Auf dieser Seite möchte ich Euch ein paar Eindrücke von Oberstdorf und Umgebung vermitteln. Nachdem der Aufenthalt Anfang August im Rahmen meines Transalp-Trips ja ziemlich ins Wasser gefallen war (siehe Bericht 2000), hatte ich mir vorgenommen mein Glück noch mal zu einem späteren Zeitpunkt zu versuchen, und so habe ich die erste Oktoberwoche damit verbracht, die letzten Züge des Sommers im schönen Allgäu zu genießen. Mitgenommen habe ich außer meinem Bike diesmal auch meine Wanderschuhe, da die Region dort unten auch zu Fuß zu tollen Tagestouren einlädt.

Nachfolgend stelle ich Euch die Highlights meines Urlaubs vor. So viel schon mal vorneweg: Wer sowohl Lust am Biken als auch am Bergsteigen/Klettern hat, wird in Oberstdorf und Umgebung auf alle Fälle auf seine Kosten kommen. Ich hätte gut und gerne noch zwei Wochen dranhängen können, da sich so viele reizvolle Touren angeboten haben, die sich jedoch in der Kürze der Zeit unmöglich alle durchführen ließen ... Doch andererseits kann ich ja im kommenden Jahr noch mal runter fahren um noch weitere Gipfeltouren zu unternehmen :-)

1. Tour: Oberstdorf - Schattenbergschanze - Vordere Seealpe - Edmund-Probst-Haus (unterhalb des Nebelhorns) und auf Anfahrtsweg nach Oberstdorf zurück
Stats: ca. 22km - ca. 2:30 h - ca. +1150 hm
Das Wetter war schon ziemlich schlecht (Nieselregen), als ich gegen 14:00 zu meiner Tour aufgebrochen bin. Eine dicke Nebelschicht hüllte alles oberhalb von 1300 m ein, so daß ich schon von vornherein wußte, dass ich heute keine Panoramasicht genießen würde wie am Vortag, als ich bei guten Wetter eine Wandertour vom Edmund-Probst-Haus zum Laufbacher Eck und zurück unternommen hatten. Doch das war egal, ich wollte einfach mal probieren per Bike die 2. Bergstation der Seilbahn auf knapp 1900 m zu erreichen. Am Vortag konnte man zumindest erkennen, dass der Weg bergauf asphaltiert war und sich in endlosen Serpentinen bis nach oben schlängelte. Bisher hatte ich noch kaum asphaltierte Wege kennengelernt, die man nicht fahrenderweise erklimmen konnte, so dass ich mich frohen Mutes in Regenklamotten auf mein Bike gesetzt habe und die ersten paar Höhenmeter angegangen bin. Leider ist der Nachteil bei so einer Regenhose, dass sie einem zwar einen trockenen Hintern beschert, doch ohne Überschuhe steht einem doch recht schnell das Wasser in den Schuhen, besonders, wenn das Wasser direkt von der Hose in die Schuhe geleitet wird ... Doch das sollte mich nicht stören, ich hatte es ja nicht anders gewollt :-)

An der ersten Bergstation der Seilbahn auf knapp 1300 m angekommen, wurde mir so langsam bewußt, dass noch einiges auf mich zukommen würde, denn schon der Weg bis dorthin war alles andere als flach - trotz Eiseskälte war ich mal wieder kräftig am Schwitzen. Ein paar Wanderer, die mir vermutlich vom Gipfel her entgegen kamen, meinten, ich hätte noch ein gutes Stück Arbeit vor mir. Naja, jeder Anstieg endet irgendwann, dachte ich so bei mir, während ich mich noch wunderte, dass die Wanderer so dick eingemummelt waren im Gegensatz zu mir, und so setzte ich meine Auffahrt fort. Doch außer, dass es fortan brutal steil wurde, begann es auch zu schneien! Ja, von den Schneemeldungen hatte ich gehört, dass die Schneefallgrenze auf 1500 m sinken könne. Aber doch war ich dann etwas überrascht, als ich mich mitten ins Schneetreiben begab. Die Sicht wurde immer schlechter, da durch den Nebel und den Schnee die Konturen zunehmend verschwammen. Zum Glück gab es keine Abzweigungen, so dass man sich nicht verirren konnte, doch wie weit man schon auf dem Weg nach oben war, ließ sich trotz intensiven Kartenstudiums nicht feststellen ... Tja, also ging es eben ohne Orientierung immer weiter den Berg rauf, doch schon bald mußte ich mir eingestehen, dass es doch Berge gibt, die sich auf asphaltiertem Weg nicht fahrend erklimmen lassen ... Keine Ahnung, wie steil der Weg genau ist, aber dass extra kleine Treppenstufen neben dem asphaltierten Weg angelegt wurden, um den Wanderern einen leichteren Auf- und Abstieg zu ermöglichen, gab mir doch zu denken. Meine Schätzung sind irgendwas jenseits der 40%, aber zumindest war es zuviel für mich und meinen 22-32 Berggang. Selbst schiebenderweise war es ziemlich schwierig voran zu kommen, da sich langsam ein Schmierfilm aus Regen und Schneematsch auf dem Weg bildete, doch nach diversen Steilserpentinen wurde es wieder flacher, so dass ich die zweite Bergstation sprich das Ziel meiner Tour tatsächlich fahrenderweise erreichen konnte. Geschafft! Das war mal eine echte Herausforderung.

Oben habe ich es mir nicht nehmen lassen noch einen lustigen Schnappschuß zu machen und schon ging's wieder zurück ins Tal. "Praktischerweise" hatte ich meine fingerlosen Handschuhe dabei und da sich die Neopren-Überzüge für meine Bremshebel schon kurz vor der Transalp-Tour im Sommer verabschiedet hatten und ich keinen geeigneten Ersatz gefunden hatte, war es doch ein wenig kalt an den Fingern :-) Aber lieber kalte Finger als irgendwo im Schneetreiben den Hang runterstürzen, da man zu wenig gebremst hat ... Die Abfahrt hatte es ziemlich in sich, da man vor allem in den engen Steilserpentinen sehr behutsam einlenken und bremsen mußte um auf dem rutschigen Untergrund "die Kurve zu kriegen". Aber Spaß gemacht hat es trotz allem! Nach knapp 45 Minuten war ich dann wieder in Oberstdorf, nachdem ich den zweiten Teil der Abfahrt ab der Vorderen Seealpe komplett im Regen gefahren bin - ehrlich gesagt war mir das Schneetreiben weiter oben dann doch lieber, das war nicht ganz so naß. Natürlich war ich von oben bis unten durchgefroren, als ich letztlich meine Klamotten in die Ecke geschmissen habe um in die warme Badewanne zu hüpfen, doch ein unvergeßliches Erlebnis war diese Tour auf alle Fälle!

Naja, ein Tipp noch für alle, die vielleicht auch mal die Strecke fahren wollen: bei guten Wetter trifft man auf der Asphaltstraße einiges an Wandervolk und besonders am Edmund-Probst-Haus ist es oft ziemlich übervölkert, doch zum einen ist das Panorama dort oben genial und man kann bei frühem Aufbruch am Morgen noch diverse Wanderungen/Klettertouren z.B. zum Nebelhorn selbst auf 2224 m, zum Laufbacher Eck oder zum Großen Daumen über den Hindelanger Klettersteig unternehmen und zum anderen ist die Auffahrt einfach mal eine "richtige" Herausforderung für Uphill-Freaks, denen kein Berg zu steil ist :-) Biketechnisch ist in den oberen Regionen jedoch nicht viel zu machen, das ist dann doch eher eine Wanderregion. Doch lohnenswert ist der Kurztrip auf alle Fälle, selbst bei nicht ganz so günstigem Wetter :-) Ach ja, auch wenn es an sich auf der Hand liegt, aber für die Abfahrt auf beschriebenem Weg ist es natürlich Grundvoraussetzung, dass die Bremsen am Bike zu 100% funktionieren! Alles andere wäre mehr als leichtsinnig!

Steile Auffahrt
Edmund-Probst-Haus Gipfelglück


2. Tour: Per Bike: Oberstdorf - Birgsau - Einödsbach - Rappenalptal bis zur Schwarzen Hütte - zu Fuß: zur Mindelheimer Hütte, über den Mindelheimer Klettersteig zur Fiderescharte und zurück zur Schwarzen Hütte - per Bike auf Anfahrtsweg nach Oberstdorf zurück
Stats: Per Bike: ca. 26 km - ca. 2:15 h - ca. +450 hm
Zu Fuß: ca. 18 km - 7:30 h - ca. +1350 hm
Die nachfolgend beschriebene Tour ist an sich eher eine anspruchsvolle Wander- und Klettertour als eine Biketour, doch da man mit dem Bike viel Zeit und einige Kilometer für "An- und Abreise" sparen kann anstatt zwei Tage zu Fuß unterwegs sein zu müssen, habe ich mich für diese Variante entschieden . Ich bin schon früh morgens um 7.15 aus dem Haus, um auch die geplante Etappe bis zum Einbruch der Dämmerung zu schaffen. Nachdem ich erst mal ein paar Semmeln als Proviant für den Tag gekauft habe, bin ich in dichtem Frühnebel, der sich jedoch bald auflöste und mir den Rest des Tages Sonne bescheren sollte, die "Standardstrecke" ins Rappenalptal gefahren, die ich schon von der Transalp-Tour im Sommer kannte. Diesmal ging es jedoch nicht bis zum Schrofenpaß und dann nach Österreich, sondern nur bis zur Schwarzen Hütte auf knapp 2/3 des Weges, da von dort der Aufstieg zur Mindelheimer Hütte schneller möglich ist als von der Speicherhütte am Ende des Tals. Nach knapp 2 Stunden verhältnismäßig einfachen Aufstiegs zu Fuß erreichte ich schließlich die Mindelheimer Hütte, von der ich eine sagenhafte Aussicht auf die umliegenden Gipfel genießen konnte. Allein bis hierher hatte sich Tour schon gelohnt, doch das eigentlich Highlight der Etappe stand mir ja noch bevor: die "Begehung" des Mindelheimer Klettersteigs. Dazu muß ich sagen, dass dies der erste Klettersteig werden sollte, den ich hinter mich bringe. Klar hatte ich schon einige alpine Erfahrung auf meinen Transalp-Touren gesammelt und auch "früher", bevor ich so richtig mit dem Biken angefangen habe, war ich viel Wandern gewesen, doch "richtige" Klettersteige waren mir bisher noch nicht untergekommen. Die Informationen, die ich mir zuvor hauptsächlich aus dem Internet zusammengesucht hatte, waren sehr unterschiedlich und zum Teil auch widersprüchlich, so dass ich nicht genau wußte, was mich erwarten würde, bis ich wirklich am Einstieg in den Klettersteig war. Zunächst ging es aber darum, den "Zubringer" zum Klettersteig zu finden:

Was auf der Karte sehr leicht aussah und in der Realität im Nachhinein (!) auch nicht sonderlich schwer war, führte mich vor Ort selbst jedoch nah an meine persönlichen Grenzen. Ich bin nämlich von der Mindelheimer Hütte fälschlicherweise einer Pfadspur anstatt dem Hauptweg gefolgt, was sich schnell als kräftezehrender Umweg von knapp 1 Stunde und zu dem auch als nicht gerade ungefährlich herausstellen sollte. Durch Fehlinterpretation der Landkarte und der Umgebung vor Ort landete ich nach einer kleinen Klettereinlage, bei der ich mir an sich noch nichts Böses dachte, auf irgendeinem Grat (vermutlich den Sechs Zinken), von dem man zwar eine schöne Aussicht hatte, doch von dem es ohne Weiteres keinen Abstieg gab. Zumindest war der "Weg", den ich raufgekraxelt war, bergab keine Alternative, so dass ich zunächst etwas unschlüssig da stand und mir überlegte, wie ich von dort oben wieder heil runterkommen könnte. Der richtige Weg, den ich inzwischen ausfindig gemacht hatte, lag knapp 150 hm unterhalb von mir, doch wie gesagt ohne erkennbaren "Weg" dorthin ... Nun, das hatte ich mir natürlich anders vorgestellt! Ich wollte doch eigentlich "nur" den Klettersteig absolvieren und nicht irgendwo Freeclimbing betreiben, doch was blieb mir groß übrig als langsam den Abstieg zu beginnen. Nun, ich kann es kurz machen: ich bin zwar ohne Sturz den Berg runtergekommen und habe außer ein paar kleinen Schrammen beim Klettern auch nichts abbekommen, aber zwischenzeitlich war ich mir nicht so sicher, ob ich das wirklich schaffen würde, diesen Berg unbeschadet runter zu kommen. Ohne halbwegs feste Wanderschuhe, die ich mir extra noch vor dem Urlaub zugelegt hatte, hätte der Abstieg aber auch ganz schnell im Krankenhaus enden können, denn ein fester Stand und ordentlicher Grip waren beim Klettern im Fels das A und O. Zwar waren meine Wanderschuhe auch alles andere als für dieses Terrain gedacht, aber es hat ja gelangt ...

Tja, nach diesem unfreiwilligen Umweg war ich dann doch erst mal etwas in meiner Euphorie gebremst, da ich immer noch dieses mulmige Gefühl in der Magengegend hatte. Ein neues Problem, das nun entstanden war, betraf meine zeitliche Planung (es war inzwischen schon kurz nach 12), denn ich wußte nicht genau, wie lange der Klettersteig in Anspruch nehmen würde und schließlich mußte ich ja auch noch zurück ins Tal und mit dem Bike zurück nach Oberstdorf vor Einbruch der Dämmerung. Doch jetzt gab es kein Zurück mehr, ich war fest entschlossen, die Tour wie geplant durchzuziehen und so beschleunigte ich meine Schritte um endlich zum Einstieg des Klettersteigs zu gelangen. Das Hinweisschild zu Beginn, dass absolute Trittsicherheit und Schwindelfreiheit erforderlich seien, um den Klettersteig zu absolvieren, nahm ich an sich recht gelassen, denn ich hatte eher befürchtet, dass man ohne spezielle Kletterausrüstung Probleme bekommen könnte. Doch davon stand nichts auf dem Schild und so machte ich mich auf den Weg. Zu Beginn war der Pfad noch ziemlich annehmbar, zwar auch nach beiden Seiten des Grats abfallend, aber noch weitestgehend entlang von grasbewachsenen Hängen und insgesamt nicht schwer zu laufen. Kurz darauf passierte ich den Kemptner Kopf (2191 m), dessen Besteigung schon etwas anspruchsvoller war, aber dennoch problemlos möglich war. Der Pfad schlängelte sich von nun an gemütlich über den Grat, bis schließlich die eigentliche Kraxelei bevorstand, da der Rest des Klettersteigs fast komplett durch Felsgestein gehen sollte. Kaum, dass ich eine gut 15 Meter hohe Wand auf allen Vieren und unter Zuhilfenahme von Haltegriffen in Form von Eisennägeln hinter mich gebracht hatte, kam die nächste Felswand, die diesmal auf einer großen Eisenleiter bezwungen werden sollte. Spätestens hier sollte man jedoch ans Umkehren denken, wenn man nicht wirklich schwindelfrei ist, doch glücklicherweise habe ich damit noch nie Probleme gehabt, so dass ich auch diese Hürde ganz "entspannt" nehmen konnte ...

Der weitere Weg ging nach wie vor mitten durch die bizarre Felslandschaft, wobei ein ständiges Auf und Ab dafür sorgte, dass man sich auch nicht zu sehr ausruhen konnte. Schließlich bot sich mir eine beeindruckende Aussicht auf den vor mir liegenden Grat, so dass ich kurz anhielt. Anscheinend handelte es sich mit um eine Schlüsselstelle, denn dort traf ich auch die ersten Gleichgesinnten, die wie ich hier oben "rumturnten". Da ich auf der Grathöhe angekommen erst mal den Gegenverkehr abwarten mußte, nutzte ich die Zeit für meine erste richtige Pause und stärkte mich an meinen Semmeln. Ebenso tat ich etwas gegen den immensen Durst, denn aufgrund des unerwartet sonnigen Wetters und nicht auch zuletzt durch die ungewollte Klettereinlage am Vormittag hatte ich doch viel Flüssigkeit rausgeschwitzt. Außerdem merkte ich auch langsam, dass ein wenig Sonnenmilch selbst Anfang Oktober noch recht nützlich sein kann, wenn man denn welche bei sich hat :-) Nun, ich hatte zwar am Morgen welche aufgetragen, die war inzwischen jedoch verlaufen und die Tube hatte ich aus was für Gründen auch immer nicht mit in den Rucksack gepackt ... Folglich habe ich meine Cap als Sonnenschutz und Schweißfänger aufgesetzt und bin vorsichtig weitergekraxelt, da mir auf dem Abstieg vom Grat immer wieder vereinzelte Klettersteigbegeher entgegen kamen, die mich zum Warten an Engstellen zwangen. Eine weitere interessante Stelle folgte schon ein paar Ecken weiter in Form einer schrägen Felswand, in die Eisenstäbe als Tritte gebohrt waren. Zusätzlich war auch ein Sicherungsseil angebracht, an das man sich bei Bedarf und entsprechender Ausrüstung mit einem Karabiner hätte einhaken können, doch es ging auch so. Einen kurzen Abstieg später sah ich mich mal wieder mit einer fast senkrechten Wand konfrontiert, die diesmal jedoch noch imposanter als alles zuvor war, da sie aus der Entfernung noch mächtiger und noch uneinnehmbarer erschien.

Nach einer kleinen Verschnaufpause und Stärkung durch zwei leckere Corny-Riegel begann ich den Aufstieg und ehrlich gesagt war ich froh, als ich oben war. Zwar war es an sich nicht sonderlich schlimm, doch auf halber Strecke mitten in der Wand bzw. auf der Eisenleiter sollte man meines Erachtens nicht lange darüber nachdenken, was man da im Augenblick eigentlich tut ... Da genieße ich schon lieber nach erfolgreichem Bezwingen der Wand die Aussicht von oben :-) Ein paar Ecken weiter hatte ich die Gelegenheit, den Gästen in der tief unter mir liegenden Fiderepaßhütte ein wenig Unterhaltung zu bieten, denn die Überquerung eines Abgrunds auf einer horizontalen Eisenleiter - immer unter den neugierigen Augen der Hüttengäste - war nun angesagt. Da die Leiter ziemlich rutschig war und ich weder "unter Beobachtung" noch so Lust hatte abzustürzen, setzte ich behutsam einen Fuß vor den anderen, bis ich schließlich auf der anderen Seite ankam. Das Spielchen übte ich noch mehrfach, denn schließlich wollte ich auch ein Foto von der luftigen Überquerung machen. Jedoch war gerade an dieser Stelle kein anderer Klettersteigbegeher in Sicht, so dass ich die 10 Sekunden meines Selbstauslösers gut nutzen mußte, um noch rechtzeitig ins Bild zu kommen :-) Naja, beim zweiten Versuch hat es geklappt ...

Der Rest des Klettersteigs war dann nach all dem, was man bis dahin schon mitgemacht hatte, frei von großen Überraschungen. Ein ständiges Auf und Ab entlang des Bergkamms, mal wieder eine Leiter hier, mal wieder ein paar Eisentritte und Sicherungsseile dort und schon war das Ende des Weges in Sicht. Doch vom Abstieg ins Tal auf normalem Weg trennte mich noch eine letzte Eisenleiter, die es hinabzuklettern galt. Etwas tückisch hierbei war die Tatsache, dass es sich um einen leichten Überhang handelte, so dass man immer das Gefühl hatte, man würde gleich nach hinten runterfallen, obwohl man sich doch mit all seiner Kraft, die man noch hatte, an der Leiter festhielt. Tja, der Rucksack mag dabei auch ein wenig ins Gewicht gefallen sein, aber zum Glück war die Leiter nicht allzu lang, so dass ich schon bald wieder festen Boden unter den Füßen hatte. An dieser Stelle konnte ich dann noch mal einen letzten Blick zurück auf die schroffe Felslandschaft und den hinter mir liegenden Weg werfen und mich mit dem guten Gefühl, diesen Klettersteig trotz allen Startschwierigkeiten erfolgreich absolviert zu haben, auf den Weg zurück ins Tal machen. Der Abstieg war dann nicht mehr allzu schwierig, so dass ich mich mehr auf die Landschaft und das idyllisch vor mir liegende Rappenalptal als auf den Weg an sich konzentriert habe. Nun, das war wohl die Ursache dafür, dass ich mich zum Schluß noch mal ein wenig verlaufen habe :-) Irgendwo bin ich zu früh abgebogen, so dass ich letztlich noch einige schwere Höhenmeter zusätzlich absolvieren mußte, um wieder auf den eigentlichen Weg zu meinem Bike an der Schwarzen Hütte zu gelangen, aber was soll's, war ja meine eigene Schuld ... Um 17.15 war ich endlich dort und 45 Minuten später und ziemlich erschöpft nach der rasanten Abfahrt durchs Rappenalptal und den sonstigen Strapazen des Tages war ich wieder in Oberstdorf.

Für alle, die auch mal diese Tour machen möchten, sei noch gesagt, dass diese Etappe abgesehen von meinen unnötigen Abstechern zu Beginn und am Ende auf alle Fälle auch für einen Tag geeignet ist - bei entsprechend frühem Aufbruch am Morgen ist dann auch ausreichend Zeit zum Essen und Trinken. Alternativ bietet sich auch eine Übernachtung in der Mindelheimer Hütte bzw. der Fiderepaßhütte an. Jedoch sollte man bei der Tour die Kletterei nicht unterschätzen: zum einen ist es - besonders am Ende - sehr anstrengend, vor allem, wenn man diese Art der Belastung nicht so gewohnt ist (zwischen 1000 hm auf dem Bike und zu Fuß ist doch ein riesiger Unterschied) und zum anderen sollte die oberste Priorität bei der Kletterei stets die eigene Sicherheit sein. Also im Zweifelsfall alles etwas langsamer angehen als einen Absturz wegen Erschöpfung zu riskieren! Dort oben ist Hilfe unter Umständen nämlich weit weg ... Aber gerade die Passage über den Mindelheimer Klettersteig wird mir wohl noch lange in Erinnerung bleiben: Die Kombination aus Wandern und Klettern verbunden mit wirklich unbeschreiblichen Panoramen ist es wirklich wert, diesen beschwerlichen Weg zu wählen. Denn alternativ dazu führt zwar auch ein normaler Weg von der Mindelheimer Hütte zur Fiderescharte, der sich in weniger als der Hälfte der Zeit absolvieren läßt, doch da muß man natürlich auf die "Höhenluft" und die super Aussicht, egal wohin man schaut, verzichten :-)

Morgengrauen im Rappenalptal
Aussicht von der Mindelheimer Hütte
Senkrecht nach oben

Gratwanderung
Balanceakt
Hoch hinaus

Fiderepaßhütte von oben Eisenleiter Abstieg ins Rappenalptal


Bilanz: per Bike etwa 48 km bei zwei Touren (Zeitraum 30.09. - 07.10.2000), dabei ca. +1600 hm absolviert
zu Fuß ca. +1350 hm absolviert bei einer Tour (Zeitraum 30.09. - 07.10.2000)
Ich hatte zwei sehr nette Touren bei Oberstdorf, die richtig Spaß gemacht haben. Zwar ist die Region mehr zum Bergsteigen geeignet (z.B. Hindelanger Höhenweg oder Heilbronner Höhenweg), aber mein Abstecher mit dem Bike Richtung Nebelhorn war auch nicht schlecht. In den kommenden Jahren werde ich sicherlich noch das eine oder andere Mal nach Oberstdorf fahren und dann noch ein paar "fehlende" Bergtouren nachholen.