1. Tag: | Gries - Vinaders - Sattelalm - Brenner Grenzkammstraße - Gossensaß - Kreuth - Enzianhütte |
Stats: | 49,41 km - 10,13 km/h AVS - 4:52 h (10.00 - 18.05) - 57,9 km/h MAX - +2250 hm |
Nach halbwegs erholsamer Nachtruhe in unserem Quartier in Gries am Brenner
sind wir schon um 07.00 auf den Beinen. Wir wollen früh los, um bei
der ersten Etappe ausreichend Pausen machen zu können. Doch ein Blick
aus dem Fenster zeigt mir, dass es draußen alles andere als sommerlich
ist: Es regnet fröhlich vor sich hin ... Na wunderbar! Wie das sein
kann, ist mir ein Rätsel, denn für heute sind 30 °C und
Sonne angekündigt. Nun ja, anstatt womöglich im Regen aufzubrechen,
entschließen wir uns ganz nach dem Motto "Wir haben ja Urlaub"
noch mal ins Bett zu hüpfen und eine Stunde später weiter zu
sehen. Gesagt, getan. Um 08.00 folgt ein weiterer kritischer Blick aus
dem Fenster mit dem Ergebnis, dass es inzwischen nicht mehr regnet. Ein
Fortschritt also! Wir stehen auf und gehen zum Frühstück, bei
dem wir von der Vermieterin erfahren, dass es heute noch ein schöner
Tag werden soll. Schwer zu glauben in dem Moment, aber um es vorweg zu
nehmen, die gute Frau sollte Recht behalten! Als wir gegen 10.00 schließlich
aufbrechen, sind wir noch warm eingemummelt. Die Luft ist so kalt, dass
man wie sonst im Winter seine Atemluft sehen kann ... Doch kaum dass wir
den Bäcker um die Ecke verlassen haben und langsam
die Hauptstraße Richtung Vinaders raufstrampeln, läßt
sich die Sonne blicken. Juhu! Schnell wird der unnötige Ballast im
Rucksack verstaut und es geht fortan in
kurzen Sachen den steilen Weg zur Sattelalm hinauf. Ich freue mich,
dass der erste Tourentag doch noch gut zu verlaufen scheint. Wir passieren
bald schon die Sattelalm, und kurz darauf sind wir nach einer kleinen
Trage- und Schiebepassage über eine Feuchtwiese an der Staatsgrenze:
Bella Italia! Was nun folgt kann man zweifelsfrei als anspruchsvolle Auffahrt
bezeichnen. Zunächst noch recht moderat, geht es bald auf rutschigem
Wiesenpfad, immer wieder unterbrochen von kurzen Grobschotter-Passagen,
steil bergauf Richtung Sattelberg. Erschwerend kommt
noch eine Kuhherde hinzu, die mitten auf dem Weg steht und nur langsam
muhend zur Seite trottet ... Einen Ausreißer
der Herde halten wir schon vorher für die Nachwelt fest :-) Ich
gebe wirklich alles, um fahrend bis nach oben zu gelangen und gerade auf
den letzten Metern vor der alten Sattelberg-Kaserne ist der Kampf gegen
die Steigung auch mit viel Glück auf der richtigen Fahrspur verbunden,
doch ich schaffe es tatsächlich. Der erste Erfolg der Tour :-) Ralph, der ja seine erste Transalp-Tour macht, schlägt sich wirklich tapfer und fährt, trotz sehr wenigen Trainingskilometern im Vorfeld der Tour, bis auf einige Steilstücke auch bis zum Sattelberg. Die Aussicht von dort oben ist mehr als genial, genau so stellt man sich das zu Beginn einer Transalp-Tour vor: Sonne, blauer Himmel, traumhafte Bergwelt, knackige Anstiege und super Abfahrten vor einem - gute Laune bei uns beiden ist garantiert! Nach kurzer Rast, Erkundung der Umgebung der Sattelberg-Kaserne und Smalltalk mit zwei anderen Bikern, die auf der ursprünglichen Transalp VIII-Route aus dem BIKE-Magazin zum Gardasee wollen, rollen wir schließlich die alte Brennergrenzkammstraße runter. Eine phantastische Passage: Es macht einfach riesig Spaß auf dieser leichten Schotterpiste am Hang entlang zu radeln und dabei die zum Greifen nahen Schneeriesen um sich herum zu haben. Sehr schön! Eine Kuhherde, die friedlich am Wegesrand ihr Dasein fristet, eine komplette Gamsfamilie, die den Hang neben uns quert sowie ein kleines Schneefeld, welches wir letztlich mit geschulterten Bikes überqueren, sind die weiteren Highlights der Grenzstraße. Im Geiste ist die Etappe für uns schon abgehakt, denn es soll nur noch bergab nach Brennerbad gehen und von dort hinauf zur Enzianhütte. Doch trotz Rast zum Essen und zur Orientierung lassen wir uns durch die Kilometerangaben auf unseren Wegweisern verwirren, schauen nicht genau auf die Landkarte, und schon ist es passiert: Wir fahren, noch ohne es zu wissen, die Grenzkammstraße zum Sandjöchl weiter, anstatt ins Tal nach Brennerbad abzuzweigen ... Schließlich münden wir wenige Meter unterhalb vom Sandjöchl, wo ich schon 1999 war, auf einen Talweg und wir düsen auf identischer Piste wie damals nach unten. Die Abfahrt macht auch zwei Jahre später noch genau soviel Spaß wie damals schon, doch das Problem dabei ist, dass wir in Gossensaß rauskommen und nicht in Brennerbad ... Uns beiden ist schnell klar, dass unsere Unachtsamkeit etliche Kilometer mehr Strampelei nach sich ziehen wird - am Ende sind es 13 km und 500 hm! Ein wenig demoralisiert und gefrustet müssen wir also von Gossensaß die Bundesstraße Richtung Brenner zurück und dann bei Kreuth zur Enzianhütte abzweigen. Es ist inzwischen verdammt heiß geworden, unser Trinken ist so gut wie alle und es geht gnadenlos immer weiter bergauf. Nicht steil, aber eben bergauf. Wir fluchen beide mal leise, mal ein wenig lauter vor uns hin, denn die Piste ab Kreuth schlängelt sich schier unaufhörlich den Hang hinauf und ein Ende ist nicht abzusehen. Ziemlich fertig erreichen wir mit knapp 2 Minuten Abstand die Zirogalm, von der es nur noch 200 hm bis zum Etappenziel sind. Ich teile noch den Rest meiner Trinkflasche mit Ralph, der jetzt doch ziemlich fertig ist, und dann geht es auf zum Endspurt. Ich strampele schon mal vor um an der Hütte die Übernachtung klar zu machen - ich will nicht riskieren, dass das Zimmer womöglich nach 18.00 an andere Leute vergeben wird, wie es zum Teil auf Berghütten der Fall ist. Doch meine Eile ist nicht nötig, die Reservierung steht noch. Ich bringe meinen Rucksack erst mal aufs Zimmer und lasse mich dann auf der Terrasse der netten Hütte in der Sonne nieder. Tief durchatmen ist angesagt! Ralph kommt auch wenige Minuten später an der Hütte an, und wir sind beide froh, dass wir es trotz Umwegs bis hierher geschafft haben. Eine ordentliche Leistung! So geht ein wahrlich traumhafter, wenn gleich auch sehr anstrengender erster Tourentag bei einem leckeren Abendessen (Hüttenmakkaroni) in der noch wärmenden abendlichen Sonne und gespritztem Apfelsaft sowie später einem kühlen Radler für mich zu Ende. Ich nutze danach noch die Gunst der Stunde und genieße die friedliche Bergwelt beim Sonnenuntergang, doch kurz darauf falle auch ich müde, aber glücklich ins Bett. Ein Traumstart der Transalp-Tour! |
2. Tag: | Enzianhütte - Schlüsseljoch - Fußendraß - Pfunderer Joch - Weitenbergalm - Dun - Pfunders - Weitental - St. Lorenzen |
Stats: | 62,51 km - 11,16 km/h AVS - 5:36 h (08.25 - 18.35) - 72,1 km/h MAX - +1750 hm |
Dieser Tag beginnt wie der erste aufgehört hat - mit super Wetter
und Sonnenschein. Bereits um kurz vor 06.00 bin ich wach und blinzele
verschlafen aus dem Fenster. Da die Sonne gerade am Aufgehen ist, beschließe
ich mich schnell anzuziehen und ein paar Meter hinter der Enzianhütte
den Berg hinauf zu wandern, um das morgendliche Schauspiel noch besser
beobachten zu können. Ein tolles Erlebnis, so ein Sonnenaufgang in
den Bergen! Zurück an der Hütte ist dann erst mal Frühstück
angesagt, da Ralph inzwischen auch aufgestanden ist. Das Hüttenfrühstück
ist nicht sonderlich viel geschweige denn abwechslungsreich, aber es ist
okay. Die Enzianhütte ist sonst aber auf alle Fälle eine super
Unterkunft. Eine sehr nette Wirtin, ordentliche Zimmer, warme Duschen
und leckere Hüttenmakkaroni - sehr zu empfehlen! Ungewohnt früh
brechen wir schließlich um 08.25 auf um das Schlüsseljoch auf
stark ausgewaschener Piste zu erklimmen. Dabei geht es schon nach wenigen
Metern heftig zur Sache. Konnte ich mich den ersten Steilhang direkt hinter
der Hütte noch im Sattel halten, so ist schon kurz
darauf nur noch schieben möglich - der Weg zum Schlüsseljoch
ist große Teile schlicht unfahrbar. Ordentlich
geschwitzt erreichen wir nach knapp 45 Minuten das Joch, auf den letzten
paar hundert Metern auch wieder fahrend. Von dort
genießen wir eine wunderschöne
Aussicht auf unser nächstes Ziel am heutigen Tag, das Pfunderer
Joch. Nach kurzer Rast und ein paar Corny-Riegeln geht es an den Downhill.
Ein kleiner Tipp für alle, die diese Etappe auch
mal fahren: Falls man bis zum Schlüsseljoch selbst noch nicht so
richtig wach ist, so ist man es nach dem Downhill auf alle Fälle
... Bis nach Fußendraß folgt ein knapp 800 hm langer Rüttel-Downhill
- trotz gut ansprechender Federgabeln merken wir beide schnell, dass Arme
und Beine etwas schwerer werden. Zum Glück ohne Sturz oder technische
Defekte am Bike kommen wir unten heil an und pausieren erst mal einen
Moment, unter anderem um auch wieder von der Sonnenmilch Gebrauch zu machen. Direkt zu Beginn der Auffahrt zum Pfunderer Joch sehen wir ein Schild für die Teilnehmer der Adidas BIKE Transalp-Challenge, einem der härtesten Mountainbike-Rennen der Welt, die auch das Pfunderer Joch erklimmen müssen. Hoch motiviert aufgrund dieser Tatsache strampeln wir also die ersten paar Meter den Berg hinauf, aber sehr schnell wird uns klar, dass diese Auffahrt verdammt hart werden wird. Das ist definitiv kein kleiner Sonntagnachmittags-Ausflug mit dem Bike (auch wenn tatsächlich Sonntag ist ...)! Mit dem schweren Rucksack auf dem Rücken ist es selbst im Berggang (22-32) richtig anstrengend, sich überhaupt fahrend fortzubewegen, zu mal die Sonne zur Mittagszeit gnadenlos auf uns herab brennt und wir ständig mit einem riesigen Schwarm Sch(m)eißfliegen zu kämpfen haben. Die Sonnenmilch ist schnell wieder "weggeschwitzt", und so kämpfe ich mich Meter um Meter nach oben, während mir Ralph bald nur noch schiebenderweise folgt. Es ist wirklich eine sehr zähe Auffahrt, doch ich habe immer im Hinterkopf, dass wir ja an der Großbergalm rasten können. Doch als wir endlich auf der Höhe der Alm angekommen sind, sieht diese aus der Ferne sehr geschlossen aus ... Da der Weg eh nicht direkt zur Alm führt, esse ich noch zwei Corny und kurbele keuchend weiter, immer schon mit Aussicht auf das Pfunderer Joch. Bis zur verfallenen Großberg-Bach-Brücke auf knapp 2200 m halte ich durch, obwohl es vermutlich längst effektiver wäre zu schieben ... Nach ausgiebiger Rast an der ehemaligen Brücke und mehr als erfrischendem Fußbad (nach knapp 10 Sekunden sollte man seine Füße jedoch wieder rausnehmen, um bleibenden Schäden vorzubeugen ...) versuche ich wieder fahrenderweise mein Glück, doch auf etwa 2400 m muß ich aufgeben, da der Weg immer steiler und schlechter beschaffener wird und außerdem die ersten Schneefelder zu queren sind! Bis zum Gipfel haben wir insgesamt 8 Schneefelder zu passieren, wobei es das letzte besonders in sich hat: Die Luft ist verdammt dünn hier, und die Kräfte sind bei uns beiden so gut wie am Ende, doch wir schleppen uns unter der Höhensonne leidend weiter den Berg rauf, immer entlang einer rutschigen Pfadspur mit dem Bike quer über den Schultern. Ich weiß nicht, wo Ralph die Reserven für dieses Stück her nimmt, aber irgendwie schleppt er sich und sein Bike tapfer durchs finale Schneefeld. Das Gefühl, als ich merke, es gleich geschafft zu haben, ist sehr schwer zu beschreiben. Die letzten paar Meter erfaßt mich noch mal ein unverhoffter Energieschub, als ich Schritt für Schritt langsam die Bergkuppe erklimme und sich dabei faszinierende Ausblicke auf eine der schönsten Bergwelten auftun , die ich je gesehen habe! Schwer atmend lasse ich oben mein Bike neben mir in den Tiefschnee fallen. Ich habe es geschafft, ich bin oben! Ich feuere schließlich Ralph auf seinen letzten paar Metern noch an und dann genießen wir beide einfach nur noch dieses einmalige Gipfelpanorama. Einfach traumhaft! Die Abfahrt, auf die ich mich schon sehr gefreut habe, ist leider - wie soll ich sagen - nicht zu sehen! Wo einst die Piste bergab war, erstreckt sich vor uns ein riesiges Schneefeld mit ein paar Fußspuren darin ... Aber wie heißt es so schön: Not macht erfinderisch! Nach der Gipfelrast schnappen wir uns unser Bike und verwenden es als eine Art Stütze, um dann auf beiden Füßen den Hang runterzurutschen. Wie Skifahren ohne Ski :-) Diese Mischung aus Rodeln, Skifahren, Schlittschuh laufen, Wandern und Biken ist einfach nur cool! Echt abgefahren! Mit dieser Technik rutschen wir also relativ kontrolliert den Hang hinunter und nach 200 hm etwa wagen wir sogar die Abfahrt auf dem Bike im Tiefschnee. Fun ohne Ende! Unser Equipment, besonders Kette und Bremsen, sind uns in dem Augenblick ziemlich egal, denn so was Abenteuerliches macht man vermutlich nicht allzu oft in seinem Leben! Ein Bild für die Götter, wie wir vor Freude juchzend den Hang gen Tal runterrutschen! Naja, schließlich ist auch die schönste Rutschpartie mal vorbei, und wir gelangen auf einen der besten Downhill, den ich je gefahren bin. Ein super Singletrail, maximal einen Meter breit, viele Serpentinen, öfter auch Steilstücke und Stufen im Gelände gepaart mit grobem Geröll lassen mich kaum durchatmen: Hier ist vollste Konzentration angesagt um fahrend ohne Sturz unten anzukommen! Bis zur oberen Lappa-Alm auf knapp 2000 m fahre ich alles bis auf zwei Kehren. Ralph fährt zu meiner Verwunderung auch fast genauso viel, nur bei ganz engen Serpentinen muß er manuell das Bike umsetzen. Nach dieser Traumpiste mit Bachdurchquerung und Erfrischung an selbigem folgt eine "Bilderbuch-Schotterpiste" talwärts bis nach Dun, von dort ist Asphalt angesagt. Wir lassen es rollen! Mit Highspeed von zwischenzeitlich mehr als 70 km/h geht es über Pfunders nach Untervintl und weiter auf dem bald vorhandenen Radweg nach St. Lorenzen. Naja, Radweg ist schon fast gelogen, es ist großteils lediglich ein holpriger Feldweg. Aber es ist ja nicht mehr weit. Die letzten Kilometer ziehen sich gewaltig, doch am Ende sind wir in St. Lorenzen und finden auch bald eine nette Albergo. Wenige Minuten nach uns treffen auch drei Biker, die wir am Vorabend auf der Enzianhütte kennengelernt haben, ein. Sie sind am Morgen vor uns gestartet, haben sich unterwegs aber irgendwo ein wenig verfahren ... Die Bikes kommen alle in die Garage der Vermieterin (zusammen sind sie fast soviel wert wie der Kleinwagen, neben dem wir parken ...), dann wird geduscht und zum Abschluß des Tages eine obligatorische Pizza gefuttert, die jedoch sehr lange auf sich warten läßt. Als Fazit des Tages bleibt eine sehr harte und auch lange Etappe mit knapp 10 Stunden inklusive Pausen, die uns beiden sehr viel abverlangt hat. Aber das Pfunderer Joch bleibt mir noch sehr lange in bester Erinnerung, es ist einfach ein Traum! |
3. Tag: | St. Lorenzen - St. Vigil - Rif. Pederu - Faneshütte - Limojoch - Cortina d'Ampezzo |
Stats: | 60,18 km - 12,52 km/h AVS - 4:48 h (10.00 - 18.25) - 49,7 km/h MAX - +1800 hm |
Mit einem sehr leckeren Frühstück (inkl. O-Saft und heißem
Kakao) beginnt der dritte Tourentag. Wir wollen es heute gemütlicher
angehen lassen und nur die knapp 35 km bis zum Rif. Fanes radeln, um dort
dann zu übernachten. Aufgrund dieser Tatsache kaufen wir auch erst
mal in aller Ruhe im Spar-Markt ein, bevor es schließlich gegen
10.00 auf die Bikes geht. Als Alternative zur B244 durchs Tal, die vermutlich
kaum Spaß macht, fahren wir die ruhige Nebenstraße etwas oberhalb
durch St. Martin, Saalen, Pliscia und Pfarre Enneberg. Hier geht es zwar
auch bergauf, sogar ein paar Höhenmeter mehr als auf der Straße
durchs Tal, aber nach der harten Etappe gestern ist die sanfte Straßenauffahrt
ganz angenehm. Leider bleiben wir auch heute nicht von einem kleinen Umweg
verschont, denn wir zweigen wohl eine Abfahrt zu früh ins Tal ab,
so dass wir bereits kurz vor Montal auf die B244 stoßen. Doch was
soll's, es sind nur noch 4 km bis St. Vigil. Dort angekommen wird wieder
zielstrebig ein Spar-Markt angesteuert und literweise Trinken gekauft.
Bei der Gelegenheit nehme ich erst mal eine Kopfschmerztablette zu mir,
da die Anstrengung der letzten Tage und/oder das heiße Wetter leichte
Kopfschmerzen bei mir hervorgerufen haben. Doch schon
bald geht es weiter. Bei sengender Mittagshitze und gut und gerne 30 °C
kurbeln wir die Straße zur Pederu-Hütte entlang. Eine sehr
angenehme Passage, mit super Ausblicken auf die Dolomiten. An der Hütte verordnet Ralph mir und sich erst mal eine Runde Schatten und ich versuche mich, obwohl konditionell prinzipiell fit, ein wenig von der Hitze zu erholen und einem möglichen Sonnenstich vorzubeugen. Ein kalter Bach, den Ralph ebenfalls zur Erfrischung nutzt, muß herhalten und ich gieße mir eine Mütze voll des kühlen Naß' über. Sehr wohltuend! Nun ist aber auch schon wieder Schluß mit lustig, denn die sehr grobschottrige und dementsprechend schwer zu fahrende Piste zieht brutal steil an Richtung Rif. Fanes. Wir kämpfen beide sehr um Traktion auf diesem Uphill und angesichts der Strapazen der vergangenen Tage lassen wir beide viel Kraft, doch zumindest kommen wir schneller als die "Touristen" zu Fuß hm für hm weiter nach oben. Nach einer weiteren Erfrischung am dahinplätschernden Bach raffe ich mich wieder auf und gehe die letzten zwei Kilometer zur Hütte an. Zusammen mit Ralph, der zwischenzeitlich ein paar Stücke schieben mußte, erreichen wir schließlich um 15.15 unser geplantes Etappenziel. Endlich da, juhu! Doch wie es im Leben so spielt: Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt ... In der Faneshütte bekommen wir kein Zimmer! Wir haben nicht vorreserviert und deshalb (vermute ich) werden wir abgewiesen. So ein Mist auch! Ralph setzt sich erst mal in den Schatten hinterm Haus und ißt einen Apfel, ich lasse meinen Rucksack bei ihm und bike einen Teil des Weges zurück um beim nahe gelegenen Rif. Lavarella nach einer Schlafmöglichkeit zu fragen. Doch auch hier sieht es nicht besser aus! Ein wenig gefrustet sind wir schon, denn aus unserem geplanten ruhigen Nachmittag wird nichts ... Aber es hilft nichts, wir müssen weiter übers Limojoch und dann schauen, wo wir ein Zimmer für die Nacht finden. Ralph ist nicht mehr zur Weiterfahrt bergauf zu überreden, er ist noch mehr gefrustet als ich. Ich kenne solche Situationen aber schon von früheren Touren, deswegen komme ich besser damit klar. Ich beiße noch mal die Zähne zusammen und gebe alles, während ich die verdammt steile Schotterpiste raufkeuche, doch nach knapp 10 Minuten ist es auch schon geschafft - das Limojoch ist erreicht. Wir genießen die schöne Aussicht von dort oben sehr, aber die Zeit drängt, also stürzen wir uns auf der anderen Seite die steile und rüttelige Militärpiste runter. Ich habe bei diesem Downhill meinen Spaß, lasse es so gut es geht einfach laufen, drifte durch die grobschottrigen Serpentinen, springe über kleine Kanten und Absätze im Gelände und genieße es einfach sehr, bei schönstem Wetter durch die Dolomiten zu biken. Einfach traumhaft! Ralph ist bergab langsamer als ich, denn ihm werden die Beine langsam schwer. Gerade für solche Abfahrten wie diese braucht man noch ein paar Reserven, um sicher in der Spur zu bleiben und keinen Sturz zu riskieren, aber mit ein paar Verschnaufpausen zum Entlasten der müden Knochen geht es voran. Unterwegs kommen wir noch an einer netten Schlucht an der Ponte Alto vorbei und schließlich münden wir erschöpft auf die Asphaltstraße, die nach Cortina d'Ampezzo führt. Unser Plan, in der Albergo Fiames zu übernachten, den wir nach der Abfuhr an der Faneshütte beschlossen hatten, wird jedoch schnell verworfen, denn die Frau will 130000 L für ein Zimmer haben (*-Albergo, Bad auf dem Flur, direkt an der Hauptstraße, von außen recht häßlich ...) - ohne uns! Wir raffen uns erneut auf und rollen nach Cortina weiter, doch dort wird meine Befürchtung schnell zur Realität: Diese Stadt ist ähnlich wie Madonna di Campiglio (kurz vorm Gardasee), wo ich 1999 war, ein richtiger Nobel-Skiort, der von Luxus-Hotels nur so wimmelt. Wir fahren mindestens 30 Minuten quer durch den Ort, aber außer dem Ritz und ähnlich stilvollen Absteigen finden wir nichts ... Mehrfach setzen wir uns an den Straßenrand und zücken die Landkarte, um noch mal Alternativen im Umkreis zu suchen. Sehr frustrierend das Ganze ... Durch die lange Abfahrt ist es inzwischen schon nach 18.00 und das für den Abend angekündigte Wärmegewitter liegt buchstäblich in der Luft. Zeit zu handeln! Unsere Rettung ist die durch Zufall am Wegesrand liegende Touristeninformation, die zum Glück bis 19.00 geöffnet ist. Ich laufe erschöpft zum Tresen und frage die nette Dame nach einer günstigen Unterkunft. Sie telefoniert einmal und wenige Minuten später haben wir tatsächlich für 49000 Lire pro Nase im **-Hotel Montana direkt in der Fußgängerzone eingecheckt. Uff, das ist noch mal gut gegangen! Wir gehen direkt in den Supermarkt (ja, so "wohlriechend" wie wir angekommen sind ...) um Essen und Trinken zu kaufen, und danach ist endlich warm Baden angesagt. Eine wahre Wohltat! Nach obligatorischer Pizza für mich und Nudeln für Ralph geht es zurück ins Hotel, um noch Alternativen für den kommenden Tag zu diskutieren. Doch wie wir es auch drehen und wenden: es wird wohl wieder ein harter Tag mit mehr als 2000 hm werden ... Zeit ins Bett zu gehen und Kräfte zu sammeln! |
4. Tag: | Cortina d'Ampezzo - Rif. Cinque Torri - Rif. Averau - Rif. Fedare - Rocca Pietore - Malga Ciapela - Lago di Fedaia |
Stats: | 48,60 km - 10,78 km/h AVS - 4:30 h (10.00 - 18.05) - 64,7 km/h MAX - +2300 hm |
Unser Hotel entpuppt sich letztlich als wahrer Glücksgriff: Zwar
ist unser Zimmer nicht sonderlich modern eingerichtet, aber dafür
gibt es ein phantastisches Frühstücksbuffet, das keine Biker-Wünsche
offen läßt. Der Hotel-Manager ist sogar so nett, dass er
auf meine Bitte beim Rif. Generale Achille Papa am Monte Pasubio anruft,
um eine Reservierung für uns vorzunehmen. Wir wollen nicht noch
mal so wie am Rif. Fanes feststellen, dass eine Reservierung zwingend
erforderlich gewesen wäre ... Bevor es los gehen kann, ist zunächst
eine 15-minütige Zentrieraktion an Ralphs Laufrädern
angesagt, aber schließlich starten wir bei Sonnenschein und ein
paar Wolken gemütlich die Asphaltstraße Richtung Pocol herauf,
wobei wir noch mal einen letzten Blick zurück auf das malerisch
im Tal liegende Cortina werfen. Am Passo di Rue Bianco auf knapp
1700 m verlassen wir dann die Hauptstraße und folgen dem asphaltierten
Weg 439 Richtung Rif. Cinque Torri. Der Weg wird zwischenzeitlich immer
wieder sehr steil, so dass der Schweiß schnell in Strömen
fließt, aber es geht gut voran. Oben wartet dann zur Belohnung
eine phantastische Aussicht auf diverse Gipfel jenseits der 3000 m am
Horizont. Doch für ein nettes Foto langt es nicht mehr, denn schon
fallen die ersten dicken Regentropfen vom Himmel. Zum Glück sind
es nur noch knapp 200 m bis zum Rif. Cinque Torri, so dass wir halbwegs
trocken Unterschlupf unter dem Dachgiebel eines kleinen Nebengebäudes
finden. |
5. Tag: | Lago di Fedaia - Canazei - Mazzin - Moena - Predazzo - Molina di Fiemme - Pso. Manghen - Alb. Calamento - Telve - Borgo Valsugana - Novaledo - Levico Terme |
Stats: | 124,42 km - 21,89 km/h AVS - 5:41 h (09.20 - 19.15) - 64,0 km/h MAX - +1400 hm |
Nach einer nur mäßig erholsamen Nacht (Dank eines durchhängenden
Bettes ...) bin ich schon um 06.00 wach. Ein erster verschlafener Blick
aus dem Fenster zeigt mir, dass es zum einen noch bitterkalt ist hier
auf über 2000 m Höhe, aber zum anderen auch, dass die Sonne
scheint! Voller Vorfreude auf den hoffentlich schönen Biketag hüpfe
ich noch mal in mein Bett und döse bis 07.30 etwa, dann wird Ralph
geweckt und wir gehen zum Frühstück. Um 09.20 steigen wir dann
wieder auf die Bikes und genießen die inzwischen
wärmeren Sonnenstrahlen auf dem gemütlichen Weg zum Lago di
Fedaia. Der harte Vortag steckt uns beiden immer noch
merklich in den Knochen, aber der Stausee am Fuße des Marmolada-Gletschers
(3342 m) ist im morgendlichen Sonnenlicht einfach zu schön. Nach
etwas Relaxen auf der Staumauer geht
es schließlich richtig los zur längsten Etappe
auf der Transalp-Tour. Von 2063 m geht es bis auf 895 m in Molina di Fiemme
runter - und das verteilt auf knapp 60 km! Klar, das Gefälle ist
selten so, dass man nur rollen könnte, aber es geht zumindest immer
leicht bergab, und so kommen wir gut
voran. In Moena findet ein kleiner Einkaufsstopp statt, wo wir den großen Fehler begehen und einen "NoName"-Zitronentee kaufen. Das Zeug hat einen widerlichen Nachgeschmack, doch leider gibt es den gewohnten Lipton IceTea nicht ... Nun ja, Augen zu und durch, wir füllen das Getränk in unsere Trinkflaschen und strampeln weiter Richtung Molina di Fiemme. Besser, als das Zeug wegzugießen und damit die Umwelt zu vergiften :-) Kurz vor Panchia verlassen wir dann endlich die Hauptstraße und folgen nun mehr einem sehr schönen Radweg entlang des Avisio, der direkt in die Straße mündet, die uns zum Manghenpaß führen soll. Mit 2:15 h für knapp 60 km haben wir einen ordentlichen Schnitt vorgelegt, aber nun geht es etwa 16 km am Stück bergauf. Und als Durstlöscher dabei bleibt nur dieser "leckere" Zitronentee ... Die Auffahrt zum Manghenpaß auf Asphalt ist prinzipiell nicht so schlimm, wie man sich das vielleicht vorstellt. Die Straße ist wenig befahren, führt anfangs viel durch schattigen Wald und steigt zu Beginn nur mäßig an. Nach und nach wird die Steigung etwas kräftezehrender, die Serpentinen schrauben sich immer weiter den Berg hinauf. Das Ende der Kurbelei ist jedoch erst zwei Kehren vor der eigentlichen Paßhöhe zu erkennen ... Wir fahren durchgehend vorne Mitte (32) und hinten 32 (Ralph) bzw. 28 (ich). So sind wir nach vier kleinen Zwischenstopps in 1:50 h reiner Fahrzeit oben. Unsere Ankunft dort hätte zeitlich nicht besser sein können, denn kaum 30 Sekunden nach kurzem Smalltalk mit einem älteren Ehepaar aus München, das ganz fasziniert unserer Reisegeschichte lauscht und dem Beweis-Foto am Gipfel setzt der für Nachmittag angekündigte Regen ein. Aus der geplanten Brötchen-Pause wird nun nichts. Jetzt heißt es Beine in die Hand nehmen (naja, oder vielmehr Hände an den Lenker und Beine auf die Pedale ...) und Land gewinnen. Regendicht verpackt (bis auf die Schuhe) düsen wir also die Straße Richtung Borgo Valsugana runter - Sonnenbrille inklusive :-) Schon nach den ersten Serpentinen ist uns klar, dass wir mitten in einem heftigen Gewitter stecken. Sintflutartig kommt der Regen heruntergeprasselt und die Straße ist sehr schnell komplett überspült. Klar, dass bei den Bedingungen unsere Schuhe nach wenigen Augenblicken randvoll mit Wasser sind ... Ich fühle mich ein wenig an die Vorjahres-Tour erinnert, wo ich dieses Gefühl bestimmt jeden zweiten Tag hatte, aber ich nehme es recht locker. Meine Devise ist es einfach laufen zu lassen, und dabei genieße ich diese feuchtfröhliche Speed-Abfahrt nach wie vor! Meine Sonnenbrille erweist sich trotz offensichtlich ungeeignetem Wetter als unverzichtbar, ohne diesen Schutz vor den Augen hätte man nur sehr langsam fahren können. Richtig interessant wird es plötzlich, als unerwartet eine Herde Kühe über mehrere hundert Meter verteilt sich auf der Straße breit macht. Zu allem Überfluß haben sie ihre Fladen zahlreich verteilt, so dass Slalom zwischen aufgeweichten Kuhfladen und deren Erzeugern angesagt ist ... Der Regen wird tatsächlich noch heftiger, aber es ist eh alles naß, also immer weiter. Ich überhole schließlich noch einen Fiat Panda, der einfach nicht vom Fleck kommen will und hänge mich dann den Rest der Abfahrt an ein "niederländisches Quartett" dran: Vier Autos mit NL-Kennzeichen, die leider die ganze Breite der zeitweilig nur einspurigen Straße einnehmen und die auch immer die Kurven schneiden ... Ich schaffe es einfach nicht zu überholen und da sie so dicht aufeinander auffahren, kann ich auch nicht einen nach dem anderen "in die Tasche stecken". Etwas sauer über das Tempo bis ins Tal hänge ich also am letzten Niederländer dran und bremse mir fast die Finger wund, um nicht an seiner Stoßstange zu enden ... Nach knapp 20 km Abfahrt komme ich in Borgo an, wo der Regen inzwischen so gut wie aufgehört hat. Trotz Regensachen fühle ich mich nach dieser Abfahrt total naß und leicht unterkühlt (wen wundert's bei den Wassermassen), aber wir wollen die Nacht ja in Borgo verbringen, also halb so schlimm. Denkste! In Borgo scheint es nur die Albergo Centrale zu geben, doch dort finden wir nur eine riesige Baustelle ... Wir irren noch mehrfach im Kreis, doch wir finden tatsächlich nichts. Etwas gefrustet suchen wir auf der Landkarte nach Alternativen, doch all unsere Versuche in den umliegenden Dörfern in westlicher Richtung etwas zu finden, scheitern kläglich. Wir folgen schließlich wieder der Route der Transalp Challenge, die uns durch Weinbaugebiete und entlang der Eisenbahnlinie Richtung Levico Terme bringt. Lange Rede, kurzer Sinn: Ziemlich entnervt nach dieser Irrfahrt von Dorf zu Dorf kommen wir in Levico Terme an, und es ist bereits 18.40, als ich endlich die Touristeninformation entdecke. Die nette Italienerin dort spricht sogar ein wenig deutsch und tatsächlich: Sie vermittelt uns ein super Zimmer! Überglücklich machen wir noch schnell Stopp bei einem Supermarkt und decken uns mit "ordentlichen" Getränken, Eis, Schokolade und Keksen ein. Nicht gerade Sportlernahrung, in der Tat, aber heute ist uns das total egal ... Die Unterkunft ist top, die Vermieterin spricht gut deutsch und eine warme Badewanne weckt unsere Lebensgeister wieder. Nach dieser erneuten großen Energieleistung (knapp 125 km auf dem Mountainbike sind in meinen Augen unter keinen Bedingungen wirklich angenehm ...) futtern wir noch Pizza am idyllischen Dorfbrunnen und sitzen danach noch bei uns auf dem Balkon, wo wir die meditarrane Abendstimmung genießen. Es ist wieder schönes Wetter ... |
6. Tag: | Levico Terme - Alb. Monterovere - Fort Verle - Pso. di Vezzena - Forte di Campo Luserna - Alb. Monterovere |
Stats: | 35,92 km - 10,02 km/h AVS - 3:35 h (11.20 - 18.25) - 59,0 km/h MAX - +1300 hm |
Wir sind wie die letzten Tage auch gegen 08.00 beim Frühstück,
doch aus der geplanten zeitigen Abfahrt, um der ganz großen Hitze
zu entgehen, wird nichts. Beim Checken unserer Bikes stellen wir fest,
dass durch die sintflutartigen Regenfälle am Vortag unsere Bremsbeläge
so gut wie verbraucht sind. Wir verbringen insgesamt mehr als 90 Minuten
damit die Bikes zu pflegen, die Kette zu ölen, den Schlamm zu entfernen
etc. Während Ralph noch mal Einkaufen geschickt wird, zentriere ich
unsere Laufräder noch etwas besser, und mit allen möglichen
Tuning-Tipps schaffe ich es auch die Bremsen wieder soweit flott zu machen,
dass sie für die vier verbleibenden Etappen bis zum Gardasee reichen.
Der Materialverschleiß an den Bremsen ist doch immer wieder erstaunlich:
Ralphs Bike ist gerade mal einen knappen Monat alt und hat kaum Kilometer
drauf, doch die Bremsgummis hinten sind zu 98 % weg ... Zum Glück
hatte ich daheim zwei Tage vor der Tour an meinem Bike zumindest vorne,
womit ich größtenteils bremse, neue Bremsgummis montiert. Nach
diesem "Boxenstopp" sind die Bikes wieder fahrtauglich, und
wir beginnen uns langsam aber sicher die alte Kaiserjägerstraße
Richtung Monterovere heraufzukämpfen. Nachdem wir am Vortag in Borgo
keine Unterkunft gefunden hatten, haben wir uns spontan dazu entschlossen
die lange Schiebepassage auf den Monte Ortigara auszulassen und statt
dessen über den Kaiserjägerweg auf den berühmten Friedenspfad
zu stoßen. Wir hoffen, am frühen Mittag bei der Albergo Monterovere
zu sein, um dort direkt das Nachtquartier zu sichern. Dann wollen wir
einen Großteil des Gepäcks im Zimmer lassen und in aller Ruhe
Forte Verle und Forte di Campo Luserna besichtigen. Die Auffahrt ab Levico Terme gestaltet sich jedoch anders als erwartet als ziemlich zäh: Zum einen merken wir beide unsere Beine immer mehr und zum anderen ist es heute heiß wie selten zuvor, die Hitze flimmert geradezu über der Straße. Nach knapp 2 km bergauf sind alle Klamotten am Körper naß geschwitzt und dem Durst ist nur schwer beizukommen. Dafür fahren wir wieder mal auf der Transalp Challenge-Route, was mir persönlich immer viel Spaß macht. Zum Glück haben wir es heute nicht ganz so eilig wie die Cracks :-) Die Auffahrt auf Asphalt erstreckt sich über knapp 12 km und bietet dabei immer wieder zahlreiche schöne Ausblicke auf den Lago di Caldonazzo und den kleineren Lago di Levico. Die glitzernden Seen tief unten im Tal erinnern mich schon sehr an den Gardasee, den wir in wenigen Tagen erreichen werden. Ich freue mich jetzt schon auf ein erfrischendes Bad im kühlen Naß am Ziel, doch bis dahin sind ja noch ein paar Kilometer zu absolvieren ... Nachdem wir noch drei schmale, in den Fels gesprengte Tunnel durchquert haben sowie unzählige Serpentinen raufgekeucht sind, passieren wir schließlich die Paßhöhe und rollen knapp 300 m weiter zur Albergo Monterovere. Ich gehe gleich hinein und frage mit einem Mix aus Italienisch und Deutsch nach einem Zimmer, woraufhin wir ein super Doppelzimmer bekommen. Wie geplant machen uns wir dann nach einer kurzen Pause und Packen eines kleinen Tourenrucksacks für den Nachmittag zur Erkundung der alten Festungen auf den Weg. Entlang der Strecke des Sentiero della Pace sind wir schnell am Fort Verle angelangt. Wir erkunden das ganze Terrain zu Fuß und werfen schließlich auch einen Blick ins Innere der Ruine. Der ganze Ort ist ein stummes Zeugnis der Zerstörung aus dem Ersten Weltkrieg - bedrückend und erschreckend zugleich. Das Gemäuer ist damals stark zerbombt worden und die Reste sind mit der Zeit auch eingestürzt, doch ein paar Gänge im Inneren kann man noch begehen. Dabei ist jedoch allergrößte Vorsicht geboten, denn man sieht kaum etwas und wenn man nicht aufpaßt, kann man schnell durch ein Loch in der Decke, auf der man läuft, unsanft einen Stock tiefer landen ... Ich sehe dies jedoch zum Glück und trete daraufhin lieber den Rückzug an. Etwas schaurig ist es schon, vor allem wenn man alleine durch die dunklen Räume und Gänge über die Schuttberge läuft. Nach ein paar Fotos von der Vorderseite der Festung geht es bald weiter zum Passo di Vezzana und weiter auf der Asphaltstraße Richtung Luserna. Diese verlassen wir jedoch nahe der Malga Millegrobbe wieder und nach etwa 4 km erreichen wir endlich das Werk Luserna. Doch die Enttäuschung ist groß: Seit April 2001 ist die gesamte Anlage gesperrt und als Baustelle nicht begehbar. Lediglich ein Kriegsmahnmal direkt davor können wir uns ansehen. Doch auch das spricht eine deutliche Sprache über die schrecklichen Ausmaße des Krieges ... Wir fahren nach diesem kurzem Stopp weiter über den ausgeschilderten Wanderweg Richtung Luserna, der uns über Stock und Stein bis zum Festungsteil Oberwiesen führt. Hier erfährt man auf einer Schautafel ein bißchen was von der Geschichte des Ortes. Sehr interessant, wie ich finde! Von dort geht ein netter Wiesenpfad und anschließend ein wenig fahrbarer Trampelpfad mit Geröll, Wurzeln und Stufen entlang der Mauern der ehemaligen Befestigungsanlage bergab, bis wir auf eine breite Schotterpiste stoßen, die uns nach Luserna führt. Die Straße von dort bis zurück zur Albergo ist total entspannend. Ganz leichtes Gefälle und keine Autos - ein schöner Ausklang eines verhältnismäßig lockeren "Geschichtsnachmittags" per Bike. |
7. Tag: | Alb. Monterovere - Fort Belvedere - Carbonare - Passo del Sommo - Rif. Passo Coe - Monte Maggio - Passo del Borcola - Beber - Posina |
Stats: | 44,51 km - 11,12 km/h AVS - 4:00 h (09.50 - 18.30) - 64,2 km/h MAX - +1000 hm |
Gut genährt von Weißbrot, Brötchen mit selbstgemachter
Marmelade, 2 Joghurts und Tee geht es heute gegen 09.50 weiter
mit der Erkundung der ehemaligen Kriegsschauplätze. Von der Albergo
radeln wir über die Landstraße Richtung Carbonare. Nach 3
km etwa verlassen wir diese jedoch, um auf der Route der "100 km
dei forti" zum Forte Belvedere
zu gelangen. Dieses erkunden wir aus Zeitgründen lediglich von
außen, was meines Erachtens aber auch schon sehr lohnenswert und
aufschlußreich ist. In Carbonare, das wir "über die
Dörfer" auf der Asphaltstraße erreichen, kaufen wir
im Supermarkt wieder mal ein paar Kleinigkeiten ein, um dann in der
Mittagshitze auf gut ausgebauter Teerstraße hinauf bis zum Passo
del Sommo auf knapp 1350 m zu gelangen. Eine sehr schweißtreibende
Angelegenheit - trotz Einsatz des kleinen Ritzels vorne ... Auf der
Paßhöhe entspannen wir einen Augenblick am Straßenrand,
als plötzlich ein Ü-Wagen und ein Versorgungsfahrzeug von
der Transalp Challenge vorbeifahren. Das Rennen geht auch über
den Paß und führt von dort weiter nach Folgaria. Wir hätten
sicher die Chance ein paar der Teams hier live zu erleben, doch wir
haben noch einiges vor heute, so dass wir kurz darauf unseren Weg über
die sehr angenehm zu fahrende Schotterpiste zum Forte Sommo Alto fortsetzen. |
8. Tag: | Posina - Colle Xomo - Rif. Generale Papa |
Stats: | 17,97 km - 6,72 km/h AVS - 2:40 h (08.55 - 13.10)
- 36,6 km/h MAX - +1400 hm zu Fuß ohne Bike zusätzlich ca. +900 hm (Strada delle 52 Gallerie + Gipfelbereich Cima Palon bzw. Denti) |
Auch beim Frühstück in Posina
erwartet uns eine unverhoffte Überraschung, denn es gibt zusätzlich
zu Brötchen und Croissants selbstgemachte Marmelade, Joghurts und
frisches Obst in Hülle und Fülle - ein wahrer Traum! Trotz frühen
Starts erwartet uns draußen bereits eine unangenehme Hitze, so dass
die prinzipiell gut zu fahrende Teerpiste zum Colle Xomo wieder mal zu
einem äußerst schweißtreibenden Unterfangen wird. Wenige
Meter vor dieser Paßhöhe findet sich zum Glück eine eiskalte
Quelle am Wegesrand, die zur Auffüllung unserer Trinkvorräte
sowie zur generellen Erfrischung verwendet wird. Halbwegs regeneriert
setzen wir also unsere heutige Bergetappe bis zum Parkplatz am Fuße
der berühmten Strada delle 52 Gallerie fort. Unsere zwischenzeitlich
in Erwägung gezogene Überlegung durch die Gallerie zum Rif.
Generale Achille Papa zu schieben, vergessen wir schnell: Zum einen ist
sowohl das Fahren als auch das Schieben unter Androhung hoher Geldstrafen
verboten, und außerdem liegen wir so gut in der Zeit, dass wir lieber
die Schotterpiste zum Rif. Papa in Angriff nehmen wollen. Von einer fehlenden
Taschenlampe ganz zu schweigen ... Die Piste bergauf entpuppt sich schon
nach wenigen Meter als recht anstrengend, wie könnte es auch anders
sein. Zwar ist alles fahrbar, aber durch den tiefen Schotter, die stellenweise
sehr knackige Steigung und die Hitze ist es ein gut zweistündiger
Kampf, bis wir oben sind. Im Rifugio herrscht ein reges Treiben, ein wahrer Tumult aus Touristen, italienischen Großfamilien und dazwischen uns als "Exoten". Da die Zimmer erst ab etwa 16.00 bezogen werden können, schließen wir die Bikes vor der Hütte ans Geländer, kaufen uns eine große Flasche Wasser und brechen auf, um die Gallerie zu Fuß zu erkunden. Leider müssen wir nun doch die Rucksäcke mit uns rumschleppen, aber das sind wir ja nach den letzten Tagen schon bestens gewohnt ... Die Strada delle 52 Gallerie ist wirklich ein atemberaubendes Erlebnis, das man sich keinesfalls entgehen lassen sollte. Dieser kühn in den Fels gesprengte Weg, der zwischen den insgesamt 52 Tunneln großenteils entlang eines Abgrunds mit gähnender Leere verläuft, ist ein wahres Highlight. Soweit ich weiß, kann man im Rifugio auch Taschenlampen zur Begehung der Gallerie leihen, doch wir schlagen uns so durch. Dies führt zwar stellenweise dazu, dass wir im wahrsten Sinne des Wortes im Dunkeln tappen und uns vorsichtig den weiteren Weg entlang der kühlen Tunnelwände ertasten müssen, aber es geht mit jedem weiteren Tunnel besser :-) Da dieser als Nachschubweg gedachte Steig früher hauptsächlich von Mulis benutzt wurde und die Menschen damals wohl im Durchschnitt etwas kleiner waren als heute, sollte man beim Wandern durch die Tunnel übrigens auch gut auf seinen Kopf achten ... Wir laufen bis zum Tunnel 19, wobei 52 den obersten Tunnel direkt am Rifugio Papa markiert. Tunnel 20 ist sehr abenteuerlich, da er in einen kegelförmigen Berg führt und dort scheinbar verschwindet. Innen schraubt sich der Weg dann drei oder vier Etagen spiralförmig nach unten, um dort dann wieder aus dem Berg herauszuführen. Einfach genial! Tunnel 19 ist mit 318 m der längste aller Tunnel und somit sicher auch eine Begehung wert, aber zwischenzeitlich ist es dort extrem abschüssig und rutschig, soweit ich das in der totalen Finsternis beurteilen kann, dass ich lieber nichts riskiere und zurück zu unserem Rastplatz zwischen den Tunneln gehe, wo Ralph noch auf mich wartet. Beim Rückweg ist dann wieder mal die Kondition gefragt, denn wir haben grob geschätzte 500 hm zu Fuß zu bewältigen. Und 33 Tunnel - diesmal von unten nach oben ... Das Wetter, das zum Einsteig in die Gallerie von etwas kühler und vor allem auf neblig geschwenkt war, ist nun wieder etwas freundlicher, der zwischenzeitliche Nieselregen hat sich verzogen, und die Sonne lacht langsam wieder. So genießen wir beim Rückweg zum Rifugio noch mal bei diversen kleinen Verschnaufpausen die sagenhaften Ausblicke von der Fels-Gallerie, bis wir gegen 16.30 wieder am Rifugio eintreffen. Nun können wir auch unser Matratzenlager beziehen und einen Großteil der Ausrüstung liegen lassen, bevor wir uns noch zum Gipfelsturm auf den Weg machen. Somit wird zwar aus dem vermeintlich einfachen und vor allem kurzen Bike-Tag ein sehr langer und kräftezehrender Tag, doch da wir am nächsten Tag so schnell wie möglich zum Gardasee wollen, entscheiden wir uns für die Variante "Biken und Wandern von früh bis spät" ... Mit einer neuen Flasche Wasser ausgerüstet schleppen wir uns nun den geröllübersäten Pfad Richtung Cima Palon hinauf, kurz vorm Gipfel machen wir am ex Rifugio Militare Halt. Die Cima Palon bietet eine schöne Rundumsicht, doch wenn man sich etwas näher mit der Geschichte des Pasubio auseinandersetzt und sich versucht eine Vorstellung davon zu machen, welche Greueltaten hier im Ersten Weltkrieg stattgefunden haben müssen, rückt die Schönheit der Landschaft schnell in den Hintergrund ... Unzählige Gedenktafeln, Mahnmale und Kreuze, häufig mit verrostetem Stacheldrahtresten davor, säumen den geschichtsträchtigen Weg über das ganze Gebiet am Monte Pasubio, auf dem mehr als 13000 Menschen ein jähes Ende fanden. Es ist für mich nur schwer vorstellbar, wie schrecklich der erbitterte Krieg zwischen Alpini und Kaiserjägern damals gewesen sein muß ... Zusammen laufen wir noch bis zur Dente Italiano, von wo Ralph dann den Rückzug zum Rifugio Papa antritt. Ich will mich noch näher umsehen und ziehe deshalb weiter zur Dente Austriaco, wo erneut Kreuze und Mahnmale zur Erinnerung an die Gefallenen des Krieges zu finden sind. Am Pasubio-Mahnmal setze ich mich für ein paar Minuten einfach mal auf den Boden und lasse meinen Blick in die Ferne schweifen. Ich sinniere vor mich hin und versuche zu begreifen, was hier früher passiert sein muß - das Alles macht einen schon ganz schön nachdenklich hier oben ... Schließlich setze ich meinen Weg über das ehemalige Schlachtfeld zu den Sette Croci fort und suche mir dann den direkten Weg zurück zum Rif. Papa - ich möchte auch noch gerne ein Abendessen bekommen. Ich schieße noch schnell ein Foto einer Gedenktafel bei abendlichem Sonnenlicht, dann jogge ich bis zur Hütte zurück. Ich habe Glück, und wir bekommen noch etwas zu essen. Nach einem Teller Spaghetti mit Soße und ein paar Fanta fallen wir gegen 21.00 erschöpft auf unsere Matratzen und schlafen schon bald ein. Dieser Tag war definitiv der abwechslungsreichste und beeindruckendste Tourentag. Am Monte Pasubio gibt es wirklich viel zu sehen und selbst wenn man nur ein paar Stunden Zeit hat wie wir, lohnt es auf alle Fälle sich mit der Geschichte der Region auseinanderzusetzen: Es ist ein prägendes Erlebnis, was diese Transalp-Tour zu etwas ganz Besonderem macht. |
9. Tag: | Rif. Generale Papa - Rif. Lancia - Boccaldo - Rovereto - Mori - Riva |
Stats: | 52,67 km - 15,29 km/h AVS - 3:27 h (08.20 - 14.20) - 65,9 km/h MAX - +400 hm |
Nun ist es also soweit, die letzte Etappe steht für uns an. Ich
bin schon ein wenig traurig, weil die Tour so gut wie zu Ende ist, doch
den heutigen Tag will ich, genau wie Ralph, noch in vollen Zügen
genießen, bevor uns dann zwei Tage später die Normalität
daheim wieder einholt ... Die Nacht im Massenlager ist nicht sonderlich
erholsam gewesen, und ich spüre auch noch leicht die Strapazen des
Vortages (1400 hm per Bike und knapp 1000 hm zu Fuß sind doch einiges
...), doch für die letzte Etappe kann man immer noch ein paar Reserven
mobilisieren. Schließlich lockt am Nachmittag ein
erfrischendes Bad im Gardasee! Wir wollen es zum Ausklang der Tour gemütlich
angehen lassen, und so fahre ich im ersten Gang, während
Ralph die holprige Schotterpiste vom Rif.
Papa zur Chiesetta Votiva und dem Arco Romano zu Fuß absolviert.
Bei kurzer Rast finden wir auf dem Friedhof unterhalb des Torbogens
am Eingang zu einer kleinen Gruft den Rest eines Knochens - ein Zeugnis
der schrecklichen Geschichte hier oben ... "Di qui non si passa"
- an diesem Schild vorbei setzen wir unseren Weg fort und schieben nun
kollektiv entlang des Weges 120 zu den Sette Croci. Von dort wollen wir
an der nächsten Weggabelung auf den Weg 105 nach links abbiegen,
um dann auf den E5 zu stoßen, der uns auf der Höhe entlang
direkt zum Rif. Lancia bringen soll. Doch irgendwie wir verpassen die
Abzweigung beim Tragen und Schieben über das riesige Geröllfeld,
das mit zahlreichen Trampelpfaden durchzogen ist. Einer davon wäre
wohl der Richtige gewesen sein ... Bei einem gemeinsamen Blick auf die Karte stellen wir fest, dass wir knapp oberhalb der Malga Buse sind, also doch schon ein gutes Stück zu weit. Auch wenn es mich gewaltig wurmt, dass uns somit der schöne Höhenweg von der Dente Austriaco hinab bis zum Rif. Lancia entgeht, lasse ich mich von Ralph etwas widerwillig überreden, dem Weg 120 zu folgen und am Sella di Campiluzzi vorbei bis zum laut Karte breiten Schotterweg zu wandern, der dann von Osten zum Rif. Lancia führt. Wie sich herausstellt, ist der Weg jedoch kaum einen Meter fahrbar, nichts als grobes Geröll, Stufen, rutschiger Untergrund ... Ich fluche zum Teil laut, sonst meist nur leise vor mich hin, da ich auf diese Art von Wanderung heute gerne verzichtet hätte. In der Zeit, die wir hier verlieren, hätte man auch locker zum Höhenweg zurück marschieren können ... Einzig eine riesige Schafherde, die uns unverhofft zur Pause am Wegesrand zwingt, hebt bei mir noch mal ein bißchen die Stimmung. Nun ja, insgesamt brauchen wir vom Rif. Papa knapp drei Stunden bis zum Rif. Lancia, wobei der breite Weg, der eine gute Schotterabfahrt hätte vermuten lassen können, erneut eine Enttäuschung in Form einer sehr holprigen Piste ist. Eine kurze Rast dort hilft jedoch, um die müden Beine wieder ein bißchen regenerieren zu lassen. Bis zur Malga Keserle geht es genauso holprig weiter zu Tal, doch zumindest ich genieße die Abfahrt trotz allem noch so gut es geht. Bei der letzten Schotterabfahrt der Tour beißen wir beide noch mal die Zähne zusammen und holpern schwungvoll nach unten. Ab der Malga Keserle geht es dann auf leichter Schotterpiste recht zügig weiter bergab, bis wir in Giazzera auf Asphalt münden und nun auf Speed-Strecke Richtung Rovereto düsen. Ich genieße diese Abfahrt sehr, denn auf der verkehrsarmen Straße kann man wunderbar über die ganze Breite der Straße durch die Serpentinen driften. Einfach herrlich! Nach diesem Geschwindigkeitsrausch werden wir in Rovereto jedoch wie vom Schlag getroffen. Gut, dass man jetzt wieder in einer größeren Stadt ist nach all der Einsamkeit und der Ruhe der vergangenen Tage ist der eine Punkt, aber es ist auch so unglaublich heiß, dass der Asphalt nur so flimmert. Ziemlich unangenehm, aber der Gardasee ist ja nicht mehr weit ... Wir entschließen uns zu einem kurzen Zwischenstopp am Bahnhof, bei dem ich die Bike-Tickets für die Rückfahrt bis nach Frankfurt löse. Ein Problem weniger! Vom Bahnhof folgen wir nun den letzten knapp 25 km dem neuen Radweg über Mori und den Passo San Giovanni, bis wir etwas oberhalb von Torbole gegen 14.00 den ersten Blick auf das so lang ersehnte Ziel werfen: Der Gardasee liegt uns zu Füßen! All die Anstrengungen der vergangenen Tage sind auf einmal wie weggeblasen, denn es sind nur noch wenige Kilometer, die uns vom ersehnten Ziel trennen. Andächtig verharren wir beide einen Augenblick, bevor wir, als ob magisch vom Lago angezogen, mit 60 Sachen nach Torbole runter sausen. Die paar Kilometer nach Riva sind eine Sache von wenigen Minuten, und kurz darauf sieht man uns nur noch an der Uferpromenade ein Transalp-Finisher-Foto machen, bevor wir überglücklich vor Freude, so wie wir sind, in den Lago springen. Genial! Die pure Erfrischung! Ich tauche kurz unter und genieße das Planschen, bevor ich noch zu einer kleinen Runde um eine vorm Ufer dümpelnde Boje ansetze. Es ist schwer zu beschreiben: Wir sitzen danach noch ein wenig in der Sonne und trocknen unsere Sachen. Dabei versucht jeder auf seine Art und Weise zu realisieren, dass wir es tatsächlich geschafft haben, dass wir nach 9 harten Etappen über die Alpen nun am Ziel sind. Es ist einfach traumhaft! Aber es wird noch ein paar Tage dauern, bis man sich das Erlebte wirklich bewußt gemacht hat und all die Geschehnisse der tollen Tour verarbeitet hat! Nach einem gemütlichen Ausklang des Abends um Ufer des Lago ziehen wir irgendwann zur Jugendherberge zurück und fallen in unsere Betten. Am nächsten Morgen heißt es dann Abschied nehmen: Am Strand von Torbole schauen wir den Surfern ein paar Minuten zu, dann setzen wir unsere Fahrt nach Rovereto fort. Von einem Aussichtspunkt oberhalb von Torbole folgt noch ein letzter Blick voller Wehmut zurück zum Gardasee, dann erklimmen wir die letzten steilen Meter Richtung Passo San Giovanni und strampeln hinten gemütlich nach Rovereto weiter. Aber ich gehe stark davon aus, dass es kein Abschied für immer war - mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit bin ich auch im nächsten Jahr wieder auf Transalp-Tour! |
Bilanz: | etwa 495 km in 9 Tagen (21.07. - 29.07.2001), dabei ca. +13600 hm absolviert |
Stats: | pro Tag durchschnittlich etwa 55,00 km - 4:21 h - +1500 hm |
Die diesjährige Tour war die beste Tour, die ich bisher gemacht habe! Wir hatten viel Glück mit dem Wetter, hatten keinerlei Pannen, trotz aller Anstrengung viel Spaß beim Biken und haben sehr viel gesehen. Eine gute Planung der Route im Vorfeld machte die ganze Unternehmung überschaubarer, aber wir hatten immer noch die Freiheit, knapp die Hälfte der Unterkünfte spontan zu suchen - ein in meinen Augen wichtiger Faktor. Diesmal habe ich bewußt auch drei Hüttenübernachtungen eingeplant, was sich als sehr lohnenswert herausgestellt hat - das sind die Dinge, die man, wie ich finde, einfach mal erlebt haben muß! Kein Vergleich zu einer Übernachtung in einer Albergo oder im Hotel ... Ralph als Transalp-Neuling hat super bis zum Ende durchgehalten und auch trotz recht wenig Trainings im Vorfeld jeden Berg gemeistert - Respekt! Das Finale über den Pasubio kann ich jedem empfehlen, das muß man einfach mal hautnah erlebt haben. Ein unvergeßliches Erlebnis! Ebenso wie die Überquerung des Pfunderer Jochs! Die Tour hat zudem den großen Vorteil gehabt, dass man sehr wenig Trage- und Schiebepassagen zu absolvieren hatte (je nach Kondition und Fahrkönnen) - da war ich aus den Vorjahren mehr derartige Strapazen gewöhnt. Unter Umständen hätte man unterwegs noch einen Tag einsparen können um in 8 Etappen am Gardasee zu sein, doch gerade die Übernachtung am Monte Pasubio im Rif. Generale Achilles Papa sollte man nicht (!) streichen. Sonst hat man kaum Zeit die Geschichte des ehemaligen Kriegsschauplatzes nachzuvollziehen und die Strada delle 52 Gallerie entgeht einem auch ... Alles in allem eine wirklich rundum gelungene Tour, die ich jedem empfehlen kann. Es lohnt sich wirklich! Ich freue mich schon auf die nächste derartige Tour im kommenden Sommer, auch wenn es noch lange hin ist ... |