Leider fiel die Tour wieder in die Kategorie "außer Spesen nichts gewesen", denn uns hat zum wiederholten Male das Wetter einen Strich durch die Rechnung gemacht. Selbst das Ausweichen auf den Normalweg als Aufstiegsroute statt Hintergrat bzw. Meraner Weg hatte keinen Sinn, auch die Bergführer haben an dem Tag keinen Gipfelversuch mit ihren Kunden unternommen. Das angekündigte Hoch kam mindestens einen Tag zu spät für uns ... Aber besser wieder einmal umgekehrt als auf der Titelseite der Dolomiten-Zeitung zu landen wie zwei Bergsteiger aus Duisburg, die zwei Tage zuvor am Ortler-Normalweg in der Nähe der Eisrinne in den Tod gestürzt sind.
Aufgrund des tollen Wetters nach Abbruch des ersten Ortler-Versuchs mit Andi fasste ich sehr spontan nach der Radl-Tour am Eisjöchl den Entschluß am letzten Urlaubstag noch mal solo am Ortler mein Glück zu versuchen. Mich reizte die Erkundung des anspruchsvollen Meraner Wegs bis zum Pleisshorn, über den ich mich daheim schon ausgiebig informiert hatte. Nach einer kurzen und etwas kühlen Nacht im Auto startete ich morgens gegen 04:00 an den Heiligen Drei Brunnen bei Trafoi und über die Berglhütte ging es dann zum Meraner Weg. Kurz vorm Pleisshorn angekommen war dann wieder klar, dass es erneut kein Wetter für den Gipfel war. Vor der inzwischen installierten Leiter und dem Übertritt auf den Gletscher ging es dann also wieder an den Rückweg. Ob ich bei guten Bedingungen alleine weiter wäre, ist aber auch fraglich, denn solo über den spaltenreichen Gletscher zu marschieren ist sicherlich nicht risikofrei. Ggf. hätte ich mit anderen Bergsteigern eine Seilschaft gebildet, Seil und sonstige Gletscherausrüstung hatte ich ja im Rucksack dabei, aber bei den ungünstigen Wetterbedingungen stellte sich die Frage nun eh nicht mehr, es hiess nun wieder heil den Berg runter zu kommen im leichten Nieselregen.
Der Abstieg hatte es noch mal in sich, eine Stelle II-III, die schon im Aufstieg erhöhte Vorsicht erforderte, war runterwärts bei etwas Nässe nicht allzu gut zu klettern und sorgte noch mal für ein bissl Adrenalin, doch danach ging's dann wieder besser und ich kam gut an der Berglhütte an. Der restliche Abstieg zurück zum Auto war dann nur noch Formsache.
Letztlich war ich froh wieder gesund heruntergekommen zu sein. Es war aber wohl noch nicht der letzte Versuch am Ortler. Das Timing fürs stabile Wetter muss einfach besser werden - bei guten Bedingungen ist die Tour auf jeden Fall machbar, da sind Andi und ich uns sicher. Aber erzwingen kann man an solch einem Berg nichts. Mal sehen, ob sich 2007 eine neue Chance ergibt ... Nun fehlt ja eigentlich nur noch eine Erkundung des Hintergrats, dann sind alle gängigen Sommer-Aufstiegsvarianten angetestet :-) Für den Winter blieben sonst ja auch noch die Aufstiegsvarianten durch die Minnigeroderinne oder ebenfalls von der Berglhütte ausgehend die Trafoier Eisrinne. Better luck next time ...
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