1. Tag: | Oberstdorf - Schrofenpaß - Lech - Warth - Flexenpaß - Arlbergpaß - St. Anton |
Stats: | 62,31 km - 12,71 km/h AVS - 4:54 h (10.00 - 17.45) - 65,4 km/h MAX - +1650 hm |
Nach einem stressigen Anreisetag haben wir immerhin noch knapp 8 Stunden
Schlaf getankt, bevor es mit den guten Wünschen unserer Gastgeber
auf zur ersten Etappe geht. Leichter Nieselregen begleitet uns schon zu
Beginn und kaum, dass wir den wahrscheinlich recht idyllischen
Freibergsee schnaufend erreichen, kommen sintflutartige Regenfälle
auf uns runtergeprasselt. Vom See ist somit nicht viel zu sehen ... Unser
Weg über Birgsau und Einödsbach ins Rappenalptal
entpuppt sich als weitestgehend geteerter Weg mit moderater Steigung.
Einzig und allein das ständige Wechseln der Klamotten aufgrund des
unberechenbaren Wetters nervt (mal ist es zu warm, mal zu kalt) ... Bei
einer kleinen Brotzeit an der Schwarzen Hütte ziehen insgesamt 11
Biker an uns vorbei, die, wie sich später herausstellt, zum Teil
auf identischer Route wie wir zum Gardasee wollen. Nach erneutem Umziehen
erreichen wir schließlich die Speicherhütte, von der es nur
noch schiebenderweise bzw. tragend weiter hinauf zum Schrofenpaß
geht. Der Anfang des Weges ist durch die Regenfälle der vergangenen
drei Wochen total morastig - und so was nennt sich Sommer ... Tim schiebt
sein Bike, während ich mir meines quer über die Schultern lege,
und als wir uns nach knapp 5 Minuten an einer kniffligen, weil rutschigen
Bachüberquerung wieder treffen, sieht Tim ein, dass Tragen doch die
deutlich bessere Alternative gewesen wäre: Seine kompletten Felgen,
seine Kette samt Schaltwerk sowie seine Maguras sind von einer dicken
schlammartigen Masse überzogen! Ein kurzes Bad des Bikes im Wildbach
löst den gröbsten Dreck, aber die Kette sieht alles andere als
gut aus ... Das nächste Stück des Weges kenne ich schon aus diversen Berichten aus dem Internet, so dass ich mich auf dem schmalen, abschüssigen Pfad recht vorsichtig bewege. Am Einfachsten ist es, falls schieben nicht mehr geht bzw. man sich dabei zu unsicher fühlt, das Bike links zu schultern. Rechts geht zwar notfalls auch, ebenso wie quer, jedoch sollte man dann genauestens schauen was Lenker, Laufräder und Sattel machen. Einmal irgendwo am Hang angeeckt und man fällt schneller als man denkt in die Tiefe! Die Überquerung einer etwa 10 m langen Eisenleiter, die über einen Abgrund führt, läßt noch mal ein wenig Abenteuerstimmung aufkommen und schon kurz darauf sind wir an der Paßhöhe(1687 m). Der Downhill nach Warth fällt komplett ins Wasser, da der Weg aufgrund tiefer Schlammlöcher, glitschiger Felsen etc. so gut wie gar nicht fahrbar ist. Laut Wegweiser haben wir noch knapp 27 km auf Asphalt bis St. Anton vor uns, doch die zwischenzeitliche halbstündige Schönwetterphase hat sich inzwischen zum kompletten Gegenteil umgekehrt. Es schüttet ununterbrochen, während wir anfangs noch im Pulk von 6 Bikern die Bundesstraße zum Flexenpaß erklimmen. Kurz nach Lech setzen wir uns zu zweit ab, da wir total unterkühlt und durchnäßt sind. Die Straßenpassage nach St. Anton ist alles andere als geeignet zum Biken, da es jedoch an sinnvollen Alternativen mangelt, radeln wir mit zwei kleinen Stopps um zu checken, ob Finger und Füße noch halbwegs funktionstüchtig sind, weiter zum Flexenpaß (1774 m). Die Abfahrt nach Rauz ist leider auch nur halb so gut wie bei trockener Witterung, zu mal eine dicke Nebelfront unsere Sichtweite auf maximal 20 m sinken läßt. Da wir beide ohne Licht unterwegs sind, ist die Abfahrt und der danach folgende Anstieg zum Arlbergpaß (1793 m) ziemlich riskant, da wir befürchten, dass die Autos uns zu spät sehen könnten. Tim fährt von nun ab vor, ich versetzt hinter her und dabei verlassen wir uns ganz auf unsere Reflektoren an Schuhen, Jacke und Rucksack ... Es geht zum Glück alles gut und wir sind beide mehr als froh, als wir endlich wieder "die Hand vor Augen sehen". Die Abfahrt vom Arlbergpaß durch diverse Tunnel-Gallerien macht riesigen Spaß, auch wenn es ziemlich finster ist, und schon kurz darauf sind es nur noch wenige Serpentinen bis zum Ziel. Ein kurzer Adrenalinschub folgt jedoch noch: bei Topspeed von knapp 65 km/h kann ich im letzten Augenblick noch neben die Fahrbahnbegrenzung ausweichen, da ein bergauffahrender Sportwagenfahrer meint, er müsse unbedingt ein anderes Auto überholen. Als ob ich mich in Luft auflösen könnte ... Nach dieser Abfahrt komme ich von oben bis unten zitternd in St. Anton an, Tim etwa 3 Minuten später. Wir steuern schließlich zielstrebig eine Unterkunft an, bei der ich im Vorfeld der Tour schon mal unverbindlich angefragt hatte und wir haben Glück: die Übernachtung haut hin, auch wenn es so kurzfristig kein Frühstück gibt ... Während Tim direkt in die warme Badewanne springt, da er schon leicht bläulich gefärbt ist, nutze ich noch die langen Ladenöffnungszeiten und kaufe das Nötigste für heute und den morgigen Tag. 20 Minuten später taue auch ich beim Baden wieder auf - das tut gut. Ein harter Einstiegstag, keine Frage, aber was soll man machen: Gegen das Wetter ist man nun mal machtlos ... |
2. Tag: | St. Anton - Verwalltal - Neue Heilbronner Hütte - Kops Stausee - Galtür - Ischgl |
Stats: | 47,36 km - 12,17 km/h AVS - 3:53 h (10.30 - 16.45) - 59,1 km/h MAX - +1300 hm |
Da unsere mehr als freundliche Vermieterin uns am Vorabend einen Heizlüfter
zur Verfügung gestellt hat, ist unsere Ausrüstung heute früh
tatsächlich komplett getrocknet. Nach dem gestrigen anstrengenden
und kräftezehrenden Einstiegstag steht heute ein verhältnismäßig
lockeres Programm an. So starten wir also in trockenen Klamotten bei erneutem
Nieselregen bergauf zum Hotel Mooserkreuz zurück, da unsere Unterkunft
am östlichen Ende von St. Anton gelegen ist ... Auf dem Weg nutzen
wir noch die Gelegenheit und besorgen uns zu je 40 ÖS die Zugtickets
zur Radreservierung für die Rückfahrt von Innsbruck nach St.
Anton. So haben wir auf dem Heimweg keinen Streß damit ... Die asphaltierte
Bikepiste zum Gasthaus Verwall fährt sich recht gemütlich, von
dort geht es am Verwall Stausee vorbei und letztendlich
auf Schotterpiste zur Konstanzer Hütte. Immer einige Meter oberhalb
der tosenden Rosanna strampeln wir diesen Abschnitt, wobei uns sogar erste
Altschneereste am Bachbett auffallen.
Ab der Konstanzer zieht sich der Weg ein wenig bis zur
Schönverwall Hütte, was jedoch auch eher an Wind und Wetter
als am Weg selber gelegen haben könnte ... Zum Glück haben wir
uns kurz vor der Hütte warm eingepackt, denn der Trampelpfad
bis zur Heilbronner Hütte geht mehr als 300 hm den Hang hinauf,
und dabei weht es kräftig. Fahrbar ist hier nichts, schieben ist
meines Erachtens auch nicht so praktisch, so dass ich die meiste Zeit
mit dem Bike auf dem Buckel den Berg raufwandere - nasse Füße
inklusive. Die letzten Meter zur Heilbronner Hütte sind dann noch
mal eine kleine Herausforderung, denn die Schotterpiste zieht steil bergauf
bis direkt an die malerisch vor der Hütte postierten 4 blau leuchtenden
Dixie-Toiletten ... Nach etwas längerer Rast und einem weiteren Regenschauer
genießen wir noch schnell die Aussicht
auf die vor uns liegende Abfahrt, dann stürzen wir uns auch schon
die rutschige Schotterpiste ins Tal. Nach ein paar Kilometern treffen wir zwei nette Biker, die uns die Orientierung abnehmen und uns den Weg zum Kopsstausee weisen. Die Abfahrt ist wirklich eine angemessene Entschädigung für den Aufstieg auf der anderen Seite und wäre natürlich bei trockenen Bedingungen deutlich zügiger und mit noch höherem Fun-Faktor zu fahren gewesen ... Am Stausee schießen wir bei plötzlich aufkommendem Nebel noch geschwind ein Foto, dann fahren wir mit den beiden anderen bis zum Gasthof Zeinisjoch und von dort weiter auf Schotter gemütlich am See entlang - für Spaß ist also schon mal gesorgt. Das kurze Asphaltstück bis Galtür ist schnell hinter uns gebracht, dann folgt ein unterhaltsamer Radwanderweg "über die Dörfer" bis nach Ischgl. Eine nette Passage am Ortseingang, bei der ein über die Ufer getretener Fluß den Weg knapp 15 cm hoch überspült hat, sorgt noch mal für eine feuchte Abwechslung, bevor wir uns auf die Suche nach unserer bereits gebuchten Unterkunft machen. Die beiden anderen fahren noch weiter bis zur Bodenalpe oder sogar darüber hinaus ... Eine leckere Portion Spaghetti sowie zwei kühle dunkle Bier runden den nicht allzu anstrengenden Tourentag schließlich ab. |
3. Tag: | Ischgl - Bodenalpe - Heidelberger Hütte - Fimberpaß - Val Sinestra - Sur En |
Stats: | 39,84 km - 9,58 km/h AVS - 4:09 h (09.45 - 18.00) - 71,9 km/h MAX - +1500 hm |
Endlich ist der Sommer da: Bei Sonnenschein und blauem Himmel starten
wir unsere dritte Etappe. Ein riesiges Frühstücksbuffet am Morgen
ist natürlich nicht sicher vor unserem Heißhunger und so fahren
wir gut gesättigt erstmal zur Post (damit die Lieben daheim wissen,
dass man noch lebt ...), bevor wir auf der anfangs doch recht steilen
Teerpiste in der bereits hochstehenden Sonne Richtung Bodenalpe strampeln.
Mit zwei kleinen Fotostopps gelangen wir also zu besagter
Alm, die sicherlich ein nettes Plätzchen zum Rasten gewesen wäre,
doch wir sind beide so gut im Tritt, dass wir ohne Pause
weiter Richtung Heidelberger Hütte fahren. Dabei testen wir auf halber
Strecke noch kurz unsere Kletterfähigkeiten
ohne Bike, genießen die traumhafte
Landschaft und mümmeln zwei Brötchen und diverse Corny-Riegel.
Die gesamte Auffahrt bis zur Heidelberger Hütte auf 2260 m erstreckt
sich zwar ab der Bodenalpe über knapp 8 km, jedoch läßt
sich die Schotterpiste super bewältigen. Unzählige kleine Bäche,
die den Weg kreuzen, sorgen für zusätzlichen Fun und so bringen
wir den Rest der Strecke ohne weitere Pause hinter uns. An der Hütte,
die bereits in der Schweiz liegt, nutzen wir die Gelegenheit zum Auffüllen
unserer Wasserreserven und nach 10 Minuten Durchatmen setzen wir auch
schon unseren Weg zum Fimberpaß fort. Die knapp 350 hm bis dorthin
schlängeln sich auf schmalem Pfad den Hang hinauf, wobei hier an
fahren nicht zu denken ist. Vielmehr konzentrieren wir
uns auf die herrliche Landschaft um uns herum, während wir mal schiebend,
mal tragend, aber zumindest immer ausreichend schwitzend der Paßhöhe
immer näher kommen. Die letzten 300
m legen wir uns noch mal richtig ins Zeug, bevor wir dann schnaufend,
aber zumindest auf dem Bike am Fimberpaß auf knapp 2600 m ankommen.
Die grandiose Aussicht ist eine mehr als angemessene Belohnung für
allen geflossenen Schweiß. Zu unserer Verwunderung haben wir hier
oben kein bißchen Schnee. Der folgende Downhill verdient zu recht das Prädikat traumhaft. Verschweigen sollte man dabei zwar nicht, dass ein paar kurze Passagen immer mal wieder geschoben werden müssen, aber gerade die Kniffligkeit der steilen Stücke mit engen Serpentinen stellt für uns beide eine echte Herausforderung dar. Kurz vor Ende dieser schier endlosen Trailpiste überqueren wir noch auf einer abenteuerlichen Brücke einen kleinen Fluß, bevor der Weg wieder breiter wird und wir ins Val Sinestra abfahren. Im Nachhinein stellt sich heraus, dass die ausgeschilderte Piste nach Ramosch die bessere Variante gewesen wäre, da wir auf engen Waldpfaden etliche Höhenmeter ins Tal runterrutschen, die man später allesamt wieder raufschieben bzw. -strampeln muß ... Außerdem haben wir uns wahrscheinlich auch mehrfach verfahren, doch irgendwie landen wir am Kurhaus Sinestra, von wo eine leicht zu fahrende Schotterpiste bis Sent führt. Auf einem kurzen, kurvenreichen Asphaltstück gelangen wir mit Topspeed nach Sur En. Vom dortigen Campingplatz sind es nur noch knapp 400 m nach rechts bis zum netten Gasthaus Val D'Uina, in dem wir uns mit zwei Transalp-Bikern aus dem schönen Schwabenländle das Massenlager teilen. Nach warmer Dusche und sehr teurem, aber dafür um so kleinerem Abendessen am Campingplatz fallen wir um 21:00 erschöpft in unsere Betten ... |
4. Tag: | Sent - Val d'Uina - Sesvenna Hütte - Schlinig - Schleis - Mals |
Stats: | 32,60 km - 9,87 km/h AVS - 3:18 h (09.05 - 15.25) - 68,0 km/h MAX - +1300 hm |
Der heutige Tag beginnt für uns schon um 6:45, da unsere Bike-Kollegen
früh weg wollen. Zwangsläufig sind wir somit auch wach und begeben
uns verschlafen zum Frühstück. Das Buffet ist wirklich super,
einziger Wermutstropfen dabei sind die horrenden Preise in dieser Region:
das Massenlager hat uns 55000 Lire gekostet, auf dem Campingplatz haben
wir für knapp 7 DM ganze 6 trockene Brötchen bekommen. Wir
freuen uns schon, wenn wir heute abend endlich in Südtirol sind und
uns die Riesenportionen Pizza und Pasta zu angemessenem Preis schmecken
lassen können ... Die steile Schotterpiste von Sur
En bis zur Alpe Uina Dadaint ist komplett
fahrbar, stellenweise jedoch recht heftig. Auf schmalem Pfad am Hang kann
man noch ein paar hundert Meter fahrend zurücklegen, bevor es dann
ernst wird: ab Beginn der Felsgallerie
des Val D'Uina ist schieben angesagt, doch das ist nicht
weiter tragisch, da man so die imposante Landschaft wesentlich besser
wahrnehmen kann. Bei der Durchquerung der Schlucht passieren wir zwei
in den Fels gesprengte Tunnel, in denen es fast komplett dunkel ist
und von deren Decke es zeitweilig doch recht stark tropft - eine willkommene
Erfrischung. Fast die gesamte Passage liegt im Schatten, weshalb wir in
unseren kurzen Bike-Klamotten doch manchmal etwas gefroren haben. Nach
Verlassen der Schlucht schlängelt sich ein Pfad
die restlichen knapp 2 km bis zur italienischen Grenze, noch ein kurzer
Anstieg bis zum Schlinigpaß und schon kurz darauf ist man an der
Sesvenna Hütte. Etwa an der Grenze
merkt Tim, dass er eine seiner Trinkflaschen bei unserer letzten Pause
kurz nach der Schlucht vergessen hat. Zurückfahren ist jedoch aus
zeitlicher Hinsicht nicht sonderlich sinnvoll und so setzen wir unseren
Weg mit einer Flasche weniger fort ... Schon im Val D'Uina selbst ist einiges los gewesen, doch das rege Treiben der Touristen (?) an der Hütte lädt nicht gerade zu einer längeren Pause ein. Dennoch lassen wir uns nieder, essen jeder einen Apfel und unsere trockenen Semmeln, füllen die verbliebenen Trinkflaschen auf und schon geht's ab zum Downhill. Am Vortag habe ich mir an den Armen und im Gesicht einen ordentlichen Sonnenbrand zugezogen, so dass ich heute nach erfolglosem Einschmieren (ich schwitze wohl zu viel ...) auf Nummer sicher gehe und die Abfahrt im Pulli absolviere. Die Piste ist wirklich super und hat landschaftlich wie fahrtechnisch einiges zu bieten. Lediglich die Massen an Wanderern sind ein größeres Ärgernis, vor allem, wenn sie in Viererreihen an den kniffligen Passagen den Weg dicht machen ... Schließlich wird der Weg zu einer schmalen Straße, die wir bis nach Burgeis runterdüsen. Mit Tempo 65 überholen wir einen mehr als schleichenden italienischen Fiat-Fahrer (ja, so was gibt's wirklich) und hängen uns an ein anderes Auto dran. Natürlich sollte man immer gut auf den Gegenverkehr achten, aber sonst ist es einfach genial die serpentinenreiche Straße "race-mäßig" zu absolvieren. Von Burgeis geht es auf holpriger, aber gut zu fahrender Bikepiste nach Schleis und von dort asphaltiert weiter bis Mals. Zum Abend genießen wir eine Riesenpizza bzw. Spaghetti und versorgen uns noch mit frischen Joghurts, bevor es früh ins Bett geht. Da ich im Massenlager kaum ein Auge zubekommen habe, bin ich mehr als froh wieder ungestört schlafen zu können, um die nötigen Kräfte für die zweite, doch deutlich schwerere Hälfte unseres Transalp-Trips zu sammeln. |
5. Tag: | Mals - Glurns - Prad - Stilfserbrücke - Sulden |
Stats: | 32,21 km - 12,94 km/h AVS - 2:29 h (09.30 - 13.45) - 62,0 km/h MAX - +1100 hm |
Nachdem wir uns bei unserer netten Vermieterin (89 Jahre alt!) verabschiedet
haben, schlagen wir uns mit den Bikes über den Wochenmarkt (welch
hektisches Treiben am frühen Morgen), um noch ein paar frische
Semmeln und Salami im dahinterliegenden SPAR-Markt zu kaufen. Die heutige
Etappe sieht auf dem Höhenprofil harmlos aus, und so brechen wir
voller Elan auf. Wir fahren anfangs auch brav nach Wegweiser, jedoch
biegen wir irgendwo falsch ab und irren ein wenig planlos durch ein
Industriegebiet kurz vor Prad. Letztlich finden wir
doch den Weg und ein Schild, das uns die Straße zum Stilfser Joch
weist. Die Straße ist super zu biken, unterwegs gibt es noch eine
kleine Pause am idyllisch dahin plätschernden Suldenbach
und schon kurz darauf erreichen wir die Stilfser Brücke. Der laut
Wegweiser empfohlene Wanderweg Nr. 13, durch man ein paar hundert Meter
Fahrstrecke spart und nicht nur auf der Straße bis nach Sulden
fährt, ist jedoch nicht sonderlich empfehlenswert. Anfangs ist
er steil und rutschig, später ziemlich zugewachsen ... Die zahlreichen
Insekten tragen ihr Übriges dazu bei, dass ich froh bin endlich
in die Straße nach Sulden einzubiegen. Einzig positiver Aspekt
dieser Route ist eine schöne Aussicht auf die Gabelung der Straße
bei Gomagoi - in südwestlicher Richtung geht es die weltberühmten
soundsovielen Kehren zum Stilfser Joch hinauf, in südöstlicher
Richtung, die wir einschlagen, geht es mühsam hinauf nach Sulden. |
6. Tag: | Sulden - Schaubach Hütte - Madritschjoch - Zufallhütte - Morter |
Stats: | 37,49 km - 10,37 km/h AVS - 3:36 h (08.15 - 15.30) - 63,8 km/h MAX - +1350 hm |
Das Wetter hat sich wieder beruhigt und aufgrund der geplanten Etappe
brechen wir bereit um 8:15 auf. Da die Seilbahn für uns beide nicht
in Frage kommt, machen wir uns an den wirklich harten Uphill
bis zur Schaubach Hütte (2573 m). Der Weg erstreckt sich über
knapp 5 km, die es jedoch mehr als in sich haben. Die Piste ist meist
grobschottrig und bei Steigungen von 20-25% und Transalpgepäck auf
dem Rücken nicht gerade easy zu meistern. Im Nachhinein frage ich
mich, wie ich mich überhaupt bis zur Hütte im Sattel gehalten
habe, denn die zunehmend dünner werdende Luft hat mir ganz schön
zu schaffen gemacht. Mit diversen "Luftholpausen" sind wir jedoch nach
1 1/4 h an der Hütte, die malerisch
umgeben von den zahlreichen 3000ern in der Sonne schimmert.
Der restliche Uphill bis zum Madritschjoch ist auch nicht
von schlechten Eltern, hier verzichten wir jedoch beide auf irgendwelche
Heldentaten und schieben die wirklich
steile Skipiste hinauf. Kurz vor dem
höchsten Punkt unserer Tour stapfen wir dann doch noch über
unser erstes und zugleich auch letztes Schneefeld, bevor wir schwer atmend
den Gipfel (3123 m) erreichen. Hier oben herrscht ein reges Treiben,
unzählige Touristen sind mit der Seilbahn in die höheren Regionen
vorgedrungen und freuen sich über ihr Dasein ... Wir sind die einzigen
Biker hier oben (wen wundert's) und nach obligatorischen Gipfelfoto
machen wir uns mit den Bikes auf dem Rücken vorsichtig an den Abstieg
- immer unter den ungläubigen Blicken der Wanderer, die uns teils
verwundert, teils bewundernd, nachschauen. Obwohl noch weitestgehend die Sonne scheint, ist es bitterkalt, denn der Wind pfeift unaufhörlich über den Kamm. Mit unserem kompletten Equipment am Mann geht es einigermaßen und nach 15 Minuten Abstieg wird der Wandersteig halbwegs fahrbar. Dennoch sollte man hier vorsichtig sein, denn bei den Massen an Fußgängern ist hier eine Konfrontation schnell vorprogrammiert. So gelangen wir also langsam, aber sicher Richtung Enzianhütte, doch auf halber Strecke stellt Tim entsetzt fest, dass sein Steuersatz, der schon zu Beginn der Tour Probleme bereitet hat, erneut locker geworden ist. Unsere Reparaturversuche fruchten leider nicht - das Ding hat einfach zuviel Spiel, wodurch bei der Abfahrt und beim Bremsen ein knirschendes, klackerndes Geräusch entsteht ... Na super, und zu allem Überfluß hat sich während unseres Stopps dichter Nebel um uns gebildet, der einher geht mit dunklen Regenwolken, die meinen, sich ausgerechnet jetzt über uns entladen zu müssen. Gegessen haben wir seit heute früh nichts, unser Trinken ist weitestgehend zur Neige gegangen, doch jetzt geht es erstmal darum aus dem Unwetter rauszukommen. So gut der defekte Steuersatz es zuläßt, rutschen wir den immer gefährlicher werdenden Wandersteig hinab, jedoch gibt es genug Passagen, die wir aus Sicherheitsgründen lieber schieben. Außerdem ist ein Großteil des Weges bis zur Enzianhütte mit tiefen Querrinnen durchzogen, von der eine zu meinem Verhängnis wird: Ich bin nicht weit genug hinter meinem Sattel und habe wohl auch nicht genug Schwung und schon bleibt mein Vorderrad in der Rinne stehen und mich schmeißt es kopfüber nach vorne. Geistesgegenwärtig fange ich mich mit meinen Händen ab, so dass ich keinen Überschlag mache. Gut, dass ich die Handschuhe anhabe, die den Aufprall zusätzlich abfedern. Kurz vor der Zufallhütte (2265 m) wird es für mich noch mal kritisch, da ich auf einem nassen Stein wegrutsche und mich nur durch einen Sprung von meinem Bike vor dem unweigerlichen Abgang den Steilhang hinunter rette ... Ich beschließe, den Rest des Weges zu schieben, da man sein Glück ja nicht übermäßig strapazieren soll. An der wunderschön gelegenen Hütte stelle ich fest, dass ich bei meinem letzten Abgang vom Bike meine Luftpumpe verloren habe und so mache ich mich zu Fuß auf den Rückweg. Nach 10 Minuten finde ich sie zum Glück und geselle mich dann rasch zu dem Rest der Leute, die sich schutzsuchend vor einem erneuten Wolkenbruch in der Hütte eingefunden haben. Während des Unwetters stellen wir beide fest, dass es wohl heute keinen Sinn mehr macht bis zur Tarscher Alm zu fahren, da die Abfahrt ins Tal schon lang genug dauert aufgrund des defekten Steuersatzes und eine Weiterfahrt im Gelände ohne Schlimmeres zu Riskieren einfach nicht möglich ist. Bei besserem Wetter wäre die Route über die Marteller Hütte und die Furkelscharte nach Pejo bestimmt in Betracht gekommen, da die geplante Route durchs Martelltal und am folgenden Tag über die Haselgruber Hütte viel Zeit kostet, doch unter den widrigen Bedingungen ist daran nicht zu denken. Nach kilometerlanger Abfahrt im Regen erreichen wir frierend und durchweicht (Tim hat am falschen Ende gespart und sich keine Regenhose mitgenommen ...) Morter, wo wir schnell in der einfachen Pension Daniel unterkommen. Die Vollendung des Transalp-Trips auf der geplanten Route ist nach dem heutigen Tag leider gestorben. Wirklich schade, aber es geht nun mal nicht ... Morgen werden wir auf der Straße in östlicher Richtung gen Meran radeln, hoffentlich Tims Bike reparieren und dann sehen, dass wir so weit es geht nach Süden gelangen. Für den letzten Tourentag ist dann eine Etappe von Cles in etwa über den Molveno See bis Riva geplant, womit wir zumindest in unserem Zeitplan wären ... |
7. Tag: | Morter - Latsch - Naturns - Meran - Gampenpaß - Fondo - Romallo |
Stats: | 88,94 km - 16,90 km/h AVS - 5:15 h (09.30 - 17.15) - 51,5 km/h MAX - +1300 hm |
Nachdem gestern Abend unsere Entscheidung notgedrungenermaßen
schon gefallen war, die Tour nur noch auf Straße zu beenden, haben
wir nach dem Frühstück eine grobe Übersichtskarte von
unseren Vermietern zur Hand genommen, um die heutige Etappe einschätzen
zu können. Wie nicht anders zu erwarten, regnet es bei der Losfahrt
mal wieder und kaum, dass wir die Straße von Morter ins Tal gefahren
sind, steht uns beiden auch schon das Wasser wieder in den sowieso noch
feuchten Schuhen ... So kämpfen wir uns kilometerlang über
die stark befahrene Straße nach Naturns, immer mit dem Hintergedanken,
die Tour doch noch zu beenden. Nach den super Erfahrungen auf der Transalp
V letztes Jahr kommt bei diesem Sauwetter einfach kaum noch Motivation
auf und durchgefroren wie wir sind, ist man eben nicht sonderlich happy
... Unsere Laune ändert sich leider auch nicht, nachdem wir erfolglos
insgesamt 5 Bike-Geschäfte abgeklappert haben. Was soll man machen,
es muß weitergehen und so machen wir uns von Meran auf den Weg
über den Gampenpaß Richtung Cles. Da wir komplett ohne Karte
dieser Region fahren, ist es schwer abzuschätzen, wie weit es noch
sein wird. Das erste Schild nach Meran ist jedoch nicht gerade ermutigend:
Gampenpaß 23 km. Diese "Warnung" nicht ernst nehmend, strampeln
wir also weiterhin bei Dauerregen die ersten paar km bergauf (jeden
km steht ein nettes Schild am Wegesrand, das einem vor Augen hält,
wie weit es noch bis zum Paß ist, jedoch nicht, wie hoch man bereits
ist ...). Bei km 15 bis oben dämmert mir so langsam, dass ich schon
mal von der Route über diesen Paß gelesen habe: soweit ich
mich erinnere, ist er knapp 1500 m hoch - Meran liegt auf knapp 300
m. |
8. Tag: | Romallo - Fondo - Mendelpaß - Bozen |
Stats: | 51,42 km - 21,03 km/h AVS - 2:27 h (9.00 - 12.00) - 53,4 km/h MAX - +700 hm |
Tja, wie sagt man so schön: Erstens kommt es anders, zweitens als
man denkt. Heute früh regnet es immer noch in Strömen, unsere
Klamotten sind über Nacht natürlich nicht getrocknet und irgendwie
ist die Stimmung ziemlich down. Auch die Wetterprognosen für die
kommenden Tage am Gardasee sind besch...en. Somit beschließen wir
nach etlichem Pro und Kontra unsere Tour heute nicht mehr in südlicher
Richtung fortzusetzen, sondern nach Bozen zu fahren und von dort den Zug
nach St. Anton zu nehmen. Die Entscheidung kam ziemlich spontan zustande,
denn an sich hatten wir uns beide auf einen extra (Ruhe-)Tag am Gardasee
gefreut, doch unter den Voraussetzungen ... Wie schon gestern machen wir
uns also ohne Karte bei erneutem Regen auf den Weg. Zunächst kurbeln
wir wieder zurück nach Fondo und von dort noch knapp 400 hm bis zum
Mendelpaß (1363 m). Auch bei dieser Auffahrt steht alle ein km in
Schild, um einem anzuzeigen, wie weit es noch ist, doch von Fondo sind
es nur 10 km. Getrieben von der Hoffnung bald wieder in trockenere Gefilde
zu kommen (-> Zug), legen wir uns also mächtig ins Zeug, um so schnell
es geht nach Bozen zu gelangen. Leider weiß ich nicht auswendig,
wann ein Zug dort Richtung Brenner wegfährt, aber je früher
wir da sind, desto besser. Da wir gerade so mit unseren letzten paar Lire
unsere Unterkunft in Romallo bezahlt haben, gibt es heute erstmal keine
Einkäufe, und wir fahren von ein paar Trinkpausen abgesehen in einem
Rutsch bis nach Bozen. Die Abfahrt vom Mendelpaß dauert bis ganz
nach unten knapp 23 km und wie auch schon am Vortag ist es bitterkalt.
Die Sicht ist durch die tiefhängenden Wolken mehr als beeinträchtigt,
doch was soll's: Augen zu und durch. Nach 15 km am Stück halte ich
total fröstelnd, durchnäßt und von oben bis unten besudelt
am Straßenrand an - erstmal meine Finger wieder langsam bewegen.
Vielleicht hätte ich doch wie Tim am Morgen die nassen Handschuhe
anziehen sollen, aber naja, jetzt ist es auch egal ... Nach einer kleinen Odyssee durch Bozen erreichen wir schließlich den Bahnhof. Die nicht allzu freundliche Dame an der Auskunft gibt mir mürrisch ein paar Daten für Züge in unserer Richtung und nach kurzem Hin und Her, Geldwechsel und Diskussionen am Schalter haben wir zumindest bis zum Brenner gültige Fahrradtickets. Die normalen Tickets, die wir bereits in Deutschland gekauft haben, können wir trotz Datierung ab 07.08. (also 2 Tage später) verwenden. Nach Umsteigen am Brenner und in Innsbruck, wo wir den knapp 90-minütigen Aufenthalt zum Einkaufen (endlich was zu essen!) nutzen, bringt uns ein IC bis nach St. Anton, wo wir glücklicherweise wieder in unserer bereits auf dem Hinweg besuchten Pension unterkommen. Zwar müssen wir uns beide noch mal knapp 15 Minuten als Möbelpacker betätigen, da die Vermieterin gerade am Umräumen war und ihre Zimmer zum Vermieten mit unzähligen Utensilien von ihrem Dachboden vollgestellt waren, doch das tut man ja gerne, wenn man schon so spontan aufgenommen wird. |
9. Tag: | St. Anton - Arlbergpaß - Flexenpaß - Warth - Lech - Schrofenpaß - Oberstdorf |
Stats: | 59,01 km - 16,10 km/h AVS - 3:39 h - 61,3 km/h MAX - +1150 hm |
Ich schlafe wie so oft in den vergangenen Tagen nicht sonderlich gut,
doch egal: heute geht es heim. Da die Zugverbindungen nach Oberstdorf
allesamt nicht so günstig sind und wir nicht noch einen Tag mit
der Rückreise vergeuden wollten, haben wir uns bereits im Vorfeld
der Tour dafür entschieden mit dem Bike die erste Tagesetappe andersrum
zu fahren. Prinzipiell gar nicht so schlecht, wie ich finde, jedoch
konnte ja keiner ahnen, dass uns heute die größten Überschwemmungen
und Unwetter in dieser Region seit Jahren bevorstehen sollten ... Der
Regen ist heftiger denn je, als wir langsam das Hotel Mooserkreuz passieren
um den Arlbergpaß diesmal von der anderen Seite zu erklimmen.
Wie unschwer zu erraten, sind wir mach wenigen Minuten wieder klitschnaß
und windig ist es auch noch ... Als wir uns nach knapp eineinhalb Stunden
in den Vorraum einer Bank in Warth flüchten, steht uns beiden schon
das Wasser seit längerem in den Schuhen. Ein wenig essen, ein wenig
trinken, dann geht es wieder raus in die Kälte. Wir kämpfen
uns weiter bis zur Bank in Lech, wo wir beide unsere Schuhe entwässern
und unsere bläulich gefärbten Füße in Toppits Gefrierbeutel
packen, bevor wir wieder in die Schuhe schlupfen. Die Tüten hatten
wir eigentlich als zusätzlichen Regenschutz für unsere Klamotten
im Rucksack verwendet, doch durch die isolierende Wirkung hoffen wir
nicht mehr so stark zu frieren. Auf der Straße ist die Feuerwehr
schon mehrfach im Einsatz, da einige Stellen stark über- bzw. unterspült
sind und Erdrutsche auf die Fahrbahn runtergekommen sind. Doch wir radeln
"quietschvergnügt" mittendurch ... |
Bilanz: | etwa 390 km in 8 Tagen (29.07. - 06.08.2000), dabei ca. +10200 hm absolviert |
Stats: | pro Tag durchschnittlich etwa 48,75 km - 3:45 h - +1275 hm |
Unsere zweite Transalp-Tour stand zwar nicht gerade unter einem günstigen Stern, da das Wetter diesmal nicht auf unserer Seite war und Tims Bike nicht ordentlich in Schuß war, aber dennoch war es erneut eine super Tour, die ich jederzeit wieder fahren würde. Landschaftlich war es noch besser als im vergangenen Jahr, falls man das überhaupt sagen kann und besonders die langen Abfahrten und die weitestgehend guten Auffahrten machten einen Riesenspaß (bei Sonne bestimmt noch mehr ...). Einzig schade war, dass wir nicht mehr über den Tarscher Paß und das Rabbijoch bis zum Gardasee gekommen sind, doch sonst gab es nichts zu bemängeln, so dass ich stark davon ausgehe, dass ich mich auch nächsten Sommer wieder auf das Abenteuer Transalp einlassen werde ... |