig" bis zu einem auffälligen Kriegsmahnmal, das sich am Pfad bis vor zur Steilkante hoch über dem Val Sugana befindet. Ein sagenhafter Tiefblick, der einen vorne an der Felskante erwartet! Als Daniel dann auch da ist, genießen wir noch ein bißchen die Stille dieses ehemaligen Kriegsschauplatzes und machen uns dann zurück am Mahnmal vorbei zu unseren Bikes. Ein Gipfelfoto mit blauem Himmel noch, dann ziehen wir weiter über den langen Höhenzug in Richtung Bivio Italia. Besonders auffällig ist dabei eine "Friedensglocke", die am Wegesrand steht und wenig später ein alter Kriegsfriedhof. In der Nähe von diesem ist eine Quelle ausgeschildert, doch die Wegsuche gestaltet sich ziemlich schwierig in dem Gelände, vor allem, da die Markierung zur Quelle plötzlich verschwunden ist. Wir laufen dann auf gut Glück planlos über eine Wiese, und nach einigem Suchen entdecken wir tatsächlich die "Trinkwasserstelle". Ich glaube, unter normalen Umständen hätte ich freiwillig nichts von diesem Wasser getrunken, aber ich habe inzwischen einen riesigen Durst. Und auch, wenn das Wasser als Rinnsal in den Tümpel fließt, so scheint es zumindest weitestgehend algenfrei und sauber zu sein. Ein erster vorsichtiger Geschmackstest bestätigt diese Hoffnung, dass man davon wohl trinken kann, und so laben wir uns zunächst mal ausgiebig. Endlich Wasser! Zurück am Friedhof schlagen wir den Weg nach links ein, obwohl wir uns mit der Markierung und der Richtung nicht ganz sicher sind, aber letztlich entpuppt sich der Weg als der richtige. Nach einer holprigen Abfahrt, auf der wir sogar ein paar Biker treffen, die hier hinaufstrampeln, erreichen wir auf schöner Piste das Bivio Italia. Wir gönnen uns eine kurze Verschnaufpause, dann strampeln wir weiter über die gut fahrbare Schotterpiste in Richtung Portule-Paß. Dort schaue ich mir eine alte Zisterne an, die direkt in einem markanten Berg angelegt wurde, und wenig später rollen wir auch schon gemeinsam hinten runter. Eine echte Genußabfahrt, bei der man sich fast ausschließlich auf die Landschaft konzentrieren kann, da es fahrtechnisch keinerlei Schwierigkeiten zu meistern gibt. Schließlich kommen wir beim Rif. Larici an, dass uns laut unseren Recherchen als potentielle Übernachtung dienen könnte. So schauen wir uns die Hütte also näher an, doch der junge Mann, der scheinbar für die Bar zuständig ist, spricht nur italienisch und versteht nicht wirklich, was wir eigentlich wollen. Zwar bietet er uns, wenn ich ihn richtig verstanden habe, letztlich eine Übernachtung an, doch was sie genau kosten soll, kann er uns nicht sagen. Insgesamt scheint die Hütte nicht auf Übernachtungsgäste wie uns vorbereitet zu sein, sondern nur auf Tagesgäste, die nicht über Nacht bleiben wollen. Wir beratschlagen kurz und teilen ihm dann mit, dass wir doch bevorzugen weiterzufahren gen Monterovere. Da wir uns nicht sonderlich wohl fühlen in diesem Ambiente, zu mal wir scheinbar auch noch die einzigen Gäste wären, ist das sicher die bessere Entscheidung. Gegen 18.00 steigen wir also noch mal auf die Bikes und rollen Richtung Alb. Monterovere, die ich schon aus dem Vorjahr kenne und von der ich weiß, was uns erwartet. Uns beiden ist wieder klar, dass auch diese Etappe länger dauern wird als angenommen ... Unsere ursprüngliche Idee noch einen Abstecher zum Piz Levico und dem dort stehenden Forte Spitz Verle ist somit gestorben, denn zeitlich ist das an diesem Tag keinesfalls mehr drin und am kommenden Tag wäre dieser Umweg sicher auch nicht mehr machbar, außer mit einer kompletten Änderung der geplanten Route. Sehr schade, denn dieser steile Felsabsturz, von dem es 1500 m fast senkrecht nach unten ins Tal geht, hätte uns beide sehr gereizt ... Wir erklimmen recht zügig die knapp 150 hm bis in die Nähe der Porta Manazzo, rollen dann wieder bergab und wenig später etwas traurig am Abzweig zum Piz Levico vorbei und erreichen schließlich das zerfallene Forte Verle. Leider ist die Ruine dieses Mal abgesperrt und kann nicht betreten werden, da sie gerade grundlegend restauriert wird. Viel Zeit zum Besichtigen hätten wir aber sowieso nicht gehabt, denn zum einen wird der Hunger immer größer und außerdem ist die Zeit ja auch wieder einmal recht fortgeschritten ... Kurz darauf rollen wir am Passo di Vezzana vorbei, denn das Hotel dort reizt uns überhaupt nicht, so dass wir also die paar Kilometer bis zur Alb. Monterovere auch noch in Kauf nehmen. Zwar haben wir uns nicht telefonisch angekündigt, aber von der letzten Tour weiß ich noch, dass es dort zur etwa gleichen Zeit verhältnismäßig leer war. Tatsächlich ist es so, wie ich es mir gedacht (und erhofft) habe, so dass wir problemlos ein Zimmer bekommen. Geschafft! Es ist sogar genau das gleiche Zimmer wie im Vorjahr! Die netten Wirtsleute schaffen es auch dieses Mal, dass ich mich richtig wohl fühle dort. Und zusätzlich werden wir auch noch von der jungen Wirtstochter bedient :-) Wir lassen uns ein ordentliches Essen auftischen, denn außer dem Frühstück gab es ja keinen einzigen Happen unterwegs ... Mit einem schmackhaften Vino de la Casa lassen wir dann den Abend gemütlich ausklingen und freuen uns schon auf die verbleibenden Etappen bis zum Gardasee, die nach den doch sehr harten Tagesetappen bisher alle verhältnismäßig locker werden würden. Zumindest denken wir uns das ... |
8. Tag: | Alb. Monterovere - Forte Belvedere - Capella - Lago di Lavarone - nähe ex Commando Austriaco - Carbonare - Pso. del Sommo - Forte Sommo Alto - Pso. Coe - Malga Zonta - Monte Maggio - Pso. della Borcola - Beber - Posina |
Stats: | 48,11 km - 10,43 km/h AVS - 4:37 h (09.30 - 18.30) - 63,1 km/h MAX - +1100/-1800 hm |
Mit einem guten Frühstück im Bauch und somit wohl gestärkt
sagen wir gegen 09.30 den netten Wirtsleuten "Arrivederci".
Wieder einmal war die Unterkunft und Verpflegung
klasse gewesen. Wie ich bereits im Vorjahr
rollen wir entlang der Piste der "100 km dei forti" bis
zum sehenswerten Forte Belvedere.
Die großen Kanonen, die
nahe des Eingangsbereichs stehen, sind schon beeindruckend, aber
auch sonst ist es interessant sich ein wenig umzuschauen. Eine Führung
durch das Museum innendrin lassen wir aus Zeitgründen sausen
und strampeln statt dessen bald weiter bis zum Lago die Lavarone.
Auf halber Strecke erledigen wir in Capella noch ein paar Einkäufe,
so dass wir auch wieder mit Essensreserven unterwegs sind. Ein beruhigendes
Gefühl ... Vom See führt uns die Strecke weiter über
Carbonare am Commando Austriaco vorbei, dessen Überbleibsel
sich Daniel schon auf einer früheren Transalp-Tour angeschaut
hat. Da die Gebäudereste schon größtenteils vom
Waldboden überwuchert sind, halten wir gar nicht erst an, sondern
fahren zielstrebig über S. Sebastiano bis zum Passo del Sommo.
Obwohl ich hier ja auch schon war, entscheiden wir uns für
den falschen Weg direkt nach der Pizzeria. Klarer Fall von altersbedingter
Vergeßlichkeit :-) Ich entsinne mich noch, dass ich auch beim
letzten Mal am Überlegen war, wo man genau von der Straße
abzweigt, da die Karte nicht sonderlich genau ist. Nun ja, wir merken
dann bald, dass der eigentliche Abzweig erst etwa 300 Meter nach
der Pizzeria von der Straße nach links auf einen Schotterweg
abgegangen wäre, aber bevor wir alles zurück fahren, holpern
wir einfach ein kurzes Stück die Skipiste runter. Schließlich
gilt es noch einen etwas tückischen Stacheldrahtzaun zu überwinden,
der sich uns in den Weg stellt, aber auch das schaffen wir ohne
Verletzung. Wir verschnaufen nach diesem Offroad-Abstecher kurz,
dann geht es weiter zum Rif. Stella d'Italia. Daniel plädiert für eine Rast, da er gerne etwas Essen bzw. Trinken möchte, während ich kaum Hunger habe und wenn dann nur Interesse an einem Apfel hätte. Wir machen dann aber doch einen Stopp, da wir auch noch gut in der Zeit liegen und nach ausreichender Stärkung sind wir auch schon wenig später am Forte Sommo Alto. Wieder einmal überkommt mich meine Abenteuerlust und während Daniel draußen auf mich wartet, starte ich eine knapp 45-minütige Erkundungstour durch das Innere der alten Festung. Dieses Mal habe ich auch eine Taschenlampe mit über die Alpen geschleppt, die ich schon im Vorjahr gerne hier verwendet hätte bei der Erkundung der Ruine. Nun hält mich nichts mehr auf :-) Es ist einfach toll! Insgesamt entdecke ich drei finstere Gänge, die sich unter dem Berg durch den Fels hindurchziehen. Bei dem schummerigen Schein meiner Akku-Lampe erforsche ich zunächst noch mit Daniel zusammen den langen Gang, der von der untersten Ebene nach rechts abgeht. Durch ein paar Pfützen geht es diesen kaum enden wollenden Tunnel immer weiter, bis man am Ende an einem ehemaligen MG-Stand wieder aussteigen kann. Klasse! Insgesamt ist dieser Gang jedoch noch recht harmlos und nicht sonderlich spektakulär. Aber eben lang ... Daniel entscheidet sich daraufhin für eine gemütliche Rast auf dem Dach der Ruine, während ich gleich wieder zu neuen Entdeckungen aufbreche. Zurück am Fuß der Treppe folge ich nun dem mittleren Gang, der etwas schmaler ausfällt und schon bald über eine schier endlos erscheinende Treppe immer tiefer in den Berg hinein. Mit meiner Funzel leuchte ich nur wenige Meter weit ins Dunkel, wobei mein eigener Atem im Lichtkegel eine leicht gespenstische Stimmung erzeugt ... Ich komme mir vor wie beim Abstieg in eine Gruft, zu mal es hier unten auch noch recht modrig riecht. Die doch etwas unheimliche Atmosphäre läßt mich kurz anhalten und überlegen, ob ich wirklich noch weiter die Treppe ins Ungewisse runter will, aber mein Forschungsdrang siegt recht schnell und läßt mich weiter der Treppe folgen. Wo sie wohl enden mag? Ich hoffe inständig, dass mich meine Taschenlampe nicht im Stich läßt, während ich mit pochendem Herzen Stufe für Stufe hinabsteige ... Nach geraumer Zeit spüre ich einen kalten Lufthauch von der Seite aus dem Gemäuer kommen und bei genauerem Hinsehen erkenne ich einen ganz schmalen Spalt, der scheinbar eine Verbindung zu einer höher gelegenen Etage darstellt. Da ich aber schon recht weit unter dem Berg bin, vermute ich, dass es sich um einen von oben nicht mehr zugänglichen Teil der Festung handelt, der durch die Zerbombung im Krieg verschüttet wurde. Ich folge also weiter der inzwischen recht glitschigen Treppe. Endlich am Fuß angekommen geht es dann ein kurzes Stück eben weiter, bevor es schließlich wieder eine neue Treppe hinauf geht. Wow! Während ich mich innerlich frage, wie weit mich diese Erkundungstour noch bringen wird, sehe ich am Ende des Tunnelgewölbes plötzlich einen Lichtschimmer. Es scheint so zu sein, als ob von oben her irgendwie Tageslicht hier runter scheinen würde! Schnelleren Schrittes folge ich dem Gang, und tatsächlich erwartet mich am Ende ein wenig Sonnenschein von draußen. Durch eine Öffnung, eine Art Fenster, vielleicht zwei Meter über mir, sehe ich etwas Wiese, ein paar Büsche und Felsen. Ich muß also einmal unter der gesamten Festung durchmarschiert sein und nun an der Rückseite angelangt sein. Ich überlege, ob es mit etwas Klettergeschick vielleicht möglich ist, hier "auszusteigen", aber ich entscheide mich dagegen, da das Gemäuer ziemlich feucht ist und wohl nur wenig Halt bieten würde beim Kraxeln. Ich atme noch einmal tief durch und dann trete ich den Rückzug ins Nichts des Tunnelgewölbes an. Über die kleinere Treppe mit etwa 30 Stufen hinab und dann wieder die lange Treppe, die insgesamt an die 180 Stufen hat, hinauf, erreiche ich leicht außer Atem wieder den Einstieg zum Tunnel. Geschafft! Was Daniel wohl gerade macht? Ich habe keine Ahnung, wie spät es ist, denn hier unten scheint die Zeit still zu stehen ... Ich beschließe noch geschwind den verbleibenden Gang, der von der Treppe nach links abgeht, zu untersuchen und dann wieder raus zu Daniel zu gehen. Irgendwann müssen wir ja auch weiter, denn der Monte Maggio wartet noch auf uns! Über einen querliegenden Holzbalken erfolgt der Einstieg in diesen Tunnel, der wieder etwas geräumiger ist, aber dafür von der Decke her bald tiefer wird. Außerdem liegt viel loses Geröll auf dem Boden, was das Laufen nicht ganz einfach macht. Über ein paar kurze Treppenpassagen die einen noch weiter ins Innere des Berges führen, geht es zügig voran. Ich frage mich, wann hier wohl zuletzt jemand unterwegs war, aber ich bin mir sicher, dass ich nicht der erste bin ... Als die Decke schließlich noch niedriger wird, geht es nur noch tief gebückt weiter, doch schon wenige Meter später ist leider auch schon das Ende des Ganges erreicht: Es handelt sich um eine Sackgasse, die durch einen Felssturz verursacht wurde. Schade eigentlich! Ich hatte die Vermutung, dass der Gang wie der zuvor auch an so einer Art Fenster enden würde. Möglicherweise hat er das auch getan, als er noch nicht verschüttet war, aber das läßt sich nun nicht mehr feststellen. Ich halte kurz inne und erlaube meinem Puls sich wieder etwas zu normalisieren, bevor ich mich wieder auf den Rückweg mache. Meine Akku-Lampe hat bisher gut mitgemacht, aber ich will mein Glück nicht übermäßig herausfordern. Plötzlich umgeben von völliger Dunkelheit dazustehen und sich den langen Tunnel bis zurück zur Treppe mühsam zu ertasten wäre sicherlich alles andere als angenehm ... So erreiche ich also bald, wieder mit klopfendem Herzen, den Einstieg des Ganges, und kurz darauf bin ich auch schon über die Treppe und etwas Geröll zur Vorderseite der Festung gelangt. Ich bin wieder draußen! Zunächst ist es sehr ungewohnt nach der Dunkelheit die ganze Zeit zuvor nun wieder das grelle Sonnenlicht zu spüren, aber ich bin trotzdem froh wieder hier zu sein. Diese Entdeckung war auf jeden Fall eine wirklich spektakuläre Sache, die ich nicht so schnell vergessen werde ... Oben bei Daniel, der auf der Ruine sitzt und rastet, erzähle ich von meinen Erlebnissen im Inneren des Berges. Ich laufe dann noch ein gutes Stück über den nach hinten hin abfallenden Bergrücken runter und entdecke dabei tatsächlich die Öffnung, unter der ich am Ende des mittleren Tunnels gestanden hatte. Somit bin ich also wirklich einmal komplett unter der Festung durchgewandert! Gerne hätte ich auch noch nach weiteren interessanten Dingen hier gesucht, aber inzwischen ist es 14.45 geworden, so dass es Zeit wird zur Weiterfahrt. Wir brechen also auf zum Passo Coe und über die Straße geht es weiter bis zur Malga Zonta, von der wir auf die Schotterpiste gen Monte Maggio aufbrechen. Bereits beim Passo Coe ist es rings um uns herum ziemlich dunkel, denn es mit der Zeit hat sich eine Gewitterfront aufgebaut. Bei unserer Auffahrt öffnet der Himmel dann seine Schleusen, und es kommt kräftig von oben runter. Wir flüchten uns mit ein paar Metern Abstand voneinander jeweils unter einen Baum und verpacken uns und die Rucksäcke regendicht. So verharren wir auf dem Boden sitzend und warten, bis es besser wird. Glücklicherweise zieht das Unwettergebiet zügig weiter und außer etwas Nieselregen läßt es sich schon nach knapp 15 Minuten wieder freundlicher an. Kurz, bevor wir aufbrechen wollen zur Weiterfahrt, fühle ich plötzlich einen stechenden, immer stärker werdenden Schmerz seitlich an meinem Bauch. Ich schaue direkt, was das sein könnte und sehe eine Biene, die mich gerade sticht! Aua! In wenigen Sekunden breitet sich der Schmerz aus, was ziemlich unangenehm ist. Zur Behandlung haben wir leider nichts Passendes in unserem Erste-Hilfe-Set, so dass mir nichts anderes übrig bleibt als die Zähne zusammen zu beißen und mich auf irgend etwas anderes zu konzentrieren, so dass ich den Schmerz nicht so sehr merke ... Mit diesem Handicap kurbeln wir langsam die komplett fahrbare Piste bis wenige Meter unterhalb des Monte Maggio hinauf. Der Uphill ist jedoch sehr mühsam und nach meiner Einschätzung genauso holprig und anstrengend wie die Alternativroute über den Weg 124, der nach dem Passo Coe direkt von der Straße abgeht und den ich noch aus dem Vorjahr kenne. Als wir oben angekommen sind, tröpfelt es immer noch leicht und dichter Nebel umgibt uns. Scheiße! Genau wie ein Jahr zuvor, denn da hatten wir auch keinerlei Aussicht vom Gipfel gehabt ... Irgendwie fühle ich mich ein wenig vom Wetter auf den Arm genommen, aber es läßt sich ja nicht ändern. Der E5 runter zum Passo della Borcola ist erneut eine langatmige und stellenweise nervenaufreibende Wanderung, die lediglich von kurzen Fahrstücken unterbrochen wird. Aufgrund der Wegbeschaffenheit lassen sich nur wenige hundert Meter von uns im Sattel bewältigen. Da der Weg stellenweise sehr schmal ist und direkt am seitlichen Abgrund verläuft, macht es aus unserer Sicht auch nur wenig Sinn hier fahrend sein Glück zu probieren. Wozu unnötig was riskieren?!? Das Wetter bessert sich nur langsam, je mehr Höhenmeter wir im Abstieg hinter uns bringen. Bei schönem Wetter hätten wir bei dieser Passage sicherlich eine tolle Fernsicht gehabt, doch heute leider nicht ... Der oft zugewachsene Weg kostet mich zwischenzeitlich einiges an Nerven, denn die unzähligen Stauden, die den Weg säumen, erzeugen bei der Berührung mit der Haut einen unangenehmen Juckreiz. Und falls man ihnen aus dem Weg geht, dann hängen sie in den Speichen, am Schaltwerk etc. Weder zum Fahren noch zum Schieben ist der E5 sonderlich gut geeignet ... Bei der letzten, aufgrund der Regenfälle sehr rutschigen Passage im Wald schauen wir uns noch den alten, verrosteten LKW an, den ich auch schon im Vorjahr bewundert hatte, und wenig später holpern wir die noch knapp 100 hm bis zum Passo della Borcola runter. Ich bin mehr als froh, dass wir endlich unten sind. Ob ich noch ein drittes Mal den Monte Maggio per Bike in Angriff nehmen würde? Vermutlich nicht - außer bei Sonnenschein und blauem Himmel :-) Die Paßstraße runter nach Posina wird dann zu einer großartigen Schußfahrt. Leider muß man bei dem steilen Gefälle vor jeder Serpentine kräftig bremsen, was ganz schön aufs Material geht. Für unsere Verhältnisse erstaunlich früh erreichen wir nach dieser berauschenden Abfahrt gegen 18.30 das verschlafene Posina. Zielstrebig steuern wir den Gasthof an, den ich noch von 2001 in guter Erinnerung habe. Wir werden erneut - auch ohne Reservierung - mit offenen Armen empfangen und nachdem wir die Bikes sicher in einem Nebenzimmer im Gasthof deponiert haben, werden wir in unser Apartment geführt, das sich wenige Straßen weiter befindet. Hier gefällt's mir wieder super! Das Abendessen ist dann auch wieder eine wahre Wucht: Uns wird ein Gang nach dem anderen aufgetischt. "Biker's paradise" sozusagen :-) Doch leider sind wir nicht mal ansatzweise in der Lage die Unmengen an leckerem Essen zu verputzen. Vermutlich müssen wir uns nach den vergangenen, öfter vom Hungern geprägten Etappen, erst wieder langsam an eine geregelte und reichhaltige Nahrungsaufnahme gewöhnen :-) Mit diesem reichhaltigen Menü klingt der Abend dann sehr gemütlich aus, und wir freuen uns schon auf die kommenden beiden Tage. Forza Pasubio! |
9. Tag: | Posina - Colle Xomo - Pte. Verde - nähe Pso. Pian delle Fugazze - Strada degli Eroi - Rif. Generale Papa |
Stats: | 25,64 km - 7,13 km/h AVS - 3:36 h (09.15 - 14.30)
- 53,0 km/h MAX - +1500/-200 hm zu Fuß ohne Bike zusätzlich ca. 900 hm (Strada delle 52 Gallerie + Gipfelbereich Cima Palon bzw. Denti) |
Das Frühstück am morgen ist nicht sonderlich prickelnd,
da das gereichte Obst ziemlich matschig ist und die Marmelade bereits
abgelaufen ist, aber darüber sehe ich bei der sonst sehr empfehlenswerten
Unterkunft gerne hinweg. Im Vorjahr
hat nämlich auch das Frühstück wunderbar gepaßt!
Und zu einem fast unschlagbar günstigen Preis von 30 €
pro Person für Übernachtung mit Halbpension geht das schon
in Ordnung. Entgegen meiner Erinnerung gibt es in Posina doch einen
kleinen Supermarkt, in dem ich dann noch die letzten Einkäufe
tätige, bevor wir uns an die schweißtreibende Auffahrt
zum Colle Xomo machen. Der mir bereits bekannte Brunnen, der kurz
vor der Paßhöhe am Straßenrand
steht, kommt keinen Meter zu früh für uns, denn uns ist
ganz schön warm geworden bei der beständig steilen Auffahrt.
Bei der kurzen Trinkpause genießen wir beide das herrliche
Panorama oberhalb von Posina.
Richtig ursprünglich und touristisch so gut wie
unberührt erstreckt sich das Tal vor uns. Die wenigen verbleibenden
Meter rauf zum Paß sind schnell erledigt, und oben ist dann
erst mal Nahrungsaufnahme angesagt. Wir lassen uns unsere Bananen
in der Sonne schmecken und freuen uns schon sehr auf den Pasubio
und die Strada delle 52 Gallerie. |
10. Tag: | Rif. Generale Papa - Arco Romano - Chiesetta Votiva - Sella del Roite - Weg 105/E5 - Rif. Lancia - Boccaldo - Rovereto - Mori - Riva |
Stats: | 51,94 km - 12,79 km/h AVS - 4:01 h (08.00 - 14.30) - 62,8 km/h MAX - +400/-2200 hm |
Gardasee, wir kommen! Die letzte Etappe steht an und dass nach
einer für mich horrormäßigen Nacht: Ich habe vielleicht
zwei Stunden am Stück Schlaf gefunden und ansonsten dem einfach
nicht mehr normalen Schnarchen eines Lagerkollegens gelauscht. Keine
Ahnung, wie man ununterbrochen solche Geräusche von sich geben
kann. Ein Wunder, dass er sich selbst nicht ständig aufgeweckt
hat ... Gegen 06.45 langt es mir dann, und ich stehe nur sehr wenig
erholt auf. Ein Blick aus dem Fenster hebt meine Stimmung dann jedoch
schlagartig, denn draußen zeigen sich die ersten Sonnenstrahlen,
und es verspricht ein herrlicher Tag zu werden.
Nach einem sehr dürftigen und dafür um so teureren Frühstück
geht's schließlich um 08.00 los. Schiebenderweise nähere
ich mich langsam dem Arco Romano,
während Daniel im leichten Berggang nur unmerklich
schneller die Piste hinauf kurbelt. Nach kurzer Besichtigung der
kleinen Gruft und dem alten Friedhof davor geht es an der Chiesetta,
einer kleinen Bergkapelle, vorbei weiter zu den Sette
Croci, einer Gedenkstätte zu Ehren von sieben Generälen
aus dem Ersten Weltkrieg. Ich merke wieder mal, dass die neun Tage
zuvor einfach nicht spurlos an mir vorüber
gegangen sind: Mein Hintern schmerzt, dass ich fast nur noch im
Stehen fahre oder sogar schiebe ... Wenige Meter weiter genießen
wir noch einmal die sagenhafte
Fernsicht, die ich selten so intensiv erlebt habe. Einige Minuten
lang versuchen wir die Bergketten am Horizont namentlich zuzuordnen.
Einfach klasse, wie weit man sehen kann! Bei solchem Kaiserwetter
wirkt das ganze Pasubio-Gebiet vollkommen anders als am Abend noch
- ein echter Kontrast zur nebelig- trüben Stimmung am vorangegangenen
Nachmittag. |
Bilanz: | etwa 570 km in 10 Tagen (17.07. - 26.07.2002), dabei ca. +16500 hm/-16800 hm absolviert |
Stats: | pro Tag durchschnittlich etwa 57,00 km - 5:31 h - +1650/-1680 hm |
Insgesamt gesehen war diese Transalp-Tour erneut echt klasse gewesen. Da war alles dabei, was zu so einer Bikeunternehmung dazu gehört: Tolle, kontrastreiche Berglandschaften, knackige Uphills, rasante Downhills, zahlreiche knifflige Trails, wenig Asphalt und vor allem fast durchgehend richtig gutes Wetter. Hauptmanko war jedoch, dass die Etappen dieses Mal zum Teil einfach zu lang ausgefallen sind, so dass die Erholungsphasen am Abend recht kurz waren. Richtig Zeit zum Erholen gab es erst am Gardasee selbst bzw. auf den letzten 3 Etappen, was etwas schade war. Ein ruhiger Tag mit früher Ankunft am Etappenziel ist meines Erachtens schon obligatorisch bei so einer langen Tour. Mein Hintern sah das die letzten beiden Etappen genauso :-) Außerdem gab es für meinen Geschmack zu wenig Möglichkeiten sich unterwegs mal eine Kleinigkeit im Supermarkt zu Essen zu kaufen, wodurch wir an zwei Tagen mit sehr wenig bzw. keinerlei Verpflegung die Etappe bestritten. Sehr hart und nicht zur Nachahmung zu empfehlen ... In den Vorjahren war das nie so problematisch, aber ggf. lag das dieses Jahr einfach an der Route, die zum Teil durch sehr dünn besiedelte Gebiete Italiens verlief. Landschaftlich waren mit dem Pfunderer Joch, dem Limojoch (Nationalpark Fanes), der Forcella Ambrizzola und dem Pasubio am Ende superschöne Pässe dabei. Auch wenn ich schon gut die Hälfte der Etappen aus dem Vorjahr kannte, so war es trotzdem super, dieselben Pässe und Wege erneut zu "erradeln". Das hatte besonders am Pfunderer Joch und am Limojoch seine Vorteile, da ich wußte, was mich erwartete ... Die Wanderung vom Passo Cinque Croci über die Forcella Magna würde ich keinem weiterempfehlen, auch wenn es landschaftlich recht schön war. Insgesamt war der Abstecher einfach zu zeitintensiv und mit zu wenig Fahrmöglichkeiten bzw. -spaß verbunden. Vom "Kamikaze-Weg" 394 nach Grigno ganz zu schweigen, denn der ist auch schon ohne Bike am Steinbruch im unteren Teil ziemlich kriminell ... Da ist die Schotterpiste vom Passo Cinque Croci sicherlich sinnvoller. Der Abstecher über den Monte Ortigara war ein kleines Experiment gewesen, was ich aber jederzeit wieder machen würde. Zwar waren doch etliche Meter zum Schieben dabei, aber der Tiefblick ins Val Sugana war sensationell. Außerdem fand ich es historisch betrachtet äußerst interessant über diese Hochebene zu wandern/fahren. Bis auf einen Platten am 6. Tag und meine seitlich aufgerissene Vorderfelge auf der langen Abfahrt am Ende vom Pasubio hatten wir keinerlei Defekte an den Bikes, was eine positive Überraschung darstellte. Durch die Länge und Härte der Tour war das Erlebnis, am Ende den ersten Blick auf den Gardasee zu genießen, intensiver als je zuvor. Mir läuft immer noch eine Gänsehaut den Rücken runter, wenn ich daran denke, wie ich oberhalb von Torbole stand und einfach nur glücklich auf den Lago blickte. Einzigartig! Als Fazit bleibt eine unvergeßliche Tour, die zahlreiche Highlights zu bieten hatte und die ich, in etwas "entschärfter" bzw. gekürzter Form (durch Auslassen einiger Passagen), jederzeit wieder in Angriff nehmen würde. |