Die Idee zu einer längeren Rundtour im Karwendel entstand schon im vergangenen Spätsommer, doch damals entschied ich mich letztlich für die Dolomiten. Da aufgrund des Zeitraums für meinen letzten Urlaub dieses Jahr ein Biketrip zum Saisonabschluß nicht mehr viel Sinn machte, griff ich die Idee vom Vorjahr also wieder auf und bastelte mir in wenigen Stunden eine anspruchsvolle Rundtour durchs Karwendel zusammen. Alleine durch Studium der Landkarte und des Klettersteigführers war die Etappenplanung bereits zu 90% fertig, die noch nötige Feinplanung erfolgte dann (wie inzwischen gewohnt) übers Internet. Wichtig war mir, dass ich viele der schönen Klettersteige absolvieren konnte, da dies in einer knapp einwöchigen Rundtour doch deutlich einfacher war als in Wochenendtour, bei denen verhältnismäßig viel Zeit mit Zu- und Abstiegen verbracht werden mußte. Zudem wollte ich auf jeden Fall die Ödkarspitz-Überschreitung inkl. Birkkarspitze in Angriff nehmen, die mir schon länger vorschwebte und die sich nun bestens in die Etappenplanung integrierte. Unterwegs blieben aber, wie das eigentlich immer sein sollte, auch noch ausreichend Möglichkeiten um bestimmte Streckenabschnitte zu ändern oder im Ernstfall auch die eine oder andere Hütte auszulassen.

Nachdem ich im Internet geprüft hatte, dass alle relevanten Hütten noch bis mindestens 05.10. geöffnet haben würden dieses Jahr, habe ich noch die Halleranger Alm reserviert, aber dort hieß es nur, ich solle einfach vorbei kommen. Zu gut deutsch, es war nicht mit allzu vielen Übernachtungsgästen zu dieser Jahreszeit und dazu noch unter der Woche zu rechnen. Sollte mir recht sein, mehr Platz und Ruhe im Matrazenlager für mich :-) Somit sparte ich mir also weitere Reservierungen auf den Hütten und nahm lediglich für den Fall der Fälle alle Telefonnummern mit.

Am 27.09. ging es dann schließlich los gen München, wo ich noch Anja, die wir auf Transalp 2003 kennengelernt hatten, übers Wochenende besuchte. Sie hatte am Sonntag Geburtstag und so feierten wir bei ihr ein wenig. Außerdem war ja auch "Wies'n-Zeit", so dass wir auch einen kleinen Abstecher dorthin machten. Am Montag früh ging's dann im Morgengrauen auf die A95 gen Garmisch und gegen 07.30 war ich schließlich in Mittenwald. Ursprünglich war geplant ab Scharnitz oder noch besser ab Gießenbach loszuwandern, aber da ich mir nicht sicher war über die dortige Parkplatzsituation und nur die kostenpflichtigen Parkplätze eingangs im Karwendeltal kannte, entschied ich mich für Mittenwald als Startpunkt, denn dort hatte ich schon mehrfach ohne Probleme mein Auto für einige Tage stehen gehabt. Somit mußte ich zwar zunächst mal etwas mehr als eine Stunde durchs Tal latschen bis zur Scharnitzbrücke, von der es dann wie schon des Öfteren ins Karwendeltal gehen sollte, aber nun ja, es gibt Schlimmeres. Somit fiel also kurz vor 8 Uhr im leichten Nieselregen der Startschuß zu einer herrlichen Rundtour durch viele der schönsten Ecken im Alpenpark Karwendel. Trotz des nicht gerade idealen Wetters war ich bester Dinge, dass es zum einen die kommenden Tage wettermäßig noch besser werden würde und vor allem, dass ich so oder so meinen Spaß haben würde und tolle Touren machen würde. Ich sollte mich nicht täuschen ...

1. Tag: Mittenwald - Scharnitz - nähe Ghf. Wiesenhof - Pleisenhütte - Hinterkar - Notbiwakschatel - Seekarscharte - Marxenkar - Brendelsteig - Karwendelhaus
Stats: 10:45 h (07.55 - 18.40) - +2040/-1230 hm



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Weg ab der Pleisenhütte Richtung Hinterkar Biwakschachtel nähe Seekarscharte


2. Tag: Karwendelhaus - Brendelsteig - Ödkarspitzen - Schlauchsattel - Birkkarspitze - Notbiwak - Weg 225 ins Hinterautal - Kastenalm - Halleranger Alm
Stats: 11:15 h (07.15 - 18.30) - +1830/-1830 hm



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Tagesbeginn vor dem Karwendelhaus Mein Frühstücksplatz am Brendelsteig

Blick zurück beim Aufstieg zu den Ödkarspitzen Die Ödkarspitzen von unten

Tolles Panorama mit den Seekarspitzen

Westliche Ödkarspitze
Der scharfe Grat der Ödkarspitzen Tolle Wanderung über die Ödkarspitzen

Fantastische Aussicht bei den Ödkarspitzen Gipfelfreude auf den Ödkarspitzen 1a-Panorama an den Ödkarspitzen

Blick zurück auf den Grat der Ödkarspitzen Birkkarspitze mit dem Notbiwak Der Grat der Ödkarspitzen in all seiner Pracht

Diesen stellenweise luftigen Grat mußte man abklettern ... An der Birkkarspitze
Tiefblick bei der Birkkarspitze

Im tiefschottrigen Birkkar
Rast im Birkkar
Endlich Wasser nach dem Birkkar ...

Blick zurück zum Birkkar Kurz vor Mündung ins Hinterautal Super Karwendel-Panorama nach der Kastenalm


3. Tag:
Teil 1
Halleranger Alm - Durchschlag - Nord(-West)grat zur Speckkarspitze - (Süd-)Westgrat - Weg 222 - Bettelwurfhütte
Stats: 4:35 h (07.55 - 12.30) - +1050/-740 hm



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Nach dem Durchschlag beim Aufstieg von der Halleranger Alm   Tiefblick beim Aufstieg zur Speckkarspitze   Blick zu den Bettelwürfen von der Speckkarspitze

Am Gipfel der Speckkarspitze
Der luftige Grat von der Speckkarspitze war im Abstieg zu nehmen ...

3. Tag:
Teil 2
Bettelwurfhütte - Klettersteig Kl. Bettelwurf - Verbindungsgrat/Klettersteig zum Gr. Bettelwurf - Bettelwurfhütte
Stats: 4:25 h (13.05 - 17.30) - +740/-740 hm



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Gipfel des Kleinen Bettelwurfs   Harter Kampf im Regen bis zum Großen Bettelwurf   Schöne Abendstimmung an der Bettelwurfhütte


4. Tag: Bettelwurfhütte - Weg 222 - Lafatscher Joch - Issjöchl - Törl - Lattenspitze - Pfeiser Spitze - Stempeljoch - nähe Kreuzjöchl - Rumer Spitze über Ostgrat - Westgrat zum Rumer Joch - Arzler Scharte - Pfeishütte
Stats: 9:20 h (08.00 - 17.20) - +1340/-1490 hm



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Morgens an der Bettelwurfhütte

Panorama nach der Bettelwurfhütte zum Stempeljoch

Stempeljoch-Panorama   Gämsen Nähe Lafatscher Joch   Frühstück am Lafatscher Joch

Bettelwurf-Panorama vom Törl   Blick über Innsbruck bis in die Zentralalpen   Die Rumerspitze von der Lattenspitze aus

Bettelwürfe, Speckkarspitze und Lafatscher Joch
Von rechts kommend wurde dem Drahtseil folgend unten durch diese Wand geklettert ...
Endlich an der Pfeiser Spitze

Blick zum Stempeljoch beim Weg zu Kreuzjöchl und Rumer Spitze Blick zur Arzler Scharte und Mandlscharte beim Aufstieg zur Rumer Spitze
Leichte Gratkletterei am Westgrat der Rumer Spitze

Rumer Spitze
Der Ostgrat der Rumer Spitze war stellenweise nicht ohne im Abstieg ... Der ausgesetzte Ostgrat von der Rumer Spitze ...

Meine Schlüsselstelle des Ostgrats: Kurz vorm Ende mußte von rechts oben kommend hier abgeklettert werden ...   Blick zu Stempeljoch und Pfeiser Spitze   Wunderbarer Sonnenuntergang an der Pfeishütte


5. Tag: Pfeishütte - Mandlscharte - Goetheweg - Bergstation Hafelekar - Innsbrucker Klettersteig Teil I - Langer Sattel - Innsbrucker Klettersteig Teil II - nähe Frau Hitt Sattel - Gipfelstürmerweg - Rast - Solsteinhaus
Stats: 10:00 h (07.45 - 17.45) - +1650/-1750 hm



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Aufstieg zur Mandlscharte   Panorama von der Mandlscharte   Mandlspitze vom Goetheweg

Blick zurück auf den Goetheweg Herrmann-Buhl-Weg über den Dächern von Innsbruck
Gut bevölkerte Einstiegswand am Innsbrucker Klettersteig

Seegrubenspitze am Klettersteig mit der Hafelekar-Bergstation
Der weitere Wegverlauf am Innsbrucker Klettersteig
Schöne Aussicht am Innsbrucker Klettersteig

Die Pendelbrücke am Innsbrucker Klettersteig
Blick vom Klettersteig auf den Langen Sattel
Abenteuerlicher und luftiger Drahtseilakt durch diese Scharte ...

Blick zurück zur Kemacherspitze kurz vorm Langen Sattel Westliche Sattelspitze: Bei starkem Unwetter inkl. Sturmböen hieß es die Regenhose dort oben anzuziehen ...
Die 25 m Direttissima im Abstieg zum Ende des Innsbrucker Klettersteigs waren bei den Bedingungen hart an der Grenze des Machbaren ...

Überglücklich: Innsbrucker Klettersteig und Unwetter überstanden! Blick zur Erlspitze von oberhalb des Großen Kristentals


6. Tag: Solsteinhaus - Freiung Höhenweg - Ursprungsattel - Weg 17 - Weg 74 durchs Wimmertal - Eppzirler Tal - Gießenbachtal - Gießenbach - Scharnitz - Mittenwald
Stats: 7:30 h (07.50 - 15.20) - +760/-1610 hm



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Großer Solstein am Morgen vom Freiungen Höhenweg   Schöne Wolkenspiele über dem Inntal   Abenteuerlicher Wegverlauf am Freiungen Höhenweg

Über den Wolken: Das Inntal und die frisch "eingezuckerten" Zentralalpen liegen vor mir! Rast am Gießenbachtal nach Abstieg vom Ursprungsattel: Nun noch 2 1/2 h durchs Tal zum Auto in Mittenwald ...


Bilanz: etwa +9400 hm in 6 Tagen (29.09. - 04.10.2003) absolviert
Stats: pro Tag durchschnittlich etwa +1560 hm
Wieder einmal habe ich eine tolle Tour im Karwendel erlebt! Das Landschaftsbild ist einfach herrlich und selbst wenn ich nur 6 Tage unterwegs war, habe ich doch einen Großteil vom Karwendel erwandert bzw. erklettert und viel gesehen und erlebt. Vom Wetter her hatte ich nicht ganz so viel Glück wie etwa im Herbst 2001, aber ich habe wie gewohnt das Beste draus gemacht und meinen Spaß gehabt. Alleine die Ödkarspitz-Überschreitung mit anschließender Birkkarspitz-Besteigung bei herrlichen Wetter wird mir sicher sehr lange in bester Erinnerung bleiben. Unter die Rubrik "noch mal gut gegangen" fällt hingegen eher der zweite Teil des Innsbrucker Klettersteigs im übelsten Unwetter, das hätte nicht sein müssen ... Ich war am Ende beim Frau-Hitt-Sattel mehr als froh, dass ich heil oben runtergekommen war und am Schluß bei der 25 m Direttisima nicht vom heftig wehenden Wind aus der Wand runtergefegt worden bin ...

Unabhängig davon überwiegen aber auf jeden Fall die positiven Eindrücke: So konnte ich z.B. bei der Überschreitung der Rumerspitze meine Kletterfähigkeiten etwas trainieren (I. + II. Grad) und hatte danach noch eine super Hüttenübernachtung auf der Pfeishütte. Der Freiungen Höhenweg bildete einen schönen Abschluß der Woche, wenngleich ich gerade mal 10 Minuten lang am höchsten Punkt über den Wolken war und damit einen grandiosen Fernblick auf den über Nacht frisch eingeschneiten Alpenhauptkamm bei blauem Himmel hatte. Das war die Mühen wert! Mit dem sehr langen Abstieg und etwa 2 h Talhatscherei (in Gießenbach fiel mir dann auf, dass man auch dort problemlos für eine Woche hätte parken können statt in Mittenwald ...) ging dann diese schöne Tour zu Ende. Und eins stand und steht immer noch fest: Es war nicht mein letzter Ausflug ins Karwendel :-)