Wieder einmal war ein schönes Wochenende für den Süden
angekündigt, so dass ich mich sehr spontan am Donnerstag entschied
am Tag darauf in die Berge aufzubrechen. Die spannende Frage war, wo
man im Winter eine gute Tour machen könnte, bei der man ein nettes
Gipfelerlebnis hat und auf einer Hütte übernachten kann. Nach
kurzem Hin und Her fiel die Entscheidung, die Alpspitze bei Garmisch
in Angriff zu nehmen und im Kreuzeckhaus zu übernachten. Von meiner
Herbsttour 2001 in
dieser Region kannte ich einige der Wege schon, da damals aber das Wetter
nicht immer gut war, schien es mir reizvoll nun im Winter bei schönem
Wetter noch mal auf der Alpspitze zu stehen. Die erforderlichen organisatorischen
Dinge für die angedachte Tour mußten somit relativ flott
über die Bühne gehen: ein paar Einkäufe erledigen, warme
Klamotten und ein paar Zusatzdinge wie Steigeisen, Gamaschen und ein
zweites Paar Handschuhe in den Rucksack, Lawinenlagebericht prüfen
und schon konnte es los gehen. |
1. Tag: | Garmisch - Hammersbach - Höllentalklammhütte - Stangensteig - Höllentalangerhütte - Rinderweg - Rinderscharte - Osterfeldkopf - Hochalm - Kreuzeckhaus |
Stats: |
11:10 h (08.45 - 19.55) - +1680 hm/-750 hm |
Das Einlaufen von der Talstation der Kreueckbahn bis Hammersbach
war durchaus wohltuend, um einigermaßen wach zu werden und
schon mal ein wenig die schöne Wintersonne zu genießen.
Ab Hammersbach ging's dann auf stellenweise recht vereistem Wanderweg
in vielen Kehren durch den Wald, bis ich endlich am Abzweig zur
Höllentalklamm ankam. Ein kurzer Abstecher zur Höllentalklamm-Eingangshütte
mußte auch sein, wenngleich die Klamm im Winter gesperrt war.
Naja, das wußte ich ja vorher, also ging's nach kurzer Rast
wieder die paar Meter zurück und dann in etlichen Serpentinen
hinauf zum Stangensteig. Dieser Steig verlangte unter den winterlichen
Bedingungen absolute Trittsicherheit und nach einigen Metern auch
den Einsatz von Steigeisen, alles andere wäre doch sehr fahrlässig
gewesen. Die Aussicht war super, doch richtig genießen konnte
ich sie erst, nachdem das schwierigste Wegstück mit einigen
Schneewächten, die man überschreiten mußte, erfolgreich
hinter mir lag. Somit hatte ich schon mal einen Vorgeschmack, wie
ein verhältnismäßig leichter Steig im Winter doch
deutlich schwieriger sein kann als im Sommer ... Nach Entledigung
von den Steigeisen und mümmeln eines Müsliriegels stapfte
ich fortan durch etwas tieferen Schnee, bis ich schließlich
zur Klammbrücke hoch oben über der Schlucht kam, von der
sich mir ein atemberaubender Tiefblick bot. Von dort marschierte
ich weiter durch den nach und nach noch tiefer werdenden Schnee,
so dass ich auch irgendwann beschloß die Gamaschen überzuziehen.
Einigermaßen gut im Tritt, aber doch schon etwas erschöpft
kam ich schließlich gegen 13:15 zur Höllentalangerhütte,
an der ich mir eine etwas längere Rast gönnte. Leider
drang die Sonne nicht bis dort hinten vor, so dass es langsam begann
kalt zu werden, aber allzu lange wollte ich sowieso nicht dort bleiben.
Nun war die Frage, welchen Weg ich weitergehe. Nach einigem Hin und Her und Kartenstudium wurde mir klar, dass man bei dem Tiefschnee und ohne Spur sehr lange unterwegs sein würde und die Orientierung etwas schwieriger werden könnte. Das Etappenziel Kreuzeckhaus hätte ich auch aufgeben und wieder zurück zum Auto marschieren können, aber zum einen hätte ich dann eine ungemütliche Nacht im Auto verbracht, hätte exakt den gleichen Weg wieder zurück marschieren müssen und wäre dem Ziel Alpspitze damit keinen Meter näher gekommen ... Somit beschloß ich den Weg zur Rinderscharte in Angriff zu nehmen, den ich bereits von meiner Herbsttour 2001 kannte, um dann von dort zum Kreuzeckhaus abzusteigen. Anstrengend ging es durch den tiefen Schnee, doch die Steigung war noch halbwegs erträglich und der Wegverlauf war noch relativ klar zu erkennen. Nach einigen Minuten kam ich jedoch auf dem schmalen Steig an eine kleine Schlucht, über die normalerweise eine Brücke führt. Im Winter war diese jedoch nicht vorhanden, vermutlich wurde sie wegen Lawinengefahr und Steinschlag zum Ende der Saison abgebaut, auf jeden Fall sah ich sie auf der anderen Seite der Schlucht liegen. Nun machte auch das Schild unten an der Hütte Sinn, auf dem etwas von Wegsperrung gestanden hatte, wobei ich das eher für den hinteren Teil des Weges zu den Knappenhäusern interpretiert hatte, auf dem Wegverlauf bis zum Abzweig zur Rinderscharte hatte ich zumindest keine Stelle im Kopf, die im Winter gesperrt sein könnte. Die Brücke hatte ich jedoch nicht auf der Rechnung ... Hmmm, sollte ich nun zum Rückzug gezwungen sein? Direkt an der Stelle, wo es eigentlich über die Schlucht ging, gab es keine Chance zur Querung, aber ich sah ein paar Tierspuren die ein paar Meter weiter steil den Hang hinunterführten und auf der anderen Seite ebenso steil wieder hinauf. Der Plan war somit also klar, nämlich immer den Tierspuren nach ... Der Abstieg in die Schlucht war noch relativ gut machbar, die Querung verlangte an einer ausgesetzten Stelle etwas Überwindung, vor allem, als es dann auf der Gegenseite mit wenigen Trittmöglichkeiten den verschneiten Hang wieder hinauf ging. Doch mit der nötigen Aufmerksamkeit und etwas Klettergeschick habe ich letztlich die Passage gut gemeistert und konnte meinen Weg fortsetzen. Gegen 14:30 war ich dann endlich am Abzweig zu den Knappenhäusern, wobei mein Weg zur Rinderscharte dann abging. Nach den bisherigen Anstrengungen war wieder mal eine Rast fällig, ein Apfel und etwas zu trinken spendeten wieder ein wenig Kraft. Der nun folgende Aufstieg zur Rinderscharte sollte es noch in sich haben, wobei ich ehrlich gesagt nicht damit gerechnet hatte, dass es so heftig werden würde, vom Herbst 2001 hatte ich die Passage nur noch schwach im Kopf, aber allzu schlimm konnte sie demnach nicht gewesen sein. Der Wegverluaf war vielfach nicht mehr allzu gut zu erkennen und der Schnee war oft hüfttief, so dass ich nicht selten entsprechend tief im Schnee versank und mühsam vorwärts spuren mußte. Doch gerade nach der etwas heiklen Querung der Schlucht ohne Brücke wollte ich nicht mehr zurück, auch von der Zeit her war trotz allem der Weg über die Rinderscharte zum Kreuzeckhaus noch kürzer als der Rückweg zurück zum Auto ... Ich konnte die Rinderscharte ja schon sehen, wenngleich sie kaum näher zu kommen schien bei meiner Aufstiegsgeschwindigkeit ... So kämpfte ich mich also Meter für Meter voran, wobei ich ziemlich am schnaufen war. Irgendwann wurde mir auch bald klar, dass ich vor Einbruch der Dunkelheit nie und nimmer oben an der Scharte sein würde, also versuchte ich mir den Wegverlauf, so ich ihn denn erahnte, so gut es geht anhand des Geländes einzuprägen. Wenig später war es dann soweit, dass die Abenddämmerung erloschen war und ich meine Taschenlampe hervorholen mußte. Meine Handschuhe waren inzwischen steif geforen, da ich fast nonstop mit den Händen im Schnee gewühlt und mich so mühsam den Hang hinauf gearbeitet hatte ... In dieser Situation war ich sehr froh, dass ich ein paar Ersatzhandschuhe dabei hatte, die wasserdicht waren und mir die langsam aber sicher die eingefrorenen Fingerkuppen wieder auftauten und warm hielten. Gegen 18:00 hatte ich es dann endlich geschafft, nach hartem, fast 5-stündigem Kampf im Tiefschnee war ich endlich an der Rinderscharte, ehrlich gesagt ziemlich ausgepowert. Dennoch machte sich eine gewisse Art von Erleichterung breit, auch wenn ich ja noch ein gutes Stück zum Kreuzeckhaus vor mir hatte, doch ich wußte nun, dass das Ende absehbar war und dass ich nun in aller Ruhe den restlichen Weg dorthin antreten könnte. Dunkel war es sowieso schon, von daher kam es auf ein paar Minuten nun auch nicht mehr an ... Als ich vor mehr als 3 Jahren das letzte Mal dort oben gestanden hatte, war es zwar neblig gewesen, aber dennoch war der Weiterweg von der Scharte damals kein Problem gewesen. In der Dunkelheit stand ich zunächst ein wenig ratlos da, denn der eine Weg ging in leichter Kraxelei den linken Bergrücken hinauf und geradeaus fand ich zwar ein paar Spuren, die jedoch bald sehr steil in eine Rinne hinabführten und deren weiteren Verlauf ich nicht verfolgen konnte. So beschloß ich also zunächst dem Grat zu folgen und kraxelte im Ier-Gelände bis zu einer kleinen Anhöhe. Von dort hatte ich eine wunderbare Aussicht auf Garmisch bei Nacht, auch sah ich ein paar entfernte Lichter am Hang, von denen eines sicherlich das Kreuzeckhaus war. Ich sah auch die Gipfelstation am Osterfelderkopf, doch von meinem Standplatz aus ging kein direkter Weg hinunter, das Gelände war steil abfallend und eine nächtliche Klettertour in unbekanntem Gelände war das letzte, was ich anstrebte ... Also kraxelte ich wieder zurück zur Scharte und versuchte mein Glück doch geradeaus. Schließlich stieg ich dann auch in die steile Rinne ab, denn von dort müßte nach der Beurteilung von oben der Weg im Bogen um den Fels herumführen und dann zum Osterfelderkopf leiten. Und in der Tat, nachdem ich die Rinne ein kleines Stück weiter hinab gerutscht war, konnte ich die Gipfelstation erkennen und marschierte zügigen Schritts hinüber. Ufff, das war auch geschafft. Dort mußte erst mal ein Müsliriegel her, ich hatte ziemlichen Hunger, ebenso nuckelte ich ziemlich ausgelaugt an meiner Trinkflasche, deren Inhalt zwar schon langsam am Einfrieren war, aber trotz allem noch genießbar war ... Der restliche Abstieg zum Kreuzeckhaus war mir noch halbwegs gut im Gedächtnis von der Tour vor 3 1/2 Jahren, so dass die Wegfindung kein Problem darstellte und ich schließlich über die Skipiste bzw. den Ziehweg gegen 20:00 dort ankam. Allzu lange hätte ich auch nicht mehr weiter laufen wollen, für den ersten Tag war das schon ein sehr ordentliches Programm gewesen. Das "Einchecken" war schnell erledigt, zwar hatte ich keine Reservierung, aber ich hatte trotzdem das gesamte Lager für mich, das kam mir sehr entgegen. Nach den nötigsten Räumereien und Benutzung der Waschmöglichkeiten ging's dann endlich zum wohlverdienten Abendessen. Ein Teller Spaghetti und ein Bier sorgten wieder für Energie-Nachschub, in geselliger Runde verbrachte ich mit einigen anderen Skigästen einen netten, wenn auch kurzen Hüttenabend, denn gegen 21:30 zog es mich dann ins Bett. Nach dem langen Tag war ich hundemüde und da ich für den kommenden Tag nach wie vor die Alpspitze eingeplant hatte, war auch ein zeitiger Aufbruch gegen 6:30 vorgesehen, um nach hinten etwas Luft zu haben. Ein paar SMS und Telefonate waren gerade noch drin, dann kroch ich in meinen Hüttenschlafsack und befand mich wenig später im Land der Träume ... |
2. Tag: |
Kreuzeckhaus - Hochalm - Bernadeienlift - Osterfelderkopf - Nordwandsteig - Nordwand-Ferrata - Alpspitze - Ostgrat - Schöne Gänge - Bernadeienlift - Hochalm - Kreuzalm - Tröglhütte - Garmisch |
Stats: | 10:25 h (06.25 - 16.50) - +1120 hm/-2050 hm |
Entgegen meinen Befürchtungen kam ich recht gut aus den Federn,
zwar dauerte es, bis ich alles zusammengepackt hatte und bis ich zumindest
zwei Scheiben Schwarzbrot gefuttert hatte, denn allzu groß war
mein Hunger irgendwie nicht, aber wenigstens war ich gegen 6:30 draußen
und konnte bei schönem Mondschein den Weg hinauf Richtung Osterfelderkopf
in Angriff nehmen. An der Hochalm konnte ich die herrliche Morgendämmerung
im Tal in vollen Zügen genießen, bevor ich mich dann der
Skipiste folgend zum Bernardeienlift bewegte um von dort zum Osterfelderkopf
zu queren. Gegen 08:30 und nach etlichen schönen Fotos in der
gelb-rötlich schimmernden Morgensonne nahm ich dann auch mein
zweites Frühstück zu mir, auf Schwarzbrot hatte ich zwar
immer noch keinen Huinger, aber ich verdrückte trotzdem noch
zwei Scheiben und zwei Müsliriegel hinterher. Gut gestärkt war ich nun auf dem Sprung meinen Weiterweg zur Alpspitze anzutreten, als mich ein anderer Solo-Geher, der mit der ersten Seilbahn hinaufgekommen war, ansprach, wo es denn genau zur Alpspitze gehen würde. Ich erklärte ihm die verschiedenen Wegmöglichkeiten und er marschierte los, während ich noch meinen Rucksack zusammenpackte. Wenig später ging's dann auch bei mir los. Die nächsten Gondeln mit Skitouristen kamen heran, so dass es höchste Zeit war das Feld zu räumen ... Zunächst ging es einer unscheinbaren Trittspur folgend unterhalb der Felswand entlang, dem Nordwandsteig folgend. Nach kurzem traf ich dann den anderen Bergkameraden wieder, der überlegte, wo der Weg weiter geht. Am Einstieg zur Nordwand-Ferrate angekommen stand ein Schild "gesperrt", die wenigen Trittspuren leiteten ein Stück weiter hinter einem Felsen den Hang hinauf. Er folgte den Spuren und ich folgte ihnen ebenfalls, bis wir schließlich nach ein paar Minuten und etwas Kraxelei im Tiefschnee an eine große Eisenleiter kamen. Die Passage kam mir ziemlich bekannt vor, war doch ein Foto davon in meinem Klettersteigführer. Wir waren also doch auf der Nordwand-Ferrata gelandet, wobei ich zunächst annahm, dass wir dem Nordwandsteig "unten rum" folgen würden um dann über den Ostgrat die Alpspitze zu erreichen. Zwar waren die Bedingungen nicht allzu leicht, da recht häufig das Drahtseil unterm Schnee versunken war und man somit frei kraxeln mußte, aber das ging schon in Ordnung. Bessere Alternativen hatten wir nicht, und da ja eine Spur vorhanden war, wenngleich wir die ersten Gipfelaspiranten an dem Tag auf diesem Weg waren, beschlosen wir die Tour zusammen fortzusetzen. Nachdem wir uns beide im Steigbuch verewigt hatten und wir einen Happen gegessen hatten, stieg Patrick vorneweg und ich folgte in etwas Abstand. So arbeiteten wir uns recht zügig durch den Mittelteil des Klettersteigs, in dem sich erstaunlich wenig Schnee gehalten hatte. Stellenweise waren die Tritte etwas rutschig und das Drahtseil bot ehrlich gesagt nicht sonderlich viel Grip, aber man konnte auch so relativ gut klettern. Zwei steilere Passagen erforderten noch mal gute Konzentration, denn es galt brauchbare Tritte in den Schnee zu schlagen und der Route des fast nonstop unter dem Schnee begrabenen Drahtseils zu folgen. Ein Eispickel hätte treue Dienste leisten können, hätte man doch einen weiteren Fixpunkt gehabt beim Klettern. Ohne diesen verließen wir uns auf die Tritte und stabilisierten uns ein wenig mit den Händen im Schnee, was auch relativ gut funktionierte. Im oberen Teil ging es nochmal ein wenig im Zickzack durch die Felswand, einem straffen Drahtseil folgend, bis wir über einige Eisentritte den Ausstieg des Klettersteigs erreichten und über einen kleinen Firnaufschwung zum Gipfel stapften. Die Aussicht von der Alpspitze war sagenhaft, nicht nur ins Tal hinunter bot sich einem ein wunderbarer Ausblick, auch hinüber zur Zugspitze, zu den Waxensteinen und zum Jubiläumsgrat. Einfach genial! Das Wetter war voll auf unserer Seite und so machten wir mehr als eine Stunde Rast am Gipfel, genossen das Panorama und futterten, was der Rucksack noch hergab. Gegen 12:30 brachen wir dann zum Abstieg auf, im Gegensatz zu allen anderen, die inzwischen mit Tourenski den Gipfel erreicht hatten und die die anspruchsvolle Abfahrt talwärts absolvierten, galt es für uns den Ostgrat per pedes zu meistern. In einigen Serpentinen schlängelten wir uns den Tiefschneehang hinunter, bis wir dann schließlich dem Sommerweg folgen konnten. Die Markierungen waren zwar selten zu erblicken, aber zum einen hatte ich den Grat noch recht gut im Gedächtnis, und zum andern gab es auch ein paar Spuren von Skitouren-Gehern, die sich über den Ostgrat zur Alpspitze hinauf durchgeschlagen hatten. Zwei ausgesetzte Schneegrat-Passagen forderten eine gute Trittwahl, um nicht seitlich in den Abgrund zu stürzen, doch wir kamen recht gut mit den erschwerten Bedingungen zurecht. Gegen 14:00 waren wir schließlich am Fuße des Oberkars angekommen und nun stellte sich die Frage, wie wir weitergehen. Patrick wollte rüber zur Bergstation der Seilbahn, um damit zu Tal zu schweben, ich wollte den Abstieg zu Fuß absolvieren. Zunächst ging ich davon aus, dass man dem Nordwandsteig folgen könne hinüber zum Osterfelderkopf, doch es war keine Spur vorhanden und die kurzen Leiterpassagen konnten wir nur etliche Höhenmeter über uns erkennen, wobei diese bei den Schneebedingungen nicht sonderlich verlockend aussahen. Die Alternative war der Abstieg über den Klettersteig der Schönen Gänge und dann vom Fuß der Felswand in der Nähe des Bernardeienlifts hinüber zur Gipfelstation zu queren, wie ich das bereits am Morgen gemacht hatte. Für mich hätte auch die Chance bestanden direkt weiter geradeaus abzusteigen und mit etwas mehr Zeitaufwand, aber dafür auf einfachem Weg, zu Tal zu kommen. Nach kurzem Beratschlagen beschloß Patrick den Klettersteig anzugehen, und da ich ihn nicht alleine absteigen lassen wollte, willigte ich ein ebenfalls dort hinabzusteigen. Laut Klettersteigführer sollte der Steig stellenweise luftig, aber gut gesichert und nicht allzu schwer sein. Im oberen Teil kamen wir gut voran, das Drahtseil war an zahlreichen Stellen nicht greifbar, so dass wir so absteigen mußten und wieder auf selbstgehauene Tritte angewiesen waren. Im Mittelteil wurde es etwas heikel, denn zusätzlich zum nur selten Hilfe spendenden Drahtseil kam etwas Blankeis hinzu. An einer von oben alles andere als übersichtlichen Stelle, an der man sich oben an einem Eisenstift festhielt, dann aber nach unten hin nicht sehen konnte, wo die Tritte waren und somit erst mal etwas im Leeren stocherte, bis man wieder einen Tritt gefunden hatte, war unverhofft eine große Platte mit Blankeis anstatt des erhofften Tritts ... Patrick hatte zum Glück das Drahtseil ergriffen und war dann wohl ein Stück daran runtergerutscht, da sein Fuß auf dem Eis keinen Halt gefunden hatte ... Da mußte er auch erst mal tief durchatmen, sonderlich angenehm war diese Passage nicht. Nachdem ich von ihm vorgewarnt war, mußte auch ich über diese vereiste Passage kraxeln. Das Drahtseil bot so gut wie keinen Grip bei den Bedingungen und einen guten Tritt zu finden im Abstieg war nicht gerade leicht. Vermutlich nicht gerade grazil wirkend, aber zumindest halbwegs sicher fühlend, ließ ich schließlich den oberen Eisenstift los und ließ mich am Drahtseil hinabgleiten, während ich mit einem Fuß auf einem recht kleinen Tritt Halt gefunden hatte und mit dem anderen auf der Suche nach einem guten Stand war. Ich war froh, als diese Passage hinter mir lag und das Gelände etwas besser zu begehen war. Nach wie vor etwas ausgesetzt, aber einfacher zu begehen aufgrund des etwas tieferen Schnees schlängelten wir uns langsam aber sicher hinab Richtung Skipiste. Das Schlimmste lag hinter uns und das fast ebene Tiefschneefeld nach Erreichen des Wandfußes, das uns hinüber zur Skipiste führte, war dann auch kein Problem mehr. Wir hatten es also geschafft! Nach dieser schönen, unverhofft gemeinsam absolvierten Tour, trennten sich unsere Wege, Patrick marschierte hinüber zur Gipfelstation der Seilbahn und ich folgte der Skipiste zur Hochalm und von dort dem Winterwanderweg Richtung Kreuzeckhaus. Von dort ging es hinab zur Tröglhütte und dann teilweise auf Wanderwegen, die jedoch häufig sehr vereist waren, so dass ich mich noch mehrfach fast unfreiwillig hingelegt hätte bzw. häufiger am Rand der Skipiste, die in der Regel einfacher zu begehen war, zurück zur Talstation der Kreuzeckbahn. Kurz vor 17:00 erreichte ich mein Auto und wie es der Zufall wollte, war das Auto, das direkt neben mir stand, das von Patrick! Er war quasi zeitgleich mit mir unten angekommen. Wir plauderten noch kurz, dann fuhr er heimwärts, während ich mich noch in aller Ruhe umzog, etwas zu Essen und Trinken aus dem Kofferraum herauskramte und ein wenig Musik hörte. Mit vielen tollen Eindrücken von dieser Wintertour im Gepäck machte ich mich dann auch wenig später an die Heimreise, bei der ich mal wieder bei Andi in Heidenheim Zwischenstopp machte und noch einen sehr netten Abend verbrachte, bevor es dann morgens zeitig zurück gen Frankfurt ging und ich gegen 11:00 wieder im Büro anzutreten hatte ... |
Bilanz: | etwa +2800 hm in 2 Tagen (15.01. - 16.01.2005) absolviert |
Stats: | pro Tag durchschnittlich etwa +1400 hm |
Als Fazit dieser Tour bleibt festzuhalten, dass Wintertouren deutlich anstrengender sind als Sommer- oder Herbsttouren. Die Tage sind viel kürzer und die kalten Temperaturen merkt man früher oder später auch. Vor allem am ersten Tag beim stundenlangen Aufstieg von der Höllentalangerhütte zur Rinderscharte war Durchhaltevermögen gefragt. Insgesamt war es eine traumhafte Tour, von der ich viele wunderbare Erinnerungen mit nach Hause genommen habe. Fast bei allen Auf- und Abstiegen war es aber auch um einiges schwieriger als bei nicht-winterlichen Bedingungen, Eis und Schnee machten den Stangensteig, den langen Aufstieg zur Rinderscharte, die Nordwand-Ferrata und den langen Abstieg über den Alpspitz-Ostgrat sowie die Schönen Gänge stellenweise extrem anstrengend. Absolute Trittsicherheit war unabdingbar, Fehltritte hätten vielfach keine guten Folgen gehabt. Kurz nach der Tour habe ich mir dann auch ein paar Schneeschuhe gekauft, die hätten mir unterwegs schon sehr gute Dienste geleistet, doch so kurzfristig konnte ich keine mehr organisieren ... Für kommende Wintertouren bleibt mir dann zumindest das äußerst kräftezehrende Stapfen im Tiefschnee erspart, ein Eispickel ist für ähnliche Touren sicherlich auch eine hilfreiche Option. Alles zusammen genommen war der Trip aber auf jeden Fall eine feine Sache, eine interessante Erfahrung und sicherlich nicht die letzte Wintertour für mich. Solange man die Tourenziele den äußeren Bedingungen und seinen eigenen Fähigkeiten anpaßt, daheim eine gewissenhafte Planung der Route vornimmt und mit der nötigen Besonnenheit an die Sache rangeht, sind winterliche Touren auf jeden Fall eine tolle Sache. Man muß ja nicht zwangsläufig von November bis zum Frühling aufs Bergerlebnis verzichten :-) |