Dass ich noch mal in die Dolomiten fahren würde, war mir schon nach dem Urlaub 2002 klar gewesen. Zu vielfältig ist die Landschaft und sind die Möglichkeiten für tolle Bergtouren, als dass man alles im Rahmen eines Urlaubs erleben könnte. Also ging es nach der Tour am Ortler noch mal für einige Tage zum Klettersteig gehen in die Dolomiten. |
1. Tag: |
Karer See - Weg 18 - Kl. Latemarscharte - Latemarspitze - nähe Bivacco Rigatti - Oberer Valsordakessel - Forc. dei Campanili - Klettersteig - Großer Latemarturm - Gr. Latemarscharte - Bivacco Rigatti - Kl. Latemarscharte - Weg 18 - Labyrinthsteig - Weg 11 - Karer See |
Stats: | 12:40 h (07.05 - 19.45) - +2130/-2130 hm |
Wunderschöne Runde durch die Latemargruppe, die jedoch einiges an Kondition voraussetzt. Von der Kl. Latemarscharte zur Latemarspitze ein paar luftige ungesichterte Stellen auf dem Steig, aber insgesamt gut machbar. Der Klettersteig selbst war landschaftlich richtig spassig, da man mehrere Scharten mit tollen Tiefblicken quert, negativ hingegen war die Tatsache, dass die Sicherungen vielfach sehr alt waren und das Drahtseil mehrfach total am durchhängen war. Besondere Vorsicht war geboten. Der Labyrinthsteig zum Abschluß bot noch mal tolle Blicke in die Latemarwände, in deren Gipfelbereich man noch ein paar Stunden zuvor rumgekraxelt ist. |
2. Tag: |
Parkplatz nähe Grödner Joch - Via Ferrata Brigata Tridentina (Pisciadu-Klettersteig) - Rif. Pisciadu - Weg 666 - Coburger Weg - Rif. Boe - Piz Boe - Lichtenfelser Steig - Eisseespitze - Via Ferrata al Vallon - Rif. Franz Kostner al Vallon |
Stats: | 9:25 h (08.20 - 17.45) - +1460/-860 hm |
Einstieg in den Pisciadu-Klettersteig auf jeden Fall sehr zeitig
machen, da auf dem sehr beliebten Steig ansonsten häufiger
mit Stau zu rechnen ist ... Bis zur Wegteilung technisch ziemlich
einfach, wählt man dann die schwere Route sind ein paar knackige
Steilabsätze zu überwinden, bevor man dann über die
luftige Hängebrücke und leichtes Terrain zum Rifugio Pisciadu
gelangt. Etwas abseits der Hütte und des Trubels läßt
sich's wunderbar in der Sonne sitzen und Vespern. Weiterweg gen Rifugio Boe lang und durch eine große mondartige Landschaft, Coburger Weg im Vergleich zum Klettersteig einfach. An der Hütte war wieder ein reges Treiben, da unzählige Italiener mit der nahen Seilbahn raufgekommen sind, um dann den kurzen Marsch zur Hütte zu unternehmen. Ich habe schnell das Weite gesucht und bin zum Piz Boe aufgestiegen. Bis auf zwei kurze Stellen mit Blankeis ging dies problemlos, wobei einem auch etliche "Turnschuh-Touristen" entgegen kamen ... Am Gipfel schöne Ausblicke u.a. zur Marmolada und auf den Padonkamm. Der Abstieg über den Lichtenfelser Steig bot eine anregende, relativ leichte Kraxelei am Grat, danach bis zur Vallonscharte mit schönem kleinen Wasserfall auf gut 2750 m eine landschaftlich reizvolle Wanderung durch eine gigantische Steinwüste. Die Via Ferrata al Vallon forderte mich noch mal mehr als mir lieb war, denn zum einen ging es mehrfach senkrecht die Wand runter, zum anderen war die Route stellenweise mit dickem Eis überzogen und das Drahtseil hing am Ende von zwei Steilabsätzen einfach lose da anstatt am Fuß der Steilstufe verankert zu sein ... Mit der langen Tour in den Knochen mußte ich noch mal alle Konzentration zusammen nehmen für diese Passage. Ich war froh, als ich heil unten war und die Hütte nach wenigen Minuten erreichte. Dort konnte ich den Luxus einer Dusche genießen - mit eiskaltem Schneewasser ... Aber was soll's, nach und nach wurde mir schon wieder warm und beim geselligen Hüttenabend mit ein paar Bergkameraden aus Kassel klang der Tag gemütlich aus. |
3. Tag: | Rif. Franz Kostner al Vallon - Via Ferrata Piz da Lec - Boeseekofel - Crep de Mont - Weg 645 - nähe Crep de Sella - Parkplatz nähe Grödner Joch |
Stats: | 6:55 h (08.35 - 15.30) - +770/-1350 hm |
Mit ein paar der Bergkameraden aus Kassel ging es gemütlich
Richtung Boeseekofel. Der Klettersteig bot einige knackige Stellen,
die Leitern-Passage war zudem ziemlich luftig, doch die Kraxelei
machte uns allen Spaß, auch wenn das Wetter nach und nach
zu zog und wir schließlich am Gipfel angekommen kaum etwas
von der sonst wohl ziemlich schönen Aussicht hatten. Der Abstieg zurück zum Auto war nach kurzem Kraxeln über den Normalweg, von dem man noch mal einen tollen Blick auf die Leitern-Passage des Klettersteigs hatte, einfaches Gehgelände. Zwar insgesamt etwas langatmig, aber der schöne Blick ins Val di Mesdi entschädigte ein wenig für den langen Hatscher. Am Ende, als ich gerade beim Umziehen am Auto war, kam ein dicker Wolkenbruch hinunter. Ich hatte also wieder mal ein gutes Timing :-) Nach etwas Musik hören, relaxen und Organisieren einer Pizza sowie einer Zeitung ging es mit dem Auto weiter gen Passo Falzarego. Dort las ich in aller Ruhe die Zeitung und marschierte kurz vor Anbruch der Dunkelheit noch mal Richtung Sasso die Stria, den ich bereits aus dem Vorjahr kannte. Am blauen Stein überprüfte ich noch kurz meine Kletterfertigkeit und genoß von oben die Aussicht, bevor mich die inzwischen herangezogenen Regenwolken zur Rückkehr drängten. Leicht naß kam ich wieder ans Auto, trank noch ein Schlummerbier und wenig später fielen mir auch schon die Augen zu. |
4. Tag: Teil 1 |
Pso. Falzarego - Kriegsstollen - Rif. Lagazuoi - Piccolo Lagazuoi - Rif. Lagazuoi - Forc. Lagazuoi - Steig 20b - Bivacco della Chiesa - Einstieg Via Ferrata Tomaselli - Steig 20b - Forc. Grande - Forc. Travenanzes - Pso. Falzarego |
Stats: | 6:15 h (06.55 - 13.10) - +1060/-1060 hm |
Ich war sehr zeitig auf den Beinen und machte mich kurz vor
07:00 an den Aufstieg zum Kleinen Lagazuoi, nachdem ich mein
Auto auf dem (noch so gut wie leeren) Parkplatz an der Seilbahn
gestellt hatte. Die alten Kriegsstollen waren ein faszinierendes
Erlebnis, es gab viel zu sehen auf dem Weg bis zum Gipfel. Oben
konnte ich den noch etwas verschlafen dreinblickenden Übernachtungsgästen
der Hütte "Guten Morgen" sagen, während
ich gemütlich mein Frühstück mümmelte und
die Aussicht genoß. Schließlich kamen die ersten
Seilbahn-Touristen anmarschiert, so dass ich weiterzog Richtung
Lagazuoischarte und schließlich auf dem interessante Steig
20b das Bivacco della Chiesa erreichte. Von dort wollte ich an sich den anspruchsvollen Tomaselli-Klettersteig in Angriff nehmen. Nach kurzer Rast und Abwarten des Staus am Einstieg war ich dann soweit selbst einzusteigen, doch ein kritischer Blick nach oben zeigte, dass das Wetter wohl nicht mehr allzu lange halten würde. Bei Regen auf diesem Klettersteig zu sein wäre sicherlich nicht sonderlich angenehm und so entschied ich mich schweren Herzens für den Rückweg zum Auto. Schade. Aber ich würde sicher ein anderes Mal noch mal dorthin gehen und dann den Klettersteig absolvieren. Meine Entscheidung zur Umkehr sollte sich schon gut 30 Minuten später als goldrichtig erweisen, denn es waren dichte, dunkle Wolken aufgezogen, die die Gipfel umhüllten und die kurz darauf ihre Schleusen öffneten. Von der Travenanzesscharte hüpfte ich im Laufschritt den stellenweise steilen Pfad hinunter und kam somit weitestgehend trocken an meinem Auto an. Zahlreiche andere Wanderer, die ich dabei überholte, standen im wahrsten Sinne des Wortes im Regen, einige hatten noch nicht mal eine Jacke dabei ... Am Auto gab es dann noch mal trockene und wärmere Klamotten und nach etwas Relaxen fuhr ich schließlich weiter zum Kreuzbergpaß in den Sextener Dolomiten. |
4. Tag: Teil 2 |
Kreuzbergpaß - Weg 124 - Forc. Pian de la Biscia - Ruine Rif. O. Sala - Rif. Berti |
Stats: | 1:50 h (16.10 - 18.00) - +550/-230 hm |
Der Aufstieg zum Rifugio Berti war insgesamt nicht sonderlich schwer, zwischenzeitlich gab es mal eine steilere Passage, bei der der Untergrund aufgrund des Regens vom Nachmittag etwas rutschig war, aber das war's auch schon. Über einen netten Pfad am Hang entlang kam ich schließlich gegen 18:00 an die Hütte, in der ich zum Glück noch einen Schlafplatz ergatterte. Insgesamt waren noch drei Schlafplätze im Lager frei, wobei fast nur Italiener um mich herum waren ... Das Abendessen war dementsprechend vom Geräuschpegel her, aber ich ließ es mir trotzdem schmecken und ging nach längerem Plausch mit einem anderen Deutschen, der auch solo unterwegs war, halbwegs zeitig ins Bett. |
5. Tag: | Rif. Berti - Via Ferrata Aldo Roghel - Forc. Piccola di Stallata - nähe Bivacco Cadore - Via Ferrata Cengia Gabriella - Rif. Carducci - Forc. Giralba - Rif. Zsigmondy - Büllelejochhütte |
Stats: | 9:25 h (07.10 - 16.35) - +1630/-1020 hm |
Ohne Frühstück ging es zeitig los, den Trubel
auf der Hütte hinter mir lassend. Das Wetter schien
nicht sonderlich gut zu werden, wie ein Blick an den Himmel
und auf die italienische Wetterprognose, die in der Hütte
hing, zeigte, doch statt wieder den Weg zurück zum
Auto zu gehen wollte ich trotz allem die Klettersteige
Aldo Roghel und Cengia Gabriella angehen. |
6. Tag: | Büllelejochhütte - Rif. Zsigmondy - Alpinisteig - Elferscharte - Weg 124 - Weg 100 - Rotwandwiesen - Rif. Rudi - Kreuzbergpaß |
Stats: | 5:40 h (07.20 - 13.00) - +730/-1630 hm |
Nix war's. Kein sonniges Wetter. Immer noch leichter
Regen und kalt. Sehr ärgerlich, aber es war nicht
zu ändern. Wieder mal ohne Frühstück ging
es los Richtung Alpinisteig, wobei noch nicht klar war,
wie ich ab der Elferscharte genau weitermarschieren würde.
Der Alpinisteig war leider auch wieder nur ein feucht-fröhliches
Vergnügen, da das Wetter sich einfach nicht bessern
wollte. Bei schönem Wetter wäre es sicherlich
um ein vielfach spassiger gewesen, doch alles Jammern
half nichts. Leicht unterkühlt, aber am Ende zumindest
wieder ohne Regen, erreichte ich schließlich auf
dem netten Steig die Elferscharte. Es folgte eine längere Rast und ich grübelte, wie ich die Tour fortsetzen sollte. Auch wenn die Bedingungen nicht gut waren, wäre ich sicherlich auch noch zur Sentinellascharte und zurück zum Rifugio Bertio gekommen, selbst die Rotwand- Besteigung hätte ich nach den Erfahrungen vom Vortag wohl auch gepackt, aber zum einen wäre es nicht sonderlich einfach geworden und vor allem hätte es so gut wie keinen Spaß gemacht im Regen, bei Kälte und mit wenig Aussicht auf fast 3000 m rumzukraxeln. Ich beschloß also den Abstieg Richtung Rotwandwiesen und von dort zurück zum Kreuzbergpaß zu machen - alles andere erschien mir nicht sonderlich viel Sinn zu machen. Wozu sollte ich es auch erzwingen? So würde ich halt irgendwann anders nochmal in die Sextener Dolomiten fahren und dann bei hoffentlich besserem Wetter eine Runde drehen. Der steile Abstieg verlangte gute Konzentration, um nicht unverhofft zu stolpern, doch zumindest kam ich so zügig Richtung Tal. Zwischenzeitlich kam ganz kurz tatsächlich mal die Sonne durch, aber es sollte ein kurzes Intermezzo bleiben. Leider hatte ich keine Wanderkarte von dem Gebiet dabei, und im Rother ließ sich der genau Wegverlauf ab den Rotwandwiesen nicht wirklich ablesen. So folgte ich irgendeinem neu markierten Weg, der mich schließlich nach ein paar Minuten der Unsicherheit auf einen Weg brachte, der im Rother genannt war. Na also. So kam ich nach längerem Marsch schließlich wieder zurück zum Kreuzbergpaß, wo ich am Auto erst mal ausgiebig Flüssigkeit tankte und mir etwas zu essen genehmigte. Bei leichtem Nieselregen, der mich schon kurz nach den Rotwandwiesen wieder begleitet hatte, machte ich mich wenig später auf die Heimreise. |
Bilanz: | etwa +8300 hm in 6 Tagen (04.09. - 09.09.2003) absolviert |
Stats: | pro Tag durchschnittlich etwa +1380 hm |
Die Klettersteige in den Dolomiten waren nach der Tour am Ortler
ein herrlicher Ausklang des Bergsteigeurlaubs. Besonders die einsame
Tour durchs Latemar-Gebiet, die Sella-Runde und die Runde am Kleinen
Lagazuoi waren wirklich großartig. Ich genoß die Freiheit,
jeden Tag das zu unternehmen, wozu ich Lust hatte, unabhängig
zu sein und dabei die Faszination der Berge zu genießen.
Auch die drei Übernachtungen im Auto gingen in Ordnung, denn
zumindest hatte ich dieses Mal einen Schlafsack dabei und mußte
nicht allzu sehr frieren, wenngleich es nach wie vor nicht sonderlich
bequem war. Naja, man kann nicht alles haben in einem Polo :-)
Da ich jedoch ausreichend zu essen und trinken im Auto hatte und
dazu noch unzählige gute CDs, hat das schon alles gepaßt. |