Nachdem noch mal ein paar schöne Herbsttage angekündigt wurden, habe ich mich spontan entschlossen mit Andi noch mal eine gemeinsame Tour in Angriff zu nehmen. Viel zu planen gab es nicht, der Hindelanger Klettersteig war von uns beiden schon länger ausgeguckt worden, bisher hatte es aber aus verschiedenen Gründen noch nicht geklappt. Nach meinem Kurzausflug nach Oberstdorf im September sollte es nun aber endlich klappen. Da Andi jedoch nur eine Tour machen wollte, ohne Übernachtung, bin ich also selbst angereist. Nachdem ich am Freitag Abend noch auf einer Geburtstagsfeier war, ging's direkt im Anschluß gegen 23:30 auf die Autobahn gen Oberstdorf. Eine kurze Schlummerpause an einem Rastplatz bei Ulm, ein kleines Frühstück im Halbschlaf bei Oberstdorf, dann ging's kurz nach halb fünf per Bike hinauf Richtung Nebelhorn, wo ich später dann Andi und seinen Kumpel Martin treffen sollte. Wie so oft bei mir ging's also wieder mal nicht sonderlich erholsam in ein langes Wochenende, doch mir war's egal, Hauptsache noch mal drei schöne Tage in den Bergen. Ich wollte einfach noch mal einen schönen Saisonabschluß haben ... |
1. Tag: Teil 1 |
per Bike:Reute bei Oberstdorf - Schattenbergschanze - Vordere Seealpe - Edmund-Probst-Haus |
Stats: | per Bike: 10,90 km - 6,4 km/h AVS - 1:42 h (04.35 - 07.30) - 16,2 km/h MAX - +1130/-120 hm |
Im Halbschlaf ging es also hinauf Richtung Nebelhorn. Bis zur Vorderen Seealpe ging das auch noch recht gut, wenngleich ich doch noch ziemlich müde war. Wenig später war es dann vorbei mit fahren, die brutal steile Rampe mit Steigungsspitzen bis etwa 40% kannte ich schon von meiner Tour im Jahr 2000. Dieses Mal versuchte ich auch nicht allzu lange gegen den Berg anzukämpfen, schließlich stand der Hindelanger Klettersteig noch bevor, der genug Kraft kosten würde. Kurz vorm Edmund-Probst-Haus ließ die Steigung dann etwas nach, so dass ich die letzten Meter fahrend bewältigen konnte. Es war nun auch schon halbwegs hell, was das Wachwerden begünstigte. Nachdem ich ich einen geeigneten Parkplatz fürs Bike gefunden hatte, schob ich ein kleines Frühstück ein und machte mich dann schließlich auf den Weiterweg gen Nebelhorn. |
1. Tag: Teil 2 |
zu Fuß: Edmund-Probst-Haus - Geißfuß - Gundfuß - Nebelhorn - Hindelanger Klettersteig - letzte Scharte vorm Großen Daumen - Koblat-Höhenweg - Edmund-Probst-Haus |
Stats: | zu Fuß: 10:50 h (08.05 - 18.55) - +1080/-1080 hm |
Der Schlenker über Geißfuß und Gundfuß war wenig spaktakulär, da ich fast die ganze Zeit im Nebel unterwegs war. Die anfänglich schöne Morgenstimmung war gewichen und alles war grau in grau. Das angekündigte gute Wetter ließ also noch etwas auf sich warten. Naja, nicht zu ändern, so kraxelte ich also im Nebel zum Nebelhorn. Oben musste ich noch kurz warten, bis Andi und Martin in der Gondel angeschwebt kamen, dann ging's nach kleiner Lagebesprechung auch schon los zum Einstieg des Hindelanger Klettersteigs. Anfangs kraxelten wir noch ohne Sicherung, aber spätestens nach der ersten steilen Wand hatten wir alle unsere Sicherungsset an. Wir hatten alle viel Spaß bei der Kraxelei über die Wengenköpfe. In stetigem Auf und Ab, aber in meistens interessanter und selten schwieriger Wegführung näherten wir uns Stück für Stück dem Großen Daumen. Der Abstecher auf diesen Gipfel musste jedoch zeitbedingt gestrichen werden, da Andi und Martin noch die letzte Gondel erwischen mussten. Am Ende der schönen Genußkletterei über den langen Grat trennten wir uns dann schließlich. Ich gönnte mir noch eine Rast, während die beiden schon zurück zur Seilbahn marschierten. Für mich schien der Abstecher zum Großen Daumen ebenfalls zu weit an diesem Tag, schließlich würde es auch schon recht früh dunkel werden und ich war ja nach wie vor recht müde. Also schwenkte ich schließlich auch auf den Koblat-Höhenweg ein und kam kurz vor Beginn des Sonnenuntergangs zum Edmund-Probst-Haus. Ich genoß das herrliche Schauspiel der untergehenden Sonne von meinem Logenplatz und freute mich sehr, dass ich mit meiner Zeitplanung so gut hingekommen war. Als es dann kalt wurde, raffte ich mich wieder auf und machte mein Bike für die Abfahrt fertig. |
1. Tag: Teil 3 |
per Bike: Edmund-Probst-Haus - Vordere Seealpe - Schattenbergschanze - Reute bei Oberstdorf |
Stats: | per Bike: 10,90 km - 16,9 km/h AVS - 0:46 h (19.05 - 20.15) - 34,2 km/h MAX - +120/-1130 hm |
Die Abfahrt verlief ohne Zwischenfälle und war auch mit meiner normalen Cateye-Lampe kein Problem. Die steilen Rampen hinunter zu fahren war ein anspruchsvoller Test für die Bremsen, aber es klappte alles gut. In Oberstdorf angekommen, rollte ich zielstrebig zur nächsten Pizzeria, die ich schon bei der Auffahrt in der Fußgängerzone ausgemacht hatte. Nach kurzer Wartezeit konnte ich mich dann mit der dampfenden Pizza auf einer Bank in der Nähe niederlassen und nahm somit zumindest ein paar der verlorenen Kalorien wieder zu mir. Nach dem guten Essen kurbelte ich noch das kleine Stück den Berg hinauf zu meinem Auto. Dort wurde noch die Ausrüstung verstaut und für den Folgetag alles zurecht gelegt, ein Schlummerbier konsumiert und dann kroch ich auch schon in meinen Schlafsack und döste ein. Nach diesem langen Tag Schlaf zu finden, war kein Kunststück, insgesamt war ich immerhin fast 15 h auf den Beinen gewesen ... Aber es war ein erlebnisreicher und nicht zuletzt auch aussichtsreicher Tag! |
2. Tag: Teil 1 |
Reute bei Oberstdorf - Walserschanz - Riezlern - Hirschegg - Mittelberg - Wildental - Fluchtalpe |
Stats: | per Bike: 17,15 km - 11,0 km/h AVS - 1:33 h (07.30 - 09.25) - 39,6 km/h MAX - +570/-130 hm |
Anstatt mit dem Auto ins Kleinwalsertal zu fahren und von dort per pedes zu starten, nahm ich mein Bike und kurbelte auf stellenweise recht netten Wegen so weit es ging abseits der Straße bis zur Fluchtalpe. Durch den zeitigen Start am Morgen hatte ich ein paar Reserven nach hinten hin, denn wie lange ich für den Mindelheimer Klettersteig von der Seite aus benötigen würde, wusste ich nicht genau. Für alle Fälle hatte ich zumindest mal eine Taschenlampe dabei und etwas Geld, um ggf. noch direkt auf der Rückfahrt im Kleinwalsertal Abend zu essen. Beides sollte sich als sehr gute Entscheidung herausstellen ... |
2. Tag: Teil 2 |
Fluchtalpe - Fiderepasshütte - Mindelheimer Klettersteig - Kemptner Scharte - Hintere Wildenalm - Fluchtalpe |
Stats: | zu Fuß: 10:25 h (09.50 - 20.15) - +1350/-1350 hm |
Der Aufstieg zur Fiderepasshütte zog sich etwas in die Länge und lag anfangs auch noch im Schatten, so dass es eine gewisse Zeit brauchte, bis mir warm wurde. Oben erwartete mich aber die Sonne und ich gönnte mir eine recht ausgiebige Rast auf der Wiese. |
2. Tag: Teil 3 |
Fluchtalpe - Wildental - Innere Wiesalpe - Hirschegg - Breitachweg - Riezlern - Reute bei Oberstdorf |
Stats: | per Bike: 16,38 km - 17,0 km/h AVS - 0:57 h (20.50 - 22.35) - 59,4 km/h MAX - +130/-570 hm |
Während die beiden noch weiter zu Fuß ins Tal mußten um von dort dann noch nach Riezlern zu trampen oder ein Taxi zu nehmen, ging's für mich von der Fluchtalpe per Bike zurück gen Oberstdorf, so oft es ging auf ein paar netten Wegen entlang der Breitach. Cool! Auf den Nebenwegen durch den dunklen Wald stieß meine Lampe zwar an ihre Grenzen, aber witzig war es auf jeden Fall. Die Müdigkeit überfiel mich dann erst am Auto, das Schlummerbier hätte ich mir sparen können nach dieser Tour ... Wenigstens hatte ich unterwegs noch eine Pizza in Hirschegg bekommen, nach dem langen Tag mit Müsliriegeln, Äpfeln und Keksen war etwas Handfestes durchaus wohltuend. |
3. Tag: Teil 1 |
Reute bei Oberstdorf - Walserschanz - Außerschwende - Mahdtal |
Stats: | per Bike: 8,22 km - 13,4 km/h AVS - 0:37 h (08.15 - 08.55) - 41,4 km/h MAX - +200/-50 hm |
Die letzte Tour bin ich dann etwas softer angegangen, ich habe in Ruhe gefrühstückt, noch ein bissl Musik im Auto gehört, dann bin ich gemütlich Richtung Mahdtal losgestrampelt. Wie lange die angedachte Tour tatsächlich dauern würde, wußte ich im Vorfeld nicht genau, da ich die Gehzeiten nur anhand der Karte schätzen konnte, aber ich ging davon aus noch vor der Dunkelheit zurück in Oberstdorf zu sein. Und für den Ernstfall war wieder mein Licht dabei ... |
3. Tag: Teil 2 |
Mahdtal - Naturbrücke - Au - Auenhütte - Ifenhütte - Hoher Ifen - Bergstation Ifen 2000 - Gottesackerplateau - Windecksattel - Mahdtal |
Stats: | zu Fuß: 9:05 h (09.05 - 18.10) - +1530/-1530 hm |
Das gemütliche Warmlaufen zur Naturbrücke am Schwarzwasser entlang war nach den beiden langen Tagen zuvor recht angenehm, und dem entspannten Plätschern des Baches zuzuhören war ebenfalls nett. An der Auenhütte war es dann aber kurzzeitig vorbei mit der Idylle, denn zahlreiche Seilbahntouristen machten von der Bahn Gebrauch um Richtung Gottesackerplateau zu schweben ... Ich beschleunigte also meinen Schritt, um schnell wieder von dem Trubel wegzukommen. Ab der Ifenmulde wurde der Weg dann wieder interessanter und als ich erkannte, wie der genaue Wegverlauf auf den Hohen Ifen war, freute ich mich umso mehr, dass ich mich für diese Tour entschieden hatte. Der bis dato sehr einfache Steig machte einen Knick nach links und führte in steileren Serpentinen zur Felswand, um dort dann in die Felswand zu münden. Bis zum Ausstieg etwas unterhalb des Gipfelplateaus war der Steig zwar auch nicht besonders schwierig, aber Trittsicherheit war auf jeden Fall angebracht und hier und da das Drahtseil zu nutzen konnte man auch in Betracht ziehen. Auf jeden Fall machte die Kraaxelei durch die insgesamt sehr abweisend aussehende Felswand viel Spaß. |
3. Tag: Teil 3 |
Mahdtal - Außerschwende - Breitachweg - Walserschanz - Reute bei Oberstdorf |
Stats: | per Bike: 9,48 km - 12,0 km/h AVS - 0:47 h (18.15 - 19.05) - 48,6 km/h MAX - +160/-310 hm |
Zwar war es dann doch schon recht weit gedämmert, als ich zurück nach Oberstdorf geradelt bin, aber nichtsdestotrotz habe ich es mir nicht nehmen lassen den Breitachweg zu wählen statt die Straße zu fahren. So habe ich noch ein paar kleine Trail-Einlagen (schmale glitschige Holzverbauungen am Ufer sowie ein paar Wurzeltrails) gehabt, bis ich dann kurz nach 19:00 endlich unbeschadet am Auto ankam. |
Bilanz: | etwa 75 km per Bike, dabei ca. +2250 hm absolviert
in 3 Tagen (23.10. - 25.10.2004) zu Fuß etwa +4000 hm in 3 Tagen (23.10. - 25.10.2004) |
Stats: | per Bike pro Tag durchschnittlich etwa 25,00
km und +750 hm zu Fuß pro Tag durchschnittlich etwa +1300 hm |
Die gut 900 km Fahrerei haben sich voll gelohnt. Das Wetter war
drei Tage lang bestens geeignet zum Bergsteigen, lediglich am Samstag
vormittag war es noch etwas wolkenverhangen, danach hat's super gepaßt.
Drei Nächte im Auto zu verbringen hatte zwar ehrlich gesagt nicht
allzu viel mit Komfort zu tun, aber ich habe versucht das Beste daraus
zu machen. Mit warmen Socken im Schlafsack eingemummelt, ein Stirnband
gegen kalte Ohren und eine kalte Nase, so habe ich irgendwie die Nächte
überstanden, wenngleich erholsamer Schlaf sicher etwas anderes
ist. Naja, was soll's. Da die Hütten schon zu hatten und ich
keine Ausrüstung für ein richtiges Biwak hatte und auch
wenig Lust gehabt hätte, alle Lebensmittel und die Ausrüstung
drei Tage mit mir rumzuschleppen, fiel die Entscheidung fürs
Auto trotz allem recht schnell. Eine Pension schied aus, da ich morgens sehr zeitg los wollte und in der Regel dann kein Frühstück zu bekommen war. So hatte ich volle Flexibilität und war unabhängig. Im Nachhinein war es sicher eine gute
Entscheidung das Auto als Basislager zu nutzen, so konnte ich immer mit Tagesrucksack losziehen, abends
gab's frische Sachen, Essen und Trinken und natürlich
gute Musik. My car is my castle :-) |